Enjoy your trip — Über die Zugansagen in Deutschland und in der Schweiz
Ich sitze in einem Waggon der SBB und geniesse die Aussicht auf den Walensee. Soeben wurde ich von einer freundlichen weiblichen Lautsprecherstimme in drei Sprachen aufgefordert, die Fahrt zu geniessen. Besonders sexy finde ich die britische Aussprache. Oder ist das doch Amerikanisch? „Enjoy your trip!“ wäre in den 60ern noch als eine Aufforderung zum intensiven LSD-Genuss gewertet worden.
Die perfekte Aussprache der SBB Ansagen ist einerseits ein Hörgenuss, andersseits aber auch schrecklich langweilig und nervtötend, weil es immer exakt der gleiche Wortlaut ist, den man als Vielfahrer zu hören bekommt. Vielleicht bedeutet das blaue „Lautsprecher“ Lämpchen in Schweizer Zügen, dass man sich jetzt intensiv die Ohren zuhalten soll, um die Ansage nicht erneut zu hören? Nein, dieses blaue Lämpchen ist für Gehörlose. Sie wissen nun, dass sie soeben eine Ansage verpasst haben. Oder sollten sie sich nun auf die Suche nach einem Gebärdendolmetscher machen, der den angesagten Text für sie übersetzt? Was soll dieses Signal?
Dann schon lieber die stammelnde Wortakrobatik des Deutschen Schaffners auf der ICE Strecke von Zürich nach Stuttgart. Unglaublich, wie da die Phrasen geübt wurden und das beste Schulenglisch herhalten muss, um garantiert jede Haltstation der schwäbischen Eisenbahn zunächst auf Deutsch und dann auf Englisch vorzulesen. Haben diese Schaffner eigentlich eine Werbevertrag mit einer Sprachschule? So nach der Devise: „Wenn sie nicht auch so enden wollen, dann besuchen Sie jetzt unseren Kurs!“
Die Deutschen Schaffner müssen jetzt auch nicht mehr zu irgendeiner Sprechstelle im Zug laufen und einen Hörer mit Kabel aus einem abgeschlossenen Fach kramen. Nein, seit einiger Zeit geht das kabellos, Verzeihung, „wireless“ natürlich. Mitten im Abteil, während der Fahrkartentrolle, zückt so ein Bahn-Schaffner ein Handy ähnliches Gerät, sagt kurz den nächsten Bahnhof an und setzt dann die Kontrolle fort, als sei nichts gewesen. Wow! Soviel Mobilität ist im Jahr 2007 also möglich für das Zugpersonal, an ein PWLAN für alle Fahrgäste haben sie allerdings immer noch nicht gedacht.
Es fragte mich im Zug von Chur nach Zürich der Schweizer Schaffner, der sich lieber „Kondukteur“ nennt, beim Betreten des Zugabteils: „Alle Billette vorweisen bitte“, worauf ich ihm sagte: „Alle kann ich ihnen nicht vorweisen, ich habe nur eins“. Gleich wurde ich belehrt: „Ja, das ist weil sie sind nicht allein in diesem Abteil, es gibt noch anderen Fahrgäste.“
Was war passiert? Ich versuchte eine ironischen-flapsige Bemerkung loszuwerden und geriet an den knallharten Realitätssinn des Zugbegleiters. Er dachte sich wohl: „Dieser Fahrgast hat nicht verstanden, dass er mir nicht alle Billette im Abteil vorzeigen soll, sondern nur sein persönliches, also muss ich ihm meine Aussage doch erklären.“
Ironie im Alltag, als Deutscher in der Schweiz? Ein äusserst diffiziles und risikoreiches Unterfangen, wie dieses kleine Erlebnis beweist. Vielleicht hätte ich mit einem deutlich artikulierten „ho ho ho“ zum Ausdruck bringen sollen, dass meine Bemerkung als Scherz gemeint war. Lächeln allein genügt nicht.
Hatte ich schon den Duden-Eintrag zum Kondukteur erwähnt?
Kondukteur der; -s, -e fr. conducteur zu conduire „lenken, führen“, dies aus lat. conducere>: (schweiz., sonst veraltet) [Straßen-, Eisenbahn]schaffner.
(Quelle: duden.de)
Wie so häufig bewertet der Duden ein Wort aus der Schweiz als im übrigen deutschen Sprachraum „veraltet“.
Die Deutsche Bahn ist da kreativer und entwickelt, laut Wikipedia, ständig neue Abkürzungen und Bezeichnungen für die Herren und Damen Zugführer:
Im Regionalverkehr der DB AG wird der Zugführer intern auch als Kundenbetreuer im Nahverkehr/Bahnbetrieb (KiN B) bezeichnet. Er trägt das rote Zugführer-Armband auch hier, wenn ihm Zugschaffner (KiN) zugeteilt sind. Die Kundenbetreuer im Nahverkehr sind in kleinen Gruppen zusammengefasst; deren Leiter ist der Gruppenchef (KiN C). Der KiN S ist sein Stellvertreter
(Quelle: Wikipedia)
Den nächsten KiN B oder KiN C oder KiN S werde ich gleich befragen, ob ihm all diese Abkürzungen wirklich bekannt sind. Wahrscheinlich demonstriert mir der Gefragte dann gleich die hohe Kunst des „SABVA“. Das kennen Sie nicht? Das ist die oberste Direktive für Mitarbeiter im Support, wenn sie Angesichts eines schwierigen Problems vor dem Kunden keine Lösung wissen. Es steht für „Sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit“.
Mai 10th, 2007 at 0:17
Das blinkende Lämpchen in Zügen ist für Leute mit Kopfhörern damit diese die Durchsage nicht verpassen
Mai 10th, 2007 at 5:44
das blaue lautsprechersymbol hilft mir, wenn ich die kopfhoerer in die ohren gestopft habe. so kann ich die sofort rausreissen und verpasse die durchsage nicht.
Mai 10th, 2007 at 7:31
Ich möchte doch einmal wissen, warum man immer und dauernd ironisch sein muss. Das ganze Ironisieren von allem und jedem und auch das ironisieren ist schon bald langweilig. Wer, bitte, ironisiert die Ironie?
Mai 10th, 2007 at 8:47
Besonders schön ist die Ansage „Chur“ in französisch, klingt irgendwie so „KUOAR“. Die Umschreibungen einer Störung ist besonders schön und auch die nachfolgende Salamitaktik unterhaltend. Interessant ist auch das bei einer Verspätung die Dame oder Herr „Conducteur“ sich nicht blicken lässt.
Aber grundsätzlich bin ich sehr zufrieden mit der SBB, das möchte ich betonen!
Mai 10th, 2007 at 9:12
„Was soll dieses Signal?“
Eigentlich ist es der Höhepunkt unserer Abk.-Liebe. „Jetzt haltet emol de Latz, es chunt etz e wichtigi Durchsag“ klingt irgendwie so langatmig. 😉
Aber recht hast Du, wieso ein optisches Signal um eine Audio-Ansage anzukündigen? Keine Ahnung was das soll.
Da sind die neuen S-Bahnen (denk da an die S7) mit den Bildschirmen schon viel besser: nächster Halt wird optisch angezeigt, durchgesagt und es erscheint sogar ein Pfeil auf welcher Seite das Perron ist. Schluss mit der Perronseitenmacarena! 😀
Mai 10th, 2007 at 9:23
Zur Ironie: auf eine Ironie ernst zu antworten kann auch eine Möglichkeit der Annahme eines Witzes sein…was vielleicht der Ironisierende dann nicht verstanden hat. Ich muss sagen, ich finde die Antwort des Kondukteurs witzig.
Tja, wer weiss, ich habe jedenfalls schon sehr, sehr witzige Kondukteure erlebt…es gibt natürlich auch Sauertöpfe.
Vielleicht noch zur ernsten, nicht ironische Information: die Aussage „alle Billete bitte“ bedeutet, dass er alle Billete sehen will, und nicht nur „Billete ab Olten, bitte, nächster Halt Bern“.
…man beachte das Bitte und das nette Bedanken der Kondukteure, finde ich beachtlich, wenn man denkt, dass die das den ganzen Tag tun!
Mai 10th, 2007 at 9:39
Naja, der Witz war jetzt halt auch nicht soo gut…
Mai 10th, 2007 at 9:39
@ mare
Warum Ironie? Weil Ironie eine kritische Haltung zeigt die nicht verletzen, sondern sanft auf Umgereimtheiten hinweisen will. „Bitte alle Bilette vorweisen“ beim Betreten eines Zugabteils ist Unfug, weil der Conducteur ja nicht will, dass alle Reisenden gleichzeitig ihre Fahrscheine in die Luft halten. Er möchte sie einzeln kontrollieren.
Man sollte jedoch nur Menschen gegenüber ironisch zu sein, bei denen man sicher sein kann, dass sie die Ironie auch als solche wahrnehmen. Herrn Wiese empfehle ich für die Zukunft beim Einsatz der Ironie in alltäglichen Situationen deutliche Gänsefüsschen in die Luft zu malen, wie unsere amerikanischen Mitmenschen das häufig tun.
Mai 10th, 2007 at 9:55
+Belehrmodus ein+ „Alle Billette vorWEISEN, bitte“ ist der Standardsatz für die so genannte Hauptkontrolle. Das heisst, dass hier die Fahrkarten ALLER Reisenden nochmals kontrolliert werden, auch wer diese schon einmal gezeigt hatte. Das ist nötig z.B. bei Personalwechsel oder nach grossen Bahnhöfen (wie Zürich HB, Bern, Biel oder Lausanne), wo sich der Zug normalerweise praktisch komplett leert und wieder neu füllt (also kaum Transitreisende drin bleiben). Üblicherweise hört man nämlich die Aussage „Billette ab (vorletztem Halteort) und (letztem Halteort), bitte“. Damit vereinfacht der Kondukteur den Transitreisenden das Leben. Sie müssen also nicht bei jedem Kondukteur-Durchgang das Billett und das Halbtaxabo (= übrigens 2 Dokumente!!!) zücken. +Belehmodus aus+
Kann mich jemand beraten, ob ich in Deutschland den Witz versuchen soll, auf „Noch jemand zugestiegen?“, wie das der Schaffner fragt, mal zu antworten: „ich bin nicht gestiegen, ich bin in dieses Niederflurfahrzeug ebenerdig eingetreten“. Der ganze Wagen wird sich wohl auf die Schenkel klopfen.
Gehörbehinderte Menschen, aber auch Kopfhörerträger, haben ja eben einen Vorteil, sie müssen der immer gleichen Stimme nicht zuhören. Dennoch wissen sie aber, zu welchem Zeitpunkt sie aufstehen sollten, um das Aussteigen nicht zu verpassen, vorausgesetzt, dass das ziemlich zurückrationalisierte Zugpersonal überhaupt dazukommt, die Ansage rechtzeitig auszulösen – das kann man immerhin schon seit 20 Jahren per Kopfdruck an einem Ort pro Wagen, wenn auch nicht wireless. Oben genannte Kundenkategorien merken übrigens auch nicht, wenn falsche Ansagen abgegeben werden. Und falsche Ansagen sind ja für Pendler, die ohnehin wissen, wo sie sind, die einzige Aufheiterung im Einheitssound der elektronischen Stimme.
Erheiternd für andere Reisende sind übrigens auch die Kopfhörerträger und intensivtelefonierer, die als einzige am Perron stehenbleiben, während der ganze übrige Menschenstrom, der der Bahnhof-Lautsprecherdurchsage über eine Gleisänderung zugehört hat, sich auf das richtige Gleis zubewegt. (Man gönnt sich ja sonst keinen Spass!)
Übrigens hätte ich im Strassenverkehr manchmal auch gerne ein blaues Lämpchen, wenn ich als Radfahrer einem laut „soundenden“ Autofahrer mit klingeln oder rufen meine Anwesenheit kurz vor einer Unfallsituation erfolglos mitteilen möchte.
Vielleicht könnte man in diesem Zusammenhang auch endlich eine Anstecknadel mit einer blau blinkenden LED kreieren, auf deren Plexiglasgehäuse „Achtung Witz!“ aufgedruckt ist. Die heutige Technik würde es sicher auch erlauben, diese dann wireless per Kleinstfernsteuerung in der Hosentasche auszulösen und wieder auszuschalten.
Mai 10th, 2007 at 10:28
Was mich immer noch am meisten verwundert ist eine Bahnsteig- (sorry, „Perron-„)Durchsage der Art:
„… über Dietikon, Baden, Brugg, Basel. Ohne Halt bis Dietikon.“
Jeder normale Mensch würde wohl „Nächster Halt: Dietikon“ sagen – dieses „Ohne Halt bis…“ fand ich am Anfang ziemlich gewöhnungsbedürftig. Und finde immer noch, es hört sich eher ungelenk an… Sorry, tönt eher ungelenk… 🙂
Es impliziert irgendwie, dass der Zug normalerweise dazwischen auch noch halten würde/müsste/sollte, es aber heute (um diese Uhrzeit, etc.) nicht tut.
Mai 10th, 2007 at 11:43
Ich sach nur:
Senk ju for trewweling wis Deutsche Bahn.
@Ingo:
Du hast schon richtig vermutet. Diese Durchsage wird dann gemacht, wenn auf der gleichen Strecke auch noch andere Züge fahren, die zwischendrin noch halten. Damit die Leute, die in einen solchen Ort wollen, nicht einsteigen und ihre Haltestelle vorbei rauschen sehen.
Mai 10th, 2007 at 12:57
@Tellerrand
„Ironie: sich in verstellter Redeweise äussernde geistige Haltung, die scheinbar von Tadel oder Beifall zeugt, jedoch das Gegenteil meint. Als spöttische Verstellung eher kritisch, aggressiv und auf komische Weise vernichtend; als romantische Ironie dir Fähigkeit, ’sich über alles, auch die eigene Kunst, Tugend oder Genialität zu erheben'(Schlgel)“ (zitiert O. F. Best Handbuch literarischer Fachbegriffe). Von „sanft“ ist nicht die Rede, und auch wenn es so wäre, möchte ich doch – leider bin ich hartnäckig und ironiefrei – wissen, weshalb denn der Schaffner/Kondukteur kritisch, aggressiv, vernichtend oder meinetwegen sanft auf die Ungereimtheit seines Sprüchleins hingewiesen werden muss. Und dann möchte ich wissen, wie er das, was er will, kurz, knapp und trotzdem verständlich sagen soll.
Mai 10th, 2007 at 13:39
@ JensK Chur heisst in franz. „Coire“ gesprochen „Kuar“. Das ist also keine Notlösung oder Improvisation sondern höchst offiziel. Es gibt mittlerweile sogar direkte Bahnverbindungen von Paris nach Coire.
Mai 10th, 2007 at 14:42
@ mare
Wenn ich mich zu einer Sache ironisch äussere, will ich den anderen nicht vernichten. Das will ich nämlich nie und vermutlich geht das Herrn Wiese mit dem Conducteur genauso: keine Spur von Vernichtungsgedanken, sondern nur der Versuch einen Witz zu machen.
Ist das vielleicht ein weiterer Grund, warum Deutsche in der Schweiz gerne für arrogant gehalten werden: die Ironie? Vermutlich ist in jedes Schweizers Wahrnehmungs- und Bewertungsorgan genau die von Ihnen zitierte Definition von Ironie eingebrannt und alle Warnglocken schrillen, wird auch nur ein Anflug von Ironie beim Gegenüber vermutet.
Mai 10th, 2007 at 14:49
Vielleicht ist der Witz, wenn ihn der Kondukteur ungefähr 10 Mal täglich zu hören kriegt, irgendwann nicht mehr ganz soo witzig. 😉
(Aber Ironie-Smilies im RL wären schon manchmal eine feine Sache.)
Letztes Jahr bei der WM wurden die Englischen Fans (nach dem Spiel in Stuttgart) im ICE am Frankfurter Flughafen mit den Worten verabschiedet: „We wish you a pleasant fly.“ (Wir wünschen Ihnen eine angenehme Fliege.)
Ich frage mich gerade, ob Schweizer Vampire auch erst höflich fragen, ob sie beißen dürfen und sich hinterher freundlich vielmals bedanken? Und ob man dann arrogant ist, wenn man einfach „Nö.“ sagt?
Mai 10th, 2007 at 15:04
ojeee Jens, es tut mir richtig leid ( auch ein schöner helvetismus 🙂 ) dass du dauernd auf menschen stösst, die deine witze nicht verstehen. ich wäre gerne mal dabei, um zu sehen ob es einen grund dafür gibt. wenn ich mir vorstelle, du würdest das zu mir sagen, mit einem grinsen im gesicht, dann würde ich lauthals lachen.
aber eben……humor ist nicht für alle dasselbe.
Mai 10th, 2007 at 16:40
@Romane, danke für die Aufklärung, komisch klingt es trotzdem. Es liegt aber eventuell an der Ansage die sicher mit Sprachmodulen arbeitet, so ähnlich wie ein Navigationssystem.
@Jens, an WLAN im ICE wird übrigens gearbeitet, das ist eventuell auch Schweizer Technik beteiligt. Ich kann Dir aber keine Auskunft über den Zeitplan geben.
Mai 10th, 2007 at 20:49
@JensK
Von wegen WLAN im ICE… Das wollte die Swisscom ja in der Schweiz auch mal. Angeblich seien dann aber „die Geschwindigkeiten zu hoch“ gewesen, „um ein qualitativ gutes Netz aufzubauen“. Das war im 2005. Mittlerweile haben die Techniker der Swisscom Mobile Nachhilfeunterricht an einer FH genommen. Bis Ende 2007 wollen sie nun alle 1. Klass – Wagen mit WLAN ausrüsten (und die 2. Klasse? Abgeschottet?). ( http://www.computerworld.ch/index.cfm?pid=170&pk=40815 )
Und sowas wie ein Handy für Schaffner gibt es auch hier in der Schweiz. Stichwort Ergon. „So kann das Zugpersonal beispielsweise neu auch mittels GPRS oder WLAN mit den zentralen SBB-Systemen sowie unter sich verbunden werden oder jederzeit auf Online-Daten wie z.B. die Abonnenten-Datenbank zugreifen.“
Mai 10th, 2007 at 22:03
An Schnägge
Zum „pleasant fly“: Da fällt mir wieder die wirklich erlebte Situation ein, als Amerikaner (also Leute für die Englisch keine Fremdsprache sein sollte) im Bahnhof-Auskunftsbüro fragten, „how lon is the train?“ und darauf prompt die höfliche Antwort erhielten: „This train will be about 300 meters long. But you are probably talking about the TRAIN-RIDE?“
Amerikanern kann man es ja nachsehen. Dia haben je nach Wohnort wirklich ein ganzes Leben lang nie die Gelegenheit, auf Ihren Kontinent den Zug zu nehmen. Und dann hackt da einer, der Englisch in der Schule lernen musste, so spitzfindig auf unüblichen Wörtern wie Zuglänge und Länge/Dauer der Zugfahrt herum.
Mai 10th, 2007 at 23:25
Da fällt mir auch wieder die lustige Konversation ein bei welcher ein englisch sprechender Zuggast kurz vor Zürich HB einen mitreisenden Schweizer fragte wohin denn der Zug weiterführe (… er hat nicht gewusst das beim blauen Signal der I-Pod auf Pause zu schalten ist *g* ). Die darauf folgende Antwort werde ich wahrscheinlich nie vergessen. Ebenso das lustige Gesicht des Englischsprenchendem. Ihm wurde nämlich folgendes gesagt:
„Dis träin continius tu Spiäz, Interlaken and börn“ für alle die das nicht verstehen, hier die englische Fassung:
„This train continues to Spiez, Interlaken and burn“
Topic: Vielleicht war der Kondukteur aber auch einfach bei schlechter Laune , wie ~ 49% der restlichen Angestellten der SBB…
http://dev.plw.bern.xwave.ch/de/news/index.php?page=story_inhalt&story_id=7686517
Loben muss man aber das Weltweit dichteste Bahnnetz der Schweiz und die Pünktlichkeit. Nach den Zügen kann man die Uhr stellen. Denn nur schon 3min Verspätung werden in der Info angezeigt.
Und natürlich die einheitliche Regelung. Wer kennt das GA? http://mct.sbb.ch/mct/reisemarkt/abonnemente/ga.htm
Mai 11th, 2007 at 2:16
@Romane
«Es gibt mittlerweile sogar direkte Bahnverbindungen von Paris nach Coire»
Genau ein Zugspaar gibts noch bis zum «kleinen» Fahrplanwechsel am 10. Juni, ein Nachtzug jeweils, Paris-Est ab 22:43h – Chur an 7.52h, zum letzten Mal in der Nacht 8./9. Juni. In der anderen Richtung, Chur ab 21.13h – Paris-Est an 8.08h, zum letzten Mal in der Nacht 9./10. Juni. Danach fährt zwischen Paris und Basel, bzw. Zürich der TGV, die Nachtverbindung wird ersatzlos gestrichen.
@JensK
Sprachmodule ja… All die Durchsagen in den Bahnhöfen werden durch das digitale Sprachansagesystem oder abgekürzt «Dispras» gesteuert und ausgegeben. Es basiert auf ganzen Sätzen, Satzteilen und Worten, die alle von einer Dame (bzw. deren fünf – dt, frz, ital, engl, span) aus Fleisch und Blut gesprochen und aufgezeichnet wurden. Diese Textbausteine werden nach Bedarf mit einem Computerprogramm zusammengestellt und ergänzt. Die Bahnhofsnamen wurden alle einzeln und in jeweils drei Varianten – Satzbeginn, Satzmitte, Satzende – gesprochen.
Und all jenen Vielfahrern, die diese Stimme und die immergleichen Sätze nicht mehr hören können, sei gesagt, dass noch im Jahr 2007 in den Bahnhöfen eine neue Stimme mit neuen Sätzen Einzug halten wird.
Hier eine kleine Kostprobe: http://mct.sbb.ch/mct/ueber_uns/ci-cd/ci-cd_stimme.htm
@fdw
..«sowas wie ein Handy für Schaffner»..
Gibts tatsächlich, nennt sich GSM-R (R für Railway), Handymodell Sagem irgendwas… Lokführer, Zugbegleiter und Fahrdienstleiter – äh Zugverkehrsleiter – kommunizieren heute per GSM-R miteinander.
Der wichtigste Unterschied zum gewöhnlichen GSM-Netz ist die funktionale Identifikation; dh. ich als Fahrdienstleiterin muss nicht die Handy-Nummer eines Lokführers oder Zugchefs wissen sondern kann diese unter der Zugnummer erreichen. Umgekehrt müssen Lf und Zp nicht wissen welches Fernsteuerzentrum oder welche Betriebsleitzentrale jetzt gerade für den von ihrem Zug befahrenen Streckenabschnitt zuständig ist. Sie brauchen nur einen vierstelligen «Code» eintippen, und dank der, im Vergleich zu Swisscom usw, viel kleineren Zellen, weiss das Netz selbst wohin der Anruf geleitet werden muss.
Gleichzeitig ist GSM-R die Voraussetzung für das Zugsicherungssystem
European Train Control System (ETCS) Level 2 (auf der NBS Olten-Bern und im LBT Lötschbergbasistunnel).
Wer noch mehr Infos braucht… http://mct.sbb.ch/mct/telecom-gsm-r_broschuere.pdf
Das andere Gerät das du ansprichst, das von der Firma Ergon, wär dann dieses hier… http://www.ergon.ch/doc/Referenz_sbb_de.pdf
So und nun genug belehrt und getüpflischiissert, «Die SBB wünscht Ihnen eine angenehme Reise» 😉
Mai 11th, 2007 at 10:17
@ stony
Das ist aber schade. Ich war mal per Railtour in Paris und wollte spät Abends wieder nach Hause. Das war natürlich der absolute Hammer zu sehen das es ab Paris eine direkte Verbindung gibt. Naja tempi passati wie es scheint.
Aber mit der Porta Alpina sind wir ja dann wieder ideal an die Aussenwelt angeschlossen 😉
Es lebe der Föderalismus! Ein weiteres Millionengrab dem Frieden zu Wille!
Mai 11th, 2007 at 12:32
We don’t have any problem to understand Anglo-saxon irony here in Switzerland, but with German irony we actually do have a problem. Maybe ist’s because of the „military“ tonality in which the German irony is presented.
[Ironie mit „military tonality“, ist es das nicht genau so ein schönes Paradoxon wie „military intelligence“? Wer hat je ironische Militärs gesehen …]
Mai 11th, 2007 at 20:21
Das mit den guten Englischkenntnissen bei der Deutschen Bahn kenne ich auch.
„The train to Dortmund leaves at sixteen threeteen.“ Um 16.13 Uhr, alles klar. 😉
Mai 12th, 2007 at 0:23
Jens, deine Ironie ist einfach schlecht. Im Nachtzug um 2400 Uhr alleine im Waggon wäre der Spruch garantiert mit einem Lächeln quittiert worden aber hier? Es erinnert mich an deinen kürzlich beschriebenen Versuch im Pendlerverkehr am frühen Morgen. Das hat nichts mit fehlendem Ironiesinn der Schweizer zu tun, sondern – äxgüsi – du warst weder witzig noch ironisch. Hoffe, du trägst das mit Fassung. 🙂
[Antwort Admin: Ich sass allein im Abteil, dachte ich, es kam der Schaffner mit der Aufforderung „Alle Billette vorweisen bitte …“ .
Nun, ich hatte nicht alle aber eins. Das habe ich trocken geäussert. Es war weder als grosser Kalauer geplant, noch als Abteil-Brüller. Es kam einfach so von allein…. die Fortsetzung ist bekannt. Erst dann merkte ich, dass da noch jemand zwei Reihen hinter mir sass, weswegen die Aufforderung also berechtigt war. ]
Mai 12th, 2007 at 12:53
Es ist nicht so, dass Schweizer keine Ironie verstehen, sie verstehen bloss keine klugscheisserischen Ruhrpott-Scherze.
Ausserdem scheint mir die Ansage „Alle Billette vorweisen bitte“ wesentlich verständlicher und klarer als in der Deutschen Bahn, wo die Schaffner kryptisch „Personalwechsel!“ durch den Wagen rufen.
[Anmerkung Admin: Wow, „klugscheisserische Ruhrpott-Scherze“! Heh, es ist mir einfach so rausgerutsch, weder als Mega-Gag geplant, noch als grosser Geistesblitz. Aber ich merke mal wieder, wie gut wir uns doch verstehen … ]
Mai 12th, 2007 at 13:31
Ich liebe die Ansage der DB in München: “ Dieser Zug endet hier“. Es erinnert mich immer so an „verenden“ – und vor meinem geistigen Auge bricht ein röchelnder Zug tot auf dem Gleis zusammen.
Und wie ein Zug „enden“ soll, weiss ich wirklich nicht. Der Zug (die Zugskomposition, um genau zu sein) endet meines Wissens beim letzten Wagen und das macht er während der ganzen Reise. Der Zug endet also ununterbrochen, nicht erst in München.
Dass der Zug erst an einem Bahnhof (ver) endet, das finde lustig und unglaublich unlogisch.
Trotzdem verstehen wir es alle: Die Passagiere steigen immer aus.
Mai 12th, 2007 at 15:37
ok, ich gebe zu es ist sehr trockener Witz. Aber keine Ironie.
Mai 12th, 2007 at 20:26
@Marischi
Zug kann zweierlei meinen, mal ist es die Triebmaschine mitsamt den Wagons und mal ist es der Vorgang des Ziehens. Deshalb kann es auch sein, dass man in einem Zug eine Mass austrinken kannn, obwohl man zur selben Zeit in einer riesigen, wunderschönen Wiese sitzt. 😉
Mit dem Zug, der im Münchner Bahnhof endet ist also die Aktion des Ziehens gemeint und nicht das ziehende/gezogene Objekt.
Mai 13th, 2007 at 20:16
@ Phipu
Zugestiegen:
Der Witz (wenn er einer sein sollte), wäre leider ein Blindgänger
Mai 14th, 2007 at 14:37
An Aquado
Aha, dann könnte man also durchaus Parallelen zum Alle-Billette-Witz ziehen, wie das z.B. in diesem Kommentar zum Ausdruck kommt:
http://www.blogwiese.ch/archives/582#comment-85863
Danke (auch im Namen aller Mitleser) dass ich somit nicht in den Fettnapf steigen – äh, treten muss.
Mai 14th, 2007 at 15:02
Auch ein leider unterwegs verstorbener Zugswitz, gescheitert an Sprachschwierigkeiten:
Ich lief, spätabends, im fahrenden Zug zwischen Zürich und Olten auf der oberen Etage in einem Doppelstockzug nach vorne. In einem der Wagen sassen sich zwei Kondukteuren an einem Tischchen gegenüber und zählten Geld. Im Vorbeigehen sagte ich (grinsend): „Wenn dr de fertig sit, chöit er mers de füre i nächscht Wage bringe.“ Die beiden schauten mich an, als ob ich ihnen einen „ugattlige“ Antrag gemacht hätte. Ich wiederholte meine Aufforderung. Da riss sich der eine zusammen und fragte verwirrt „Wie bitte?“. Ich winkte lachend ab und lief weiter. Mit deutschen Schaffnern hatte ich in diesem Zug nicht gerechnet. Wenn ich versucht hätte, den Witz zu übersetzen, hätten sie mich vielleicht noch ernst genommen.
Mai 14th, 2007 at 20:05
@Marischi: Bei „dieser Zug endet hier“ denke ich immer, das muß aber ein langer Zug sein, wenn er bis hier reicht. Ok, ist völlig unlogisch und kindisch, aber es amüsiert mich halt. Deine Interpretation als verendenden Zug ist aber auch witzig, ich werd sie mir merken!
Auf der Strecke Zürich-Bülach-Schaffhausen im ICE oder Cisalpino ist es immer wieder lustig, wenn das Personal mal aus dem einen und mal aus dem andern Land kommt und daher ganz verschiedene Floskeln benutzt. Da merkt man erst, daß es eigentlich immer Floskeln sind, auch wenn man die „einheimischen“ normalerweise nicht mehr als solche wahrnimmt. Rührend finde ich auch, wenn der deutsche Zugchef sich bei der Abfahrt in Zürich mit Namen vorstellt und im Namen des Teams und der SBB und der DB etc. alle Passagiere zu der Fahrt herzlich willkommen heißt und auf alle möglichen Umstände und Annehmlichkeiten aufmerksam macht undsoweiterundsofort und so eine halbe Rede entsteht. Irgendwie fühle ich mich dann als Fahrgast richtig wohlig umsorgt und verhätschelt; das geschieht mir bei den Schweizer Fernverkehrszügen mit den automatisierten Ansagen nie…
Mai 19th, 2007 at 14:45
Bei der SBB-Durchsage „Das Zugteam verabschiedet sich von Ihnen…“ stelle ich mir jeweils eben dieses Zugteam vor, schwitzend, vor den Waggons eingespannt – war da vorhin nicht eine Lok?
Mai 24th, 2007 at 22:12
Alle meine Billette habe ich auch schon vorgewiesen. Das kam nicht gut an. Der Kondukteur ist eine Respektsperson mit dem Charisma eines Fouriers, kein Pausenclown.
Mai 27th, 2007 at 9:38
Habe gerade gesehen, dass dieser Beitrag über die Zugansagen in der Schweiz handelt. Wir haben eine kleine Webseite erstellt, auf welcher Bahnfans Zugansagen hoch – und downloaden können!