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Matur, Matura, Abitur und eine Reifeprüfung

  • The Graduate ist kein Abitur sondern ein Film
  • Der wunderbare amerikanische Filmklassiker „The Graduate“ kam in Deutschland 1967 als „Die Reifeprüfung“ in die Kinos. Das ist jetzt 40 Jahre her, und der Hauptdarsteller Dustin Hoffmann ist immer noch auf der Leinwand zu sehen, zuletzt 2006 in der opulenten Verfilmung von „Das Parfum“. Nebenbei bemerkt ist das wahrscheinlich für so manchen Deutschen Jugendlichen der einzige Roman bzw. die einzige „Ganzschrift“, die er komplett gelesen hat, denn das Werk steht in vielen Bundesländern auf der Leseliste für die 10. Klasse. Nach dem Motto: Wenn die Jugendlichen sowieso nie wieder etwas lesen werden in ihrem Leben, dann sollen sie zumindest einmal ein gutes und spannendes Buch geniessen dürfen. Doch leider geht das nicht ohne die übliche Analyse, das ausgiebige Zerpflücken des Stoffes und der Handlung. Heerscharen von arbeitslosen Germanisten haben bereits ganze Arbeit geleistet bei der Erstellung von „Sekundärliteratur“, die sich kurz vor der Prüfung verkauft wie warme Semmel.

  • Früher Homo faber, heute das Parfum
  • Vor 16 Jahren galt noch Max Frisch Roman „Homo faber“ als das übliche und meist gelesenste Werk für die 11. Klasse am Gymnasium. Wer selbst dieses dünne Buch nicht schaffte, der konnte immerhin noch auf die Verfilmung von Volker Schlöndorff zurückgreifen und sich dabei wie der Romanheld in Julie Delpy vergucken. Von Helvetismen ist in dem Roman wenig zu spüren. Er ist auch 10 Jahre älter als „The Graduate“ und wurde wahrscheinlich von den Deutschen Lektoren gründlich auf Standard-Hochdeutsch getrimmt worden. Als Folge dieser 11. Klasse-Lektüre werden Jahr für Jahr etliche Hausarbeiten zum Thema „Die Frauenfiguren in Homo Faber“ in Proseminare zur Neuen Deutschen Literaturwissenschaft erstellt. Die vergammeln dann im Schrank des Literaturprofessors, gleich neben den Arbeiten zu Camus „La Peste“, dem zweiten Klassiker der Schullektüre.

  • Schweizer machen kein Abitur sondern Matur
  • Das Deutsche Abitur heisst in Wirklichkeit und auf Beamtendeutsch „Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife“. Die Schweizer haben es da kürzer mit der „Matura“ oder besser noch, „die Matur“. Das Wort findet sich bei Google-CH 75.000 Mal in dieser Kurzfassung und 188.000 Mal in der Langfassung mit dem „a“ am Ende. Was es bedeutet? „Reifeprüfung“, was sonst.

  • Maturaarbeit über die Deutschen in der Schweiz
  • Während in Deutschland die Abiturienten bis zu den letzten Prüfungen viel Zeit zum Lernen haben, müssen sie in der Schweiz noch eine Arbeit abliefern, die „Maturaarbeit“ mit zwei hübschen Vokalen in der Mitte, weswegen sie oft auch „Matura-Arbeit“ geschrieben wird. Uns schrieb ein Schüler aus Baden:

    Mein Name ist Philipp und ich schreibe zusammen mit einer Mitschülerin meine Maturarbeit an der Kantonsschule Baden über das Thema „Die Deutschen kommen! – Deutsche in der Schweiz“. Wir untersuchen dabei die geschichtlichen Hintergründe, die zu dieser oft bemerkbaren „Hassliebe“ zwischen Deutschen und Schweizern führten, aber natürlich auch andere wichtige Bereiche wie beispielsweise die Sprachunterschiede. Die gesammelten Ergebnisse werden wir dann in einem Dossier zusammenfassen und als Produkt eine Radiosendung erstellen, die wir nach Möglichkeit vielleicht sogar senden können.
    (…) . Ich wollte Sie nun fragen ob es Ihnen wohl möglich wäre, ein Interview per E-Mail durchzuführen. Ich habe im Anhang eine Worddatei angefügt mit einigen Fragen die uns bei der Arbeit weiterhelfen werden.
    (Quelle: private Elektropost)

  • Bitte den Fragebogen herunterladen und ausfüllen
  • Damit Philipp ein paar Antworten für sein Arbeit zusammenbekommt, hier also unser Aufruf an alle Deutschen in der Schweiz, sich diesen Fragebogen hier herunterzuladen, auszufüllen und per Email an firefred@bluewin.ch zu schicken. Die Ergebnisse werden selbstverständlich auch hier auf der Blogwiese veröffentlicht.
    Vielen Dank für die Mithilfe!!!

    

    17 Responses to “Matur, Matura, Abitur und eine Reifeprüfung”

    1. Selma Says:

      Na endlich mal wieder etwas gescheites, nach dem Ingomar-Geschwafel und Diskussionen darüber, ob wir nicht alle letztendlich von Adam und Eva abstammen. Danke.

      Ich kann leider nicht mitmachen, da meine Eltern bereits das Auswandern für mich übernommen haben. An dieser Stelle aber viel Erfolg mit der Arbeit an Philipp!

      Und etwas muss ich als Sozialpsychologin nun doch mal loswerden (an all die Deutschen, die die Darstellung der historischen „Tatsachen“ des Königs gelobt haben): Gruppen und Gruppenzugehörigkeit lassen sich nur zum Teil durch objektive Kriterien definieren. Menschen haben nun mal nicht nur einen Pass, eine Hautfarbe, bestimmte Ahnen, etc., sondern viele subjektive Kognitionen, die genauso Realität sind. Schweizer fühlen sich nicht als Deutsche. Das langt vollkommen als Abgrenzung, ohne dass man nach „objektiven“ Kriterien sucht, warum das nicht sein kann, darf, soll.

    2. neuromat Says:

      Endlich das Thema: Sex! Das war knapp, beinahe hätte ich geschrieben. Endlich Sex: das Thema.

      Lieber Matoraner, Deine Fragen werde ich später noch beantworten, aber zunächst stehen hier gleich die ganzen Beiträge mit ja genau, das mussten wir damals auch, unser Thema war noch wie viele Pfeile kannst Du innerhalb von dreissig Sekunden mit einer Armbrust abschiessen und macht es einen Unterschied, ob der Mathe oder Deutsch(!)-Lehrer das Ziel ist. Dann die obligatorischen, Lieber Herr Wiese, Sie Irrer, äh, Sie irren, die Maturaarbeit müssen Sie auch nach definitivem Abschluss der Primar und vorgängig des Kindi erledigen, nur das diese dann nicht so heisst (manchmal frage ich mich, warum Sie das nach all den Jahren noch nicht begriffen haben, was machen Sie den ganzen Tag hier)

      Nein. vorher noch ein paar ganz andere Hinweise: Ja, ich erinnere mich genau. Auch wir hatten in D solche Arbeiten, nachdem die Früh 68er auf uns los gelassen wurden. Aber Philipp, was für ein Thema habt Ihr (Hamburger Sie, an deutschen Gimis üblich) )euch da ausgesucht. Purer Masochismus, warum wollt Ihr so viele Deutsche kennen lernen. Wir schrieben damals über die Arbeitsbedingungen so eben volljähriger Prostituierter in einer mittleren Kleinstadt, eine andere Gruppe untersuchte, ob es Unterschiede in der sportlichen Leistungsbereitschaft gab für den Fall, dass der Schwimmunterricht unbekleidet durchgeführt wurde – die konnten damals nachweisen, dass die nackten schneller waren, als die mit dem Konfirmandenanzug. Das wär doch was, oder.

    3. Peter aber nicht DER Peter Says:

      In Österreich ist ebenfalls nur das Wort Matura gebräulich. Matur sieht nach Tippfehler (a vergessen) aus und Abitur wird einfach nicht verwendet.
      Bin froh dass ich meine Matura schon lange hinter mich gebracht habe. Zuerst die ganzen Maturaarbeiten (ich kann mich erinnern an das englische Parlament, der Mitraskult in der Römerzeit in Österreich, und Flechten als Gradmesser der Umwelt), dann der mündliche + schriftliche Prüfungsstress. Mündlich bei uns nach wie vor im Anzug und das bei Mörderhitze: durfte im Schwerpunktfach Biologie mit Anzug (! tss!) einen Fisch sezieren…edel edel…aber eigentlich ziemlich doof sich wegen der Prüfungskommission (sind bei uns Lehrer aus der eigenen Schule plus Vorstzender der Prüfung kommt von einem anderen Gymnasium, also ca. 10 Lehrer am Pult) sich so in Schale werfen zu müssen.

      Schönen Tag und denen, die die Matur(a) noch vor sich haben: viel Erfolg!
      Peter

    4. Simone Says:

      Wenn sich schon aufgestellte junge Leute mit den Deutsch-Schweizerischen Beziehungen auseinandersetzen, kommt einiges in Bewegung. So etwas kann man nur unterstützen.

    5. Frank Says:

      „Haben Sie das Schweizerdeutsche übernommen oder sprechen sie noch mehrheitlich Hochdeutsch?“

      Lustiges Kerlchen.

    6. Simone Says:

      @Selma:
      Schweizer sollen sich auch nicht als Deutsche fühlen, sondern sich nur ein wenig toleranter verhalten. Die jüngsten Medienkampagnen finde ich nur noch peinlich und total daneben. Von daher gefällt mir die Auseinandersetzung des Aristokraten, die zeigt, wie sinnlos solche Aufstände sind.

    7. Thomas W. Says:

      @Selma: Klar, Gruppen grenzen sich halt irrational ab, das muss man einfach so akzeptieren. So wie sich im Dritten Reich die Mehrzahl der Deutschen als Arier definierten und andere Deutsche nicht dabei haben wollte. Ist okay so, sollte nicht hinterfragt werden, erst recht nicht mit rationalen Argumenten. Denn so ist das halt. Und warum sollten nicht auch die Schweizer das Recht haben, sich als was besseres zu fühlen. Zumal sogar besser als die einst so genannte „Herrenrasse“.

      Die Schweizer wären dann sogar die Übermenschen per se, wenn nicht sogar gleich „Überdeutsche“.

      Und bessere Europäer sind sie allemal, wie ich aus anderen Postings von Schweizern in diesem Blog erfahren durfte. So gute Europäer sogar, dass man gar nicht erst in der EU sein muss – denn wahre Europäer machen nicht mit bei diesem EU-Quatsch.

      Aber wie liest man hier in Minga (München) auf so manchem Aufkleber: „It is nice to be a Preiss, it is higher to be a Bayer.“ Sind also auch verkappte Schweizer, diese Bayern…

    8. Tellerrand Says:

      @ Selma

      Ich glaube weniger, dass sich Deutsch-Schweizer nicht als Deutsche fühlen (wie man sich als Deutscher „fühlt“, weiss ich z.B. erst, seit ich in der Schweiz lebe). Deutsch-Schweizer wollen anscheinend vor allem anderen auf gar keinen Fall mit Deutschen verwechselt werden. So bekommt der Begriff der Willensnation eine schöne neue – und noch dazu abgrenzende – Bedeutung 😉

    9. Der stahlzarte Teutone Says:

      Immer wieder diese neckischen schweizer Komplexe gegenüber uns Deutschen (wo doch da alles so doof ist). Sehr verwunderlich. Hey Ihr müsst Euch die Vorteile Eurer grossartigen, europäischen Nation immer wieder vor Augen halten, dann klappt das schon:
      1) Hier ist alles so schön sauber
      2) Grosse Literatur wurde hier erdichtet (z.B. Heidi)
      3) Cäser schrieb schon im bello gallico, dass die schweizer Alpenstämme ganz schön tapfer waren und nur noch einmal darin übertroffen wurden
      4) Ihr habt die Tunnels
      5) Calvin ist einer der 100 wichtigsten Menschen aller Zeiten
      6) DJ Bobo wird den Eurovision Songcontest gewinnen
      7) Ihr werdet Europameister (…im Schwingen? Nein, im Fussball)
      8) Ihr könnt schwätze und keiner versteht’s
      9) Ihr könnt deutsche Äcker wegpachten
      10) Appenzeller Käse und Rösti
      11) Und: Ihr seid besser als Österreich
      12) Paola und Kurt Felix verstehen Spass
      13) Ihr habt den schönsten Popo Italiens
      14) Alles hier ist so urig, knuddelig, süss und schnuckelig
      15) Ihr seid nicht arrogant
      16) Wir Deutschen wollen unbedingt von Euch gemocht, geliebt und geherzelt werden (alle, jeder, ohne Ausnahme)
      17) Ihr habt Fränklis
      18) Alle Deutschen in Deutschland beschäftigen sich nur mit der Schweiz
      19) Ihr habt Jonny Halliday den Franzosen geklaut
      20) Emil (Satire pur)
      21) Legendäre Bereitschaft zur Landesverteidigung im zweiten Weltkrieg
      Ich könnte stundenlang so weiter machen. Man kann da nur bewundernd staunen.
      Also Kopf hoch, Ihr seid die Besten. Bekennt Euch endlich dazu. Und an uns Deutsche: Klappe halten, stillgestanden und heim ins Reich

    10. Tobi Says:

      Ich bin gespannt auf die Auswertung von Philipp. 😉

    11. Romeo Says:

      @ er stahlzarte Teutone

      Sarko holt den Halliday Heim ins Reich, vivre la grand nation

    12. Selma Says:

      @Simone: Seit wann nehmen gebildete Menschen ernst, was der Blick schreibt? Wenn auf der Blogwiese gepostet wird, werden sich die Blogleser mindestens indirekt angesprochen fühlen. Des Aristokraten Ausführungen schienen also eher auf die Blogleser als auf den Blick abzuzielen (sonst hätte er ja gleich dem Ringierverlag schreiben können). Und dass der Blick die Meinung der Mehrheit der Blogwieseleser und -poster vertritt, wäre noch zu beweisen. Vielleicht steht es in irgendwelchen Geschichtsbüchern?

      @Thomas W: Wie kommst Du darauf, dass „die Schweizer“ sich als etwas besseres fühlen? Weil das der eine oder andere Blogwieseleser schreibt? Da sind wir doch schon wieder mitten im Thema der Verallgemeinerungen. Oder der selektiven Wahrnehmung. Vielleicht sollte Philipp ein Inhaltsanalyse dieses Blogs machen; da braucht er gar kein zusätzliches Material.

      @Tellerrand: Vielleicht sollten wir es wie die Kanadier machen: Die wollen nicht mit den Amis verwechselt werden und tragen zumindest ausserhalb ihres Landes immer irgendwo sichtbar eine Kanadaflagge – auf dem Rucksack, auf einem „Tschäber“, oder sonst wo 😉

    13. Simone Says:

      @Selma:
      Leider beschränken sich die Hetzkampagnen nicht nur auf den BLICK und die zugehörigen Leser. Klar, Leute mit etwas mehr Weitblick über den BLICK hinaus halten sich da eher zurück. Allerdings habe ich diskriminierende Äusserungen auch schon von Leuten gehört, die es eigentlich besser wissen sollten.

    14. Ostwestfale Says:

      @Selma
      Nach Beginn des Irakkriegs, als die Popularität der Amis noch einmal drastisch nach unten ging, wurden in Kanada tatsächlich sogar spezielle Sets angeboten, mit deren Inhalt sich Kanadier im Ausland gegenüber den Einheimischen als Kanadier kennzeichnen konnten. Diese Sets waren nicht als Joke gemeint und wurden von vielen Kanadiern dankbar angenommen. Die meisten Sets sollen dabei angeblich nicht nach Kanada gegangen, sondern in die USA verkauft worden sein, hihi. 😉

    15. Lieschen Müller Says:

      Ich bräuchte da noch ein bisschen Hilfe in dem Punkt hier. Mir fällt bei dem Punkt nicht so viel ein. Meine bisherige Antwort kopiere ich rein.

      Frage: Was für Vorteile bietet Ihnen die Schweiz im Gegensatz zu D? (Polit./Wirt….)

      o höhere Nettoeinkommen (Auswirkungen auf die Rente und das Leben im Alter),
      o die niedrige Mehrwertsteuer, die zu weiteren Preisvorteilen bei Importen im Grenzverkehr sorgen,
      o die viel bessere Lage am Arbeitsmarkt, die mich persönlich aber nur bedingt oder potentiell betrifft,
      o kürzere Ausbildungszeiten,
      o die günstige geografische Lage im Herzen Europas und die damit im Schnitt kürzeren Reisewege für Leute, die viel reisen, Skigebiete vor der Tür,
      o leichterer Zugang zu mediterraner Lebensart im allgemeinen (italienische Lebensmittel, Sprache, viele Kontaktmöglichkeiten),
      o Sicherheit, Sauberkeit, intakte Natur etc. kann man so pauschal NICHT als Vorteil nennen, das es örtliche Unterschiede sowohl auf der einen als auf der anderen Seite gibt.

      Ich kenne zwar noch eine ganze Latte von anderen Punkten, die einem Schweizer sofort einfallen würden. Die meisten ordne ich aber unter kollektivem Selbstbeschiss ein. Wie steht es mit den Deutschen? Hat noch jemand etwas wichtiges?

    16. Carlos Says:

      Ja, mir fällt noch etwas aus der Rubrik Alltag ein: Mietwohnungen sind im Allgemeinen komplett mit Küche ausgestattet. D.h. die deutsche Unsitte, die Küche mitzügeln zu müssen oder eine neue einzubauen, gibt es in der Schweiz nicht.

      [Anmerkung Admin: Siehe den Artikel auf der Blogwiese http://www.blogwiese.ch/archives/24 ]

    17. Lieschen Müller Says:

      In diesen harten Zeiten für den Schweizer Nationalstolz (DJ Bobo, Federer, Hockey gegen Kanada, Ingomar König) will ich das gelten lassen, obwohl ich in Deutschland bei drei von vier Umzügen in eine Wohnung mit kompletter Küchenausstattung gezogen bin. Sogar eine Toilette hatt es drin, musste ich nicht noch extra einbauen (lassen).

      Diesen Luxus kann man aber wohl in Deutschland nicht, wie in der Schweiz, als immer und ewig gegeben ansehen. Natürlich fehlen auch die Einbauschränke (Chäschte) im Korridor grösstenteils. Und Lampen und Leuchten sind in Deutschland in der Regel auch keine vorhanden. Nein, nein, das stimmt schon: Wohnungen sind in der Schweiz tiptop. Ausser die in den alten Häusern, die mit den unvorteilhaften Grundrissen, und die erschwinglichen. Aber wo gibt es die schon noch? Die alten meine ich.

      Mir fällt bei der (Wasch-)Küchenausstattung in der Schweiz übrigens ein Quasimonopol für eine gewisse Schweizer Firma mit kurzem Namen auf, mit deren Küchengeräten sogar eine Martina Hingis es zustande bringt, ein paar Eier so hart zu kochen, dass sie sie mit dem Schläger köpfen kann.

      Waschmaschine braucht man normalerweise auch keine zu haben, obige Firma hat schon eine oder mehrere in den Keller geliefert. Da kann man dann zwar oft nicht waschen wann man will, aber soviel Disziplin muss halt sein, wenn man diese Wunderwerke Schweizer Hochtechnolgie nicht nur im Dunkeln zärtlich streicheln möchte, sondern auch mal richtig derb und schmutzig rannehmen will.

      Ich habe mich übrigens einmal beim Reinigen des Ofens so ungeschickt auf die Glasscheibe der Ofentüre gestützt, dass sie in viele kleine Stücke zersprang. Bei der Ersatzteilbeschaffung rief ich also ebendiese Firma an (gab ihr also gewissermassen ein Telefon) und musste feststellen, dass die doch tatsächlich eine Datenbank aller Geräte samt zugehöriger Einbauorte haben und sich vehement weigerten, das Teil direkt an mich anstatt an die Liegenschaftsverwaltung zu versenden.

      Schlussendlich haben sie es dann doch getan, war auch verhältnismässig günstig. 30 Franken oder so. Die Liegenschaftsverwaltung hätte die Scheibe vielleicht sogar kostenlos bekommen, wie bei einer lebenslange Mobilitätsgarantie Swiss Assistance, wer weiss. Aber ein Gefühl von big brother is watching you hatte ich dann schon.

      Ach ja, die Monopole! Klar, wozu andere Geräte/Versicherungen/ Telefondienstleistungen haben, wenn die, die man hat, doch absolut funktional und zufrieden stellend sind. Keine Frage, so ein Monopol macht das Leben schon einfacher. Da weiss man, was man hat und was man bekommt. Beneidenswert. In Deutschland muss man sich da ja wirklich immer einen Kopf machen, die ganze Zeit nach günstigen Angeboten suchen, im Laden ständig um den Rabatt feilschen. Ist doch echt voll peinlich und stressig!

      Aber so sind sie halt unsere Deutschen: keine Einbauküche in der Wohnung, aber immer einen auf „geiz ist geil“ machen.