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Koedukation Nein Danke — Wo Männlein und Weiblein in der Schweiz getrennt bleiben

  • CEVI steht für C.V.J.M in der Schweiz
  • Die Schweizer Version des „Christlichen Vereins Junger Menschen“, kurz C.V.J.M (früher stand das M übrigens wahlweise für „Männer“ oder „Mädchen“) heisst CEVI.

    Die Cevi ist eine christliche Jugendorganisation in der Schweiz, der Reformierten Kirchen nahestehend (in der Schweiz gibt es keine Protestanten, sondern nur „Reformierte“, die gehen nicht auf Martin Luther sondern auf Huldrych Zwingli in Zürich und Johannes Calvin in Genf zurück gehen).

    Uns ist die Cevi kurz nach unserer Ankunft in der Schweiz besonders dadurch aufgefallen, dass hier christliche Jugendarbeit strikt für Jungen und Mädchen getrennt angeboten wird. Die Erkenntnisse der „Koedukation„, der gemeinsamen Aufzucht und Pflege von Mädchen und Buben, sind also noch nicht bis in diesen Bereich vorgedrungen. Egal, unsere Tochter fand es cool, nur mit „Maidlis“ ohne Buben die Samstagnachmittage beim Feuermachen im Wald (immer auf der Flucht vor dem Förster), beim Singen und Spielen zu verbringen. Buben stören nur, und ausserdem haben die ja ihre eigenen Gruppen.

  • Cevi: Jugendarbeit streng auf Schwyzerdütsch.
  • Die Cevi brilliert dadurch, dass sie neben der christlicher Jugendmission auch die Förderung der Schweizerdeutschen Schriftsprache zu ihrem Programm gemacht hat. So lasen wir auf der Webseite folgenden Hinweis für die samstägliche Cevi-Versammlung, was die Mädchen mitbringen sollen:

    „Z’Trinke, dem Wetter angepasste Kleider (mir sind de ganzi Namittag verusse), gute Laune“

    Ganz verrusst kehren sie heim. Oder wir lasen auf einem Anschlag:

    „Mitnehmen: gueti Luune, verschiedeni (exotischi) Früt, Sunnehuet, wenn Ihr eini Händ, e Sunnebülle“

    Neben dieser Geheimsprache werden auch eigene Codenamen gepflegt, die Leiterinnen heissen:

    Astraea, Caballo, Chili, Coccinella, Hakuna, Maña, Mikado, Mint, Pistache, Patchanga, Hilari, Nanuk, Ocoña, Simea, Tupf, Kobold, Yoyo, Purzel, Tsunami , Twist, Lucciola, Luna. (Quelle)

    Klingt zum Teil richtig lecker: Chili, Mint und Pistache, ob das alles „exotischi Früt“ sind? Früher war auch noch „Curry“ dabei, aber das ist jetzt vorbei.

  • Pfadis, Blauring und die Jungwacht
  • Die Cevi ist bei weitem nicht die einzige christliche Jugendorganisation in der Schweiz. Es konkurrieren ausserdem noch die Pfadfinder „Pfadi“, der „Blauring“, der nichts mit den Anti-Alkoholiken vom Blaukreuz zu tun hat, und die „Jungwacht“ (beide katholisch) miteinander. Bei den Pfadis und beim Blauring sind die Jugendgruppen übrigens gemischt. Gerade bei den Pfadis wird die Koedukation richtig zum Thema:

    In der Pfadibewegung ist Koedukation ein Mittel, um Mädchen und Buben für eine gleichwertige Partnerschaft zwischen den Geschlechtern zu sensibilisieren (Quelle)

    Gleichzeitig setzen sich die Pfadis auch mit den Nachteilen der Koedukation auseinander. Jawohl, die gibt es massenhaft! Hier eine kleine Zusammenstellung: Facts zum Thema „Koedukation“

    Es gibt jedoch noch weitere Bereiche in der Schweiz, in der Männchen und Weibchen getrennt waren oder werden.

  • Rudern früher nur für Männer
  • In Eglisau am Rhein bahnte sich 2002 eine Sensation an. Der „Seeclub Zürich“ öffnet eine Ruderschule, die zum ersten Mal in der Geschichte dieses Vereins das Rudern auch für Frauen gestattet. Bisher war dies, echt old-english, eine reine Männerdomäne.

    Lange Zeit blieb der Rudersport für Frauen unausführbar am Rhein. Den Fluss samt Bootshaus direkt vor der Nase, gab es keine Möglichkeit, in eins der begehrten Ruderboote zu kommen. Jetzt wurde es möglich, aber nur im Rahmen der neuen „Schule“.

    Die Schweizer machten also auch im Jahr 2002 weiter Fortschritte in Sachen Gleichberechtigung.

  • Frauenbad in der Limmat

  • Der Fluss, der durch Zürich fliesst, heisst „Die Limmat“, und in der Limmat gibt es in Züri ein reines Frauenflussbad. Das ist geradzu progressiv, die Kerle müssen draussen bleiben!

    1837 wurde beim Bauschänzli das Badehaus für Frauenzimmer eingerichtet. Heute trifft frau sich im nostalgischen Laubsägeli-Bad aus dem Jahre 1888. Das geschichtsträchtige, auf der Limmat vertäute Holzbad ist klein, überschaulich und – für die, die es mögen – auch persönlich. Es ist Kommunikationstreff für die Einen, Region ohne Anbaggern für die Andern (…).
    Im geschlossen Teil (…) ist frau wind- und blickgeschützt, während auf dem Rost gegen die Limmat raus schon mal ein paar Blicke aus den vorbeifahrenden Ausflugsbooten riskiert werden.
    An schönen Tagen kann es ganz schön eng werden, da liegt Busento an Busento. Für Kinder ist das Bad weniger geeignet, es ist kaum Platz zum Rumtoben. Geschwommen wird in zwei Becken, die in den Holzrost eingelassen sind. Das freie Schwimmen in der Limmat ist untersagt. (Quelle)

    Moment mal: „Busento„? War das nicht ein Fluss in Kalabrien? (Wiki)

    Wir kennen so ein Frauenbad auch aus Freiburg (im Breisgau), wo im Lorettobad im „Damenbad“ auch nur weibliche Gäste zugelassen sind, durch hohe Zäune und einer Tür von der restlichen Badeanstalt getrennt. Einst klagte hier ein Jurastudent in einem Musterprozess, in dem er seine „geschlechtspezifische Benachteiligung“ gerichtlich bestätigt haben wollte, auf Einlass in dieses Damenbad. Er verlor, denn die Richter fanden, er könne ruhig im „Familienbad“ nebendran baden. Das Gerichtsurteil hängt nun im Glasfenster des Kassenhäuschens zur Abschreckung aller Nachahmer.

    

    22 Responses to “Koedukation Nein Danke — Wo Männlein und Weiblein in der Schweiz getrennt bleiben”

    1. christian Says:

      Umm, ok, lass mich schnell was korrigieren:

      Cevi ist theoretisch über-konfessionell und nur aus historischen Gründen der reformierten Kirche näher (Da die katholische Kirche eben Jungwacht/Blauring anbietet).

      Und die Geschlechtertrennung wird schon lange nicht mehr strikt befolgt. Vielleicht noch in einigen Ortsgruppen, aber offiziell wird diese Linie nicht mehr befolgt. Dass es Buben- und Mädchengruppen gibt, ist aber weiterhin normal.

      Die Frauen-Variante von CVJM heisst übrigens CVJF.

      Und wenn du ein echtes Beispiel von Geschlechterunterschieden in der Schweiz suchst, informier dich mal über das Frauenstimmrecht. Erst 1990 gelang es den Frauen in Appenzell Innerrhoden per Bundesgerichtsbeschluss dieses zu erlangen.

    2. Administrator Says:

      Hi Christian, Danke für den Kommentar! Ich habe nur geschildert, was wir selbst erlebt haben und bin jetzt beruhigt zu lesen, dass das eine Einzelerfahrung ist. Über die Frauenwahlrecht-Geschichte wollte ich nicht schreiben, zu historisch, und nicht selbst erlebt, aber Danke vielmals für den Hinweis. Gruss, Jens

    3. Appenzeller Says:

      als appenzell innerrhoder möchte ich zu christians seitenhieb doch noch was sagen: die einführung des frauenstimmrechtes 1990 bezieht sich nur auf abstimmungen auf kantonaler ebene (also abstimmungen und wahlen an der landsgemeinde rsp. den bezirksgemeinden). bei eidgenössischen abstimmungen waren die frauen auch schon vorher dabei.
      übrigens fand die einführung des frauenstimmrechts in der schweiz zwischen 1959 und 1990 statt. ob jetzt 1959 im vergleich zu andere europäischen staaten so progressiv sei – darüber lässt sich streiten…
      ich bin es leid als stolzer appenzeller wegen des frauenstimmrechts dauernd angepisst zu werden, zumal ich damals noch gar kein simmrecht hatte, das ich hätte wahrnehmen können.

    4. anna Says:

      Blauring gemischt?
      Ich dachte immer der Blauring sei nur für Mädchen und Jungwacht dann das Äquivalent dazu nur für Jungs? Aber ich lasse mich natürlich gerne eines besseren belehren…

    5. tobi Says:

      Richtig, bei uns ist der Blauring ein reiner „Frauen-Verein“ und die Jungwacht besteht nur aus Buben…. sind beide Vereine zusammengelegt, so spricht man im Normalfall von der „JuBla“ (JUngwacht & BLAuring)

    6. tobi Says:

      sorry => http://www.jubla.ch/ueberuns/

    7. Administrator Says:

      Hallo Tobi,
      kurzum: Die Koedukation hat sogar noch weniger Anhänger als ich dachte.
      Gruss, Jens

    8. widi Says:

      Und wenn man dann schon von den vielen Jugendverbänden (wo Pfadi, CEVI, JuBla):
      Auch noch gibt es die Jungscharen der Freikirchen, BESJ (www.besj.ch) und der Evangelisch Methodistischen Kirche (www.jemk.ch)
      -> Meines Wissens beide früher Geschlechtergetrennt, heute nun mehrheitlich und tendenziell „koeduktionär“ 🙂

    9. katrin Says:

      Immerhin gibt es am Schanzengraben auch eine Männerbadi 🙂

    10. krs Says:

      Mehr zum Frauenstimmrecht der Schweiz:

      http://de.wikipedia.org/wiki/Frauenstimmrecht_%28Schweiz%29

    11. oliver Says:

      also zu den namen der betreuer sag ich mal nix zu 🙂 hilari, purzel, tsnumai… grööööhl *kugel rum am boden vor lachen*

    12. ItaloRaver Says:

      Ich dachte wolltest nichts zu den Namen sagen *g*
      [zitat]
      der „Blauring“, der nichts mit den Anti-Alkoholiken vom Blaukreuz zu tun hat
      [zitat-ende]
      LoooooooooooooL, mehr kann ich dazu nicht Sagen

    13. Administrator Says:

      Hi ItaloRaver,
      Sorry, aber ich habe die am Anfang echt mal verwechselt, darum habe ich Blauring und Blaukreuz und so hübsch voneinander getrennt.
      Vielleicht macht Blaukreuz ja auch Jugendarbeit?
      Gruss, Jens

    14. Franz Says:

      Frauenbadi in züri, da fällt mir wieder ein, wir waren dort zu einer ‚after-work-party‘ geladen. war super schön, und zur untermalung des events waren alphornbläser engagiert (gut, eigentlich nur einer). das dumme war nur, just als ich mit meiner ‚dummy-chefin‘ in ein gespräch vertieft war, fiel mir dieser begriff nicht ein, also sagte statt alphorn bergflöte.
      ups, ein zutiefst bestürztes gesicht, gespräch unterbrochen, ….. ich ahnte ja nicht, was ich hier von mir gegeben hatte. erst später klärte sich auf…..
      flöte, ist für viele schweizer aus dem raum ZH ein anderer ausdruck für hure. da war mir dann schon klar, wie ich gefrevelt hatte, wenn auch unwissentlich.

      gruss franz

    15. ItaloRaver Says:

      Jens du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen, ich habe mich köstlich Amüsiert.
      Du siehst übrigens aus wie Elton von Stefan Raab *g*

    16. viking Says:

      @Jens […]Vielleicht macht Blaukreuz ja auch Jugendarbeit?[…]
      Wer macht heute keine „Jugendarbeit“: http://www.blaueskreuz-aglu.ch/bk/aktuell/bkkj_index.html

      @oliver Wie sind den die Pfadfinder-Betreuernamen in D?

      Gruss
      Bruno (ex Phylos, aber immerhin schon etwa 30 Jahre her 🙂 )

    17. geronimo Says:

      Das mit dem Frauenstimmrecht war ja eine heftige Debatte. Viele Frauen waren dagegen. Onder üs gseit, dä Maa macht das scho recht!

    18. Gizmo Says:

      Hey appenzeller.. mach dir nix draus. wenn man das zügig wieder rauswäscht bleibt der geruch auch nicht dauernd haften…

      ich glaube einfach mal das die sache mit dem frauenwahlrecht deswegen (und nicht nur in deutschland sondern weltweit) so für heiteres schenkelklopfen sorgt, weil sich die schweizer ja selber als das supertolle superdemokratische land ansehen und gerne mal draufhinweisen das sich alle anderen an ihnen ne scheibe abschneiden sollen. klappt aber eben nur solange man die details nicht kennt. etwas was ich nur vom hörensagen kenne (kann das jemand dementieren oder bestätigen?) ist das es auf bundesebene 39 anläufe gebraucht hat um den frauen dann irgenwann doch zugestehen zu wollen das sie vollwertige menschen sind. das ist dann eben auch recht lustig…

      also nimms einfach mit humor… wenn ich in grossbritannien mit kraut angeredet wurde hab ich auch einfach mitgelacht… (oder noch einen draufgesetzt in dem ich einen netten spruch gemacht habe, so in der art, er möge sich etwas vorsehen, denn ich habe schliesslich mein handtuch dabei und dieses garantiert schneller draussen als er seins, dann haben alle gelacht und mir ein pint ausgegeben und alles war bello…

      denn merke wer in GB nicht über sich selber lachen kann hat dort wenig überdauerungschancen (obs deswegen sowenig deutsche und noch viel viel weniger Schweizer dort gibt? nein jetzt weiss ich warum.. die briten bauen ja bekanntlich ihre häuser ohne Keller, ergo können die teutonen (auch und speziell die helvetischen) dort nciht zum lachen hingehen, ergo bleiben sie gleich ganz weg)

    19. Gizmo Says:

      interessanter artikel im wikipedia… spitzfindig ausgedrückt heisst das ja dann das bis vor kurzem nur wählen durfte wer auch zum töten ausgebildet und bereit war… wer hingegen leben schenkte war damit so beschäftigt das keine zeit mehr zum urnengang übrig ist und drum muss man da auch gar nicht erst drüber nachdenken…

      und überhaupt ist dieses weibsbild was da immer fordert frauen müssten auch in der schweiz wählen dürfen eigentlich eine ausländerin also mensch vierter klasse (1. klasse schweizer männer die bereit sind zu töten, 2. klasse übrige schweizer männer, 3. klasse schweizer frauen, und dann der rest..)

    20. Nacktmull Says:

      Zum Frauenbad an der Limmat. Vor einiger Zeit wurde die Fraumünsterpost, in der direkten Nachbarschaft vom Frauenbad, renoviert. Ich hatte das Vergnügen, als Gerüstbauer an der Sanierung mitzuwirken.
      Erstaunlich war, wie viele mir bis dahin unbekannte Handwerker plötzich auf dem Gerüst und dem Dach zu tun hatten. Da traf sich der Teppichleger mit dem Heizungsmonteur, der Elektriker mit dem Telefönler usw.
      Ebenfalls erheuternd die Tatsache, dass viele neben ihrem Handwerkszeug plötzlich einen Feldstecher und/oder einen Fotoapparat in der Wekzeugkiste hatten.
      Man hatte auch nicht gerade den Eindruck, die teilweise unbekleideten „Nixen“ würden sich am Auflauf über ihren Köpfen stören. Betont gelangweilt wurde „Mann“ ignoriert.
      Dem Treiben wurde allerdings nach wenigen Tagen Einhalt in Form einer blickdichten Folie an der limmatseitigen Fassade geboten. Hatten wir da einen Verräter unter uns ?

    21. Martin Says:

      Der Halbkanton Appenzell Innerrhoden hat übrigens 15’471 Einwohner. So als Vergleich: In meiner Gemeinde „Wohlen“ in einer ländlichen Gegend im Aargau leben 14’398 Einwohner. Nur interessiert das niemanden, wenn bei uns hier was seltsames beschlossen wird. 😀

    22. Hans Engel Says:

      Appenzeller sind geil! Die machen’s auch gut, einach nicht immer so offenkundig! Wo gibt’s in der Schweiz sonst noch so viele Gratis-Warzenbehandler Heiler und Blutstiller unter Holzfällern?