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Ist es für Sie OK wenn ich Hochdeutsch spreche? — Stört es Sie, wenn ich Schweizerdeutsch zuhöre?

  • Am Anfang fragten noch alle
  • Als wir vor 9 Jahren in die Schweiz kamen, wurden ich noch oft gefragt: „Verstehen Sie Schweizerdeutsch, oder soll ich Hochdeutsch sprechen?“ Worauf ich dann meist nach zwei Minuten mit der Frage: „Verstehen Sie Hochdeutsch, oder soll ich Schweizerdeutsch sprechen?“ konterte. Das war natürlich als Scherz gemeint, da ich Schweizerdeutsch erst nach dem dritten Glas Wein spreche. Dafür dürfen Sie dann auch wählen zwischen Bärndütsch oder Züridütsch. Ab dem vierten Glas Wein käme dann noch Walliserdütsch hinzu.

    Nüchtern hingegen entgegne ich: „Verstehen Sie Hochdeutsch, oder soll ich Schweizerdeutsch zuhören?“, denn das kann ich inzwischen fliessend.

    Es ist immer das gleich Problem in der Schweizer-Deutschen Kommunikation, vor dem die Deutschschweizer stehen, die mit ihrer perfekten Diglossie (Zweisprachigkeit) zwischen der Standardsprache und ihrer Variante des Hoch- oder Höchstalemannisch wechseln können.

  • Obacht vor den zweisprachigen Deutschen!
  • Es gibt zwar eine wachsende Zahl von Deutschen, die ebenfalls zweisprachig geworden sind und Schweizerdeutsch sprechen, aber es muss schon ein ziemlicher Zufall sein, an einen solchen zu geraten. Die meisten Vertreter dieser seltenen Spezies tarnen sich so geschickt, dass sie von den Schweizer nicht mehr als „Dütsche“ wahrgenommen werden. Der Schockeffekt ist um so grösser, wenn sich plötzlich einer outen und in einer Diskussion bekennen: „Auch ich bin ein Deutscher!

  • Dann fragte irgendwann niemand mehr
  • Nach einer Weile hörte das auf mit der Fragerei, ob wir Schweizerdeutsch verstehen. Als klar war, dass wir hier auf Dauer leben und zum Bruttosozialprodukt beitragen, und keine Manager mit Geldkoffer auf Kurzbesuch sind, die hier nur ein Rendezvous mit ihrem Kundenberater haben (siehe hier: „Schwarzgeld verstecken in der Schweiz“), sprach man mit uns nur noch Schweizerdeutsch. Ungefragt. Und wir hörten zu und verstanden alles, oder jedenfalls fast alles. Täglich ein kleines bisschen mehr. Es ist lernbar, und höllisch interessant obendrein.

  • Als Tourist wird man nie gefragt
  • Als wir dann im Sommer die Schweiz per Velo durchquerten, da schien uns jemand mit einem dicken Stempel den Schriftzug „ACHTUNG: TOURISTEN AUS DEUTSCHLAND“ auf die Stirn gedrückt zu haben, denn plötzlich sprachen alle, egal wo wir hinkamen, ausschliesslich Hochdeutsch mit uns. „Das sind Touristen, da machen wir keine Umstände, die müssen bei Laune gehalten werden, damit sie wiederkommen“. Und was hält Touristen mehr bei Laune als ein zünftiges Schweizer Hochdeutsch à la Emil Steinberger, den sie doch alle so gut kennen?

    Hundertausend Mal haben wir diese Anekdote erzählt bekommen: „Und dann sagt der Deutsche zu mir: Ihr Schweizerdeutsch verstehe ich sehr gut! Und ich sag zu ihm: Aber ich habe doch nur in meinem besten Hochdeutsch mit Ihnen gesprochen!“ Es ist keine Anekdote, es ist brutal erlebter sprachlicher Alltag zwischen Deutschen und Schweizern in der Schweiz.

  • Sprechen Sie ruhig Schweizerdeutsch mit mir
  • Das sagen viele Deutsche, die Schweizerdeutsch gut verstehen oder es verstehen lernen wollen. Sie schaffen damit eine gewisse Gelöstheit bei ihrem Schweizer Gegenüber. Endlich fällt das förmliche „Korrektsprech“ von ihm ab, und er kann schnurren wie ihm der Schnabel gewachsen ist wie es aus dem „Muul“ kommt, und braucht dabei keine Angst zu haben sich zu blamieren. Gleichzeitig wird ihm die Chance genommen, ein lockeres Alltags-Standarddeutsch zu pflegen und zu üben. Also rostet es ein und verkommt zur holprigen Sprache „für den besonderen Anlass“, z. B. bei Interviews fürs Fernsehen. So antworten beim Schweizer Fernsehen in der Sendung 10 vor 10 viele Befragte konsequent auf Hochdeutsch, auch wenn der Moderator auf Schweizerdeutsch fragt. Im Fernsehen, da gehört sich eben Hochdeutsch, damit die Welschen und Tessiner auch was verstehen. Doch die gucken gar nicht zu, aber vielleicht dafür die 20% Ausländer im Land mit Hochdeutschkenntnissen.

  • Wenn die nur Hochdeutsch mit mir sprechen bin ich nicht integriert
  • Das ist der zweite Grund, warum Deutsche gern auf Schweizerdeutsch angesprochen werden. Man fühlt sich sprachlich anerkannt, der Schweizer traut einem das Hörverständnis und das Wissen über das spezielle Vokabular zu. Klasse Form der Integration. Selber sprechen dauert etwas länger, aber solange ich nicht den Mund auf mache, erkennt mich hier niemand, weil ich alles verstehe. Vogel-Strauss-Taktik sozusagen. Augen zu und Kopf in den Sand, in den Schweizersand. Und schon bin ich unsichtbar.

  • Kompliziert wird es im Geschäftsleben zwischen Schweizern und Deutschen
  • Es schrieb uns dazu eine Schweizerin:

    Wenn ich nur flüchtig mit Kunden zu tun habe (die ich nicht alle fragen kann, ob sie Schweizerdeutsch verstehen): kann es als unhöflich angesehen werden, wenn ich Schweizerdeutsch spreche? Dieses Gefühl hab ich manchmal. Aber wenn ich auf Standarddeutsch antworte, scheine ich oft belächelt zu werden, im Sinne von “Och, die denkt, wir verstehen nicht…”. Andererseits denke ich, dass es wahrscheinlich einige Deutsche gibt, die lieber auf Schweizerdeutsch bedient werden, weil das andere immer ihren “anders-sein-Status” impliziert.
    (Quelle: Private E-Mail)

    Manchmal möchte ich mein Schweizer Gesprächspartner ermutigen: „Trainieren Sie doch einfach mit mir Ihr Hochdeutsch, ich werden dann später gern mit Schweizerdeutsches Hörverstehen mit Ihnen trainieren“… Ein Angebot zum Tandem-Lernen, jeder profitiert vom anderen. Denn eins muss ganz klar gesagt werden: Ich habe noch keinen Schweizer getroffen, der kein Hochdeutsch sprach. Für eine Verständigung hat es immer gelangt, und ich wundere mich immer, warum die meisten mit diesen Sprachtalenten so schüchtern durchs Leben laufen und das nie pflegen und ausbauen wollen. Das ist dann wieder der Moment in dem ich eine Wut bekomme auf die vermutlich schlechten Lehrer, die den Schweizern den Spass und das Interesse an ihrer zweiten Muttersprache so gründlich ausgetrieben haben mochten.

    Ich wünschte, mein Italienisch, Spanisch oder besser noch „mein Schweizerdeutsch“ sei nur annähernd so gut wie das Standarddeutsch der meisten Schweizer.

  • Was fragt man als Schweizer am besten einen unbekannten Deutschen?
  • Nun, wir hätten da einen Vorschlag zur Verbesserung des gegenseitigen Verständnisses zwischen Schweizern und Deutschen. Wenn Sie es offensichtlich mit einem Deutschen zu tun haben, von dem Sie nicht wissen, ob er Schweizerdeutsch versteht, dann fragen Sie doch einfach so:
    „Macht es Ihnen was aus, wenn ich mit Ihnen mein Standarddeutsch trainiere, oder möchte Sie ihrerseits lieber ihr Schweizerdeutsch verbessern?“ Zu kompliziert? Vielleicht… aber ein bisschen träumen wird doch erlaubt sein.

    

    48 Responses to “Ist es für Sie OK wenn ich Hochdeutsch spreche? — Stört es Sie, wenn ich Schweizerdeutsch zuhöre?”

    1. Peter Metzinger Says:

      Lieber Jens-Rainer

      Du scheinst zur Minderheit der Deutschen zu gehören, die nur einsprachig sind, was das Deutsche angeht. Die Mehrheit IST NÄMLICH SCHON ZWEISPRACHIG. Allerdings ist die zweite Sprache kaum Schwiierdütsch, sondern ihre Muttersprache. Bei mir ist das Saarländisch. Saarländisch hat mit dem Hochdeutschen soviel gemeinsam wie Walliserdütsch mit dem Schriftdeutsch. Weder Du noch die meisten Schweizer würden mich richtig verstehen, wenn ich nicht hochdeutsch reden würde. Das allerdings lernte ich so richtig erst an der Uni in Heidelberg. Ebenso, wie ich dort das Badenserdeutsch erst richtig verstehen lernte.

      Es irritiert mich immer wieder, dass landauf landab völlig ignoriert wird, dass Hochdeustch auch für die Mehrheit der Deutschen eine Fremdsprache ist, deren sie sich nur bedienen, damit sie verstanden werden.

      So, und damit jetzt nicht wieder auf den armen Deutschen rumgehackt wird – zu denen ich als Saarländer mich ja nicht zählen muss – noch folgende Schlussbemerkung: frag‘ mal einen Romand, was er davon hält, dass am Schweizer Fernsehen Schwiierdütsch (= mehrere Dutzend Dialekte) geredet wird…

    2. Ostwestfale Says:

      Ich finde die sprachlichen Beziehungs- und Verhaltensmuster in der Schweiz immer wieder auf`s Neue hoch interessant. Noch interessanter wird es wenn man bedenkt, dass ja nicht überall in der Deutschschweiz Schweizerdeutsch die vorherrschende einheimische Muttersprache ist, sondern dass in einem kleinen Teil der östlichen der Schweiz ja sehr wohl auch das Bairische zu Hause ist.

    3. wolfi Says:

      Komisch wird es dann, wenn man zum Beispiel bei einem Vorstellungsgespräch in Zürich 2 Leuten gegenüber sitzt, die Personaldame Deutsche und der mögliche Vorgesetzte Schweizer. Erlebt letzte Woche bei der Credit Suisse.
      Beide sprechen mich natürlich „unterschiedlich“ an.
      Ich habe dann beschlossen, das ganze Gespräch auf Hochdeutsch zu führen, weil es mir als Deutscher zu peinlich war, die Dame zu fragen, ob sie Schwizerdütsch versteht.
      Es gibt zahllose Beispiele. Lege ich bei einer Uebernachtung in der Deutschschweiz meinen (dunkel)roten Pass vor, wird mit mir natürlich sofort Hochdeutsch gesprochen, kann dann schon mal passieren, dass ich auf das „Angebot“ nicht eingehe ;-).

      Du hast Recht, Jens. Es werden wohl immer mehr, die anfangen Schweizerdeutsch zu reden und es immer mehr verbessern. Bei Kindern ist es natürlich einfach. Dennoch, bis es perfekt sitzt, ist es allerdings ein langer Weg, aber es lohnt sich, ihn zu gehen ;-).

      wolfi

    4. Marcel Widmer Says:

      […] in einem kleinen Teil der östlichen der Schweiz ja sehr wohl auch das Bairische zu Hause ist.

      Das ist jetzt aber für mich (als in die Region Zürich ausgewanderter Ostschweizer) ganz neu! 😉

    5. vis Says:

      zum üben habe ich mit meinen freunden aus den verschiedensten sprachregionen der welt ein einfaches rezept gefunden, wir wechseln während des gesprächs ständig die sprache, den dialekt.

    6. neuromat Says:

      „Was heisst das konkret?“ fragt mich der freundliche, aber bestimmt auftretende Polizeibeamte, nachdem ich ihm einige vielleicht etwas zu ritualisierte Floskeln, beginnend mit „es is noch schwierig“ und unter wiederkehrender Verwendung des Allroundsubstantivs „Dings“ versuchte die Unvollständigkeit der mitgeführten Papiere zu erläutern und dann kippte die Unterhaltung zwischen uns endgültig in die Schriftsprache.

      Die Situation läuft aus meiner Sicht immer etwas anders. Begonnen wird mit Dialekt und nicht direkt mit der Nachfrage, welche Kommunikationsform gewählt wird. Nach einer unbestimmten Anzahl von Sätzen – es lässt sich hier keine Regel entdecken (aber vielleicht kennt jemand eine) – kommt der Unterbruch: Verstönn Si Buuredütsch … darf i schwiiezerdütsch räde oder muuss ichchhc Hochdooiitsch reedn … Dabei erweckt manche(r) in einem das Gefühl, es handele sich bei den Schweizerdeutschen Dialektformen um eine der schwierigsten Sprachformen, die unsere Welt zu bieten hat, was dann in einer weiteren Variante zum Ausdruck nämlich cha i bärndütsch rede oder muss … und dann denken beide wahrscheinlich das Gleiche, nein niemand muss hier Schriftdeutsch räägge, aber kann er denn wirklich Berndeutsch, die Mundart zwischen Thun und Jura …kennt er/sie mindestens sieben Begriffe für das Wort „essen“? weiss sie/er was spärbere bedeutet

      Das, was jetzt wirklich geschah ist die Pause in einem Gespräch. Es heisst wieder von Neuem zu beginnen, aber es gibt auch die Chance die Regeln festzulegen.

      Der Dialekt eröffnet nämlich ungeheure Möglichkeiten des Ungenauen, das kann funktionieren, ist mir aber nicht in jeder Besprechung recht. Wenn ich bei einer mir angebotenen Versicherung, genaueres wissen will und nach Einzelheiten frage, nach den Bedingungen, falls sich der Versicherte nach einem Schadensereignis nicht mehr in der Schweiz aufhält, Einzelheiten eines Gerätes, das angeschafft werden soll … es mündet irgendwann in das Schriftdeutsche. Es liesse sich einwenden, das liegt an meinem deutschen Denken (auch wenn ich längst im Dialekt denke und auch träume). Dagegen würde ich das Beispiel einer Fachveranstaltung bringen, an welcher ich der einzige – nicht als solcher identifizierte – Deutsche war. Der Schweizer Referent trug in Schriftdeutsch vor, die Anwesenden fragten Schriftdeutsch.

      „Nicht das der Dialekt dümmer ist als das Schriftdeutsche. Er ist bloss nicht gezwungen tagtäglich klarzukommen mit den neuen Verstricktheiten unserer Modernisierung.“ (L. Hasler). Mundart versucht dann in einer offiziellen Situation Vertraulichkeit herzustellen. Und es gibt Situationen, in den mich das misstrauisch macht. Nicht beim Grillieren, beim Poschten im Coop aber in genau definierten Situationen der Arbeitswelt. Dann ist es ungeeignet, das ewige es is noch schwierig und des Dings.

      Und dann erinnere ich mich an den unfreiwilligen Stop (siehe oben) und frage zurück: “Was heisst das konkret?“

    7. Ostwestfale Says:

      @Marcel Widmer
      Wenn es für einen (Ost-) Schweizer überhaupt nicht so neu ist, dass in der Ostschweiz auch örtlich das Bairische heimisch ist (so interpretiere ich den Smilie jetzt mal), dann stellt sich mir an diesen Schweizer die Frage, wie die Bairisch sprechenden Schweizer die Schweizerdeutsch sprechenden Schweizer der Restschweiz benennen. Gibt es da eine kurze und prägnante Bezeichnung? Es würde mich überraschen, wenn es diese nicht gebe.

      (Ich hätte noch eine bloginterne Frage: Wie muss man seine Kommentare formatieren, damit Zitate grafisch hervorgehoben und Smilies grafisch angezeigt werden? Gibt es dafür eine Übersicht?)

    8. Schweizerlein Says:

      Also das mit den „bairisch sprechenden Ostschweizern“ ist mir das Allerneuste!! ((KEIN SMILEY))

      Nimmt mich ja nur Wunder, wo (und vom wem..??!?) denn das gesprochen werden sollte…
      (ev. von Bayern, die in die CH übersiedelt sind…? ;-))

    9. Harro Haberbeck Says:

      Es gibt zwar eine wachsende Zahl von Deutschen, die ebenfalls zweisprachig geworden sind und Schweizerdeutsch sprechen, aber es muss schon ein ziemlicher Zufall sein, an einen solchen zu geraten.

      Da habe ich andere Erfahrungen: Schon in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts gab es in Schweizer Beizen (= Kneipen) immer wieder deutsche Saaltöchter (= Kellnerinnen), die perfekt Schweizerdeutsch sprechen konnten.

    10. Ostwestfale Says:

      @Schweizerlein

      Wenn man Wikipedia glauben darf sprechen die Bewohner der Gemeinde Samnaun (im Kanton Graubünden) die Mundart des angrenzenden Tirols, also Bairisch.
      -> http://de.wikipedia.org/wiki/Samnaun#Sprachen

      Um Übersiedler scheint es sich dabei nicht zu handeln. Laut Quelle haben sie auf Grund ihrer besonderen Lage ihre alte Mundart im 18/19 Jahrhundert aufgegeben.

    11. Selma Says:

      Bayrisch in der Ostschweiz??? Als Thurgauer-Zürcherin kann ich das auch nicht bestätigen. Auch St. Galler, Appenzeller- oder Rheintalerdeutsch klingt für mich nicht gerade bayrisch. Westfale, wo sind Dir denn die bayrisch sprechenden Ostschweizer begegnet?

      @Jens: Kompliment! 3 verschiedene schweizer Dialekte schaffe ich auch nach einer Flasche Wein noch nicht 😉

    12. h0b0 Says:

      Aus einer Gegend stammend, wo Mundart praktisch nur im Trachtenverein stattfindet, hat mich das Berndeutsche ziemlich kalt erwischt, als ich vor wenigen Wochen in der Schweiz ankam. Emil Steinbergers hatte auch bei mir seine Spuren hinterlassen.
      Jetzt geht es langsam voran mit dem Verstehen. Langsam, aber voran. Bin auch einer Dame begegnet, die extra nur Berndeutsch mit mir sprach – auf Wunsch auch ganz langsam.

    13. Oliver H Says:

      @Peter Metzinger

      Badenserdeutsch in Heidelberg? Aber allenfalls bei „Neigeplaggde“. Heidelberg gehört zur Kurpfalz. Die babble kurpälzisch.

    14. Selma Says:

      @Ostwestfale: Dein Kommentar war noch nicht freigeschaltet, als ich meinen geschrieben habe (der ja nun nach Deiner Erklärung steht). Spannend, spannend. Zu Verwirrung könnte geführt haben, dass Du Samnaun als „Ostschweiz“ bezeichnet hast. Das Bündnerland liegt zwar im Osten der Schweiz, wird aber gemeinhin eben als Bündnerland bezeichnet. Beim Begriff „Ostschweiz“ denkt der gemeine Schweizer normalerweise an die Region St. Gallen, Thurgau, Appenzell und an sprachliche Ausdrücke wie „hopp St. Galle, füre mit em Balle“ (mit spitzen i’s und hellen a’s – also gar nicht bayrisch).

      @h0b0: Oje, extra langsames Berndeutsch, gute Nacht… 😉 Das Paradeklischee über die Berner ist, dass sie ohnehin extrem langsam sind…

    15. des pudels kern Says:

      ich kenn das problem sehr gut. nur steh ich da so richtig zwischen tür und angel. denn, ich bin in der schweiz als kind eines schweizers und einer deutschen aufgewachsen. da steht man oft zwischen den sprachen. nenne wir es sprachverwirrung. zu allem übel haben meine deutschen grosseltern sich geweigert, das schweizerdeutsche zu verstehen, so dass meine eltern mich bei jedem besuch ermahnt haben: „sprich aber ja hochdeutsch mit oma und opa!“ heute fällt es mir sehr schwer mit einem deutschen schweizerdeutsch zu sprechen, auch wenn ich mich bemühe. spätestens nach zwei sätzen fall ich in die oma-opa-sprachschiene zurück. wenigstens wird mir meist verziehen, da ich ja nicht nur schweizerin, sondern eben auch deutsche bin.

    16. Fiona Says:

      Imo, wird die Mundartfrage kaum mehr gestellt; automatisch wird der Schweizer mit einem Deutschen entweder „le bon allemand“ oder Englisch sprechen. Es sei denn, der Deutsche antwortet fliessend auf Schwyzertütsch.

    17. Ostwestfale Says:

      @Selma

      Sie sind mir hier begegnet-> http://de.wikipedia.org/wiki/Samnaun#Sprachen 😉

      Ich selbst war noch nie in der Schweiz, sondern komme und lebe, wie es der Nick vielleicht schon vermuten lässt, aus der nördlichen Hälfte Deutschlands, aus dem östlichen Westfalen.

    18. neuromat Says:

      @ schweizerlein @ selma

      Des san ja pfundige Drōdäsl, de wo’s dò dohabts. Dò dadn ma uns geàn weichane lain.
      Des bassd scho. Weichàs dadnsn geàn nemma?
      I glāb, i nimm des Maundänbaik und fià mai Waiwi des andane do, biddsche.
      … wenn das kein zünftiges Ostschweizerisch ist …. 😉

    19. Thomas Says:

      Lieber Jens
      mit diesem Blogeintrag hast du mich verwirrt.
      Bis anhin fühlte ich einen Grundtenor heraus, dass das Schweizerdeutsch eben ein Dialekt sei und keine Sprache, und mir somit doch bitte Deutsch sprechen (oder zumindest keine Angst davor haben) sollten.
      Nun tönt das ganz anders. Hab ich so schlecht gelesen bis anhin?

      Ich selbst hab bis ich von Bern nach Zuerich gekommen bin auch auf ne Hochdeutsche Frage Hochdeutsch geantwortet. Mittlerweile gibts so viel von Euch, und man hoert sehr Hochdeutsch, so dass ich mir nun denke: der/die lebt hier, also moechte er wohl auch, dass ich CH-detusch spreche. wenn er/sie nix versteht, so wird er sich wohl wehren.

      Ach ja, mit ein Grund, wieso[weshalb] die Schweizer einigermassen Standarddeutsch sprechen ist die Tatsache, dass jegliche Literatur, sei es Micky Maus oder Goethe, in Standarddeutsch verfasst ist. Quasi wachsen die Schweizer mündlich in Schwyzerduetsch auf, leserisch aber im Standarddeutsch. Somit bleibt auch viel hangen, es gibt sehr viele Mundartliche (moderne) Redewendungen, die in Wahrheit eingeschweizerdeutschtes Standarddeutsch sind.

    20. Ostwestfale Says:

      Zu Verwirrung könnte geführt haben, dass Du Samnaun als “Ostschweiz” bezeichnet hast.

      Da stimme ich Dir zu. Bitte entschuldige diesen Lapsus. Um diese Verwirrung von Anfang an zu vermeiden habe ich ursprünglich ja auch nur von einem Teil der „östlichen Schweiz“ geschrieben womit ich mit Samnaun als einer der am weitesten im Osten der Schweiz gelegenen Gemeinden meinte nicht falsch liegen zu können.

      Nachdem Marcel dann auf diesen Teil der Schweiz Bezug nahm und sich sogar selbst als ausgewanderter Ostschweizer bezeichnete, nahm ich an er komme selbst aus der betreffenden Gegend. Damit war für mich eigentlich klar, dass der Teil der Schweiz um den es sich dreht nicht nur in einem östlichen Teil der Schweiz, sondern in der Ostschweiz selbst liegt. Die Verwirrung meinerseits nahm also schon nach dem Beitrag von Marcel ihren Anfang.

      Das Bündnerland liegt zwar im Osten der Schweiz, wird aber gemeinhin eben als Bündnerland bezeichnet. Beim Begriff “Ostschweiz” denkt der gemeine Schweizer normalerweise an die Region St. Gallen, Thurgau, Appenzell und an sprachliche Ausdrücke wie “hopp St. Galle, füre mit em Balle” (mit spitzen i’s und hellen a’s – also gar nicht bayrisch).

      Ah, interessant. Wikipedia sieht das ähnlich, wobei es aber auch anmerkt, dass das Bundesamt für Statistik von der landläufigen Meinung abweicht und den Kanton Graubünden zusammen mit den Kantonen Schaffhausen, Thurgau, St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden, Glarus als die Region Ostschweiz bezeichnet.

      @Jens
      Vielen Dank für die Mail.

    21. giacometti Says:

      @ JRW

      Sie sagen, dass Sie Schweizerdeutsch erst nach dem dritten Glas Wein sprechen. Genau so geht es einem in der Schweiz lebenden Schweizer mit dem Hochdeutschen im Prinzip auch. Und das ist nicht die Schuld der Lehrer. In einem nicht-totalitären Staat arbeiten die Lehrer auf der Basis der in der Gesellschaft bereits vorhandenen Kultur und es geht darum, den Schülern zusätzliche Dinge beizubringen, und nicht sie zu indoktrinieren oder umzuerziehen. Viele Wege führen nach Rom – und um am schnellsten nach Rom zu kommen, muss jeder denjenigen Weg nehmen, der am nächsten beim eigenen Haus vorbeiführt. Es kann nicht das Ziel der Schule sein, die Kinder und Jugendichen in ein grossdeutsches Schema zu pressen, sondern es geht darum sie dort abholen, wo sie stehen und sie zu bilden. Die Lehrer in der Schweiz machen einen guten Job!

      Die Diglossie von Schweizerdeutscher Sprache und weitgehend Hochdeutscher Schrift ist nun einmal eine äusserst breit abgestützte gesellschaftliche Entwicklung, die sich von den Lehrern in einer Demokratie nicht ändern lässt. Man kann die Welt nicht einfach aus dem Schulzimmer verbannen. Lehrer und Schüler sind keine Roboter, sondern Menschen mit einem Leben ausserhalb des Schulzimmers.

      Unterricht basiert auf einem Wechselspiel von Nähe und Distanz. Und es ist nun einmal in unserer Gesellschaft nicht möglich, auf Hochdeutsch Nähe zu kreieren. Das können die Lehrer auch nicht ändern. Denn auch für Lehrer ist es wichtig, glaubwürdig zu sein.

      Sie haben auch schon erwähnt, dass Kinder im Vorschulalter frei das Hochdeutsche aus dem Fernsehen nachsprechen, das ihnen dann in der Schule wieder „abgewöhnt“ werde. Dem muss ich widersprechen. Denn es handelt sich hier um eine andere Gesprächssituation. Das Nachsprechen aus dem Fernsehen ist eine Art Theaterspiel. Die Kinder verkörpern eine Rolle. Das kann man auch als Erwachsener machen, nur haben Erwachsene zum Theaterspielen normalerweise nicht mehr so viel Zeit und Gelegenheit wie Vorschulkinder. In der Schule hingegen sind die Kinder persönlich angesprochen – sie können nicht den Derrick spielen. Deshalb funktioniert das „Hannoversche“ Hochdeutsch in dieser Gesprächssituation nicht. In der Englischstunde äffen die Schüler auch nicht Mr.Bean nach.

      Die Einstellung zum Hochdeutsch hängt direkt mit der in der Deutschschweiz herrschenden Form von Diglossie zusammen, nicht mit den Lehrern. Erst wenn Schweizerdeutsch sich zur Schriftsprache entwickeln wird, wird Hochdeutsch seine Rolle als Schriftsprache für die Schweizer verlieren. Dann wird Hochdeutsch nicht mehr in erster Linie als die formelle Seite der eigenen Ausdrucksweise wahrgenommen werden, sondern als die vielfältige und facettenreiche Ausdrucksweise der Deutschen.

    22. Petermann Says:

      Also das mit dem Schwyzerdütsch und Hochdeutsch ist so eine Sache. Im DRS 3 wird gnadenlos Schwyzerdütsch gesprochen, ist ok, da man es anders nicht gewohnt ist. Wenn allerdings irgendwelche Einblendungen aus dem Parlament kommen, dann sprechen die Volksvertreter ein vermeintliches Hochdeutsch. Warum???

      Schwätzt doch einfach euern Dialekt auch im Parlament und versteckt euch nicht hinter dem hochdeutschen. Ich bin geschäftlich öfters in der Schweiz und habe keine Probleme mit dem Schwyzerdütsch. Außer… in der Berner Ecke, da ist das Schyzerdütsch ein wenig „anstrengend“ :-), ok, das Walis grenze ich jetzt mal aus, da das ja anscheinend die Schweizer selber nicht verstehen 😉

      Petermann

    23. Thinkabout Says:

      Ist doch nicht so schwierig. Es sollen doch beide Seiten tun, was Sie am besten können: Der Deutsche hört auf schweizerdeutsch zu und der Schweizer auf Hochdeutsch. So lernen beide beim Hören und können unverkrampft reden. Wenn sie dann entspannter sind, und sich schon ein bisschen kennen, dann können sie immer noch sprachliche Vereinbarungen treffen.
      Seht doch alles ein bisschen entspannter. Und zwar beide. Deutsche und Schweizer, Deutschschweizer vor allem.
      Ich finde, dass dieser Artikel vor allem deutlich macht, dass hier zwei ziemlich angestrengte Mentalitäten auf einander treffen.

    24. hawyli Says:

      Wie oft wurde ich früher von deutschen Kollegen belächelt wenn ich mein Standartdeutsch anwandte…
      Unterdessen mach ich es mir einfacher und spreche mit jedem einfach Schitzerdütsch, mit dem lieb gemeinten Hinweis; frag einfach nach wenn Du was nicht verstehst.
      Aber wieviele fragen nach?
      Beobachte die Mimik Deines Gegenübers und wiederhole nach bedarf den Satz mit gleichem Inhalt einfach anders… Grins liäb
      So erhöht sich die Chance des gegenseitigen verstehens auf enorme 98%…

    25. Schweizerlein Says:

      @ Ostwestfale
      Tja, das wusste ich bisher nicht. Interessante Sache – merci für die Info!!
      (BTW … es wird noch etwas komplizierter: es heisst nämlich „bairische Mundarten in ÖSTERREICH“)

      @ Neuromat:
      da muss man sich konzentrieren um deinen Text zu verstehen – ist kuul!
      (bin aber trotzdem dankbar, wenn die Postings nicht in diesem Dialekt notiert werden 😉 )

    26. neuromat Says:

      @ Giacometti. Das ist schon fast gelungen, aber für die Satire reicht es nicht ganz, es fehlt die Übertreibung. Die Leute könnten noch glauben, dass Sie das ernst meiknen, was Sie da schreiben.

      @ Für alle (besonders für solar, hardone und thomas, den die JRW-Wandlung beunruhigt, aber natürlich auch für Selma) : die Sonntagsgeschichte:

      An einem Sonntag Morgen sitzt Alfred Ringet, Reporter der deutschen Bildzeitung mit Pino Aschwanden in einer Emmentaler Beiz. Es wird dort geramst und viel geraucht, was günstig ist, so dass die beiden nicht so recht auffallen.

      Was steht denn da auf der Karte? Beginnt Ringer, dessen Vater vor Jahre der Schweizer Medienmogul war sein Interview.

      Bitte nicht zu laut, Herr Ringer, wissen sie die Giacomettis – unsere Fremden und Sprachpolizei – ich habe keine Lust hier gross aufzufallen… Ach ja diese Woche ist wieder walliserdeutsch Schriftsprache. Es brauchte eine Menge Volksabstimmungen bis wir diesen typisch schweizerischen Sonderweg gefunden haben. Bai sse wäii, giacometti ist hier, er sitzt seit mehreren Jahren an dem rot weiss lackierten Tisch dort vorn.

      Ringer wird neugierig. Wer sitzt denn da bei ihm diesen giacomett? Ach das ist einer aus Bayern, der samnaunschen Ost-Erweiterungschweiz .

      Aber die verstehen sich doch gar nicht, Herr Aschwanden. Ja, darum geht es auch gar nicht Herr Ringer. Sie machen einen Versuch . Sie trinken soviel Bier, Schnaps und Wein, dass es ihnen gelingt wie der andere zu sprechen und ihn dann zu verstehen. Diese Modell kam ja damals durch Herrn Wiese auf, auf dessen Spuren Sie nun recherchieren. Es war sehr interessant. Mit diesem Modell haben wir sehr schnell erkannt, das sich unsere Schweizer Männer und Frauen nicht verstehen. Ja das war ein Riesenirrtum mit den Frauen damals, sie gingen immer weniger zu den Abstimmungen, schnitten beim Schwingen und Umspunnen immer schlechter ab, zeigten kein Interesse mehr für das Hornussen. Statt dessen zog es sie nsch Argentinien zu Polo Spielen und Polo Spielern, zu Italienern, Portugiesen und Senegalesen. Da sind wir hier auf den Import umgestiegen.

      Ringers Blicke schweifen durch die Beiz, hinter den dichten Rauchschwaden kann er bis auf die Serviertochter aus Sachsen Anhalt kein weibliches Wesen entdecken. Mit einem Mal fällt ihm ein eignetümlicher blecherner Schrank auf. Was ist das für ein Automat dort, Herr Aschwanden?

      Aschwanden lehnt sich entspannt zurück. Nun das war dann die Lösung für unsere finanziellen Probleme. Ein sogenannter Neuromat. Eine echte Schweizer Erfindungsleistung. Einige Unverbesserliche behaupten noch immer, ein Deutscher sei es gewesen, der diesen genialen Automaten gebaut habe. Das Gerät verdoppelt ihr Geld… Probieren Sie es aus. Sie werfen ein Geldstück oben ein und zwei kommen unten raus. Ringer beeilt sich ein fünf Frankenstück einzuwerfen und kommt mit zwei Geldstücken in der Hand an den Tisch zurück – es sind zwei ein Franken Stücke.

      Oh, eine Weiterentwicklung. Mittlerweile können wir sie flexibel einstellen fünf Franken rein zwei ein Franken zurück, früher gab er zwei zwei Franken Stücke raus. Ringer denkt an seine Spesenrechnung: Funktioniert das auch anders herum, Herr Aschwanden. Ich bitte sie Ringer in der Schweiz gibt es kein zurück. Sehen Sie, wir hatten immer ein Problem mit der Erkenntnis das Geld zu Ende gehen kann. Es hatte sich lange vorher angekündigt, aber wir sind ein wenig blind auf diesem Auge gewesen. So haben wir auch zehntausende unserer Landsleute in fremde Länder fliegen lassen, obwohl wir wussten, wir würden sie nicht zurück bringen können. Damals als es den Flughafen noch in Zürich gab. Ja unvorstellbar heute: ein Flughafen in Zürich. Sehen sie jetzt in Stans das ist ein Innerschweizer Grossprojekt und in ein paar Jahren wird die Gotthardspitze auch im Winter Schnee und Eis frei sein – es geht um so schneller je mehr wir fliegen. Ringer schaut besorgt bei diesen Üb
      erlegungen: Ist das nicht ziemlich nah an der Grenze zu den Tessiner Rebellen … Ach Her Ringer, die haben wir jetzt besser im Griff. ..ich weiss was sie jetzt sagen wollen, das konnte damals keiner ahnen, dass sie tatsächlich in Nacht- und Nebelaktionen den Tunnel zumauern würden, als Luzerndeutsch Schriftsprache wurde. Aber wir rudern nicht zurück, nicht in der Schweiz. Sehen Sie da vorne

      das ist Cristof Morgen, ein früherer Politiker, damals hiess er noch Mörgeli. Er hatte eine wahnwitzige Strategie um seine Auswanderung vorzubereiten. Durch seine Partei liess er eine gewisse Ausländerfeindlichkeit anheizen und schliesslich wurden alle Fremden ausgewiesen, das waren damals hauptsächlich die Deutschen, da Albaner, Mazedonier, Senegalesen und Inder immer schnell den Schweizer Pass gewollt hatten. Was keiner mitbekommen hatte war, das Mörgeli heimlich eine schweizerisch – deutsche Doppelstaatsbürgerschaft angenommen hatte und so sich auswiesen liess. Dort nannte er sich dann Morgen.

      Nein, nein es gibt kein Zurück. Unsere Sprache kennt auch keine Vergangenheitsform. Ringer wird wieder wach, nach den Mörgeli Projekt Beschreibungen: Das ist aber ungeheuer praktisch. Das hätten wir 1945 auch gut gebrauchen können, dann hätten wir 1989 auch weniger Probleme mit dem gehabt. Aber kommen wir doch zum Thema …

      Ja, das war damals ein gewisser Wiese, der einen Blog eingerichtet hatte. Plötzlich es war im März 2006 gab es einer Veränderung in seinen Kommentaren. Sie waren um 180 Grad gedreht. Eine Woche später rief er mich an, sonst hatte ich ihn immer angerufen, sie wissen günstige Einkäufe aus Deutschland mitbringen lassen. Er hatte sich verleibt, eine Heidi aus dem Glarner Land, da konnte er unmöglich so weiter schreiben wie bisher . Ringer schaut ungläubig: Und Frau und Kind? …nun das war bei uns in der Schweiz noch nie ein Problem. drei Monate Trennung und die Sache können sie amtlich machen. Ich besorgte ihm eine Noteinbürgerung, das ging damals noch wir hatten noch Fernsehen und wer mehr als fünfzehn Mal im Schweizer Fernsehen aufgetreten war konnte einen Antrag stellen…und so ist er dann von deutschen Landkarten verschwunden. Kurze Zeit darauf, wurde Zürichdeutsch Schriftsprache und den Blog gab es nicht mehr….

    27. viking Says:

      @Petermann
      DRS3 ist eine rein deutschschweizerische Angelegenheit. Da ist Mundart gerechtfertigt.
      Unser Parlament vertritt immerhin noch alle 4 Sprachregionen. Und da verstehen bekanntermassen nicht alle auch die entsprechenden Mundarten. Das ist also kein Verstecken hinter dem Hochdeutschen, sondern die Höflichkeit gegenüber dem Parlamentskollegen, der nicht unbedingt einen Dolmetscher bemühen will. Ich gehe mal davon aus, dass die Welschen und Tessiner Politiker im Parlament auch nicht in ihren regionalen Dialekten referieren?

    28. Selma Says:

      @neuromat: lol 😀 Ausserdem: ertappt: „ein sogenannter Neuromat“ – also doch männlich. 😉 Danke für die Sonntagsgeschichte!

      Was das Ausleihen der Drahtesel anbelangt: Nach zwei Mal laut lesen hatte ich den Text verstanden. In der Tat sehr vertraut – do host fai recht!

    29. Christian Says:

      @giacometti: Soviel Schweizer Selbstbewusstsein hätte ich dir nicht zugetraut oder ist es am Ende gar eine reflexartige Reaktion nationalistischer Art?

      Bezeichnend ist, dass Schweizer wie du Probleme mit der Schriftsprache, dem Hochdeutsch zu haben scheinen. Warum sind bloß anscheinend Schweizer wie du, die anscheinden ein Problem mit der Schriftsprache zu haben scheinen? Fühlen sich Schwaben, Bayern, Sachsen, Friesen und Westfalen etwa mehrheitlich indoktriniert, nur weil sie Schriftdeutsch lernen müssen. Verstündest du einen einzigen Satz von dem was ich hier schreibe ohne Hochdeutschkenntnisse? Ebenso könntest du dich gegen die Amerikaner auflehnen, weil Englisch Weltsprache ist – welche Indoktrination 🙂

      Man muss nicht Schweizerdeutsch gering schätzen, um deratige Überlegungen anzustellen.

    30. Max Says:

      @Petermann:
      >Schwätzt doch einfach euern Dialekt auch im Parlament
      >und versteckt euch nicht hinter dem hochdeutschen

      Tja, in vielen kantonalen Parlamenten wird tatsächlich im Dialekt debattiert. Auf Bundesebene würde dies nicht klappen. Da spricht zwar jeder Parlamentarier eine der Landessprachen, aber eben ohne Dialekt, damit die anderen der Diskussion folgen können.

      @alle:
      Ich glaube, die Diskussionen hier in diesem Blog sind mit denen vor ca. 150 Jahren vergleichbar, als u.a. eine grosse Zahl „deutscher“ Gelehrter (verschiedener Länder) in die Schweiz strömte; siehe dazu die Geschichte der ETH:

      http://www.ethistory.ethz.ch/besichtigungen/touren/vitrinen/politkarrieren/vitrine32

      Der Schriftsteller Gottfried Keller wird im Artikel folgendermassen zitiert (1856!): „Ausserdem ist es schrecklich, wie es in Zürich von Gelehrten und Literaten wimmelt, man hört fast mehr Hochdeutsch, Französisch und Italienisch sprechen als unser altes Schweizerdeutsch, was früher gar nicht so gewesen ist“

    31. Petermann Says:

      Was für mich immer wieder ein Phänomen ist, dass das Schwyzerdütsch mit dem geschriebenen Wort nicht übereinstimmt. Für mich, als deutscher stelle ich mir das schwierig vor, wenn ein Schweizer ein deutsches Buch liest bzw. vorliest. Die Sprache bzw. die Worte sind ja im Schweizer Dialekt ganz andere. Sicherlich, auch in Bayern oder anderen Bundesländern weicht der gesprochene Dialekt oft von dem geschriebenen Wort ab, doch finde ich, dass das Schwyzerdütsch schon ein ganz spezieller Dialekt ist. Ist das für die Kinder nicht schwierig?

      Apropos, wie wäre es denn, wenn wir uns vom Hochdeutschen verabschieden und eher vom Schriftdeutsch sprechen. Das trifft die Sache evtl. besser. Denn Hochdeutsch können bekanntlicherweise nur die Hannoveraner (das ist die Stadt, in der momentan gerade die CeBIT ist). Alle anderen sprechen in Deutschland Schriftdeutsch.

      @Viking: Vielen Dank für den Hinweis mit DRS und dem Parlament. Das ist einleuchtend.

    32. Schnägge Says:

      Wikipedia sagt zu dem Thema übrigens Gutes und Interessantes:
      http://de.wikipedia.org/wiki/Schweizer_Hochdeutsch

    33. Christian Says:

      Nicht ganz richtig, die Wesfalen sprechen neben ihrem Ruhrpott Slang oder auch Bochumer Platt genannt, aber auch Hochdeutsch. Allerdings kann man guten Gewissens behaupten, dass das Hochdeutsch Bochumer Platt schon seit langem verdrängt hat.

      Schriftsprache wäre nicht ganz korrekt, den niemand spricht wie er schreibt.

      Selbst das Wörtchen „würde,“ was sich hartnäckig in den Köpfen mancher Deutscher verfästigt hat, gibt es grammatikalisch gesehen eigentlich nicht.

    34. neuromat Says:

      @ Christian

      werden = Infinitiv ; Konjunktiv II = würde

      schrecken = Infinitiv; Konjunktiv II = ?

      oder für den Schweizer

      schwingen = Infinitiv; Konjunktiv II = ?

    35. Selma Says:

      @Max: Cooler Hinweis mit der ETH-Geschichte und Gottfried Keller. Das erinnert mich an die tolle Kampagne „Jung & Alt Stadt“ der Stadt Zürich. Da gab es mal Postkarten mit Zitaten drauf wie „Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen“. Auf der Rückseite stand jeweils, von wem der Ausspruch stammte – der soeben zitierte ist von Aristoteles… Und Altgriechisch sprechen sie im Übrigen auch nicht mehr in Griechenland…

    36. franz Says:

      @Ostwestfale
      Mir scheint dein „Schweizerdeutschverständnis“ bez. Sprache bedarf noch ein bisschen Training. Könnte auch sein das du eine veraltete Strassenkarte besitzt aus dem Schwabenkrieg oder so.

    37. franz Says:

      @hobo
      Wie schaffst du es einer Bärnerin beim langsamsprechen zuzuhören ohne einzuschlafen?
      Da war aber gar nix mir ruck zuck, zack zack 🙂

    38. Ostwestfale Says:

      @franz
      >Mir scheint dein “Schweizerdeutschverständnis” bez. Sprache bedarf
      >noch ein bisschen Training.

      Ich bin überrascht und verwirrt. Es wäre nett, wenn Du mir mitteilst aus welcher Wortpassage heraus dieser Anschein entstand.

      >Könnte auch sein das du eine veraltete Strassenkarte besitzt aus dem Schwabenkrieg oder so.

      Nein, eine solche besass ich nie, weder in echt noch metaphorisch.

    39. Schwarzbueb Says:

      In jungen Jahren habe ich automatisch auf Hochdeutsch geantwortet, wenn ich so angesprochen wurde,etwas anderes empfand ich damals als unhöflich. Besonders gerne machte ich es vor allem anfangs nicht, aber man gewöhnt sich daran. Heute frage ich mein Gegenüber, ob es Schwyzerdütsch verstehe.
      Denn tatsächlich sagten mir Deutsche mehrmals: Red ruhig Schwyzerdütsch.

      Komme ich als Touristin nach Italien, werde ich praktisch immer auf Englisch angeredet. Ich antworte konsequent in italienischer Sprache, weil ich die besser kann und ich mich so nur mit einer Fremdsprache herumschlagen muss. Meistens fallen die Hotelangestellten noch mehrmals ins Englische zurück.

    40. giacometti Says:

      @ Christian & neuromat – Angriffe auf die Person sind immer ein untrügliches Zeichen für fehlende Argumente in Verbindung mit dem Gefühl eigener Unfehlbarkeit und moralischer Überlegenheit. Christian, nicht mit Steinen werfen, wenn Sie im Glashaus sitzen! SIE sind derjenige, der andere Leute schubladisiert („Schweizer, wie Du“), die Sie gar nicht kennen, schlimmer noch, deren Texte Sie offensichtlich von A bis Z nicht verstanden haben.

      Wir schreiben den Deutschen nicht vor, wie sie zu sprechen haben. Einige Deutsche wollen das aber uns „vorschreiben“. Auf welcher Seite da wohl der nationalistische Impuls liegt?

      Schauen wir uns doch mal den Schwyzerdütsch/Deutsch-Diss von Bligg und Kool Savas an: http://www.youtube.com/watch?v=kUQGI7KaJyM

      FÜR MICH klingt Schwyzerdütsch einfach viel echter, Deutsche Texte in einem Lied oder Rap hingegen immer irgendwie aufgesetzt und kopflastig. In einigen Fällen wie bei den Fantastischen Vier ist das Kopflastige genial – was aber nichts daran ändert, dass es mich emotional nicht anspricht, nur intellektuell. Der Mensch besteht aber nicht nur aus dem Geist, sondern hat auch eine Seele und einen Körper. Die Chancen, die sich daraus ergeben, sich ganzheitlich besser ausdrücken zu können, machen deshalb den für uns relativ geringen und kaum spürbaren „Aufwand“ der Diglossie mehr als wett.

      Ich akzeptiere es zu 100% wenn jemand sagt, dass für ihn das Deutsch von Kool Savas echter daherkommt als das Schwyzerdütsch von Bligg. Was ich aber nicht akzeptieren kann, ist, wenn jemand mir vorschreiben will, wie ICH das zu empfinden habe. Das ist Indoktrination.

    41. Knorrly Says:

      Los poperli dank unsere idiomatische sprache haben wir seit 100 jahren keinen land-krieg mehr gehabt, und mit unserem museumlebensart befriedigen wir noch genugend landsleute, die schon im schulalter drei landsprache begreifen versuchen. Manchmal footbalsendungen in einem fremdsprache zu folgen spitz unseren hoeren besser als eueren EU-politikern die im kreis rumsaussen..

    42. giacometti Says:

      Ja, bei YouTube geht’s schnell und das vid ist weg. Hier ein anderes Beispiel von Bligg & Kool Savas:
      http://www.youtube.com/watch?v=DIXL42BklU4

    43. jessn Says:

      @Christian und neuromat

      Ich erinnere mich an meinen Deutschlehrer, der stets polterte: Der „Wenn“-Satz ist „würde“-los. Demzufolge wären die Verben schrecken = schreckte und schwingen = schwang im Konjunktiv. (wie die Präteritums-form).
      Bsp.: Wenn er dies täte, schreckte ich vor nichts mehr zurück.

      Ob es sich grammatikalisch wirklich so richtig verhält, weiss ich allerdings nicht genau.

    44. flo-m Says:

      also ich denke auch, dass im grenzbereich der Schweiz die Sprachen ein wenig Ähnlichkeit mit derjenigen des anderen Landes haben.
      Ich wohne im Rheintal und ich finde, dass unser Dialekt eine gewisse Ähnlichkeit mit der des Vorarlbergs hat – wenn man nicht zu fest „dialektisiert“ versteht man einander recht gut.
      aber genauer betrachtet sind die Dialekte schon ziemlich verschieden, aber beim schnelleren zuhören tönen sie schon ähnlich

    45. HaegarCH Says:

      Also ich ha aagfange im Gschäft jede mit Schwiizerdüütsch a z’rede. Wänn ers dänn nid verstoot, wechslä ich is schriftdüütsch. Mängmol isch halt au änglisch oder elektrisch (Französisch) nöötig.

    46. Fruler Says:

      ich werde in zukunft, wenn ich in der schweiz bin, so verfahren, wie ich es schon seit langer zeit in holland erfolgreich praktiziere: ich spreche mir einheimischen, die ich nicht kenne, englisch. dannn ist das ganze sprach/nationalitäten problem obsolet.

    47. h0b0 Says:

      @franz
      Ich komme aus Norddeutschland; uns sagt man ja nun auch nicht unbedingt nach, rhetorische Maschinengewehräquivalente zu sein…

    48. Henry Says:

      Fruler Says:
      March 21st, 2007 at 5:40 pm

      … so halte ich es auch. Gelegentlich sage ich dann aber auch schon mal, ich spreche auch gerne Deutsch mit dir. Nunja, für meinen Dialekt müßte die Schweiz allerdings einen neuen Kanton ausrufen.