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Sei kein Löli — Warum Fahranfänger keine Trottel sind

  • L wie Lerner, L wie Löli
  • In der Schweiz muss ein Fahranfänger ein „L“ wie „Learner“ oder „Lerner“ Schild am Fahrzeug führen. Den „Lerner“ vergessen wir mal ganz schnell, denn für die Schweizer ist das „L“ ein „Löli-L“.

  • Was ist ein Löli?
  • Wir liessen es uns von einem versierten Fachmann des Schweizerdeutschen erklären:

    Das ist eigentlich ein freundlich gemeinter, nur leicht strafender Ausdruck. Auf deutsch vielleicht so wie „Lümmel“ „Spinner“, „Trottel“, „Kaspar“. Auf Berndeutsch heisst es übrigens „Löu“. Der „Löli-L“ hat sich also eher im Raum Zürich etabliert. Ich bin selbst erstaunt, dass es sogar Fahrschulen mit diesem Namen (Löli) gibt.
    (Quelle: private Email von P. S. aus M.)

    Und zwar gar nicht so knapp. Google-CH weisst 219 Funde von Fahrschulen auf, die sich freiwillig Trottel Löli nennen.
    Beispiel:
    Fahrschule Loeli

    Dann kann das Wort ja nicht sooo wahnsinnig abwertend sein, denn jeder fängt mal an mit dem Autofahren. Offensichtlich gibt es da in der Nähe von Basel eine ganze Menge Lölis, die täglich über die Grenze kommen aus dem Landkreis Lörrach:

    Zu Schmunzeln bringen einen hierzulande immer wieder deutsche Autonummern aus dem Landkreis Lörrach, z.B.
    Lö-LI oder Lö-U.

    Dann doch lieber ZH für „Zart & Heftig

    Der Löli ist jedenfalls schon ziemlich alt, schrieb sich aber früher mit zwei „ll“:
    Wir lasen bei Grimm:

    LÖLL,LÖLLE, m. thor, maulaffe:
    sih da, löll! fasz den korb balt an!
    J. AYRER fastn. sp. 109a (2883, 27 Keller);
    ich will gehn und sie lernen an,
    wie sie sich in dem fahl musz stelln,
    dasz wir zum narrn machen den lölln.
    64a (2657, 3);
    es ist das schweiz. löhl, löhli, maulaffe STALDER 2, 178; im Baselbiet lol, löli laffe, dummkopf, pinsel. SEILER 193b; solche herren meinen doch man sei so dumm auf dem lande, dasz man von nichts zu reden wisse, als vom wetter und vom heu, die löhle. J. GOTTHELF Uli d. knecht 240; Uli, wenn du nicht ein löhl bist, so nimmst du es (das mädchen) jetzt um den hals. 308; der dritte war offenbar der löhl, der ihnen heute ins garn geflogen. schuldenb. 103; ihr mann selig sei ein löhl gewesen, mit alten kühen habe er nicht ändern wollen. 104; wenn er nicht ein dummer löhl gewesen. 154, mit dem verbum löhlen, maulaffen STALDER a. (…)
    (Quelle: Grimm)

    Im Hochdeutschen hat es sich als „lallen“ erhalten, mit dem es verwandt ist. Neudeutsch würden wir wohl eher „Loser“ als „Löli sagen.

  • Lölis in der Musik
  • Auch in die Musik hat es der Löli geschafft, als „Löli-Tuuter
    Loeli-Tuuter

    

    12 Responses to “Sei kein Löli — Warum Fahranfänger keine Trottel sind”

    1. sylv Says:

      und die Berner sagen sowieso ‚Löu‘:)
      meinen ‚L‘ aus Fahrschulzeiten habe ich ob der Schlafzimmertüre angebracht:) hat schon für ein paar Kommentare gesorgt, wie wir denn wohl unsere Kinder kreiert haben,wenn wir immer noch am lernen sind:)

    2. baalsebub Says:

      ZH heisst aber auch „zweni Hirni“, so wie AG „Achtung Gefahr“ heisst.
      Die Österreicher haben kein „Ö“ sondern ein „A“, weil es ja auch nicht „Örschloch“ heisst. 🙂

    3. sylv Says:

      @baalsebub

      da ist noch GE ‚Gueule Elastique‘ ( elastische schnauze 🙂 und
      VD ‚Volldubeli‘ und die CD-Schilder der Diplomaten heissen in Bern in schönstem Diplomatenfranz. ‚Corps Dangereux‘ weil die immun sind durch Ihren Diplomatenstatus und keine Bussen bezahlen müssen und dies oft auch kräfitg ausnützen:-(

    4. Phipu Says:

      Der Zusammenhang zwischen „Löli/Löu“ und „lallen“ scheint zumindest mir nicht klar ersichtlich. Nachhilfe bringt allerdings der gesamte Artikel in Grimms Wörterbuch. Auf diesen oder oben stehenden Link klicken:
      http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/dwb/wbgui?lemid=GL06707

      Zu den „Löli“-ähnlichen Namen kommt mir noch der Basler „Lällekönig“ (sprich: Lälleggheenig) in den Sinn. Dieser ist ein mechanisches Spielwerk, das die Zunge herausstrecken kann. http://www.basel.ch/de/tourismus_freizeit/sehenswuerdigkeiten/trouvaillen/laellekoenig?primaryIndex=2
      Allerdings bedeutet „Lälle“ „Zunge“. „Lallen“ hat ja auch etwas mit der Sprache zu tun. (Vgl. frz. „la langue“ = 1. die Sprache / 2. die Zunge).

      Hier noch der Artikel aus Grimms Wörterbuch zu „lallen“, wo im untersten Abschnitt auch „Zunge herausstrecken“ aufgeführt wird.
      http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/dwb/wbgui?lemid=GL00558

    5. Michael Says:

      Löli sollte nicht mit Lilö verwechselt werden. Lilö = Lichter löschen und ist Slang in Lagern wie bei der Pfadi oder im Militär. Und dort lümmeln bekanntlich jede Menge Lölis rum 🙂

    6. coolman Says:

      auch neudeutsch würde ich den englischen Verlierer mit nur einem „o“ also Loser oder halt gleich „Luuuuuser“ schreiben.

    7. Simon Says:

      Nicht nur der „Löli“ hat es in die Musik geschafft, sondern auch der „Löu“:

      „E Löu, e blöde Siech, e Glünggi un e Sürmu“ Heisst ein Lied von Mani Matter. Die Erklärung der versammelten „Schlötterlig“ überlasse ich gern einem, der mehr von Berndeutsch versteht als ich.

    8. Züpf Says:

      @coolman:
      Bloss heisst das schweizerdeutsche ‚Luuser‘ dann schon wieder was anderes, so eher Richtung Luusbueb. Der Loser ist da doch die bessere Variante.
      Ausser natürlich man sagt: „ich wollte mich an einem Stein festhalten, aber es war ein Loser …“

    9. Johanna Says:

      @Simon
      E Löu – siehe oben
      e blöde Siech – http://www.blogwiese.ch/archives/37
      e Glünggi – Tollpatsch, liebenswürdig gemeint
      e Sürmu – Schlitzohr, liebenswürdig gemeint

    10. Phipu Says:

      hier noch der gesamte Text des Liedes „E Löu, e blöde Siech …“
      http://www.moser.on-line.ch/MirSingeEis.htm#_Toc468548261

      Glücklicherweise sagt man in Dialekt nicht „liebi Radio-Loserinne und -Loser“ sondern „Radio-Hörerinne und -Hörer“; auch wenn man aufmerksam „Radio lost“ und nicht „… hört“. So kann man, wenn schon mal etwas in Dialekt geschrieben wird, die neudeutschen „Loser“ auch ohne „oo“ gleich identifizieren und [Luusr] aussprechen.

    11. Widi Says:

      AG = „Ausser Gefahr“ – von Zürich her kommend 😉

    12. Phipu Says:

      Kürzlich war ich in Polen und sah dort, dass auch die den L mit den gleichen Farben auf den Autos tragen. Das Format und die Auffälligkeit gegenüber der Schweizer L-Schlidern wird dort aber noch getoppt. Etwa so:

      http://www.delta.lodz.pl/samochody

      Übrigens habe ich den in der Schweiz üblichen weissen Buchstaben auf blauem Grund in Belgien ebenfalls gesehen. Jedoch nehme ich an, dass weder polnisch noch flämisch (und sicher nicht französisch) das Wort Löli bekannt sein sollte.