Wollen wir abmachen? — Fürs Rendezvous braucht der Schweizer kein Werkzeug
Manche Formulierungen der Schweizer sind für uns in den letzten Jahren völlig normal geworden, auch wenn wir sie immer noch nicht aktiv verwenden würden. Dazu zählt sicherlich die Angewohnheit, ständig etwas abmachen zu wollen. Wir denken da nach wie vor an Schraubendreher und anderes Werkzeug, mit dem man was los machen kann, denn das ist für uns abmachen. Etwas lösen.
Der Duden meint dazu
abmachen (sw. V.; hat):
1. (ugs.) von etwas loslösen und entfernen:
den Rost abmachen.; das Schild [von der Tür] abmachen.;
Übertragung: das mach dir man ab, Vater! Schnaps kriegst du nie mehr (Berlin.; das schlag dir aus dem Kopf!; Fallada, Jeder 327).
(Quelle: duden.de)
Abmachen tun wir grundsätzlich sehr gern, denn wir sind gern, wenn irgendwo was los ist. Die Deutschen verwenden das praktische Verb freilich auch im Sinne von „vereinbaren“, dann aber nur in der 2. Partizip Form. Das ist die mit dem „ge“ dazwischen:
2.
a) vereinbaren:
einen neuen Termin, eine dreimonatige Kündigungsfrist abmachen; wir hatten abgemacht, dass jeder die Hälfte zahlen soll; es war zwischen ihnen noch nichts abgemacht worden; (häufig im 2. Part.) (bekräftigend, zustimmend in Bezug auf den Abschluss einer Vereinbarung:) abgemacht!;
Während die Deutschen nur eine „Abmachung treffen“, wenn es sehr förmlich zugeht, treffen sich die Schweizer, wenn sie was abmachen. Das „was“ ist dabei absolut unwichtig, denn es geht auch ganz direkt und zwanglos in der Schweiz. Die Frage: „Wollen wir abmachen“ ist eine durchaus akzeptierte Form des Anbändelns:
In Schweizer Internet-Foren findet man das mit schöner Regelmässigkeit:
Bike Treff/Tour in Luzern
@ Kyle
Wann und wo wollen wir abmachen?
(Quelle: traildevis.ch/forum)
Spielst Du auch Tennis?
Wollen wir abmachen?
(Quelle: fcbforum.ch)
Wenn Sie diesen Satz in einem ansonsten recht anonymen Forum lesen, dann können Sie sicher sein, dass der Schreiber oder die Schreiberin Schweizer(in) ist. Deutsche würden eher fragen: „Wollen wir uns treffen?“ oder „Hast Du Lust auf ein Bier“, „Gehen wir Tauben vergiften im Park?“, ach nee, das war ja der Wiener Georg Kreisler, der das bei den Wienern populär machte.
Juli 7th, 2006 at 7:39
„Gehen wir Tauben vergiften im Park?“ – Das war doch ein ganz bestimmter Wiener, nämlich Georg Kreisler. Oder ist das tatsächlich Allgemeingut?
Juli 7th, 2006 at 8:04
Zu viel Abmacherei im Leben löst eine Gegenreaktion aus, nämlich Lust auf Spontaneität resp. etwas „spontan“ zu tun.
Juli 7th, 2006 at 8:24
@Tim
Georg Kreisler ist meines Wissen Wiener, und ich habe das Zitat gerade noch etwas korrigiert. Danke für den Hinweis.
Juli 7th, 2006 at 13:16
@fiona
abmachen kann auch spontan sein:) vor allem wenn meine Kinder von der Schule heimkommen und fragen: „Mami,cha i hüt am Nami abmache ?“
Das heisst dann nach dem Mittagessen,die Telefon-Rundring-Liste durchzu telefonieren und schauen ob wohl eines der Gspänli zum Spielen kommen darf:)
Leider haben die aber oft Ballett/Tennis/Musikstunde/Sprachkurs und so zu besuchen und haben folgedessen keine Zeit…………… mich wundert manchmal wann denn Kinder noch Kinder sein dürfen………………………..
Juli 7th, 2006 at 15:20
@Jens-Rainer
Hallo Jens, ich gehe gerade zum Briefkasten und hole die Zeitung „Der Nebelspalter“raus und was lese ich? Eine ganze Seite über deinen Blog.
Gratuliere dir hierzu!
Juli 7th, 2006 at 16:34
Abmachen kann auch ein Hobby sein. Zu finden z.B. In Brieffreundschaftsanzeigen:
„Hallo Girls und Boys! (…) Meine Hobbys: Kino, plaudern, MSN, abmachen, Badi,… (…) “
(Anzeige von L., 13 Jahre alt. Quelle: http://www.spick.ch)
Juli 7th, 2006 at 17:04
Bin der Meinung, die Deutschschweizer sind in den letzten 20 Jahren viel lockerer, spontaner, aufgestellter geworden. Wenigstens im Raum ZH/ZG/LU wo viele Unternehmen aus den USA / GB angesiedelt sind resp. Tochtergesellschaften gegründet haben.
@ sylv. Die Kinder heute sind überfordert – auch Handys, , Internet, Nintendo Dogs….müssen bedient werden, oder?
Juli 7th, 2006 at 17:14
und „was ausmachen“ ist doch auch korrektes Hochdeutsch, oder täusch ich mich da? bin grad unsicher ….
Juli 7th, 2006 at 17:26
@Johnny,
so lange Du ein „was“ dabei hast, ist es in Deutschland bekannt.
Die Schweizer lassen das „was“ weg.
Sollen wir abmachen, an Stelle von „sollen wir was abmachen“.
Kurz und praktisch, und ich hüte mich davor, es zu werten. Was ist richtig, was ist falsch, wenn es verstanden wird und praktisch ist. Abgemacht?
Juli 7th, 2006 at 19:28
hallo
wir luzerner sagen meistens „wemmer öbbis abmache?“ –> „wollen wir etwas abmachen?“
ein „Wemmer abmache?“ wird selten gebraucht, bei mir jedenfalls 😉
mach doch mal etwas über die schweizer grammatik. wir sprechen in dialekt zu 99% im perfekt, schon aufgefallen?
Februar 21st, 2007 at 16:45
zwee bärner träffä sich: Hoi …. geits? …. geit guät….. chunnsch mit …….
weiss niid ……. eh chum doch ……. nei….. mir chöi ja öppis abmachä ….
eh meinsch? …… tschou….
März 4th, 2011 at 4:48
lol, die Deutschen sagen „Hast Du Lust auf ein Bier“, „Gehen wir Tauben vergiften im Park?“, klar.
Abmachen finde ich ungewöhnlich für ein Rendezvous.