Was hat die Schweiz mit den Niederlanden gemeinsam? Die Liebe zu den Deutschen!
Die auf der Blogwiese viel diskutierten Antipathien der Schweizer gegen „die Deutschen“ im Allgemeinen, aber nie gegen bestimmte Deutsche im Besonderen, sind in Europa nicht einzigartig. Die meisten Parallelen gibt es mit Holland, Entschuldigung, muss natürlich heissen „mit den Niederlanden“. Und da geht das schon los mit den Problemen. Die Deutschen können sich nicht einmal richtig an den Namen dieses Königreichs gewöhnen. „Holland“ ist nur der Name der alten „Grafschaft Holland“ und heute in eine Provinz Nord- und Südholland zweigeteilt.
Holland mit den Niederlanden gleichzusetzen wäre ähnlich korrekt, als wenn man den Kanton Zürich mit der Schweiz gleichsetzen würde, oder die Deutschschweiz mit der ganzen Eidgenossenschaft. Sträfliche Verallgemeinerungen, die in der Schweiz Gott sei Dank völlig undenkbar und gaaanz weit hergeholt scheinen.
Der kleine Nachbar, von den Deutschen freundlich und ein wenig „putzig“ gesehen, hat beliebte Küstenorte mit feinen Sandstränden, ein fantastisches Radwegenetz und feinen Feinschnitt in den Coffeeshops von Amsterdam. Diese „Coffeeshops“ sind weit im Umkreis bekannt für ihren exzellenten Kaffee.
(Foto: Wikipedia)
Für den reisen deutsche Freaks jedes Wochenende wieder an. Vom Ruhrgebiet aus dauert das mit dem Zug weniger als drei Stunden. Sie treffen dort auf ein sehr internationales Publikum aus vielen Ländern des Orients. Es gibt Afghanen, Libanesen, Türken und häufig auch Marrokaner. Manche treffen dort auch Mädchen, die alle Mary oder Jane oder beides zugleich heissen. Die Holländer fahren gern robuste Alltagsfahrräder, die sie „Fietsen“ nennen, und wenn sie einen Motor (die Fietsen, nicht die Holländer) haben und brummen, dann werden sie „Bromfietsen“ genannt.
Die Niederländer haben keine Gardinen in ihren Fenstern, weil sie nichts verbergen wollen vor den Nachbarn, während die Schweizer jeden Abend zur gleichen Zeit die Rollladen herunterlassen. Die Häuser sind billiger als Vergleichbares in Deutschland, weil sie mit weniger Bauvorschriften und nicht für die Ewigkeit gebaut werden, so wie es im Heimatland der DIN-Normen vorgeschrieben ist.
Die Niederlanden sind super dicht besiedelt mir 480 Einwohner pro Quadratkilometer, ähnlich wie die Schweizer Agglomerationen (Bevölkerungsdichte Schweiz). Nur wenig Deutsche sprechen Niederländisch, weil jeder dort Deutsch versteht aber nicht immer auch gerne spricht. Auch dies eine interessante Parallele zur Schweiz. Dabei ist Niederländisch für Deutsche leicht lernbar, und es gibt eine stetig wachsende Zahl von Medizinstudenten, die auf der Flucht vor dem Deutschen Numerus Clausus einen Studienplatz an einer der alten Universitäten des Landes ergattern. Das Goethe-Institut in Amsterdam bietet daher, äusserst ungewöhnlich für diesen Verein, nicht nur Deutsch als Fremdsprache, sondern auch „Niederländisch für Deutschsprachige“ an. Ob die ETH das auch anbieten sollte?
Die Gefühle für Deutschland sind ähnlich gespalten wie bei den Schweizern. Einerseits ist Deutschland der grosse Handelspartner und wichtigstes Exportland, anderseits wird auch in den Niederländen am Abend Tatort auf Deutsch (mit Untertiteln) geschaut. Der Schimpfname für die Deutschen ist „Moffen“, wofür sich die Deutschen mit „Keeskopp“ revanchieren.
Ähnlich wie bei den Schweizern haben die meisten Deutschen keine Ahnung davon, wie die Niederländer über sie denken. Bewohner der niederländischen Provinz Limburg, deren Dialekt so klingt, wie wenn ein Deutscher Niederländisch spricht, klagen darüber, dass sie in der Hauptstadt unter Ressentiments zu leiden haben, wenn sie anfangen zu sprechen. Sie gewöhnen sich daher lieber schnell die dort übliche Aussprache an. Hier sehen wir eine interessante Parallele zur Beliebtheit der Basler Mundart in der restlichen Schweiz.
Nur beim Fussball, da kommt es zur offenen Auseinandersetzung. Die Deutsch-Holländische Fussballfeindschaft ist legendär. Seit der Niederlage gegen Deutschland im Finale der WM 1974 ist das Verhältnis gespalten. Tatsächlich respektiert man den Nachbar und freut sich zugleich, wenn er verliert. 2002 konnte sich die Nationalmannschaft der Niederlande nicht für die WM qualifizieren und lieferte damit monatelang Stoff für Hohn und Spott von Stefan Raab und Harald Schmidt im Deutschen Privatfernsehen. Irgendwann war aber auch hier der letzte Witz erzählt. Er lautete Übrigens: Fährt ein Holländer zur Weltmeisterschaft…
Anders als bei den Schweizern, denen man ständig einen Minderwertigkeitskomplex gegenüber Deutschland nachsagt, bzw. den sie sich offensichtlich selbst ständig einzureden versuchen, betrachten die Niederländer als alte Handelsnation und Kolonialmacht sehr souverän ihr Königreich in der Nachbarschaft von Deutschland.
Sprachliche Minderwertigkeitskomplexe? Dafür besteht kein Grund, denn man ist stolz auf die alte Sprache der Hanse:
Das Niederländische beruht auf der Niederdeutschen Schriftsprache des 17. Jahrhunderts, die allmählich aus Mundartausdrücken der Provinzen Brabant und Holland angereichert wurde. Eine Ältere Version war die Überregionale Sprache der Hanse, die insbesondere in Antwerpen, Brügge und kurz darauf auch in Holland Verbreitung als Handels- und Gelehrtensprache fand. Lehnwörter kommen aus dem Französischen und in neuerer Zeit überwiegend aus dem Englischen. Was den Wortschatz betrifft, so bewahrt das Niederländische mehr als das moderne (Hoch-) Deutsche den altdeutschen Wortbestand.
(Quelle: Wikipedia)
Was den Schweizern ihr „Chochichästli“ ist, mit dem sie jeden Zugezogenen auf seine Dialekttauglichkeit testen können, ist für die Niederländer der Name des Seebades „Scheveningen“, das sich ganz anders ausspricht, als Sie jetzt vermuten. Gewisse Ähnlichkeiten bei den Krachlauten lassen vermuten, dass Schweizer leicht Niederländisch lernen könnten, und umgekehrt.
Für unsere unbedarften Leser aus Deutschland sollten wir noch kurz erklären, was es mit dem mysteriösen „Chochichästli“ (auch „Chuchihästli“) für eine Bewandtnis hat: Die Schweizer essen gern am Nachmittag zum Kaffee um vier Uhr ein Stück Kuchen. Diese Angewohnheit wird hier „z’Vieri“ genannt. Dazu haben Sie in jedem Büro oder Wohngemeinschaft eine spezielle Kasse, in die jeder einzahlen kann, der auch Kuchen haben will. Die nennen dies Kasse „Chochichästli“. Hätten Sie es gewusst?
(2. Teil morgen: Die andere geschichtliche Erfahrung der Niederländer und Schweizer mit den Deutschen)
Juni 19th, 2006 at 0:13
Hoffe das mit dem Chuchichäschtli ist nicht Dein Ernst, es bedeutet Küchenschrank oder Küchenschaft
Juni 19th, 2006 at 2:03
hm, nun ich bin gebürtige schweizerin und lebe im emmental…warum wusste ich dann nicht um das geheimnis des chuchichästlis?! für mich war ein chuchichäschtli immer nur ein kästchen in der küche… 😛
Juni 19th, 2006 at 6:01
und ich sach noch zu meiner Frau: „Du, meinst Du ich muss dranschreiben, was die Kuchenkasse wirklich ist?“ Sagts sie zu mir: „Neee, lass man, dass dauert keine 10 Minuten, da hat das einer erklärt, kannst Du drauf wetten.“.
Wir haben gewettet, und ich habe wie immer verloren. Um 00:13, also 8 Minuten ach Freischalten des Postings um 00:05 Uhr, hat es uns ein stolzer Helveticus erklärt. Jetzt ist ein Ende mit der Ignoranz. Raus aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit. Es lebe die Aufklärung! Siècle des Lumières auch bei uns! Danke, danke, danke…
… und ich muss jetzt meine Wette auslösen und wie versprochen noch mit dem Hund Gassi gehen, so ein Mist.
Juni 19th, 2006 at 7:57
Keep in touch with the Dutch! – sagen die Niederländer über sich selbst!
Die sind in der Tat sehr tüchtige und erfolgreiche Händler.
Ich war in einem Team (Rohstoffhandel) zusammen mit Kollegen aus D, NL, CH, F – und bei jeder Fussball-Meisterschaft (EM oder WM) wann D gegen NL verlor war die Luft sehr dick…tagelang sogar! Werden wir in den nächsten Tagen D gegen NL schon wieder erleben?
Juni 19th, 2006 at 9:36
hmmm,jens mich wundert schon warum dir dieser fehler unterlaufen konnte,du checkst doch sonst immer alles via net ab………..
http://dialects.from.ch/faq.html
Was heisst Chochichästli? „Chochichästli“ ist die Schweizer Variante des Wortes „Küchenschränkchen“. Das Wort wird unablässig herangezogen zum Beweis, dass Schweizerdeutsch keine Sprache sei, sondern eine Halskrankheit. Zu diesem Zweck halten die buchstäblich bösen Zungen die drei CH-Laute sekundenlang in der Tiefe des Rachens, besonders den mittleren. Im täglichen Sprachgebrauch ist das Wort etwa gleich häufig wie der hochdeutsche Begriff „Ostfriesisches Felsengebirge“.
Grüessli
Juni 19th, 2006 at 9:58
noch ein kleines addendum, es ist das ‚Kafikässeli‘ das du meintest,manchmal auch ‚Znünikässeli‘ genannt:)
Juni 19th, 2006 at 11:23
Lieber Jens,
schon seit einiger Zeit gucke ich hier immer mal wieder rein. Heute muss ich mal zu Wort melden, um als halbe Niederländerin (mütterlicherseits) ein paar Dinge klar zu stellen.
Das mit Holland und den Niederlanden ist sicherlich richtig. Andererseits sehen die Deutschen das sehr viel enger als die Holländer (oder auch Niederländer) selbst. Denn wie lautet neben „Oranje boven!“ der andere Schlachtruf der Nederlandse Elftal bei der WM jetzt? Richtig: „Hup! Holland! Hup!“ Und damit sind bestimmt nicht nur die Spieler gemeint, die aus den Provinzen Noord-Holland und Zuid-Holland kommen. Das kann man durchaus ein bisschen lockerer sehen. Die Holländer betrachten Deutsche, die immer das Wort Niederlande so betonen, sowieso als typisch deutsch-besserwisserisch.
Ebenfalls ein grosses Missverständnis: alle Holländer sprechen deutsch. Tun sie nicht! Klar, die lernen das in der Schule, als zweite Fremdsprache. Aber genau wie bei uns gibt es da welche, die sind gut in der Schule und welche, die kapieren es nicht. Ebenso in Holland. Es gibt Leute, die haben zwar vier Jahre Deutsch in der Schule gelernt, sind aber nicht in der Lage, einen vernünftigen deutschen Satz auf die Reihe zu kriegen. Oder haben Hemmungen. Denn im Fernsehen wird nichts synchronisiert. Alle ausländischen Filme gibt’s nur mit Untertitel. Und deutsche Krimis sind und waren immer schon Strassenfeger in Holland. Daher wissen viele Holländer durchaus, wie sich Deutsch anhören sollte, trauen sich aber nicht, weil sie es so nicht hinkriegen.
Dann zur Sprache: die Wörter Fietse und Brummfietse gibt’s nicht. Fiets ist Singular für Fahrrad, der Plural wäre fietsen (gibt’s übrigens auch als Verb und heisst dann, richtig! Fahrrad fahren…). Mit Motor heissen die Teile dann bromfietsen.
Ja, und die Verbindung zur Schweizerdeutschen ist eindeutig gegeben, denn es gibt ethymologisch betrachtet nur drei Sprachen auf der Welt, die mit so genannten Friktaten (das, was Du so schön als Krachlaute bezeichnest und was sich anhört, als würden die Leute unter einer üblen Infektion der oberen Atemwege leiden) arbeiten, und das sind Arabisch, Niederländisch und Schweizerdeutsch (wenn wir das jetzt mal als eigene Sprache betrachten). Also, Aufruf an alle Schweizer: Lernt Niederländisch! Grammatikalisch eigentlich sehr einfach und mit der Aussprache habt Ihr garantiert überhaupt keine Probleme! Und wenn dann viele Holländer im Urlaub in die Schweiz fahren (oder nach Österreich, egal, Hauptsache Berge!), dann könnt Ihr es den arroganten Deutschen mal so richtig zeigen. ;o)
Bin gespannt auf den zweiten Niederlande-Exkurs morgen.
Viele Grüße
Heike
Juni 19th, 2006 at 11:39
Ja, der niederländischkurs an der ETH würde sicher viel bringen 😉
Juni 19th, 2006 at 11:58
Ich gehe nicht damit einher, daß die Niederlande, oder eben „Holland“ wie in Deutschland genannt, als „putzig“ angesehen wird. (Dies gilt auch für die Schweiz; bei Interesse kann ich hier eigene Erfahrungen und Statements abgeben).
Die Niederlande werden als ein sehr liberales, offenes und fortschrittliches Land angesehen. Das wirken der Regierung hierzu erreicht nahezu die gleiche Effizienz wie der hochindustrialisierte Agrarsektor.
Wie in obigen Artikel beschrieben, geht dies auch durch die Vergangenheit als Seefahrer- und große Handelsnation zurück, welche sich bis heute teilweise erhalten hat. In vielen Gegenden der Niederlande hat man sehr oft das Gefühl, mit der „weiten Welt“ verbunden zu sein, als man annehmen könnte; und dies Gefühl ist nicht entstehend nur durch etwaigen Aufenthalt in einem großen Seehafen.
Juni 19th, 2006 at 12:08
Ein alt bekanntes Missverständnis ist es leider, wenn man meint eine Sprache sei leichter zu lernen, wenn sie ähnlicher ist. Man kann eher sagen: je ähnlicher, desto schwieriger ist es eine Sprache zu lernen, weil man in eigenen Sprachmustern und Melodien gefangen bleibt und mehr Probleme hat Vokabeln, Sprachmeldodie und letztendlich Sprache tatsächlich zu unterscheiden. Deswegen sind auch Niederländer, die seit Jahrzehnten in Deutschland wohnen und fließend deutsch sprechen noch immer sehr deutlich an kleinen grammatikalischen Unterschieden zu erkennen. Was bei uns in Grenzregionen als sehr sympatisch und drollig angesehen wird. Wie das Spiegelbild in den Niederlanden gesehen wird, hast du ja berichtet. Übrigens werde deutsche Dialekte dem Niederländischen oder Flämischen immer Ähnlicher. Sprachentwicklung im Volk hat sich auch da wenig um Grenzen gekümmert.
Was es erleichtert eine Sprache zu lernen ist die Ähnlichkeit im Klang und der Lautvielfalt der Muttersprache. Deswegen haben Franzosen und Briten Schwierigkeiten die jeweiligen Sprachen zu lernen – die Laute im Englischen sind im Vergleich zu den Lauten des Französischen zu unterschiedlich und sind im Sprachgebrauch und im Klangmuster der Sprache seit frühester Kindheit nicht vorhanden. Die deutsche Sprache und andere nordeuropäischen Sprachen haben was die Lautvielfalt betrifft einen kleinen Vorteil.
Alle Menschen aus dem europäischen Sprachraum haben aber beispielsweise extreme Schwierigkeiten bei den Klick- und Schnalzlauten verschiedener afrikanischer Stämme. Im Vergleich sind die verschiedenen CH-Laute im schweizer Sprachraum und im niederländischen Sprachraum noch leicht aufzufassen. Auch in Deutschland ist vor allem je nach Region ein ch nicht gleich ch. Letztenendes kann man meistens anhand von solchen Kleinigkeiten die Herkunft des Gegenübers erkennen. Ich finde es schön und spannend, aber nicht falsch.
Juni 19th, 2006 at 13:25
Muss es nicht „Kaaskopp“ heissen?
Und ich muss Franzi widersprechen: mein niederländischer Arbeitskollege ist eher an der Aussprache als an der Grammatik zu erkennen (speziell wegen der Krach-/Rachenlaute, die besonders beim „r“ am Wortende zum Tragen kommen). Grammatikalisch ist er einwandfrei und hatte seiner Aussage nach auch wenige Schwierigkeiten. Eventuell bemerke ich wegen meiner norddeutschen Abstammung aber auch nicht alle grammatikalischen Abweichungen von den im südlichen Teil Deutschlands (oder auch der Schweiz) benutzen Formen…
Juni 19th, 2006 at 13:26
Ich liebe die feine Ironie und die kleinen Provokationen in Deinen Texten, Jens, mit denen Du uns die Unnötigkeit und oft auch Plumpheit der CH-D-Diskussionen aufzeigst.
Einige Kommentare sind grosse Klasse, da sie uns zeigen, dass es noch viel Arbeit zu tun gibt 🙂
Juni 19th, 2006 at 16:20
Niederlande, ja, aber –
Die Holländer nennen ihr Land ja selbst Holland, oder täusche ich mich da?
Juni 19th, 2006 at 16:25
Nach 55 Jahren Schweiz habe ich erst hier gelesen, das das Chuchichäschtli (nicht: Chuchihästli…) gar nicht der Küchenschrank ist, sonder nach deutscher Interpretation die bei uns sonst Kafikasse genannte Bürokasse.
Was man hier alles lernen kann, ist ja irre…..
Peter
Juni 19th, 2006 at 17:27
Zum Glück richtet sich umgekehrt die Antipathie der Deutschen fast nur gegen die Holländer, ihren Fussball und ihre Wohnwagen. Die Schweizer dagegen waren heute in Dortmund sehr zu Gast bei Freunden. Und hatten im Grunde ein Heimspiel, auswärts.
Juni 19th, 2006 at 19:37
Als ich Dich 00.13 Uhr auf den Chuchichäschtli-Fehler aufmerksam machte, zweifelte ich hörbar, ob das Dein Ernst sei. Kannst es nochmals mit dem anderen Kehlentwister „Mjöüchmäuchterli“ probieren, der ist ähnlich legendär.
Was bei deinem holländischen Exkurs noch passt, ist die ethymologische bemerkenswerte englische Wortform „Dutch“, womit eine/die Nähe zu deutsch gemacht wird. Früher wurde der Ausdruck Dutch nicht nur für Holländer gebraucht, genau so wie wir „Schwaben“ und „Engländer“ unpräzise verwenden und wie Schweizer eigentlich auch nicht für alle Eidgenossen richtig war.
Juni 19th, 2006 at 20:09
es gibt auch noch das Miuchmäuchterli.. (so als Ergänzung zum Chuchichäschtli)… einmal googeln, und schon weisst du, was es ist.
Juni 19th, 2006 at 22:21
„‚S Miuchmäuchterli isch im Chuchichäschtli“ – dient (in Zug) als Beispiel resp. Uebung für Ausländer, die fragen „What is Swiss German like?“
Juni 19th, 2006 at 23:52
@Heike:
Zu Jens‘ sogenannten „Krachlauten“: Meinst du vielleicht „Frikative“ anstatt „Friktaten“ (die hab ich bei Google und in meinem Bünting leider vergeblich gesucht)?
Vielleicht darf ich da ja mal etwas ausholen:
Von den Frikativen gibt es sogar ziemlich viele (im Internationalen Phonetischen Alphabet IPA 31, s. http://de.wikipedia.org/wiki/Frikativ), sie sind erst mal allgemein alle „Reibelaute“, bei denen Luft durch eine an irgendeinem Artikulationsort (Lippe, Zähne, Rachenraum etc.) gebildete Engstelle gepresst wird und dadurch ein „reibendes“ Geräusch entsteht, außerdem können sie stimmhaft oder stimmlos sein.
Die drei /x/-Laute im Chuchichäschtli ([ˈχʊχːiˌχæʃtli]) sind laut zugehörigem Wikipedia-Artikel „stimmlose uvulare Frikative“ ([χ]), uvular, weil sie am Gaumenzäpfchen (lat. uvula) gebildet werden. Als Aussprachevariante zum Frikativ wird der „stimmhafte uvulare Vibrant“ genannt ([ʀ]), ein „Schwinglaut“, der durch „Rollen“ des Frikativs entsteht und somit z.B. dem Französischen „marre“ [maʀ] gleich kommt.
Juni 20th, 2006 at 11:24
An Heike
Spanisch (in Spanien, nicht aber in Mittel-/Südamerika) kennt auch solche Krachlaute (Frikative). Es reicht dafür – z.B. wütenden – Spaniern zuzuhören, die „¡Carajo!“ oder noch unfreundlichere Ausdrücke aussprechen.
Juni 20th, 2006 at 11:45
An Helveticus
Ich habe ein neues Wort gelernt. Zum neudeutschen „Kehlentwister“ sagte ich bisher „Zungenbrecher“ oder „Schnabelwetzer“. Letzteres scheint anhand der Suchresultate typisch schweizerisch zu sein http://www.google.de/search?hl=de&q=schnabelwetzer&btnG=Suche&meta=lr%3Dlang_de
Juni 20th, 2006 at 21:56
@Phipu LOL, jo de „Kehlentwister“ isch ned ächt, het mer nume guet passt. Tsungebrächer oder, wie Du seisch, Schnabuwetzer wäre di richte Usdrück. Es git mer sicher no meh, isch mer aber nid grad parat.
Juni 21st, 2006 at 22:28
„Was den Schweizern ihr Chochichästli ist…“
Nur der Vollständigkeit halber sei hier noch erwähnt, dass es Schweizer gibt, welche keine „Frittaten“ kennen, oder wie das auch immer heisst 😉
In Khur (sic!) wird das Chochichästli als Kuchikäschtli ausgesprochen oder – in den Bergen mag man es kurz und prägnant – als Schpenza.
Juni 25th, 2006 at 22:45
Ich komme gerade aus Holland (ja wirklich aus dem Teil der Niederlande der Holland heißt) Insofern schon mal richtig, daß es des Deutschen liebstes Ausflugsziel am Wochenende ist. Ich liebe Holland (und die Niederlande) ich fahre seit 32 Jahren mehrmals im Jahr rüber. Und aus erster Hand weiß ich: so unlieb sind wir den Holländern gar nicht mehr, viel viel unbeliebter sind die Belgier!
Zum aktuellen Thema (Holland kloppt sich nebenan gerade mit Portugal) eine Frage:
Woher kommt denn der Name „Oranje boven“ und warum außgerechnet die Farbe Orange? Wer kann mir das sagen?
Viele Grüße in die Schweiz, das Land mit dem besten Jazzfestival (Montreux!)
p.s. es spricht sich übrigens Sreveningen mit gerolltem r und es ist absolut zu empfehlen dies Strandbad von Den Haag zu besuchen.
Juni 27th, 2006 at 9:47
Hallo Jens
Dass Du Deine Wette verloren hast, ist natürlich bedauerlich. Aber Du solltest Sie dann wenigstens grammatikalisch richtig abwickeln. Meiner Menung heisst es nämlich: Eine Wette einlösen, nicht auslösen. Eine Katastrophe kann ausgelöst werden, aber das hast Du durch Deine Verletzung unseres wichtigsten Identifationsemblems, nach der Schweizer Fahne natürlich, nicht verursacht. (Hoffe, Du hältst mich nicht für einen „Tüpflischiiser“.) – Sympatische Grüsse an unsere deutschen Freunde.
Juni 27th, 2006 at 9:58
Mein Gott! Hab‘ ich das geschrieben?!
Das Pronomen „sie“ für die Wette ist natürlich klein zu schreiben
Es heisst natürlich: Meiner Meinung nach
und es handelt sich um ein Identifikationsemblem
Hat mich jetzt wirklich gestört, deshalb die Korrektur.
Juni 27th, 2006 at 10:01
@Lüdu
kommt hin und hat nix mit Grammatik, aber mit Sprachgebrauch zu tun. „Wette einlösen“ findet sich 43 mal bei Google, „Wette auslösen“ gar nicht.
Also habe ich da mal wieder einen „Idiolekt“ verusacht, ein JensWiese-Sprech, wenn Du so willst.
Das ist das Tolle an Sprache: Man muss nicht immer 100% die gängige Norm erfüllen, um von anderen verstanden zu werden, ein bisschen „Mutation“ ist möglich. Grammatiken sind künstliche Regelsysteme, die versuchen eine Ordnung in dieses Chaos der Kreativität zu bringen, woran sie meistens scheitern.
August 24th, 2006 at 13:03
etwas spät dran bin ich zwar, aber was mich mal interessieren würde: heisst es nun eigentlich der, die oder das holland? wär echt mal was nützliches…
Mai 22nd, 2007 at 16:34
der die das gibt es nicht im holländischen. die brauchen de oder het.
ich bin schweizerin und wohn seit 2 jahren in den niederlanden.
binnen 3 monaten hab ich holländisch gesprochen, wobei ich sagen muss, dass mein schweizerdeutsch schlechter geworden ist 🙂
zu deinem text: das heisst nicht keeskopp sonder kaaskop (Käsekopf) kann aber auch was anderes nicht jugendfreies und ziemlich ekliges sein, also aufpassen zu wem ihrs sagt.
oranje kommt von van oranje… dass ist der name der königsfamilie.
Bsp prinz alexander (noch 30 namen extra) van oranje – van nassau
im wort scheveningen kommt kein r vor. also keinen mist erzählen.
es wird schcheweningen ausgesprochen.
Mai 10th, 2008 at 12:20
Lieber Jens! Ganz herzliche Gratulation zu deinem Blog. Ich lese ihn häufig und lache mich jedes mal fast kaputt. Schön dass du als Deutscher dich so für unsere Sprache interessierst! Dieser Blog ist auch für uns Schweizer interessant und uns wird nach und nach bewusst, wie schwer es unsere deutschen Immigrantenfreunde haben können, wenn sie anfänglich zu uns ziehen, im Glauben, hier spreche man genau ihre Sprache.. 😉
Ist für uns sehr lehrreich und sensibilisiert uns, sodass wir mehr Verständnis haben und besser reagieren können, wenn ein Deutscher mit einem grossen Fragezeichen vor dem Kopf die Stirn runzelt, weil wir – ohne es zu merken – in unserem Schweizer-Hochdeutsch ein nicht-wirklich-hochdeutsches Wort aus unserer Muttersprache einfliessen lassen. Wir geben uns ja Mühe, aber man darf auch nicht zu viel erwarten.
Eigentlich wollte ich über meine Erlebnisse in den Niederlanden berichten. In den Neunzigerjahren war ich mit meiner Familie in Wassenaar (Nähe Den Haag) im Duinrell, einem Erlebnis-Park mit Camping-Möglichkeit. Die 3jährige Tochter unserer Freunde hatte sich Salmonellen (oder etwas ähnliches) eingefangen und erbrach sich ständig, bei hohem Fieber. Sie musste sofort ärzlich behandelt werden. Im Spital in Den Haag musste das Personal (Aerzte und Krankenschwestern) gehört haben, dass wir uns in einer ihnen nicht bekannten Sprache unterhielten und deuteten es als „Deutsch“. Man liess uns knapp 2h im Wartezimmer warten, während allen anderen Patienten, deren Leiden nicht wirklich annähernd so schwer war, der Vortritt gewährt wurde. Als meiner Muter schlussendlich der Kragen platzte, teilte sie dem Personal in perfektem Englisch (sie ist perfekt zweisprachig) in einer untypisch schweizerischen energischen Art mitteilte, dass wir „im Fall“ Schweizer und nicht deutsche seien, meinte die Krankenschwester: „Aha, dann kommen sie doch sofort ins Aerzte-Zimmer, denn es ist sehr dringend – ihr Kind braucht dringend ärztliche Hilfe!“
Weiteres Beispiel: Auf dem Campingplatz in Arcachon (nähe Bordeaux, F: 75% Holländer, 20% Deutsche) begaben ich und meine 3 jüngeren Geschwister uns auf den Spielplatz. Wir sahen zwei Tischtennis-Tische – am einen 3 Kinder, am anderen über 20 Kinder. Wir gingen zur grossen Gruppe und fragten in Englisch (da die Kinder Holländisch sprachen), ob wir auch mitspielen dürften. Gegenfrage: „Woher kommt ihr?“ Antwort: „Schweiz“. Gegenantwort: „Ok, an unserem Tisch spielen die Holländer, am anderen die Deutschen und ganz wichtig: WIR MISCHEN UNS NICHT!!! Ihr Schweizer seid neutral und dürft an beiden Tischen spielen“… Während diesen Ferien fragte ich diese Holländischen Kinder mal, woher ihre nicht zu übersehende Abneigung gegen Deutsche stamme. Antwort: „1. Der Krieg. 2. Fussball. 3. Tradition!“ Ach – lass ich mir von einem 7jährigen kleinen Knirps, der noch nicht gelernt hat in einer geraden Linie zu pinkeln, etwa weismachen, dass der Krieg irgendwas damit zu tun hat? Ist es nun doch nicht schon eine ganze Weile her?
Diese beiden Beispiele haben mich doch sehr schockiert. Diese Aussagen sind den Deutschen gegenüber einfach nicht fair. Wer heute noch im 2. Weltkrieg lebt, dem kann ich auch nicht mehr weiterhelfen. Wir sind doch alles erwachsene Menschen, die lernen sollten, sich von gängigen Vorurteilen zu emanzipieren und selber kritisch zu denken.
Auch wir fühlen uns von den Deutschen manchmal etwas überrumpelt, weil sie eben energischer, zackiger, forscher und direkter sind bzw. Ihrem Unmut schneller freien Lauf lassen. Ausserdem bringen sie uns immer wieder in peinliche Situationen, nämlich dann, wenn sie uns unserer Sprachlichen Defizite bewusst werden lassen bzw. wenn sie laut lachen wenn wir z.B. sagen „es windet fest“ anstatt korrekt Hochdeutsch: „es geht ein starker Wind“. Dies kann dazu führen, dass wir lieber gar nix mehr sagen und in unseren alten Minderwertigkeitskomplex zurückfallen – was uns die Deutschen eben nicht gerade immer sehr sympatisch macht. ABER: AUCH WENN MAN EINE STILLE INNERE ANTIPATIE HAT (WAS JA NICHT VERBOTEN IST), IST DIES NOCH LANGE KEIN GRUND, DIESE IN EINER SO AUFDRINGLICHEN WEISE DER GANZEN WELT LAUTSTARK MITZUTEILEN. AUCH DEUTSCHEN GEGENÜBER GILT ES, SICH STETS ANSTÄNDIG UND HÖFLICH ZU VERHALTEN UND EIN MINIMUM AN RESPEKT UND VERSTÄNDNIS FÜR SOLCHE SITUATIONEN ZU ZEIGEN UND NICHT IMMER ALLES PERSÖNLICH ZU NEHMEN.. Ich glaube, wir Schweizer müssen einfach versuchen, unsere Einstellung zur Hochdeutschen Sprache und den Deutschen zu ändern.
Mai 11th, 2008 at 11:58
Lieber Jens,
Vorerst möchte ich mich bei Dir sehr herzlich bedanken, für die immer wieder lustigen und sachlichen ansichten über die Unterschiede zwischen Deutschen und Schweizern, Du trägst damit sehr zu einer guten Völkerverständigung bei!!
Die Unterschiede zwischen Deutschen und Schweizern(und anderen Nationen zu den Deutschen) sind nicht so gross wie man meint, ich kenne ja beide Seiten.
Ich bin der Meinung, dass weder die Eigenschaften der Deutschen, denen man nach fast 70 Jahren immer noch vorhält, das sie den 2. Weltkrieg angefangen haben, und uns Schweizern unsere sprichwörtliche Neutralität immer noch zu eigen macht, ein psychologisches Relikt, das von Generation zu Generation weitergegeben wird, man weiss ja , dass eingeübte Verhaltenmuster die in den ersten 20 Jahren eingeimpft werden fast nicht mehr rauszukriegen sind!
Und die Deutschen sind sicher keine Kriegstreiber mehr Heute(die heutige Generation) wie man ihnen nachsagt, heute müsste man die Bush Administration als die Kriegstreiber Nation bezeichnen und diese mit Ausschluss bestrafen!
Wobei zu sagen ist, dass zu der Zeit ab 1920 dem Deutschen Volk die Lebensgrundlage durch die Reparation Zahlungen entzogen wurde und wenn’s dem Volk schlecht geht, haben Führer die dem Kleinen Mann eine Perspektive Vorgaukeln natürlich sehr gewicht, und wenn’s der Deutsche Stadt in nächster Zeit nicht hinbekommt, sein Volk so zu behandeln das es ihm gut geht wird der Effekt von 1933 wieder passieren!
Die Schweiz beruft sich ja heute immer noch auf seine Neutralität, die es in der Form wie sie dem Volk mitgeteilt nicht mehr gibt.
Ich würde eher meinen, dass es die Neutralität gar nicht gibt, denn man hat damals in den Zeiten des 2.Weltkrieges der Bevölkerung und den Soldaten ein Feindbild eingeimpft, das was von aussen kommt schlecht sei und verteidigt werden muss, des weiteren haben die grossen unternehmen und die damalige Schweizer Regierung munter Geschäfte mit dem „sogenannten Feind“ sehr gute Geschäfte gemacht.
Dass Heisst wenn Geld im spiel ist hebt das die Neutralität auf.
Ich finde es gibt die Neutralität gar nicht, denn nach meiner Meinung geht das gar nicht, das man zu nichts stehen kann!
Wir sind also alle gefordert der Politik zu zeigen dass er für die Völkerverständigung und fürs eigene Volk wieder etwas nachhaltiges tun muss, und Leute integrieren muss die gutes für die Gemeinschaft tun,.wir haben nämlich nicht die Ressourcen, Wirtschaftsflüchtlinge zu unterhalten, die vor Ihren Problemen in Ihrem Heimatland davon laufen, und meinen unsere Sozialwerke auszuhölen.
Man sollte besser die Leute Unterstützen, die mit den Worten zu uns kommen:
Ich bin hier Gast und beteilige mich am Wohlergehen meines Gastlandes,, als
Die Leute zu unterstützen die mit den Worten zu uns kommen:
Ich bin Ausländer Ihr müsst für mich sorgen ich bin Flüchtling!!
Ich hoffe, das ich ein paar Anregungen und Denkanstösse geben konnte
Herzliche Grüße
Andreas.
März 3rd, 2011 at 18:10
auch für ETH-Studierende gibt es Niederlandistik-Kurse! Diese werden nicht, wie andere Sprachen, über das Sprachenzentrum angeboten (http://www.sprachenzentrum.uzh.ch/), sondern am Deutschen Seminar der Universität, stehen aber allen Studierenden der Universität und ETH offen:
http://www.ds.uzh.ch/Niederlandistik/Studium/lehrveranstaltungen.php