Am besten parken Sie in Deutschland — Probleme eines Deutschen beim Parkieren
Eines der ersten Wörter, welches wir als Deutsche in der Schweiz lernten, war „parkieren“. Warum das so schnell ging? Weil auf unsere naive Frage an einen Schweizer „Entschuldigen Sie, aber wo können wir hier parken?“ postwendend die Antwort erfolgte: „Hier können Sie nicht parkieren, hier ist eine blaue Zone“. Also suchten wir einen der begehrten „Besucherparkplätze“ vor einem 6-Familien-Wohnblock und blieben tagelang dort stehen.
Solange wir ein deutsches Nummernschild hatten, war das kein Problem. Die Schweizer glauben dann, man sei ohne Aufenthaltsbewilligung hier oder besuche gerade den gut betuchten Schweizer Schwager. Deswegen dulden sie dieses Parkverhalten grosszügig (oder mitleidig?) eine Weile.
Auf keinen Fall sollten Sie Ihr Auto auf diesem Platz abstellen, denn sonst kann sich der Hauswart dieser „Überbauung“ nicht mehr waschen. Und wenn er sich nicht waschen kann, dann kann er sehr sehr unangenehm werden. Nicht nur, was den Geruch angeht.
Will ein Deutscher allerdings ganz in die Schweiz ziehen, womöglich noch nach Zürich, in eine extrem billige Wohnung, sagen wir 1.800 Franken für drei Zimmer, im 4. Stock an einer Durchfahrtsstrasse, dafür aber nur 25 Minuten Fussweg bis zum Hauptbahnhof (für Leser aus Deutschland: Da sind ca 1.200 Euro, also ungefähr der Betrag den Sie in einer deutschen Kleinstadt für die Miete eines Einfamilienhauses lockermachen müssen), dann merkt er rasch, warum diese Wohnung so „billig“ ist: Sie hat höchstwahrscheinlich keinen Parkplatz! Und den braucht der Zugezogene, wenn er mit Auto in Zürich wohnen möchte. Weil es hier keine kostenlosen „Laternenparkplätze“ gibt. (vgl. Blogwiese)
Für Deutsche Augen ungewohnt: Niemand parkt am Strassenrand dieser Wohnstrasse
Ein Bekannter war gerade frisch nach Zürich gezogen und verzweifelte schnell, weil er vergeblich in der Nähe seiner Wohnung einen kostenlosen Parkplatz suchte. In der ersten Nacht habe man ihm in Zürich sein Auto abgeschleppt, erzählte er uns übers Handy. Es war jedenfalls nicht mehr dort, wo er es am Abend zuvor ohne Berechtigung in einer blauen Zone geparkt hatte. Es muss schon etwas später gewesen sein.
Als er am nächsten Morgen nach vergeblicher Suche nach dem Auto schliesslich die Polizei fragte, wo er den Wagen nun zurückbekommen könne, erklärte man es ihm: Das Auto stand, mit einem „Knöllchen“ dekoriert, welches hier bussfertig „Bussenzettel“ heisst, immer noch dort, wo er es am Vorabend abgestellt hatte. Die Strassen von Zürich sehen bei Nacht vermutlich alle gleich aus.
Gibt es eigentlich schon GPS für die Hosentasche, um damit sein Auto wieder zu finden? Jedenfalls konnte ihm die freundliche Stadtpolizei von Zürich (kurz „STAPO„, nicht verwechseln mit „KAPO“ = Kantonspolizei) erklären, wie er zu seinem Auto kommt. Es wurde nämlich bereits von der Polizei sorgsam beobachtet. Nicht mehr lange, und das Auto wäre wirklich abgeschleppt worden.
Es blieb unserem Bekannten nur die Möglichkeit, ein Platz für 500 Franken monatlich in einer Tiefgarage zu mieten. Doch dann kam er auf eine viel billigere Idee: Er fuhr seinen Wagen über die Grenze in den ersten deutschen Ort, es war Lottstetten, parkte ihn dort in einer Wohnstrasse unter einer Laterne, und fuhr mit der S-Bahn zurück nach Zürich. Dort liess er das Auto, bis er es verkaufen konnte um sich von dem Geld ein GA (Generalabo = Jahresfahrkarte) der SBB zu kaufen.
Verkauft hat er es an einen frisch nach Lotstetten gezogenen Ostdeutschen. Grenzgebiet ist „Boomzone“ in Deutschland. Die dort schon länger wohnen, gehen nach Zürich zum Arbeiten. Ihre lokalen Jobs werden frei für die Nachrücker aus dem Osten. Die wiederum warten fortan nur darauf, auch ins „El Dorado Schweiz“ weiterziehen zu dürfen. Alle sind sie Teil einer gigantischen Migrationsbewegung in Europa, bei der Facharbeiter aus Weissrussland auf die Baustellen nach Polen ziehen, während die dortigen polnischen Kollegen auf dem Weg zu den Baustellen in Westberlin sind. Die dortigen Ostdeutschen ziehen in den Süd-Westen Deutschlands oder in die Schweiz. Alle sind sie auf der Suche nach Arbeit, Auskommen und Zukunftsperspektiven. Und die Schweizer? Wenn es denen zu bunt wird, wandern sie aus. Nach Frankreich (169.437), Deutschland (71.115), Italien (46.327) oder in die USA (71.773) (Quelle: aso.ch).
(2. Teil morgen: Es gibt doch noch kostenlose Parkplätze im Kanton Zürich!)
Juni 3rd, 2006 at 10:17
Ja, wir sind in die USA ausgewandert und haben uns dort über die grosszügigen Parkplätze gefreut, die übrigens fast immer gratis sind, es sei denn man besuche einen Naturpark. Dort kostet es etwas, was aber eher als Eintrittspreis in den Park zu verstehen ist. So oder so sind die Plätze mindestens einen halben Meter breiter als in der Schweiz. Klar ist bei uns das Land knapper und es ist verständlich, dass man hier kleinere Parkplätze baut.
Da die Lebensqualität aber nicht nur aus Parkplätzen besteht, sind wir nun wieder in die Schweiz zurückgekehrt und da wir unser Auto mitgebracht haben, fallen uns die äusserst engen Platzverhältnisse besonders auf. Gerade in den Einkaufszentren sind die Parkplätze so eng, dass man dauernd befürchten muss, der Nachbar ramme seine Autotüre in die Seite des eigenen Autos.
Wir fahren noch mit dem amerikanischen Nummernschild herum und merken, dass wir als langsame Amerikaner eingestuft und daher immer sofort überholt werden. Ueberhaupt fällt uns die viel aggressivere Fahrweise sehr auf. Etwas, das wir vor unserer Auswanderung nicht so bemerkt haben.
Juni 3rd, 2006 at 11:49
Und dann gibt es da noch den „Parkwächter“. Früher dachte ich doch tatsächlich, das sei ein Polizist, der einen Park zu bewachen hat…
Das Begriff wird in der Schweiz nicht verstanden.
Juni 3rd, 2006 at 17:05
@Pesche: die Amerikaner fahren noch trödeliger als die Schweizer???
Juni 3rd, 2006 at 18:21
Ich habe Freunde in der Schweiz besucht (genauer in Glattbrugg), und obwohl ich ih hier schon jeden tage ewig nach einem Parkplatz suchen muss, war ich doch überrascht, dass es dort noch schwerer ist. Scheinbar werden in der Schweiz die zugelassenen Autos je Adresse gezählt und dann genau diese Anzahl an Parkplätzen ausgewiesen…. 😉
Juni 3rd, 2006 at 18:37
Frank: Ja, vor allem viel weniger aggressiv. Man lässt sich gegenseitig leben. Lichthupen und nahe auffahren kommt fast nicht vor. Auf der anderen Seite gibt es schon Grosspapis, die umständlich fahren und eine lange Leitung haben.
Juni 3rd, 2006 at 21:28
naja, ich fänds auch besser, wenn zb. Berlin etwas autofreier wär ^^
Juni 3rd, 2006 at 21:46
Da fragt man sich, was besser ist: Draengler auf der Autobahn oder Strassen voller fahrender Zeitbomben (siehe z.B. http://en.wikipedia.org/wiki/George_Russell_Weller)?
Juni 4th, 2006 at 12:56
Frank S.: Es gibt überall Spezialisten, die mehr als seltsam fahren. In den USA ist natürlich die Gefahr grösser, dass solche Leute auf der Strasse anzutreffen sind. Praktisch jedermann ist dort darauf angewiesen, dass er mit dem Auto unterwegs sein kann. (Oeffentlicher Verkehr fehlt an den meisten Orten fast ganz und die Distanzen sind so gross, dass man zu Fuss gar keine Chance hat, in Einkaufsläden zu gelangen.) Da kann es natürlich schon sein, dass ein Chaot mit seinem Auto unterwegs ist, weil halt fast jedermann fährt.
Was ich einfach sagen wollte ist, dass über alles gesehen die Aggressivität und der Hang zum Schulmeistern viel geringer ist als bei uns.
Juni 4th, 2006 at 15:03
@Pesche: Ist schon klar (ich wohne in den USA), man hat eben ueberall Probleme. In Europa sind es Draengler, in den USA sind es Rentner denen niemand wagt, den Fuehrerschein wegzunehmen, da sie die Mehrzahl der aktiven Waehler ausmachen.
Juni 4th, 2006 at 21:46
Zum Bild: „Für Deutsche Augen ungewohnt: Niemand parkt am Strassenrand dieser Wohnstrasse“
eine klene Präzisierung: in der Schweiz ist es seit einigen Jahren verboten, ausserhalb der markierten (oder „gemarkten“?) Felder zu parkieren. Im Ausland gilt offenbar diese Regel nicht. Ausserdem steht auf dem Bild im Hintergrund ein Park- oder Halteverbot, was den Fall sowieso klar machen würde. Ja, ich schrieb absichtlich „Parkverbot“. Dieses Schild heisst nämlich auch offiziell nicht „Parkierverbot“. Keine Regel ohne Ausnahme.
Wenn ich schon beim Erklären bin:
Beginn, Ende und Wiederholung des Verbots werden mit den weissen Zusatztafeln (Beginn: schwarzer Pfeil nach oben, Ende: schwarzer Pfeil nach unten, Wiederholung: Pfeil nach unten und oben) signalisiert (beschildert). Diese Zeichen (wofür ich leider keine Bilder im Internet gefunden habe) sind im Ausland wohl nicht üblich. Dafür diese hier:
http://www.wdr.de/online/news2/putin/besuch.phtml
http://www.1a-umzuege-bau.de/parkverbot.php
Ein deutscher Spezl fragte mich mal, wieso er denn auf einer Schweizer Strasse eine Strafe gekriegt habe; er habe doch damals noch vor dem Überholverbotsschild überholt. Im Verlauf der Diskussion stellte sich heraus, dass es sich um ein Überholverbot mit dazugehörenden Wiederholungspfeilen gehandelt hatte (folglich war es auch schon vor diesem Schild verboten).
Fazit: Unkenntnis kann teuer sein.
Juni 4th, 2006 at 22:05
Frank S.: Da sind wir uns einig. Das ist sicher ein Problem. Du kannst aber den Leuten ja nicht einfach die License wegnehmen, da viele sonst keinen Anschluss mehr an den Rest der Welt haben.
Wo in den USA bist Du denn zuhause?
Juni 6th, 2006 at 21:07
500 CHF/mt fuer eine Tiefgarage? Das habe ich nicht mal in Zuerich gesehen … normal sind eher ca 250. Das waer schon ein bisschen hammermaessig viel… auch fuer die CH.
Juli 5th, 2006 at 11:15
Lustiger Text. Vorallem für mich, der den umgekehrten Weg gemacht hat. Ich bin jetzt seit ein paar Monaten nicht mehr Zürcher, sondern Hamburger… und parken hier in Hamburg macht schon freude…
Aber mein Parkplatz in der Tiefgarage in Zürich-City hat (nur) CHF 120/Monat gekostet. Ich glaub irgendjemand wurde da abgezockt…
A propos „parken/parkieren“… könnt ihr euch das Gelächter vorstellen, wenn ich hier vom „Grillieren“ schwärme?
Juli 12th, 2006 at 0:36
moin!
bei mir ists genau umgekehrt. bin ca 4 tage die woche zu besuch bei meiner freundin in züri und darf alle 1,5std umparkiern und die parkuhr drehen. *argh*
hast nich mal nen tipp für albisrieden? soll doch tatsächlich noch einzelne strassenzüge geben, die komplett umsonst sind. nur wo??
schönen gruss in den norden!!
November 28th, 2006 at 11:09
Ich war gestern am Flughafen Zürich und habe eine Parkier-Gutzeitkarte erhalten. In Englisch etwas besser verständlich: Prepaid parking card.
Ich erklär das Wort parkieren und auch grillieren bei meiner deutschen Verwandschaft immer so: „Ihr sagt ja auch markieren und nicht marken“….
Januar 25th, 2007 at 11:30
120/Monat für einen Parkplatz in der Züri-City ist ja cool. Du könntest uns nicht per Zufall die Adresse Deines Ex-Parkplatz-Vermieters angeben, das wäre super.
Merci
März 18th, 2008 at 18:36
Na da hab ich auch was beizusteuern. Bin auch aus DE nach CH eingewandert. Parken in Biel ist ein Ding der Unmöglichkeit. Findet man einen Parkplatz mit Parkuhr und wirft anständig Geld herein, läßt sich das Leben genießen 🙂 Aber die gibt es hier kaum. Wo man hinschaut – blaue Zone. Ich wohne etwas außerhalb und habe dort einen gemieteten Parkblatz für 30,00 Franken, zahle also brav. Besuche ich meinen Freund – stelle ich die Parkscheibe. Nach einer Stunde flitze ich zum Auto – Uhr vorstellen. Das ist besonders lästig, wenn man Freitag Nachts spät heimkommt und Samstag morgen alle Stunde zum Auto rennt. Oder man läßt es. Kostet garantiert 40,00 Franken. Ist ein teures Ausschlafen. Bei meiner Firma gibt es keine Firmen/Mietparkplätze. Also – blaue Zone – Handywecker stellen – flitzen – nicht vergessen – oder 40,00 Franken zahlen. Jetzt kann man ja Parkkarten bestellen. Nur – die sind in bestimmte Zonen aufgeteilt. Das heißt, ich muß für Firma und Wohnung vom Freund zwei separate Karten kaufen. Genaue Kosten weiß ich nicht, aber unter 140,00 Franken pro Karte komm ich nicht weg laut Gerüchten. Tja – bald lohnt sich der Einkauf. Die Bieler Stadtkasse hat sich an mir schon ordentlich saniert.
Juni 15th, 2008 at 23:31
Wäre froh, wenn ich in Bern noch eine Parkplatz finden würde, der nicht schon von Autos mit deutschen Nummern besetzt ist.
Juni 15th, 2008 at 23:33
Zum Hamburger in Züri. he du drehst die Parkscheibe weiter! Das ist verboten. Wenn das ein Polizist merkt, gibts eine Busse. Man darf nicht 1.5 Stunden parkieren, sondern nur 1 Std. – aber die Scheibe auf die nächste halbe Stunde weiterdrehen –
Oktober 24th, 2009 at 11:16
Hallo Zusammen
Die leidige Situation und dem Kampf der Parkplätze in der City betrifft wohl jeden. Um dem Misstand wenigstens ein bisschen zu korrigieren kann man einen Parkplatz auch Sharen, denn normalerweise Benützt man den Parkplatz zu Hause nicht (da man ja am Arbeiten ist). Zu dieser Leerzeit ist ein anderer Heidenfroh um diese Parkmöglichkeit. Ein solches Parkplatzsharing kann man unter http://www.parkingspace.ch finden.
Gruss
Mai 15th, 2011 at 20:03
Na mit der Kantonspolizei hatte ich bei einem Besuch in Basel wegen meinem Auto auch schon mal zu tun; teuer schon, aber sie sind trotzdem höflich geblieben.
Der teuerste Parkplatz war für mich aber der am Flughafen München, direkt am Terminal habe ich mal Eur 45 pro Tag gezahlt, da war die Überraschung gross!
Deswegen habe ich auch recherchiert was es hier für Alternativen gibt (private Parkservices in dem Umlandgemeinden) und habe diese dementsprechend unter http:/www.parken-flughafen-muenchen.eu zusammengestellt – vielleicht hilft es ja den einem oder anderen!