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Von Gotten, Göttis und Goden — Paten in der Schweiz

  • Du sollst keine anderen Götter haben neben mir
  • So lautet der zweite Teil des ersten Gebots im Alten Testament. (Siehe: )

    Keine anderen Götter? In der Schweiz scheint es jede Menge Götter zu geben. Während einer Zugfahrt belauschten wir zwei Schweizer Jungen, die sich über ihre „Göttis“ unterhielten. Lange Zeit verstanden wir nicht, um was es ging.

    Wurde hier das erste Gebot gebrochen? Von welchen Göttern war da die Rede? Doch die Angelegenheit wurde nicht einfacher, als wir schliesslich herausfanden, dass es hier um Verwandte ging, genauer gesagt um den Patenonkel und die Patentante der beiden Buben.

  • Den Paten gibt es nur bei der Mafia
  • Aus welcher sprachverarmten Gegend kommen wir eigentlich, dass wir bisher für unseren Taufpaten nur den simplen Begriff „Patenonkel“ kannten?

    In der alemannischen Sprachraum gibt es für dieses ehrenvolle Amt eine ganze Reihe von Namen:

    Gotte, die; -, pl. Gotten (schweiz. mdal. für Patin)
    Götti, der; -pl Göttis, -(schweiz. mdal. für Pate)
    Gode (Nebenform von Gote [Pate]; die -, -n (südd. u. österr. für Patin)
    Godel
    Godl

    Das waren jetzt mal nur die Bezeichnungen, die unser Duden auflistet!
    Göttis haben mit Gott zu tun

    Doch wir sind noch nicht am Ende der Liste, auch Wiki kennt noch ein paar Varianten:

    Taufpate (Schweiz: Götti m. / Gotte f., schwäb.: Döte m. / Dote f.,saarländ./pfälzisch: Pat m. / Got f.) ist ein Ehrenamt der christlichen Kirchen. Der Taufpate begleitet den Täufling bei der Taufe und ist Zeuge der Sakramentsspendung. Sein Name wird im Kirchenbuch vermerkt. Der Begriff „Pate“ kommt vom lateinischen patrinus, „Mit-Vater“ (genau wiedergegeben mit dem altdeutschen Wort „Gevatter“).
    (Quelle: )

    Das Wort „Götti“ und „Gote“ hat wirklich was mit „Gott“ zu tun, wie wir aus dem Herkunftswörterbuch des Dudenverlags erfahren. „Gote“ heisst „zur Gote gehörend„,

    Go|te, die; -, -n [mhd. gote, göte, ahd. gota; vgl. gleichbed. aengl. godmōdor, aus: god = Gott u. mōdor = Mutter, eigtl. = Mutter in Gott, d. h. „geistliche Mutter„] (landsch.): Patin.
    (Quelle: Duden Herkunftswörterbuch)

    Dann doch lieber wieder zurück zum vertrauten Don Padrino Vito Corleone, der uns ein Angebot macht, das wir nicht ausschlagen können, z. B. mal Der Pate von Mario Puzo lesen, und nicht nur den Film mit Marlon Brando ansehen.

  • Fazit:
  • Ohne Götti, Gote und Gotte würde was fehlen in der Schweiz, denken wir da an die 54.500 Erwähnungen von Google-Schweiz. Mit „Paten“ allein wäre uns da nicht gedient. Ganz nebenbei gemerkt: Auch wenn häufig das Wörtchen „Mis“ bei der Gotti steht, ist sie wieder ein Englisches Fräulein (wie bei „Miss“ Piggy) noch der Anfang einer Mies-muschel, wäre ja auch echt mies, das zu verwechseln.

    

    13 Responses to “Von Gotten, Göttis und Goden — Paten in der Schweiz”

    1. Daniel Says:

      Eine Verwechslung gab es leider mit „Mis Götti“. „Götti“ ist nämlich männlich (also „Patenonkel“) und „mis“ (also „meine“) steht nur vor weiblichen Ausdrücken.
      Es müsste also entweder „Mi Götti“ oder „Mis Gotti“ heissen.
      Also aufgepasst mit o oder ö, schnell sind Geschlechter vertauscht und ein Fehler in einer Sprache ohne Grammatik fabriziert! 😉

    2. Narrenkönig Says:

      Der schweizer Psychoanalytiker C.G.Jung sieht in Götti und Gotte den Archetypen der »Göttlichen Eltern«, eine Assoziation auf welche er wohl als Deutscher nicht so schnell gekommen wäre. Wohl aber als Englischsprechender, denn da heisst es noch treffender »godfather« und »godmother«.

    3. Administrator Says:

      @Daniel,
      Danke, schon korrigiert. Ein Umlaut zu viel
      Jens

    4. doofi Says:

      eben. und „der Pate“ mit Marlon Brando heisst im Original ja auch „the godfather“ so dass die allemannischen Ausdrücke nicht wirklich überraschen.
      Interessant ist aber, dass es in der Schweiz normalerweise nur ein(e) Götti/Gotti gibt, in D aber eher zwei (eine Frau und ein Mann) üblich sind, es gibt sogar Kinder mit vier Paten. Oder habe ich da die falschen schweizer Kollegen befragt, die sich nur einen leisten konnten?

    5. Cruschti Says:

      Normalerweise hat man ne Gotte und nen Götti, also zwei an der Zahl. Die werden einfach bei der Taufe bestimmt. Aber man kann später, wenn man Katholik ist, noch einen Firmgötti oder eine Firmgotte haben. So käme man auf drei Stück.

    6. viking Says:

      @doofi Es ist auch in der Schweiz absolut üblich, falls Paten ‚genutzt‘ werden, diese in zweifacher Ausführung (Gotte/Götti) zu ernennen.
      Das (sich) leisten könnnen ist bei Göttidiensten eigentlich eher das Problem auf der Patenseite 🙂

    7. another anonymous Says:

      Das heisst doch nicht „mi Götti“ sondern „Min Götti“ 😉

      @doofi: Eigentlich gibts eine Gotte und einen Götti…

    8. Hydra Says:

      @another anonymous

      In Bern sagen wir mi Götti…………..

    9. Daniel Says:

      @another anonymous
      Das kommt auf den Dialekt an.
      In Bern heisst es zumindest „Mi Götti“

    10. Anonymus III Says:

      Mi oder min; Kommt auf den Dialekt an. Im Berndeutschen heisst es auch bei der Gotte „mi Gotte“ (anderswo „mis Gotti“). Aber da begeben wir uns in die Abgründe der Mundartgrammatik (zwe Manne, zwo Froue, zwöi Chind..)

    11. Rina Says:

      In Bern hat man sogar 3 Paten. Bei Mädchen 2 Gotten und 1 Götti und bei Jungen 2 Göttis und eine Gotte. Falls die Eltern sterben sollten, sind (oder waren) die Taufpaten verpflichtet für die Patenkinder zu sorgen. Heutzutage werden die Göttis und Gotten wohl eher als Geschenkelieferanten bei Weihnachten und Geburtstagen betrachtet ;-))

    12. Sandra-Lia Says:

      i wirde jetzt de gotte vo dim blog

    13. sirdir Says:

      Ich hätte ja jetzt gesagt, ‚mi Gotte‘ und ‚mis Gotti‘ seien beides Berndeutsch, wobei ‚mis Gotti‘ eine Vernietlichung einschliesst und deshalb liebevoller klingt…