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Die Schweizer und ihre Schusswaffen — Widerstand gegen die 3 Millionen Waffen in Schweizer Privathaushalten

(reload vom 30.8.06)

  • 3 Millionen Waffen in Schweizer Privathaushalten
  • Gegen die Aufbewahrung des Sturmgewehrs in privaten Haushalten hat sich seit Sommer 2006 vermehrt Widerstand in der Schweiz organisiert. Zu oft wurde bei Familiendramen diese Waffe dafür eingesetzt, um Probleme radikal zu lösen. Die Zeitschrift „annabelle.ch“ lancierte 2006 dazu eine Petition:

    Die meisten Morde in der Schweiz geschehen innerhalb der Familie. Fast die Hälfte dieser Bluttaten werden mit Schusswaffen verübt. Bis zu drei Millionen Schusswaffen – Armeewaffen inklusive – lagern in privaten Haushalten. annabelle meint: Waffen gehören nicht in die Familie! In der Herbstsession steht das Waffengesetz im Nationalrat zur Debatte. Deshalb lanciert annabelle die Petition «Keine Schusswaffen zu Hause».
    (Quelle: annabelle.ch)

    Das Foto dazu finden wir extrem gelungen:
    Waffen gehören nicht in die Familie
    (Quelle Foto: annabelle.ch)
    Welch friedliches Bild einer Schweizer Familie!

    In dem Artikel aus annabelle heisst es:

    Rekord bei Familienmorden
    Angesichts dieser ersten Ergebnisse der Nationalfonds-Studie zeichnet sich ein trauriger Rekord ab: Zwar kennt die Schweiz wenig Strassen- oder Gangkriminalität, wie sie in vielen Ländern üblich ist.Doch werden bei uns im Verhältnis zur Gesamtzahl aller Tötungsfälle mehr Familiemorde begangen als etwa in den USA. Die Opfer sind vor allem Frauen sowie Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren, die Täter fast immer Männer.Über die Motive der Täter ist wenig bekannt. Das
    liegt zum einen daran, dass sich viele Männer nach dem Mord an ihrer Familie selbst richten, zum anderen, dass die Akten in diesen Fällen oft zu schnell geschlossen werden.
    (Quelle: annabelle.ch)

    Foto Annabelle
    (Foto annabelle.ch)
    Wir haben dieses Thema auf der Blogwiese bisher ausgespart, wenn in regelmässigen Abständen wieder in den Zeitungen von einem Familiendrama berichtet wurde, bei dem diese Waffen zum Einsatz kamen. Zwar wird dann jeweils betont, dass es sich bei den verwendeten Waffen nicht immer um Sturmgewehre oder Armeepistolen handelte, beruhigen kann diese Feststellung jedoch nicht.

  • Auch bei Selbstmorden werden die Waffen verwendet
  • Auch dies ist eine Zahl, die in der Schweiz gern unter den Teppich gekehrt wird. Es ist ein Tabuthema, vom Selbstmord mit einer Armeewaffe zu sprechen. Wir haben im persönlichen Berufsumfeld erlebt, dass der Sohn eines Kollegen Selbstmord mit seinem Sturmgewehr beging. In den Zeitungen wurde von der Waffe danach nichts geschrieben.

    In annabelle heisst es dazu:

    Auch die hohe Suizidrate in der Schweiz scheint direkt mit der Verfügbarkeit von Schusswaffen zusammenzuhängen.In einer Studie,die im Herbst erscheinen wird,weist Gerichtspsychiater Andreas Frei nach, dass jeder dritte männliche Selbstmörder in der Schweiz eine Schusswaffe benutzt hat, zwei Fünftel davon waren Armeewaffen. Damit hat die Schweiz, zusammen mit Finnland, nach den USAdie zweithöchste Rate an Schusswaffensuiziden in der Welt.
    (Quelle: annabelle.ch)

    

    14 Responses to “Die Schweizer und ihre Schusswaffen — Widerstand gegen die 3 Millionen Waffen in Schweizer Privathaushalten”

    1. Stereotypdeutscher Says:

      Wo ist das Problem? Für ein Land, indem der Freitod legal ist, dürfte es freilich keinen Unterschied machen, wie man sich das Leben nimmt.

      Korrelation ist nicht Kausalität. Dann wird der mordende Ehemann zukünftig ausschließlich eben auf Äxte und Motorsägen zurückgreifen müssen. Der Trugschluss die Mordrate ginge jeweils um 50% zurück, nur weil man Schusswaffen im Hause verböte ist ein Trugschluss.

      Waffen gehören nicht in die Familie? Von wegen, genau dort gehören sie hin. Womit sonst, außer einer Schusswaffe könnte man sich gegen Amoklaufende mit Sturmgewehren wehren oder zumindest das Risiko eines Amoklaufes mindern?

    2. R.Schaedeli Says:

      Das Problem sind nicht die Waffen-ob Gewehr oder Messer und Axt, wie kürzlich in Ansbach- es sind die Menschen, die zu den Waffen greifen. Etwas stark sarkastisch ausgedrückt: eine Kugel ist ein schnellerer Tod als eine durchschnittene Kehle oder ein gespaltener Kopf.Wir müssen die Statistik ganz anders anschauen:In Anbetracht ,dass praktisch in jedem Schweizer Haushalt ein Gewehr irgendwo herumsteht, geschehen erstaunlich wenig Delikte mit dieser Waffe im Vergleich zu Ländern, wo die Armeewaffen streng abgesondert sind.
      Aber wie erwähnt, die Waffengegner sollen doch mit guten Vorschlägen kommen wie man Ehe- und Familienstreitigkeiten unblutig austragen oder sogar vermeiden kann.

    3. Guggeere Says:

      @ R. Schaedeli: «…die Waffengegner sollen doch mit guten Vorschlägen kommen wie man Ehe- und Familienstreitigkeiten unblutig austragen oder sogar vermeiden kann.»
      Bin Waffengegner, habe keine Ahnung von Ehestreitigkeiten und kann Ihnen somit leider keinen Tipp geben. Die erwähnten Probleme müssen Sie also bis auf Weiteres mit der Knarre lösen.

    4. neuromat Says:

      Wir m ü s s e n die Statistik ganz anders anschauen. Wieso müssen wir das? Und wieso steht eigentlich in jedem Schweizer Haushalt irgendwo ein Gewehr herum? Und woher kennt man die genaue Anzahl der zum Beispiel in Bayern so im Haushalt herunstehender Gewehre.

      Die Frage ist im Fall gnz einfach beantwortet. Man trägt dies unblutig aus, durch eine entsprechende Erziehung, Bildung und kulturellen Hintergrund, echter Empathie, gegenseitigem Verständnis. Dies kann sich auch im Sprachgebrauch bemerkbar machen. Zum Beispiel in der Vermedidung von Aesserungen wie „eine Kugel ist ein schnellerer Tod als eine durchschnittene Kehle oder ein gespaltener Kopf“ oder vorgaben wie „wir m ü s s e n“.

      Hilfreich wäre auch das Vermögen eines direkteren und offeneren Umgangs miteinander. Die Frage istz dann nur, wo „üben wir das ein“?

      Ganz anders wird mir jedoch bei „Korrelation ist nicht Kausalität“. So vereinfacht kann ein schwieriges Problem wie ein Suizid sicher nicht plakativ abgehandelt werden. Es gibt nicht eben einfach nur den „Suizid“, sondern verschiedene Suzidformen, und hierbei spielt dann die Verfügbarkeit von Waffen aber zum Beispiel auch von Medikamenten tatsächlich eine Rolle.

      Würde das in der Konsequenz der Aufrüstung am Ende nicht bedeuten, dass das Problem nicht die Atombombe sei, sondern nur deren „falscher“ Gebrauch …?

    5. neuromat Says:

      zunächst einmal:

      Gene sind immer gleich gross auch in Italien. Mit Gewehren kann ich auch Tomatenpüree herstellen. das Problem ist nur die enorme Bleibelastung. Ruebli abhacken finde ich jetzt gemein, da ist die Sache mit der Pistole doch wieder besser.

      dann:
      Wie der Name schon sagt werden Schusswaffen nicht schlüssig erklärt, sonst hiessen sie ja auch Schlusswaffen, Waffen werden also schüssig erklärt.

      Waffen gehören natürlich nicht in den Hausschrank, (Frauen ja auch nicht hinter, sondern vor den Herd) sondern in richtige Männerhände und weil die gelegentlich was anderes in den Händen haben, dann in die Nachttischschublade. Hört mann ein verdächtiges Geräusch, nichts wie raus, geschossen, Warnruf abgegeben und in Deckung.

    6. Guggeere Says:

      Mit 20 wurde mir das Gewehr feierlich über einen mit einer Schweizer Fahne belegten Tisch überreicht. Leider übermannte mich schon damals kein heiliger patriotischer Schauder.
      Im Militärdienst gabs in meiner Einheit einige Geschichten ums Gewehr. Ein Waffenloser erzählte, er sei mal während des Militärdienstes ausgeflippt, habe das geladene (gesicherte) Ding durch die Gegend geschmissen, sodass alles in Deckung ging, und dann das Gewehr Mündung voraus in den Boden gerammt. Danach «musste» er die Waffe abgeben. Später gestand er uns, den ganzen Zirkus veranstaltet zu haben, weil er einfach kein Gewehr mehr wollte und keinen anderen Weg sah.
      Einem Soldaten musste ich mal im Schiessstand die Resultate notieren und merkte, dass kein einziger Schuss traf. Offiziere fummelten dann an seinem Visier herum und gaben dem Schützen Ratschläge – ohne Erfolg. Danach fiel irgendjemandem auf, dass der Soldat jedesmal kurz vor dem Abdrücken beide Augen schloss: Nach mehr als zehn Jahren Dienstpflicht wurde also erst zufällig bemerkt, dass der arme Kerl eine panische Schiessangst hatte und Personen in seiner Nähe immer, wenn er eine geladene Waffe in der Hand hatte, in akuter Lebensgefahr waren.

      Wer keine Waffe will, darf niemals gezwungen werden, eine zu besitzen. Und niemand, aber auch gar niemand braucht heute einen Bleiföhn zu Hause. Gewehre gehören ins Zeughaus. Wer etwas anderes behauptet, vertritt die Interessen der Waffenindustrie, ist Opfer eines lächerlichen Männlichkeitswahns oder aus dem Mittelalter stammender Vorstellungen. Damals war der Spiessbürger der Freie, der «waffenfähig» war und einen Spiess besitzen durfte. Anno 2009 richten Spiesser nur noch Schaden an und gehören ins Pfefferland.

    7. tobi Says:

      Das Sturmgewehr gehört in den verschlossenen Waffenschrank – das ist mal klar. Aber die Faustfeuerwaffe sollte stets griffbereit sein!

    8. Guggeere Says:

      @ tobi: «Aber die Faustfeuerwaffe sollte stets griffbereit sein!»
      Wegen Eheproblemen oder einfach so? – Ich ahnte es schon immer: So mancher besitzt eine Kanone, weil einer seiner Körperteile dimensionsmässig herausgefordert ist (um es politisch korrekt auszudrücken). 😉

      Ernsthaft: Kleine Schiesseisen sind noch schlimmer. Je griffbereiter, umso gefährlicher für dich und alle anderen. Tu Gutes und lass sie verrosten.

    9. tobi Says:

      Nunja, das entspricht natürlich nicht der „political correctness“, aber ich halte das Recht auf Waffenbesitz und das Recht eine Waffe zu tragen für eine gute Sache. Tatsache ist doch, dass Kriminelle sich nicht an Gesetze halten und bewaffnet sind, während der normale Bürger dem Geschehen unbewaffnet gegenübersteht.

      Ich bin der Meinung, dass der Mann aus München, der kürzlich aufgrund seiner Zivilcourage gestorben ist, noch leben würde, wenn die Bürger das Recht hätten eine Waffe zu tragen. In den USA gibt es eine Stadt in der Waffenbesitz Pflicht ist und man hat anscheinend keine negativen Erfahrungen damit. http://www.welt.de/politik/article778636/Die_Stadt_in_der_Waffenbesitz_Pflicht_ist.html#vote_778654

    10. tobi Says:

      Ach ja, ich habe noch etwas vergessen. Mittlerweile werden ja immer mehr Kampfsportkurse für jedermann angeboten. Das ist ja ganz nett, aber mitunter viel zu anstrengend. Da trainiere ich doch lieber auf dem Schiessstand.

    11. AnFra Says:

      Ja, ja, die Scheidung nach Schweizer Art: Die Lieben mit staatseigenem Sturmgewehr mit viel Tombak voll pumpen!

    12. Guggeere Says:

      @ Tobi
      Militärwaffen wegschliessen lassen, aber private Kanonen «stets griffbereit» haben ist nicht sehr logisch. Und bei Phrasen wie «Recht auf Waffenbesitz» u.Ä. krümmt sich mein Halszäpfchen. Ein Recht habe ich darauf, am Bahnsteig auf den Zug zu warten ohne das Gefühl, jeder Anwesende habe die Feuerwaffe «stets griffbereit».
      Im US-Staat Georgia, wo sich die von dir erwähnte Stadt befindet, sah ich auf dem Gelände einer Kirche eine riesige Werbetafel mit der Aufschrift «God, guns and guts made America great»*. (Würg!) Unmittelbare Folgen solch göttlichen Berufenseins beobachtet man in diversen Ländern der Welt, wo Amis und Verbündete das Recht auf Waffenbesitz sowie auf «guts and greatness» im militärischen Sinne praktizieren.
      Wer mit Dingern rumläuft, die dazu geschaffen sind, dass sie «bumm» machen und jemand tot umfällt, ist doof.

      * Beispiel aus Tennessee für jene, die das Würgegefühl nachvollziehen möchten:
      http://www.wataugawatch.net/uploaded_images/images-2-797649.jpg

    13. Patrick Says:

      Ein Recht zum Tragen existiert in der Schweiz seit Jahren nicht mehr so wie es Tobi wohl gerne hätte. Dazu Müssen einige Bedingungen erfüllt werden (WG Art 27 + WG Art 8).
      Es ist aber auch nicht jeder DUMM der etwas Hat das BUMM macht. Man sollte sich nicht über andere auslassen wenn man selbst nichts Besseres auf Lager hat. Nicht wahr Guggere?
      Aber nun zur eigentlichen Frage. Wer oder Was tötet denn nu schon wieder ,Der MENSCH oder Die WAFFE? Weiss jemand wie hoch die die Dunkelziffer bei Giftmorden ist? Tatsache ist das Die meisten Waffen nach wie vor zu Sportlichen Zwecken Verwendet werden. Aber vielleicht liegt ja alles auch nur am Internet oder Ego-Shootern? Hat das Fernsehen vielleicht etwas damit zu tun? Man weiss es nicht so Genau. Ich Persönlich bin froh wenn ich meine Dienstwaffe nicht mitnehmen muss, ausserdem habe ich sie Bis jetzt, ausser im Schiessstand noch nie Gebraucht. Ich Hoffe das bleibt auch so.
      Alles zu verbieten was Eventuell gefährlich ist, ist bestimmt keine Lösung, sonst wüsste ich nicht womit ich in Zukunft Kochen sollte.

    14. Quicky_SUI Says:

      Die meisten Attentate, Anschläge und Amokläufe geschehen mit illegalen Waffen. Nur so als info… 🙂