Sind Schweizer in Deutschland arrogant, wenn sie Hochdeutsch sprechen?
(reload vom 31.8.06)
Als Deutsche in der Schweiz erfuhren wir oft, wie lässig elegant die Schweizer zwischen ihrer heimischen Mundart, die wir auch gern als „Idiom“ oder „Idiolekt“ durchgehen lassen, zur Standardsprache, dem Neuhochdeutschen, zu wechseln vermögen. Die Frage: „Verstehen Sie Schweizerdeutsch“ hörten wir in den letzten Jahren zugleich immer seltener, entweder es wurde bei uns diese Fähigkeit vorausgesetzt, oder unser Schweizer Gesprächspartner wechselte automatisch zur Standardsprache, kaum hatten wir unsererseits einen Satz von uns gegeben.
Schweizer, die permanent in Deutschland leben, stehen da vor einem ganz anderen Dilemma. Sollen Sie sich sprachlich anpassen und damit ihre eigene sprachliche Identität verleugnen, in dem sie so Hochdeutsch sprechen wie die Deutschen? Oder käme das einem Verrat an der eigenen Herkunft, der eigenen sprachlichen Identität gleich?
Wir erhielten Mails von Schweizern, denen die „Schweizer Hochdeutschaussprache“ in der Schule regelrecht beigebracht wurde, mit der Betonung auf der ersten Silbe, um sich vom deutschen Hochdeutsch zu unterscheiden. Deutsch zu sprechen wie die Deutschen war nur in den seltensten Fällen offizielles Lernziel.
Die Schweizerin Sarah schreibt in ihrem Blog „Zueri-Berlin“ über diese Problematik:
Sage ich Velo oder Fahrrad? Betone ich CD und WM auf der ersten oder der zweiten Silbe? Darf es mich wunder nehmen, oder soll ich mich besser fragen? Benütze ich beim Schreiben das mysteriöse ß? Darf ich meinen Akzent dem in Berlin üblichen Tonfall anpassen oder soll ich „schweizerisch selbstbewusst“ tönen (oder doch eher klingen?)?
Was die Frage mit dem scharfen „ß“ angeht, da sind wir gottfroh, in der Schweiz zu leben und diesen Buchstaben auf unserer Tastatur nicht mehr zu finden. Das Leben wird dadurch um einiges einfacher.
Sarah schreibt weiter:
Das Dilemma zwischen Schweizer Hochdeutsch und deutschem Hochdeutsch ist omnipräsent. Manchmal schäme ich mich für meine für Schweizer Verhältnisse sehr angepasste Aussprache und Redeweise, weil ich weiss, dass sie für viele Schweizer Ohren arrogant klingen würden. Andererseits reden ja die Schwaben und Bayerinnen in Berlin meist auch nicht schwäbisch oder bayrisch, sondern Standardsprache. Sogar Berlinerisch wird in formelleren Situationen und Kreisen tunlichst vermieden.
(Quelle der Zitate von Sarah hier)
Da war es wieder, das Zauberwort „arrogant“. Hochdeutsch klingt arrogant, wie oft mussten wir das schon lesen. Wie kann eine Sprache „überheblich“ sein? Französisch klingt „sexy“, will uns die Werbung suggerieren, Schweizerdeutsch kling „niedlich“, und Hochdeutsch eben „arrogant“, zumindest in den Ohren der Schweizer.
Warum sollte ich dann, wenn schon nicht richtiges Schweizerdeutsch, nicht gerade so sprechen, damit es möglichst wenig zu erklären gibt? Zum Beispiel was Trottoir und Lavabo bedeuten, dass wir in der Schweiz Nadine und Nathalie wie auch Café und Milchkaffee anders betonen.
Da geht sie los, die Identitätskrise. Nimmt Sarah die Sprache ihres Gastlandes an wie ein Chamäleon die Farbe seiner Umgebung, würde sie nicht mehr als Schweizerin erkannt. Ist das so schlimm? Die meisten Deutschen haben in der Schweiz nicht die Wahl, sich hinter einer perfekten Schweizerdeutschen Aussprache zu verstecken, obwohl es mehr gelungene Beispiele dafür gibt, als die Schweizer vermuten. Der oft von Schweizern geäusserte Wunsch: „Liebe Deutsche, bitte versucht nicht Schweizerdeutsch zu sprechen, es tönt so grusig“ übersieht, dass dies bereits mehr Deutsche in der Schweiz tun, als die Schweizer auch nur ahnen.
Einige unserer Landsleute haben uns erzählt, wie sie ihre Schweizer Umgebung damit schockierten, wenn sie sich plötzlich auf Hochdeutsch als Deutsche outeten. Keine Sprachvariante ist unlernbar, und selbst ein bekannter Vertreter eines Idioms, wie der „Walliser“ Patrick Rohr, hat seinen Dialekt erst mit 14 gelernt.
Sarah meint schliesslich:
Gibt es nicht ohnehin schon genügend interkulturelle Verständigungsprobleme? Zudem möchte man vielleicht auch einfach nicht immer „süüüß“ sein, sobald man die Schweizer Lippen auseinanderbewegt.
Wir glauben, dass diese ewige Reaktion „ach ist das süss“ die meisten Schweizer dazu veranlasst, ihre schweizerische Aussprache unter Deutschen auf Dauer zu Grabe zu tragen, denn es nervt, immer dieses „Wie süss!“ Attribut angeheftet zu bekommen. Vielleicht entwickeln diese Schweizer in Deutschland dann auch ein Gefühl dafür, wie es nerven kann, ständig das „Ist das arrogant!“ Argument zu hören.
Ach und der letzte Satz war nicht „weinerlich“ gemeint, dass ist nämlich das zweite Attribut, was wir als Deutsche in der Schweiz langsam leid sind. Egal was wir hier äussert, es ist stets und immer „weinerlich“. Drum greif ich mir nun ein Taschentuch um meine leicht geröteten Augen abzutupfen und ziehe mich still und traurig in mein Kämmerchen zurück, und übe dort weiter fleissig, wie man korrekt Bärndütsch ausspricht. Wäre doch gelacht, wenn das nicht klappt.
Wir werden uns tarnen, wir werden uns anpassen, wir werden nicht mehr wiederzuerkennen sein, wenn wir es erst mal können. Wie war das noch gleich?:
„Heit Der scho einisch probiert, e chli Bärndütsch z verstah oder z läse?“
(Quelle: edimuster.ch )
Aber immer doch!
Bchym di!
Batzechlemmer!
I ha di unerchannt gärn.
I wetti di ärfele.
(Quelle: edimuster.ch)
Kriegen wir alles noch hin.
September 23rd, 2009 at 6:47
Ich find Schweizerdeutsch weder „süß“ noch sonst irgendwie attraktiv. So wie ich generell an der Deutschen Sprache das „Gefauche“ (den ch-Laut) furchtbar finde, und mir das schon beim norddeutschen Hochdeutsch ungemein auf die Nerven geht (ein Hamburger sagt nicht „richtig“ sondern „richtich“). Umso mehr bei Schweizern. Und das intensive Gefauche ist ja auch der einzige markante Unterschied der verschiedenen schweizer Mundarten zu den schwäbischen Mundarten. Sagt mir meine Lebenserfahrung, mag sein dass Schweizer und Schwaben das anders sehen. Da ich keiner von beiden bin nehme ich mir dieses Urteil einfach mal heraus ^^
Davon abgesehen machen meiner Meinung nach die Schweizer schlicht und ergreifend ein zu großes Drama um das Thema „Sprache“. Bayern oder Österreicher machen das auch nicht. Obwoh sich deren Dialekt sogar markanter vom Standarddeutschen unterscheidet, was schon bei dem Vokabular beginnt.
Der Schweizer sagt trotzdem „Fleischkäsebrötchen“ (so hat’s mir zumindest ein zugereister Schweizer der hier lebt erklärt), er betont es nur anders als der Norddeutsche. Während es im bairischen Sprachraum eine „Leberkäsesemmel“ (bzw. „Lewakassemmi“ ausgesprochen) ist. Weder Leber noch Semmel sind hier Hochdeutsch, mit Leber ist nicht das Organ gemeint sondern die bairische Aussprache von „Leiber“. Also gänzlich eigenes Vokabular, nicht nur andere Betonung und austausch von -chen durch -li und so weiter.
Aber es geht keinem Salzburger oder Münchner einer dabei ab wenn dann doch einer Fleischkäsebrötchen sagt. Selbstbewusstsein zeichnet sich doch durch Nonchalance aus…also Schweizer, seid selbstbewusster und nehmt euch und eure Mundart einfach mal etwas weniger ernst. Diese Verbissenheit macht euch übrigens „typisch deutscher“ als so manchen Deutschen (z.B. eben die Bayern).
September 23rd, 2009 at 10:50
@ Ein Zuercher
Ich habe es Dir schon mal gesagt, Du bist ein hoffnungsloser, aber unterhaltsamer Romantiker. Die Mundarten sind eindeutig auf dem Rückzug. Leider. Die Zahl der Varianten und Wörter nehmen immer mehr ab und die Unterschiede schleifen sich ebenfalls ab. Ob es uns nun passt oder nicht: Gerade die junge, städtische (oder urbanisierte) Bevölkerung (also die unter 20) orientieren sich immer mehr am Standarddeutschen. Es gibt immer mehr Junge die von „Zwiebel“ statt „Bölle“ sprechen oder sogar statt „tschutte“ von „Fussball spelle“ reden. Habe ich ebenfalls schon einige Male gehört. Die Liste liesse sich fortsetzen. Vom sich veränderdernden Satzbau will ich gar nicht erst anfangen.
Meine Frau unterrichtet an der Schule und sie bemerkt es mittlerweile immer deutlicher. Kurzum: Die Mundart bleibt, nimmt langsam aber unaufhörlich zusehends standarddeutsches Sprachmaterial deutschschweizer oder deutscher Provenienz an. Die Mehrheit der Schweizer wohnt nun mal nicht mehr in den Bergen oder ist im primären Sektor tätig. Und: Erzähl mal einem jungen Ostschweizer, dass er kulturell-sprachlich an Frankreich orientiert sein soll. Der wird gar nicht verstehen, wovon Du sprichst. Trotzdem: Schönen Tag noch!
September 23rd, 2009 at 10:52
Der Zürcher mit seiner pathologischen Deutschenaversion soll mal der Rede eines Deutschschweizer Politikers lauschen. Die können sich ja kaum verständlich in Schriftdeutsch oder auch Englisch ausdrücken. Alle welschen Bundesräte vor allem die Tessiner sind da sprachlich viel gewandter, weil sie wohl nicht diesen Abwehrreflex gegen Schriftdeutsch haben. Und die Deutschschweiz stark von Frankreich beeinflusst? Vielleicht im westlichen Teil, Richtung Solothurn wg. der Ambassadoren. Sonst aber: nein, merci, da wird sich stark abgegrenzt.
Ich bin weder in Oesterreich, noch der Schweiz, noch in angelsächsischen Ländern jemals einem Thoitschenhass begegnet; dieser hat sich anscheinend nur im Hirn eines gewissen Zürchers eingenistet.
Soll versuchen fair zu bleiben, au d‘ Schwobe sind Mitmenschen.
September 23rd, 2009 at 12:05
Wie gering müssen die Probleme dieser Welt sein, wenn man Sympathie oder Antipathie gegenüber Menschen an deren Sprache ausmacht.
Ob jetzt einer Leberkäse oder Läwwerkäs (im Hessischen) sagt – wen juckt das wirklich? Selbst beim „Urschweizerwort“ Sandwich würde ich mich bemühen, dem Manne oder der Frau ihr gewünschtes Teil zukommen zu lassen. Alternativ dazu, könnte ich dann die kalte Schulter zeigen. Wer in Hessen nicht Lewwerkäs sagt, bekommt den auch nicht – basta! Aber das wäre doch recht infantil und so gar nicht weltoffen.
Was den wiederholten Vorwurf des Preußischen in der deutschen Spache betrifft: Ich kenne kaum jemanden, dem man nicht an der Klangfarbe seiner Stimme anmerkt, aus welcher Ecke Deutschlands er stammt. Da kann er Hochdeutscheln wie er will.
September 23rd, 2009 at 15:55
aha n sänntwitsch is n Lewwakassemmi, ich also schnell raus und bei der nächsten Gelegenheit in Original Zuercher Dialekt „s sänntwitsch“ bestellt. Da ich nun keines mit Käse, Salami oder „Itällienn“ wollte, hatte ich ein Problem.
Ich führte aus, dass Zuercher meinen … unnötig zu erwähnen, dass deise Erläuterungen im Berner Oberland nun auf heftigste Gegenliebe stiessen. Dagegen sind Deutsche ja noch richtig beliebt!
Glücklicherweise meinten zwei Dreikäsehoch mit gutem Gehör: Bist Du aus Deutschland? Ja, meinte ich, ich bin aus Deutschland.
Deutschland ist das beste Land, meinte die eine von Ihnen in (1-2- oder 3) – Hochdeutsch mit leichtem RTL Einschlag. Wieso, wollte ich wissen? Da gibt es den Europapark, wurde ich informiert. Und fragte ich weiter, gibt es da dann auch was zu essen – auch sänntwitsch ? – Ja, meinte die andere, richtig ….. lecker!!!!
Ihr müsst Euch dran gewöhnen. Eure Kinder gucken Deutsches Fernsehen, haben mehr und mehr deutsche Freunde. Und 1291 ist erstens lange her und zweitens – wenn man einen Funken von historischem Interesse hat – waghrtscheinlich nicht zutreffend (bei der gelegneheit sei wirklich der vom Kollegen erwähnte Film „Tell“ nochmals empfohlen).
Na ja und die Intonation der deutschen Sprache… es gibt Schweizer, sicherlich ueberwiegend aus Basel und dem Thurgau, die sprechen ohn jeglichen „Akzent“ und können im Satz auf den Dialekt gehen. Andere können das eben nicht, oder glauben sie müssten wie Roboter sprechen. Das sollte Deutschen egal sein.
Aus irgendeinem Grund verwechseln Menschen dann „geschliffene“ Ansprachen mit geistiger Leistung. Halten dies dann allein für „Intelligenz“ und fürchten dümmer dazustehen und halten den anderen daher für „arrogant“, weil sie die genaue Bedeutung des Wortes nicht kennen.
Wir haben Bandaufnahmen gemacht mit der Frage: „Was bedeutet eigentlich Arroganz? Können Sie das ganz einfach erklären“. Es wurde und wird davon agberaten, diese zu veröffentlichen. Selbst recht „fortschrittliche“ Sender, die immer wieder ihre Landsleute mit Fragen wie „was ist horizontal und was ist vertikal“ lt aussehen lassen, haben gekniffen.
General Wille ist im Fall tatsächlich einmarschiert. Hat „Marschhalt“ gemacht. (Hauptbeschäftigung der Schweizer Armee unter U. M. ) zu Mittag genommen und ist wieder gegangen. Hat ihm wahrscheinlich nicht geschmeckt.. war nicht lecker.
September 23rd, 2009 at 19:14
@Zürcher:
Ich muss ganz kurz Tüpfli-schiisse: 1291 Bundesbrief der drei Täler;
1499 de facto aus dem Deutschen Reich entlassen, d.h. nicht mehr mit Reichspfennig u.ä. behelligt; 1648 im Frieden zu Münster nach dem 30jährigen Krieg de iure aus dem Reich ausgetreten; 1815 neutral gemacht, bzw. die Neutralität von den damaligen Mächten garantiert. Die Mächte haben sich aber das Recht genommen, zu bestimmen, wann die schweizerische Neutralität verletzt worden wäre. Das galt bis 1917.
September 23rd, 2009 at 23:06
Hey Neuromat, du bist also kein komplexbehafteter Schweizer mit einem eigenartigen Sinn für Humor, der Texte nicht strukturieren will oder kann und gerne den Provokateur spielt, sondern ein würdiger Diskussionspartner.
Die Vermutung eines inkognito Deutschen keimte in mir schon früh auf. Dann dürfte dir auch der bundesdeutsche Neologismus „keinster“ auch nicht fremd sein. Ein Superlativ, der keiner ist, aber eine gelungene Abkürzung für „in keiner nur erdenklichen Art und Weise,“ darstellt.
@Admin: Wann hatte sich Neuromat denn als Undercover-Deutscher geoutet?
September 24th, 2009 at 7:11
nein, also ja. Ich bin reformierter Katholik mit muslimischen Pass. Um dem Rätselraten um Neuromat, der aufgrund eines Freudschen Verlesers von Jens auch schon mal Aromat zuvorzukommen hier wichtige Eckdaten.
Geboren wurde ich als Urenkel eines stadbekannten Gefängnisinsassen und Sohn einer Bielerin. Man hat es im Leben nihct leicht. Der deutsche Staat machte meinen Versuch, den längsten Schulbesuch aller Zeiten hinzulegen direkt zunichte. Er führte die Kurzschuljahre ein.
Zudem konnte man eingeschult werden in einem Alter, in den Schweizer Kinder unter Rotz und Wasser heulenden Eltern in den Kindergarten gelasssen werden. Die Eltern brüllen nicht wegen der Kinder, sondern wegen der Ferien. In der Schweiz hat man nur vier Wochen Ferien, das macht dann sieben Wochen Urlaub.
Nachdem ich öffentlich bekannt gemacht hatte, dass ich französisch geil fände, wurde ich von Pascal C. in die CH eingeladen, um mit ihm in den Thurgau zu fahren, damit dort wenigstens einer seine Ansprachen verstünde. Leider beruhte das Ganze auf einem sprachlichen Missverständnis, aber dann war ich ja schon mal da und habe gleich zum besseren Schutz von Minderheiten diverse Anträge gestellt.
Einer der ersten war der Amtrag für die Automatischen Schwinger Ueberwachungs Leuchten, kurz A.S.UE.L; denn in der Schweiz lieben alle Abkürzungen. Das erhöht die Alphabetisierungsrate. Genauso wie Telefonieren statt schreiben. Kurz vor Erwerb des Schweizer Passes, traf ich dann meine Kinder wieder, die ich irgendwann verloren hatte zwischen all diesen Anträgen. Ich hab dann für die Blogwiese verschiedene Rollen als multiple Persönlichkeit angenommen.
Sehr viel Spass gemacht hat mir Simone. Aber auch Mare und andere waren nicht schlecht. Der absolute Höhepunkt war und bleibt aber Zuercher, nur noch getrumpft von Heiner, Leiter des Zuercher Fanclubs. Diese Rolle, in der man einfach Beschimpfung statt Argumente nehmen darf, gefällt mir am besten. Ich würde jetzt gerne diesen Text posten, aber da oben befindet sich eine unglaublich schwierige Rechenaufgabe…
September 24th, 2009 at 13:04
Nichts ist auf dem Rückzug. Schon gar nicht die Dialekte. Das einzige was auf dem Rückzug ist, ist das Selbstverständnis einer gewissen Sorte Schweizer, die immer noch nicht begriffen haben, wie sehr wir von Europa profitieren und das unsere splendid isolation vergangenen Tagen angehört.
Streit über Mundart und ähnlich unwichtiges Geseires ist nur die Sublimierung der Gefühle, dass wir vielleicht bei einigen vergangenen Abstimmungen EU betreffend „am Schissigriff zoge hän“.
Die verunsichgerung ist landesweit zu spüren. Zeit zum nachdenken liebe Schweizer.
Ein überzeugter Schweizer.
September 24th, 2009 at 14:13
prima. Zuercher ist unserem „Infostand“ wieder einmal mehr auf den leim gegangen. Er trägt im fall tätsächlich Tannhäuser grün.
wir planen gerade eine Publikation der besten „Ein Zuercher“ Comments. Und tatsächlich drei Wörter haben wir schon gefunden. Völkerversänntwitschungsmassnahmen, Handlungsbedarf (besteht immer dann, wenn kein was tut) und provisorisch.
September 24th, 2009 at 19:31
Schön das du deinen typischen Neuromat-Humor nicht zu Grabe getragen hast. 😉
September 24th, 2009 at 20:26
Allmählich befürchte ich, dass unser Zuercher gar kein Schweizer sondern ein Gefrusteter aus der ehemals sowjetisch besetzten Zone – also Dunkeldeutschland oder DDR – ist. Da klingen Untertöne durch, die mich das immer wieder vermuten lassen.
Die Sprachdiskussionen finde ich allmählich auch ziemlich ermüdend. Mir ist die Aussprache ziemlich egal, solange ich sie halbwegs verstehe und sie mir keine Ohrenschmerzen bereitet. Dazu muss ich allerdings sagen, dass die Schweiz mal etwas gegen die sächsischen Einwanderer unternehmen sollte, die einem vermehrt begegnen. Dieses Ostdeutsch ist akustisch wirklich das Schlimmste was es gibt.
Dann doch bitte lieber Leute mit italienischen, spanischen, tamilischen, chinesischen oder sonst irgenwelchen Wurzeln – von mir aus auch Schwaben und Bayern. Aber lieber Gott erlöse uns von den Ossis, mit ihrer unerträglichen Aussprache.
September 25th, 2009 at 12:20
@ all
Warum lasst ihr ihn nicht einfach schwafeln? – geht auf sein Gesülze ein? – schiesst zurück?!
Auflaufen lassen und nicht kommentieren ist angesagt.
September 25th, 2009 at 16:44
Aber nicht doch Brun(o)egg. Anfänglich habe ich mich auch aufgeregt. Mittlerweile würde ich es aber vermissen, wenn Ein Zuercher hier nicht mehr schreiben würde. Die Schreibweise und die oftmals provozierende Art hat mich schon oft aus dem langweiligen Alltag geholt. 🙂
September 27th, 2009 at 10:23
mir gehts ähnlich. ich finde den „zürcher“ einfach nur belustiged. bitte weiterschreiben, sonst wirds langweilig. auch und gerade über solch ein nimmermüdes geschwafel darf getrost gelacht werden.
admin: nur noch wenige jahre, dann kannst du dich zur wahl stellen, der schweizer pass rückt immer näher ;-).
ich „stelle mich“ im januar, das wird luschtig.
grüssli wolfi
Oktober 23rd, 2009 at 2:54
Salü bisamme!
Ich kann nicht verstehen wie die Schweizer auf die Idee kommen, in Deutschland spräche man Hochdeutsch. Ich wollte es wäre so. Sie sollten ab und zu mal nach Deutschland gehen und sich unters Volk mischen (nicht unter akademische Fachkollegen). Ich hatte als Elsässer auch diese Vorstellung. Wenn ich nicht anfänglich im Studentenwohnheim gewohnt hätte und stattdessen mitgekriegt hätte, was die Masse der Deutschen wirklich spricht, so hätte ich fluchtartig das Land verlassen. Leider wusste ich nicht, dass die seltsame und uohgnehme Sprache vom Affen und vom Pferd deutscher Standard ist.
Die Deutschen sprechen nämlich keineswegs Hochdeutsch außer in manchen Kreisen wie Uni… Aber selbst da sind wir noch Lichtjahre von wirklichem Hochdeutsch entfernt. Grundsätzlich kein Deutsch sprechen die Schwaben. Und wenn ich eine Diskussion im Fernsehen sehe, wo Schweizer und Schwaben teilnehmen, so ist mir das Hochdeutsch der Schweizer wesentlich angenehmer als das Halbhochdeutsche der Schwaben, die ihren Dialekt mit sich herum tragen, wie wenn sie immer und überall sagen wollten „Ich bin stolz ein Schwabe zu sein und meine Sprache ist internationaler als Französisch und Englisch zusammen. Die Welt soll sich an meinem Schwäbisch laben“.
Als Nordelsässer habe ich eine Muttersprache, die dem Schriftdeutschen im Vergleich zu den deutschländischen Dialekten von der Aussprache sehr nahe kommt, was ich nie geglaubt hätte, wenn man mir das vor vielen Jahre erzählt hätte.
Eine Kostprobe: „Ein Bein“ wird in minnere Sproch so wie auf (Hoch)Ditsch ausgesprochen. Dies wird im ganzen Süddeutschen Raum vom normalen Fußvolk für mich unerträglich ausgesprochen: „Äh Bäh“ in der Pfalz, „Oi Boi“ oder „Ai Bai“ in den diversen BadWü-gischen Dialekten, „Oa Boa“ in Bayern. Das Fehlen des „ge“ des Partizips ist für mich unerträglich… Einmal habe ich im Südschwarzwald am Titisee vergeblich das Herren-Cabinet gesucht. Das war nämlich mit „Mali“ beschriftet. Woher soll ich wissen, das ein Mah oder Moh ein Mann ist (Mali würde somit in meiner Sprache Mannel heißen) ? Aber diese Verstümmelung scheint in ganz BW, Pfalz, Bayern. Hessen… verbreitet zu sein. So meinte mal ein Bayer: „E Moh ohne Boach is koah richtger Moh“. Er wiederholte mehrmals. Ich kapierte nicht und fragte irgendwann, was ein Moh sein soll ! Daraufhin meinte er, es wäre noch ein langer Weg, bis ich richtig Deutsch könne. Da sind die Deutschen nämlich nicht zu schlagen, wenn sie mir Deutsch beibringen können.
Ich könnte ewig so weiter machen…
Wenn ich tagtäglich diese degenerierten Dialekte höre, ärgere ich mich umso mehr, dass ich nicht französischsprachig bin und als Kind in einem winzigen Dorf keine Möglichkeit hatte, diese Sprache zu lernen. Für die arroganten Deutschen bin und bleibe ich sowieos nur „oi“ Franzos.
Ich verstehe nicht, warum die Deutschen in der EU immer Ansprüche für ihre Sprache stellen. Sie sollen doch zuerst selber Deutsch reden. Wo sind die 100 Millionen Deutschsprachigen? Ich seh fascht koi oiziger (ich mähn „käh ähziger“ oder „koah oaziger“). In minnere Sproch: Ich seh ken ainzicher.
Und die Schweizer meinen die Deutschen reden Deutsch… Diese Unkenntnis kommt vermutlich auch daher, dass gerade die Deutschen, die in die Schweiz ziehen, wohl eher zur kleinen Minderheit der Deutschen gehört, die auch in Deutschland passables Deutsch spricht.
Französisch – so meine zu späte Erkenntnis – das ist eine wirkliche Sprache. Versteht man einen Franzosen, so versteht man alle immer und überall… Deutsch dagegen ist in der Praxis nur ein Sammelsurium von Kleinsprachen, die untereinander nicht verständlich sind.
Gruß