Stoppt die Deutschen aus dem Norden! Baut wieder Zugbrücken!
(reload vom 2.8.06)
Am 25. Juli 2006 war es soweit. Auf der Rheinbrücke zwischen dem Schweizer Örtchen Kaiserstuhl, nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Vulkanerhebung im Rheintalgraben bei Freiburg im Breisgau, und dem baden-württembergischen Hohentengen, lief nichts mehr. Energische „Schneiser“ hatten „für einmal“ keine Schneise geschlagen, sondern sich mit Stahlketten so auf der Brücke festgekettet, so dass jeglicher Verkehr von Norden, also von Hohentengen aus, in Richtung Schweiz unterbunden wurde.
(Quelle Foto Tages-Anzeiger vom 26.07.06)
Dummerweise war gleichzeitig dabei auch der Verkehr von der Schweiz in Richtung Deutschland gestoppt. Da das Ganze in den frühen Morgenstunden passierte, waren keine Schweizer Einkaufstouristen betroffen. Es blieb ihnen als Option nur der Umweg über Eglisau oder über die nächste Brücke bei Zurzach.
So nennen sich im Kanton Zürich die bemitleidenswerten Stadtzür(i)cher, die seit 1.000 Tagen am Morgen unter dem Fluglärm der von Süden her im Zweiminutentakt landenden Maschinen leiden. Es braucht keinen Wecker mehr dort, auch keine Kirchenglocken um 6 Uhr in der Früh (vgl. hier). Seit Deutschland einseitig die Erlaubnis für den Überflug vor 8.00 Uhr entzogen hat, findet der Anflug kurz vor 6.00 Uhr über Zürcher Gebiet, dem „Pfannenstiel“ im Süden von Zürich statt. Plötzlich merkten auch die Bewohner der Goldküste und des Züribergs, dass Flugzeuge Lärm machen. Gegen diese Praxis wurden nun also protestiert.
Einmal mehr vermochten die gelbgewandeten «Schneiser» vom Verein Flugschneise Süd – Nein (VFSN) die Behörden zu überraschen. Kürzlich erst hatten sie auf dem Bundesplatz in Bern campiert und den Bundesrat auf seinem Betriebsausflug auf dem Zürichsee aus Begleitbooten begrüsst.
Zum 1000. Tag seit Einführung der Südanflüge reisten gestern 32 VFSN-Mitglieder nach Kaiserstuhl und blockierten um 6.04 Uhr die Rheinbrücke beim Grenzübergang. Auf Anweisung von VFSN-Präsident Thomas Morf verbanden sie sich mit einer 40 Meter langen Kette mit beiden Brückengeländern – für den Verkehr gab es nun während einer Stunde kein Durchkommen mehr.
(Quelle: Zuonline.ch)
Während andere Gemeinden rund um den Flughafen bereits seit vielen Jahren unter diesem Lärm leiden, hat man im Süden erst spät die Erfahrungen machen müssen, wie laut anfliegende Flugzeuge eigentlich sind. Die Lösung für das Problem? „Nicht über unsere Dächer einfliegen“.
Anderen Initiativen streben eine „Gerechte Fluglärmverteilung“ an, denn gegen den Flughafen und den damit verbundenen Lärmbelästigungen selbst, da ist im Unterland niemand. Alle leben von ihm, fast in jeder Strasse und in jedem Haus wohnt zumindest eine Pilotin oder ein Pilot, eine Stewardess oder ein Steward, oder jemand vom Bodenservice. Leicht zu erkennen für denjenigen, der morgens den Schnellbus von Bülach nach Kloten nimmt. Fast nur Menschen in Uniform unterwegs. Als der Film „Grounding“ im Bülach lief, war das Kino voll von Beteiligten. Bewegte Gesichter, wohin wir schauten.
Die Aktion war auf eine Stunde beschränkt und sollte die Rheinbrücke für Deutsche sperren:
„Deutschland will keinen Flugverkehr von Norden, dann wollen wir keinen Strassenverkehr von Norden“, begründete Morf [Präsident des Vereins Flugschneise Süd] die Aktion. Man habe Verständnis für die Bewohner von Hohentengen, aber im Süden des Flughafens seien wesentlich mehr Menschen vom Fluglärm betroffen, und die Flugzeuge würden tiefer fliegen.
(Quelle: Tages-Anzeiger vom 26.07.06, S. 13)
Wir finden die Aktion der Schneiser prima, den Strassenverkehr von Norden zu unterbinden. Vielleicht sollte man in Zukunft wieder eine Zugbrücke an dieser Stelle einrichten, damit der störende Verkehr leichter unterbunden werden kann.
Zugbrücke Hohenfinow Struwenberg bei Oder-Havel-Kanal
(Quelle: gonza.de)
Der so unterbundene Einkaufstourismus würde bestimmt auch wieder die Schweizer Binnenmarktnachfrage anheben. Und wenn die Fluggäste aus dem Süddeutschen Raum ausbleiben für den Klotener Airport, dann hat sich das Problem sowieso von selbst gelöst. Dann starten von Kloten nur noch Sightseeing Rundflüge über die Alpen, ab 10.00 Uhr am Vormittag, und alle wären glücklich, auch die Schneiser.
August 5th, 2009 at 13:20
Wenn die Schweiz dann mal in der EU ist (etwa in 7-12 Jahren) kann wieder jederzeit sicher von Norden an den Flughafen Zürich-Kloten geflogen werden. Die paar Hohen- und Tiefentengener müssen sich dann halt wieder auf mehr Lärm gefasst machen. Sowie all die europäischen Dreckschleuderlastwagen durch die Schweizer Alpen brummen dürfen, so wird wohl auch noch ein Flugzeug über der EU einen EU-Flughafen anfliegen können – dann wenn die Schweiz dann endlich in der EU ist.