Lebensmüde benutzen bitte den Zebrastreifen — Die Schweizer im Verkehr

Oktober 3rd, 2011
  • Blogwiese auf RTL
  • Die Blogwiese wurde gestern in der Sendung in der Grossen RTL Reportage „Schmerzlich Willkommen“ erwähnt. Wer die Sendung verpasst hat kann sie hier noch ansehen. Es geht in einer Szene um die Gefährlichkeit des Schweizer Fussgängerstreifens. Die Situation hat sich sicherlicher in den letzten 10 Jahren verbessert. Der nachfolgende Blog-Eintrag ist von 2005. Aber immer noch vergeht keine Woche in der wir nicht von schweren Unfällen an Schweizer Zebrastreifen Fussgängerstreifen lesen. Natürlich ist der folgende Blogbeitrag satirisch gemeint. Der wahre Kern jedoch bleibt, dass man gut beraten ist, in der Schweiz an einem Zebrastreifen deutliches Handzeichen zu geben, und nicht einfach loszulaufen.

  • Gefährliche Zebrastreifen
  • Wenn Sie als Deutscher in der Schweiz zum ersten Mal zu Fuss unterwegs sind, dann hüten Sie sich vor der Benutzung eines Zebrastreifens. Sie sind in der Schweiz gelb und nicht weiss wie in Deutschland, und es gibt einen weiteren grossen Unterschied zu Deutschland: Die Autos haben immer Vorfahrt. So kommt es einem jedenfalls vor, wenn man hoffnungsvoll am Strassenrand steht und darauf wartet, dass mal jemand anhält. Die Zebrastreifen erfüllen in der Schweiz drei Funktionen:

    1. Sie sind die Lösung für das Überalterungsproblem.

    2. Sie helfen mit, die Pensionskassen zu entlasten.

    3. Sie sind Auslöser von Auffahrunfällen, falls ein Deutscher Autofahrer (Schweizerdeutsch: „Der Lenker“) mal wieder auf die abstruse Idee kommen sollte, hier einfach anzuhalten um die Fussgänger hinüber zu lassen.

  • Zebrastreifen in Deutschland
  • Deutsche Schulkinder bekommen in der 1. Grundschulklasse (Schweizerdeutsch: „Primarschulklasse“) in der Verkehrserziehung von einem freundlichen Polizisten drei Dinge beigebracht:

    1. Die Polizei ist Dein Freund und Helfer (für Schweizer Leser: Kein Witz, das lernt man wirklich so in Deutschland).

    2. Auf einem Zebrastreifen kannst Du unbesorgt die Strasse überqueren, die Autos halten immer an.

    3. Falls 2 nicht funktioniert, rufe 1 herbei. Die Nummer lautet 110 (polizeilicher Notruf in Deutschland, und nicht 117 wie in der Schweiz)

    Autos haben immer Vorfahrt hier

    In der Fahrschule in Deutschland kriegt man vom Fahrlehrer eingetrichtert: „Wenn Du an einem Zebrastreifen nicht anhältst, bist Du den Lappen sofort wieder los“. Stoppzeichen, Rote Ampel und Zebrastreifen sind die drei Orte, an denen man immer stehen bleiben muss, sonst ist man in der Fahrprüfung sofort durchgefallen. Denn überall wartet die Polizei (dein Freund und Helfer), die nur darauf lauert, dir eine Strafe (Schweizerdeutsch: „Busse“) und ein paar Punkte in Flensburg, der zentralen Verkehrssünderdatei der Deutschen, aufzubrummen.

  • Halten Sie am Zebrastreifen und erleben Sie echte Dankbarkeit
  • Also bleibt der Deutsche lieber einmal zu viel als einmal zu wenig am Zebrastreifen stehen und fällt damit in der Schweiz permanent negativ auf. Dem deutschen „Lenker“ (das ist der Mann am Steuer, nicht am Lenker) fällt gleichzeitig auf, wie überglücklich und dankbar die Fussgänger auf Schweizer Zebrastreifen reagieren, wenn man anhält und sie über Strasse gehen lässt. Sie rechnen nicht mit soviel Freundlichkeit. Es ist ein antrainiertes Verhalten bei den Deutschen, jahrelange Kampagnen des ADACs (Deutscher Automobilclub) und der Polizei mit dem Slogan „Hallo Partner! Danke Schön!“ zeigen hier Wirkung.

  • Warum halten so wenig Schweizer am Zebrastreifen?
  • Ganz einfach: Bis vor ca. 6 Jahren war es keine Pflicht für die Autofahrer, hier zu halten, sondern nur ein Gebot der Höflichkeit. Danach wurden die Bestimmungen geändert (Schweizerdeutsch: „sie änderten„, das Wörtchen „sich“ muss bei der Überquerung des Rheins verloren gegangen sein. In der Schweizer ändert sich folglich nie etwas, hier ändern die Dinge selbst). Aber erst die Fahranfänger aus den letzten 6 Jahren habe diese neue Regelung wirklich lernen müssen.

    Aber was schreibe ich hier eigentlich die ganze Zeit über von „Zebrastreifen“, wenn die Dinger in der Schweiz doch einfach „Fussgängerstreifen“ heissen. Warum eigentlich? Wahrscheinlich fallen die Zebras in der Schweiz unter den Artenschutz, anders als die Fussgänger, mit denen darf man offensichtlich alles machen, auch in Streifen zerlegen.

    Tramfahrt in Basel — Wie sag ich es meinem Banknachbarn, wenn ich raus muss?

    Oktober 1st, 2011

  • In der Strassenbahn Im Tram

  • Neulich erzählte mir eine Baslerin was Sie in ihrer Heimatstadt beim Tramfahren besonders stört: Es sei einfach nicht üblich, deutlich zum Ausdruck zu bringen, wenn man in einer Zweierbank sitzt und an der nächsten Haltestelle aussteigen möchte.

  • Vor dem Ausstieg mit den Füssen scharren
  • Die Haltestelle naht, der Banknachbar versperrt den Weg zum Ausstieg, wie äussert man diesen Wunsch nun korrekt? „Exgüse, dürfte ich bitte mal raus“? Nee, das geht gar nicht. Dazu wäre ja echter Blickkontakt und wohlmöglich sogar eine direkte Ansprache notwendig. Nein, korrekt Schweizerisch fängt man nun an mit den Füssen zu scharren, die Tasche auf dem Schoss mit beiden Händen fest zu packen und anzuheben, vielleicht noch zusätzlich mit den Handflächen mehrfach nervös über die Oberschenkel streichen, alles um zu signalisieren: „Obacht, ich habe ein Bedürfnis! Ich will jetzt hier raus“.

  • Banknachbar, höre die Signale!
  • Hoffentlich bemerkt der Banknachbar die deutliche Körpersprache, steht rasch und ganz von allein von seinem Platz auf und macht den Weg frei. Selbstverständlich wortlos, ohne Blickkontakt, ganz beiläufig. So was haben sie noch nicht erlebt? Läuft das in Zürich oder Bern etwa anders ab?
    Die Schweizer, so erzählte die Baslerin, sind Meister der non-verbalen Kommunikation.

  • Baslerin oder Baselerin?
  • Meine Rechtschreibhilfe möchte aus „Baslerin“ permanent eine „Baselerin“ machen. Für den Helvetismus „Baslerin“ findet Google.ch 89.500 Beläge . Für „Baselerin sind nur “ 5’220 Fundstellen angegeben. Darunter so unbedeutende Quellen wie der Duden.de
    Baslerin oder Baselerin?
    (Quelle: Duden Online)

    Wie soll man da wissen wer Recht hat? Der Duden oder der gemeine Sprachgebrauch des Schweizers?