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Nicht durch die Reihe, sondern durchs Band — Neue Schweizer Redensarten

(reload vom 16.2.06)

  • Nicht durch die Reihe, sondern durchs Band
  • Wir lasen in der Sonntagszeitung vom 29.01.06:
    durchs BAnd

    „Seit Ingrid Deltenre den Kurs bei SF bestimmt, sinken die Quoten praktisch durchs Band.“

    Und wir glaubten immer, das Fernsehen arbeitet mit Funkwellen, und nicht mehr mit Tonbändern. Oder werden die Sendungen auf dem „Fliessband“ hergestellt? Die Kult-Sendung „Am laufenden Band“ von und mit Rudi Carrell war unser Lieblingsprogramm in den 70ern. Dort durfte sich der Gewinner soviele Gegenstände wie möglich merken, die auf einem Fliessband an ihm vorbei fuhren. Gar nicht so einfach, wie jeder hier selbst ausprobieren kann: Spiel „Am laufenden Band“.
    Wer geht hier durchs Band?
    (Foto: tv-nostalgie.de)
    Doch was bedeutet die Formulierung „durchs Band“? Sie ist auf jeden Fall etwas Alltägliches, wie die 970 Funde bei Google-Schweiz beweisen.

    Ein paar Beispiele:

    „… Erfolg durchs Band bei konsequenter Anwendung … mit Kunden und privat …
    (Quelle: umberto.ch)

    oder

    Laibach zeigt tolle Weine durchs Band (…)
    (Quelle: Suedafrikainfo.ch)

    oder

    Auf Stock.xchng gibt es in 15 Kategorien rund 184 000 Fotos zu bewundern, und die Qualität ist durchs Band gut.
    (Quelle: Tagesanzeiger)

    Oder hier beim Schriftsteller Roger Graf:

    Schliesslich kann man in jedem Geschichtsbuch nachlesen, dass in den Jahrhunderten vor der Erfindung der Massenmedien friedliche und durchs Band intelligente, phantasievolle Menschen diesen Planeten bevölkert haben.
    (Quelle: rogergraf.ch)

    Wir finden es nicht im Duden, Redensarten-Duden oder bei den Brüdern Grimm. Durch die zahlreichen Belege bei Google-Schweiz vermuten wir, dass es die Schweizer Variante von „durch die Reihe“, „durchweg“ (= durch Weg), als „immer, ständig, die ganze Zeit“ bedeutet. Vielleicht hat es ja auch mit dem „Band auf der Ziellinie“ bei Wettläufen zu tun, das vor der Einführung von anderen Messmethoden vom Sieger durchtrennt werden musste, wodurch das Zielfoto automatisch geschossen wurde?

    Das spricht mal wieder Bände über unseren geringen Wortschatz. Wir geraten ausser Rand und Band über diese neue Entdeckung und knüpfen eine zarte Bande mit allen Helvetismen, doch jetzt ist das Band zu Ende. Ab durch die Mitte? Nein, ab durchs Band!

    

    3 Responses to “Nicht durch die Reihe, sondern durchs Band — Neue Schweizer Redensarten”

    1. neuromat Says:

      Bandleader sagt:

      So gibt es eben nicht nur ein Schweizer Bankgeheimnis sondern auch ein Bandgeheimnis. Und die Schweizer Banken sollen ja nun bekanntlich gebändigt werden, Auch unser admin hatte ja schon sein ganz persönliches „Band“erlebnis in Form einer Scheibe, richtig einer Bandscheibe. Von diesen gibt es einige wie ein Band verbinden sie unsere Wirbel. Unsere Wirbelkörper nicht unsere Haarwirbel, die uns zu Berge stehen, wenn wir den deutschen Finanzminister mit seiner Heckler und Koch – aber nicht schon wieder…

      Nein Band hat nichts swissnessmässiges es stammt ursprünglich aus dem Germanischen. Also ein echter Teutonismus – das banda: die Fessel, das Band von binden auch germanisch. Typisch germanisch wohl auch so anzubandeln, so wie dieser Finanzminister. Anzubandeln, ja das hat zwei Bedeutungen. Na die meisten werden doch hoffentlich an Flirt, an erste Frühlingstage und Erlebnisse auf der Schlafbank gedacht haben als an Streit anzufangen. Dabei gibt es dann schon mal so den einen oder anderen kleinen Bankert. Der fängt dann bei einer Schweizer Bank an und versteckt das Geld von deutschen Steuerband iten und anderen mafiösen Banden, die dafür sorgen, dass gut ausgerüstete Küstenbewohner Afrikas dann wieder Riesenbanker, nein jetzt sind es Tanker, kapern können und ein Lösegeld erpressen.

      Hängt eben alles zusammen – durchs Band.

    2. AnFra Says:

      Wieder so ein Kryptizismus: „Durchs Band“.

      Ob dies tatsächlich eine „neue“ Schweizer Redensart ist, muss noch genauer untersucht werden.

      Denn der Sinninhalt dieser Redensart meint öfters einen Vorgang, bei welchem eine Gleichartigkeit oder Gleichwertigkeit dargestellt oder ein Vorgang zu irgend etwas vergleichbaren oder ähnlichen Gebundenem, Zusammengefasstem zusammenführt und / oder einen gemeinsamen Vorgang, Bund, Verbindung oder Verbund anzeigt.

      Der Lösungsansatz lässt sich im DWG der Brüder Grimm (Siehe: BAND, n.; 4.) Redensarten) finden: „durchs band: ohne unterschied, durch die bank“.
      Dort wird die Redensart „Durchs Band“ als gleichwertig mit „Durch die Bank“ dargestellt, da auch hier z. B. die Gleichartigkeit von Menschen, die beim Feiern auf einer Bank sitzend am Ende des Lebens gleich sind und dann keinerlei Unterscheidung haben! Ergo: Alle Menschen, welche an der Lebensfeier teilhaben, sind „durch die Bank“ gleich, denn diese Menschen sind eigentlich „durchs Band“ gleich.

      Die Redensart „durch das Band“ hat nach seinem Rückzug aus dem übrigen deutschen Sprachraum sein Reduit in der Schweiz gefunden und ist der verbliebene Redensart „durch die Bank“ gleich.

    3. Tilla Pe Says:

      In Deutschland würde man sagen „… durch die Bank“… das gibt mir ja jetzt doch zu denken 😉