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Wenn der Tätschmeister Genial Daneben ist

(reload vom 10.01.06)

  • Touch-a, touch-a, toucha, tätsch me, I wanna be dirty
  • Liebhabern des Kult-Musicals „The Rocky Horror Picture Show“ ist diese Textzeile bekannt.
    Janet singt:

    I’ll put up no resistance
    I want to stay the distance
    I’ve got an itch to scratch
    I need assistance
    Touch-a touch-a touch-a touch me
    I wanna be dirty
    Thrill me, chill me, fulfill me
    Creature of the night
    (Quelle:)

    Warum kam uns nur dieses Lied in den Sinn, als wir unsere tägliche Ration „Überlebenshilfe für den Alltag in der Schweiz“ konsumierten, den Tages-Anzeiger, und dort über die erste Folge der Schweizer Comedyshow „Genial Daneben“ lasen:

    „Neben den fixen Mitgliedern René Rindlisbacher und Patrick Frey – eben erst vom roten Teppich geflogen, schon wieder beim Schweizer Fernsehen – traten Claudio Zuccolini, Brigitt Maag und Andreas Thiel auf. Tätschmeister der fidelen Runde ist Frank Baumann.“
    (Tages-Anzeiger vom 04.01.06 S. 10)

    Und schon wieder stehen wir vor dem Problem, dass da soeben ein hochinteressantes Wort in der Zeitung zu lesen war, das uns absolut nichts sagt:

  • Was ist ein „Tätschmeister“?
  • Unser Duden kennt nur

    Tätsch, der; süddeutsch für Brei; ein Backwerk“

    aber da fehlt dann noch der „Meister“ hinten dran. Auch das Verb „tätscheln“ ist uns bekannt, es kommt wie „tatschen“ von umgangsprachlich für „plump anfassen“. Hilft das irgendwie weiter? Werden hier Mitspieler plump angefasst oder gibt es süssen Brei zu essen?

    Bereits 2004 lasen wir im Tages-Anzeiger über Joseph Deiss:

    „Joseph Deiss amtet als Bundespräsident und also als temporärer Tätschmeister des Bundesrats.“

    Dank Google.ch finden wir 2360 weitere Beispiele in der Schweiz, die allesamt das Wort in Zusammenhang mit „Hochzeit“ stellen. Es muss dem nach so eine Art „Zeremonienmeister bei einer Hochzeit“ sein. Auf jeden Fall ein Beruf, von dem wir in Deutschland noch nie etwas gehört haben. Wäre doch mal eine prima Frage für „Genial Daneben“ in Deutschland. Warum die Moderation einer Unterhaltungssendung im Schweizer Fernsehen mit Organisation einer Hochzeit verglichen werden kann, das weiss allein der Schreiber des Tages-Anzeigers, Chris Winteler.

  • Wer ist Frank Baumann?
  • Zugegeben, wir hatten keine Ahnung wer Frank Baumann ist. Als er vor 5 Jahren die Show „Ventil“ moderierte, waren wir noch nicht in der Schweiz, bzw. ist dieses Highlight eidgenössischer Unterhaltungskunst damals unbemerkt an uns vorbeigegangen.
    Frank Baumann bei Genial Daneben Schweiz
    Was er wohl als „Tätschmeister“ zu tun hat? Er zog uns gleich in den Bann durch seinen spontane, spritzigen, absolut bemerkenswerten Humor. Brüller folgte auf Brüller, seine Rategäste kamen überhaupt nicht zum Zuge, wenn er dran war.

  • Hier wird richtig viel Geld verteilt
  • In der Sendung las er viele Fragen vor, und sehr schnell auch die Antworten. Schneller als wir es von Hugo Egon Balder gewohnt sind. Auf diese Art und Weise sollte wohl die Summe der ausgezahlten Franken erhöht werden, denn beim Schweizer Fernsehen gibt es nur 100.—Franken, im Vergleich zu den 500 Euro beim Privatsender SAT1. Also werden rasch Fragen und Antworten vorgelesen, damit mehr Leute Geld verdienen können und niemand auf die Idee kommt, seine Fragen doch lieber gleich an fragen@genialdaneben.de zu schicken statt an fragen@genialdaneben.ch

  • Zweitverwertung von Fragen
  • An originellen und vor allem neuen Fragen schien es in der ersten Sendung zu mangeln, denn man bediente sich gleich mehrfach bei den Kollegen von SAT1. Die Frage „Was ist ein Türkensattel“ war bereits am 18. November 2005 auf SAT1 dran und wurde nicht geraten. Auch „Was ist eine Bananenfalte“ wurde direkt übernommen (Sendung vom 31.01.04). Die Frage „Was ist eine Rammelkammer?“ kam im Original am 22.11.2003 dran. (Quelle:)

    Gehen die beim Schweizer Fernsehen denn davon aus, dass am Freitagabend niemand SAT1 schaut? Oder warum ist das hier die totale Zweitverwertung?

  • Wer sitzt im Rateteam?
  • Immerhin kannten wir zwei der 5 anwesenden Comedians: René Rindlisbacher und Patrick Frey. Der Rindlisbacher war uns geläufig als Kabarettist („Schmirinski’s“) und für seine absolut uninteressierte und gelangweilte Art der Moderation der Schweizer Version von „Wer wird Millionär“. Er demonstrierte souverän, dass ihm die ganze Geschichte damals am Ar… vorbei ging und er nur wegen der Kohle im Studio sass. Sehr sympathisch!

    Patrick Frey ist uns bekannt als Schauspieler (zuletzt in „Mein Name ist Eugen“), Kabarettist und genialer Kolumnenschreiber. Die beiden dominierten die Runde. Wer waren die anderen drei im Team? Ob Brigitte Maag was mit dem Areal in Zürich zu tun hat? Keine Ahnung, die anderen wechseln sowieso bei jeder Sendung, und wir werden sie mit der Zeit auch noch kennen lernen. Bei SAT1 ist das nicht anders. Wir freuen uns schon drauf! Ohne Werbeunterbrechung, nur 30 Minuten, nur unterbrochen durch die Brüller von Frank Baumann, und wieder mit der Möglichkeit, sage und schreibe 100 Franken für eine abgelegte Ex-Frage von SAT1 zu verdienen.

    Nachtrag:
    Während die Deutsche Version auf SAT1 immer noch läuft (über 300 Folgen), wurde Genial Daneben Schweiz am 30.12.2007 eingestellt. Wir fragen nicht warum.

    

    5 Responses to “Wenn der Tätschmeister Genial Daneben ist”

    1. Nessi Says:

      ach ja, Frank Baumann….. ich habe mit ihm die ersten 6 Jahre Primarschule absolviert, damals war er unser Klassenclown, und später, in den Anfangszeiten von Radio 24 war er einer der besten Moderatoren, manchmal zusammen mit Röbi Koller, das waren noch echte Highlights, aber am Fernsehen finde ich seine Witze eher verkrampft als lustig….schade. Seine spontane Witzigkeit ist ihm irgendwie im laufe seiner TV-Karriere abhanden gekommen.

    2. dampfnudle Says:

      „Wotsch Tätsch?“ Das fragt man heute eher ironisch und meint, damit „Willst du mich so provozieren, dass ich Dir einen Klaps gebe?“

      Als ich ein Kind war, war „Tätsch“ ein Horrorwort, denn das war Haue. Klaps war im Vergleich nur ein Nasenstüber. Tätsch aber traf mit voller Kraft, vom Vater mit der Hand auf den nackten Hintern, während die Mutter mit ihren feinen Händen im Bedarfsfall den Teppichklopfer nutzte, aber leider nicht den weichen, verschlungenen vordern Teil, sondern den harten Stiel. Das brannte wie Feuer und hinterliess tagelang rote bis blauschwarze Striemen.

      Später hörte ich Eltern ihren unfolgsamen Kindern mit „Füdlitätsch“ drohen. Gemeint war zum Glück meist nur ein Klapps auf den bekleideten Hintern. Heute ist jegliche Art von Körperstrafe, erst recht der demütigende (Füdli-)Tätsch, verboten. Was hinter den Türen passiert, ob Ohrfeigen oder Tätsch (beides ist brutale Gewalt, so kraftvoll wie physisch möglich), bleibt aber wohl oft unentdeckt.

    3. Franzl Lang Says:

      Mir ist letztens sowieso aufgefallen, dass man im Rheinland (also im echten) ja auch „andötschen“ sagt. Wenn das mal kein Zufall ist …. am Rhein sagt ja man ja auch „sicken“ für schweiz. „seichen“ und weitere Gemeinsamkeiten … kommt die Sprache den Rhein heruntergeflossen???

    4. Gery us Büüli Says:

      wurde jetzt die frage beantwortet was ein Tätschmeister ist? oder hab ich da was verpasst???

      Na ja jedenfalls ist das der „Chef“ der Veranstaltung, meist interimistisch oder selten auch permanent.

      alles klar?? hihihi.

    5. AnFra Says:

      Die Frage nach dem Tätschmeister ist noch nicht beantwortet.

      Den Tätschmeister können wir aus dem Umfeld von klatschen oder ähnlichen Vorgängen ableiten.
      Die schallimitierenden Bezeichnungen aus den Bereichen von Klatsch, Matsch, Quatsch, Platsch, Klitsch, Tratsch, Pitsch, Kitsch sowie sonstige Schlämme und dünnflüssig-stoffhaltige Fluiden wie dem (frz.) „Klischee“ ( ursprünglich fränk.-germ. „klitsch“) sowie schott.-gäl. „ditsch“ für schmierige Stoffe in einem Wasser-Schlamm-Loch) haben eine starken verwandtschaftlichen sowie charakterlichen Bezug zum wichtigen , da bezeichnungsgebenden Endungs-„tsch“.

      Wenn man mit der Hand auf die Haut eines Menschen oder auf die zuvor beschriebenen Stoffe schlägt gibt es eben einen Klatsch, Datsch oder Tatsch. Dieser „datsch“ hat sich im oberalem. zum „tatsch“ entwickelt.
      Im bay., tirol., und oberdt. gibt es ja auch den „Datsch / Datschi“, eben den mit Händen flachgeschlagenen Teig, bei welchem das Klatschen eine typische Geräuschkulisse ist, man datscht bzw. tatscht den Teig, macht ihn dadurch flach und breit.

      Der Datsch ist als gesgerm. Begriff anzusehen. Hat in gewissen Regionen wie Bayern, Tirol, Schweiz besser überlebt als im übrigen Reich. Der Urbegriff ist mit den germ. Alemannen in das heutige Gebiet der ehem. kelt. Helveter von Norden kommend, also den Rhein hoch, gebracht worden.

      Den Tätschmeister kann man etwas mit einem Tambourmajor vergleichbar ansehen. Der Tätschmeister ist also bei den endemischen Ureinwohnern und deren ethnologischen Bräuchen fallweise oder auch dauernd der Zeremonienmeister bei verschiedenartigen Veranstaltungen, Festen und Brauchtumstreffen, welcher z.B. durch das Klatschen mit den Händen Liedart, Rhythmus, Tempo sowie den äußeren Ablauf u.a.m. vorgibt.

      Der Tätschmeister ist also der Chef des Geschehens. Er ist der Guru des Lärms. „Man kann dieses Schweizerverhalten beispielhaft in entspr. Ethno-Filmen über afr. und asia. Ureinwohner im Vergleich der vergleichbarer Stammesrituale schön erkennen“. Zitiert nach: „Schweiz: Bastion der letzten germanischen Bräuche und Rituale“.

      Hat @Nessi schön beschrieben:
      Der Frank B. ist und bleibt ein Tätschmeister. Der springt voraus, macht die Musik, macht Lärm und Aktion bzw. …..er versucht es wenigstens.