Zu Boden mit dem Burschen — Wenn die Volksinitiative ins Sägemehl muss
(reload vom 8.1.06)
Die Schweizer lieben ihren Nationalsport, das „Schwingen“. Sie lieben ihn so sehr, dass sie auch im Alltag die Fachsprache der Schwinger verwenden. Hatten wir uns neulich über den „Hosenlupf“ ausgelassen (vgl. Blogwiese), der ja ganz offensichtlich für jede Art von Auseinandersetzung und Kräftemessen, vor Gericht und anderswo, Synonym geworden ist, so lasen wir im Tages-Anzeiger vom 07.01.06
„Der Zürcher Regierungsrat will die ’Volksinitiative für eine realistische Flughafenpolitik’ per Gegenvorschlag bodigen“
Hier wird also gar nicht mehr auf den Hosenlupf gewartet, hier wird so fest zugepackt und hochgehoben, dass der Gegenvorschlag gleich zu Boden geht, hoffentlich nur hinein ins weiche Sägemehl, und nicht auf die harte Betonpiste des Flughafens in Kloten.
„Bodigen“ tut man in der Schweiz gern, es finden sich 1890 Google-Schweiz Belege gegenüber nur mageren 695 in Deutschland, von denen sich die meisten mit der Frage beschäftigen, was denn „bodigen“ eigentlich heisst.
In der Deutsch-Synchronisierten Fassung der Monty Python Komödie „The Life of Brian“ (= Das Leben des Brian) sagt Pilatus: „Werft den Purschen zu Poden“. Es wird also schon bei Monty Pythons Truppe fleissig „gebodigt„. Die Schweizer kennen diese Übersetzung leider nicht, weil sie am liebsten nur die Originalfassungen im Kino ansehen.
Wer sich auf dem Boden wieder findet beim Schwingen, zumal noch auf dem Rücken, der gilt als besiegt. Und genau diese Bedeutung hält auch unser Duden fest, wenn er zum Verb „bodigen“ schreibt:
bodigen (sw . V.; hat) [zu Boden] (schweiz.):
a) bezwingen, besiegen:
die gegnerische Mannschaft bodigen;
„Der Berner Käser machte dann aber kurzen Prozess und bodigte den Sinser schon nach vier Minuten“
(Blick 30. 7. 84, Seite 13);
b) bewältigen:
sein Arbeitspensum bodigen
Quelle: Duden
August 4th, 2008 at 11:51
Echt ein netter Eintrag 🙂 Aber es heißt trotzdem „in der deutsch synchronisierten Fassung der Monthy-Python-Komödie“…
August 4th, 2008 at 11:53
Habe übrigens sehr über den Karlsruher in Brasilien geschmunzelt. Und ich kann als Nicht-Karlsruher und Nicht-Badener sagen, dass sich der Dialekt für mich sehr echt anhört! Vielleicht sind nur die Schweizer Kommentatoren nicht gewöhnt, dass ein Deutscher einen Dialekt spricht, der dann sogar noch anders klingt als der ihre, obwohl sie ihn verstehen können…?
August 4th, 2008 at 19:04
Bodigen kann man fast alles. Es ist wirklich ein Mehrzweckwort!
Ein – wie ich finde – schönes Sprachbild verwendet auch, wer in einem ernsthaften Gespräch ein Problem «z Bode redet» (man diskutiert gründlich und so lange, bis alles klar ist). Oder wer eine schwierige Arbeit «z Bode bringt».
Und heute möchte ich noch einen Glace-Coupe – äh, Eisbecher – bodigen. Was nicht bedeutet, dass ich ihn umwerfe…
August 6th, 2008 at 15:05
Also würde in der schwyzerdütschen Fassung von „Brian“ wohl Pilatus befehlen:“Podigt den Purschen!“
.. auch nett 🙂