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Fahnenschwingen können nur Männer — Über gefährliche und gefährdete Schweizer Sportarten

  • Fahnenschwingen können nur Männer
  • Wir lasen im Tages-Anzeiger vom 28.06.08 einen Bericht über das eidgenössische Jodlerfest vom vergangenen Wochenende in Luzern. Es wurde gejodelt, musiziert und es wurden Fahnen geschwungen.

    Fahnenschwingen
    (Quelle Foto: Kornhaus-Burgdorf.ch)

    Doch diese schwierige Disziplin ist bedroht, denn es fehlt der Nachwuchs:

    „Es laufe zurzeit sehr schlecht mit dem Nachwuchs. Das dürfte auch daran liegen, dass Frauen bei den Fahnenschwingern noch immer nicht zugelassen sind. Aus einfachem Grund, sagt Gloor: Es gebe keine Damentracht mit Hose.“
    (Quelle: Tages-Anzeiger vom 28.06.08 S. 3)

  • Bundesrätin nicht in Damentracht
  • Das ist allerdings wirklich bedauerlich. Wir schreiben das Jahr 2008, Deutschland wird von einer weibliche Bundeskanzlerin regiert, im Schweizer Bundesrat sitzen ebenfalls drei Frauen, nur fürs Fahnenschwingen, da hat es noch nicht gelangt. Viel zu gefährlich für eine Frau, und quasi unmöglich, so ganz ohne passende Damentracht mit Hose. Denn in einer hundsgemeinen Jeans oder Männerhose, da kann eine Frau ja schlecht auftreten. Womöglich steht ihr das auch noch oder sie kann es besser als ein Mann:

    Doch vielleicht werden die Frauen aus schierer Personalnot irgendeinmal zugelassen. «Dann wären wir nicht mal hier mehr sicher.» (sagt der Gränicher Fahnenschwinger Alfred Gloor)

    Da also liegt der wahre Hund begraben. Es geht einzig um die Sicherheit der Männer, die wohl befürchten, dass die fahnenschwingenden Damen bei einem Wurf eine Fahne fallen lassen, oder so hoch werfen, dass sie auf ein Männerhaupt danieder saust. Da bewahre uns der Heiland vor, dann lieber kein Fahnenschwingen mehr. Boxen für Frauen soll es geben, Fussball auch, sogar in der Formel 1 starteten 1958 Maria Teresa de Filippis und 1978 Desiré Wilson mit grossem Erfolg. Weitere Damen am Steuer folgten. Wie die wohl das vertrackte Bekleidungsproblem gelöst haben, welches ein weibliches Fahnenschwingen bis heute verhindert? Die haben doch nicht etwa Hosen angezogen?

  • Weibliche Hosentracht, das gibt es nicht
  • Aus der Schweiz stammen viele sehr innovative und moderne Produkte. Auf die Idee, eine Hosentracht für weibliche Fahnenschwinger zu designen, scheint bislang noch niemand gekommen zu sein. So bleiben die Männer weiterhin in Sicherheit und die Zukunft dieses spannenden Sports mit seinen 68 möglichen Wurfkombinationen bleibt fraglich. Nun denn, das lässt sich nicht ändern. Oder doch? An amerikanischen High-Schools sieht man gemischte „flag teams“ und Cheerleader-Gruppen bei vielen Sportveranstaltungen. Doch hierzulande geht die Sicherheit der männlichen Fahnenschwinger vor und Hosen für Frauen sind einfach zu gefährlich.

    

    17 Responses to “Fahnenschwingen können nur Männer — Über gefährliche und gefährdete Schweizer Sportarten”

    1. Schoggistaengel Says:

      Bei den weiblichen Formel 1-Fahrerinnen hast Du mal zumindest Frau Nella Lombardi anno 1975 vergessen, die immerhin einen halben WM-Punkt geholt hat – als einzige Frau bis heute. Weil Du die beiden aufgezählten wohl chronologisch bringen wolltest.

      [Anmerkung Admin: Danke für den Hinweis! Ja, es gibt noch ein paar weitere, „jüngere „Namen, aber ich wollte diese Nebenbemerkung nicht zu weit ausufern lassen. Wäre mal Thema eines eigene Postings]

    2. neuromat Says:

      da sind die Dänen schon ein Stück weiter

      http://media.laredoute.fr/product/picture/36613399o_aix.jpg

    3. mare Says:

      Zur Frauentracht gehört immer noch eine Schürze (Mann kann sich dran festhalten, sich dahinter verstecken oder sie jagen). Wohin mit der Schürze bei einer Hose?

      [Anmerkung Admin: Aus genau diesem triftigen Grund tragen Köche, Metzger und Wirte ja immer Röcke. Wohin sollten sie sonst die Schürze bei einer Hose stecken. ]

    4. Simone Says:

      @Neuromat:
      Dänemark hat auch einen Spitzensteuersatz von 63% und verfügt demensprechend über genüngend Steuergelder für sichere Uniformen.

    5. cocomere Says:

      Das ist halt mal so bei konservativ, traditionalistischen Institutionen und Vereine. Frauen sind nicht in jeder Position erwünscht. Zum Beispiel in der Kirche: Katholische Priesterinnen wird es vielleicht erst geben, wenn die helvetischen Fahnenschwingerinnen schon mit der EU-Fahne am eidgenössischen Jodlerfest ihre Künste zum Besten geben dürfen.

    6. Nessi Says:

      Die Männer fürchten doch um eine ihrer letzten Domänen, wo kämen wir den hin, wenn Frauen überall mitmachen 😉
      Ausserdem hab ich so meine zweifel, ob überhaupt interesse seitens der Frauen für das Fahnenschwingen existiert.

    7. AnFra Says:

      Es geht auch mit Frauen wie die in Konstanz bewiesen ist.

      So daneben liegt ja Konstanz bezüglich der Schweiz nicht. Die Eidgenossenschaft hat im 16. JH den Antrag von Konstanz wegen der Mitgliedschaft in ihre Genossenschaft abgelehnt!

      Siehe unter: http://www.fahnenschwinger-niederburg.de/

    8. Doro Says:

      @AnFra

      Klar, die Eidgenossen haben vermutlich damals schon die freiheitlich-feministischen Tendenzen der Konstanzer Bürger(innen)schaft geahnt. Und Eidenossinnen hat es ja zu dem Zeitpunkt noch nicht gegeben.

    9. schoggistaengel Says:

      Ich oute mich hier übrigens mal; ich bin in einem Fastnachtsverein in meiner alten Heimat und dort werden keine Frauen aufgenommen, wie die Zünfte in Zürich ja auch nicht.

      Selber sehe ich das nicht als diskriminierend an, es ist ja im übrigen auch nicht so, dass Frauen überhaupt nicht an der Fastnacht teilnehmen. Ob man das versteht oder nicht, ich war in Guggenmusiken mit gemischten Mitgliedern und in Guggenmusiken, in denen nur die Herren spielten, es gab untereinander weniger Streit.

      Das liegt selbstverständlich nicht einfach daran, dass die Frauen furchtbar streitsüchtig wären, aber auch die Männer untereinander streiten mehr um die Frauen, muss nur eine Gutaussehende dabei sein lol.

      Bin ich ein Frauenhasser ? ^^

    10. Barbarella Says:

      Was ein Glück, dass mir beim Grenzübertritt nicht der Koffer auf gefährliche Gegenstände wie Hosen kontrolliert wird!
      … oder sind die eidgenössischen Zöllner nur einfach noch nicht auf die Idee gekommen?

    11. bobsmile Says:

      Keine Angst, es hat bereits begonnen.
      Die Vorreiterin für die Emanzipation im Fahnenschwingen ist eine Walliserin.
      Erika Andenmatten aus Saas Fee (VS) lässt das rote Tuch (der Herren) mit dem (unschuldigen) weissen Kreuz in die Höhe fliegen, und zwar in Hosen!
      […]“Falls sich die Trachtenfrage lösen lässt, könnten die Frauen bei guter Ausbildung dereinst mithalten beim Fahnenschwingen, ist Erika Andenmatten zuversichtlich.“[…]

      Sie hat sogar einen Trainer, den Hansrüedi Zbinden aus Naters:
      […]“Für Zbinden ist klar, dass es nicht nur der Verband ist, der bremst. Vielmehr sei es so, dass sich das Interesse der Frauen bis jetzt in Grenzen halte. Neben Erika Andenmatten weiss er noch von der 42-jährigen Erna Fischbacher aus Frauenfeld, die bereits ein beachtliches Niveau erreicht habe.
      Zbinden weist aber doch darauf hin, dass die Kunst des Fahnenschwingens athletisch beträchtliche Anforderungen stelle“[…]

      Nachzulesen bei swissinfo.ch „Wenn der Trachtenrock stört“:
      http://www.swissinfo.ch/ger/startseite/Wenn_der_Trachtenrock_stoert.html?siteSect=105&sid=6927082&cKey=1155030570000&ty=st

      Also ihr gestandenen Frauen im Land, Hopp de Bäse!

    12. schoggistaengel Says:

      Wenn mir die kleine Mund-zu-Mund-Propaganda gestattet ist; Herr Zbinden ist im Wallis übrigens schon fast so etwas wie eine lebende Legende. Der beliebteste Alleinunterhalter südlich der Jungfrau ist er allemal. Falls es jemand interessiert: http://www.zhansruedi.ch/

      Ansonsten kann ich mich bobsmile nur anschliessen: Hopp de Bäse !

    13. Adrian Kuhn Says:

      Danke schoggistaengel, endlich mal eine Stimme der Vernunft.

      Wenn Männer, oder auch Frauen, es schätzen für gewisse Zeit oder Tätigkeiten unter sich zu sein widerspricht dem Gedanken der Gleichberechtigung in keiner Weise! Schliesslich wird hier niemand von den, ich sags mal salopp, Machtzentralen der Gesellschaft, ausgeschlossen. Im Gegenteil, das Recht auch mal unter Jungs, oder Mädels, zu bleiben steht uns doch allen gleichermassen zu.

      Leider wird es allzu oft nur noch den Frauen zugestanden. Männer wehrt euch!

    14. schoggistaengel Says:

      Ich bin jetzt noch am Grübeln, ob das ein Kompliment war, Ädu. Auf jeden Fall keines, auf das ich wahnsinnig stolz bin.

      Eigentlich wollte ich eher eine Diskussion anzetteln.

      Es spricht nichts gegen ausschliessliche Männervereine, warum eine Frau aber nicht Fahnenschwingen sollen dürfe, erschliesst sich mir nicht. Die dürfen übrigens auch fastnachten.

      Vielleicht habe ich Dich ja falsch verstanden, aber es gibt doch einen Unterschied dazwischen, ob bestimmte Vereine ausschliesslich für Männer (oder umgekehrt; ausschliesslich für Frauen) sind oder ob Frauen aus bestimmten Tätigkeiten ganz ausgeschlossen werden sollen. Das ist ein grosser Unterschied. Und das wollte ich betont haben !

    15. Adrian Kuhn Says:

      Nun, ausser dem Staat kann niemand Männer und Frauen von bestimmten Tätigkeiten ganz ausschliessen (oder sie ganz dazu zu zwingen) … denn niemand sonst hat solch absolute Macht über unser Leben. Insofern, wie liegt das Problem? Wenn du Jungs keine Mädels in ihrem Verein am Jodlerfest wollen, dann sollen die Mädels eben selber einen gründen und mit Fahne und Hose beim CSD mitmarschieren. Wenn mir dem Nachbarn seine Grillparty nicht gefällt schmeiss ich einfach meine eigene Fete und trötzele auch nicht solange rum bis auch ich reingelassen werde.

    16. Nessi Says:

      @ Adrian Kuhn

      du hasst völlig recht, aber offensichtlich ist das interesse seitens der Frauen nicht gross, sonst gäbe es schon längst einen Fahnenschwing-Verein für Frauen.

    17. Barbarella Says:

      Ich habe mir erlaubt, auf den Artikel einen Link zu setzen.

      Ich hoffe, das ist okay – falls nicht, bitte einfach Bescheid sagen!

      Danke sehr :o)