Wenn alte Leuchter dem Lenker im Weg stehen beim Selbstunfall
(reload vom 5.1.2006)
Die Deutsche schauten an Silvester ihre Lieblingswiederholung „Dinner for one“. Auf dem Tisch sehen wir deutlich zwei wunderbare alte Kerzenleuchter, so genannte „Kandelaber“:
Wiki erklärt uns, was dieses Wort eigentlich bedeutet:
Armleuchter oder Kandelaber (von lateinisch candelabrum für ‚Leuchter‘ über französisch candélabre) sind Ständer für Kerzen oder Leuchten, die sich über einem Sockel und einer zentralen Säule in mehrere Arme (von meist ungerader Zahl) verzweigen und so die Aufnahme mehrerer Kerzen ermöglichen. Solche mehrarmigen Leuchter sind seit der Antike bekannt, wurden damals aber noch mit Öl- oder Talglampen bestückt. (Quelle: )
Nun, in der Schweiz haben solche Armleuchter auch heute noch weite Verbreitung, denn offensichtlich hat die Elektrifizierung (die in der Schweiz auch „Elektrifikation“ genannt wird), nicht in allen Teilen des Landes Einzug gefunden:
In Kandelaber geprallt
Bei einem Selbstunfall beim Escher-Wyss-Platz ist am frühen Samstagmorgen ein 31-jähriger Autolenker schwer verletzt worden. Laut Stadtpolizei wollte der Mann von der Limmatstrasse nach rechts in Richtung Rosengartenstrasse abbiegen, als er aus unbekannten Gründen frontal gegen einen Kandelaber fuhr (Quelle Tages-Anzeiger vom 27.12.05 S. 12)
Das hier ein Selbst einen Unfall hat, oder wie die Schweizer sagen, „verunfallt“ ist, wobei nicht der Autofahrer, sondern der Lenker schwer verletzt wurde, ist tragisch und bedauernswert genug. Wieso aber ausgerechnet an dieser Stelle ein Armleuchter stehen musste, der mit seinen Kerzen oder Öllampen gar nicht genügend Leuchtkraft haben konnte, bleibt uns ein Rätsel. Doch Wiki hilft:
Als Kandelaber werden auch Straßenlaternen in Form von Armleuchtern bezeichnet. In der Schweiz werden auch normale Straßenlaternen als Kandelaber bezeichnet. (Quelle:)
Klassischer Fall von „Bedeutungsübertragung“. Der Begriff „Kandelaber“ für eine Strassenlaterne blieb erhalten, als sich die zu Grunde liegende Technik und Form veränderte. Typisch für konservativen Sprachgebrauch. Viele Deutsche sprechen auch heute noch über ihre „Karre“, wenn sie von ihrem von 150 Pferdestärken angetriebenem Auto reden, auch wenn da längst kein Pferde- oder Ochsengespann für die Zugkraft verantwortlich ist.
Juni 4th, 2008 at 1:12
Wenn wir in eine Laterne fahren wollten müssten wir fliegen. Die Laterne ist das Licht — oben am Kandelaber.
Juni 4th, 2008 at 9:07
Adrian hats richtig erkannt.
xxxxxxxx
Juni 4th, 2008 at 9:55
Das Natel „klingelt“ ja auch immer noch…
Juni 4th, 2008 at 10:53
Herrlich wieder diese Wortspielerei 🙂
Das Selbst das verunfallt und dann nur der Lenker verletzt ist 🙂 🙂
Juni 4th, 2008 at 13:10
Vor kurzem habe ich einen meiner Arbeitskollegen als „Armleuchter“ bezeichnet. Er lief zwar nicht mit Kerzen (in ungerader Zahl) umher und war vermutlich eben deswegen ein wenig „unterbelichtet“!
Juni 4th, 2008 at 19:44
@ Nessi: Anstelle unserer Eigengoals gibts in Österreich im Fussball sogar Selbsttore. Das kann man meines Erachtens nur folgendermassen erklären: Endlich setzt der verflixte Ball seinen eigenen Willen durch und befördert sich selbst ins Tor.
Also aufgepasst, liebe Deutsche, euer Nationalteam spielt jetzt dann gleich in Österreich!
Juni 4th, 2008 at 20:26
Ich glaub Kandelaber ist echt eine redaktionell zerwungene Laterne, oder ist das deren Ernst?
Juni 4th, 2008 at 21:46
Wieder einmal sind alle Erklärungsansätze falsch. Historisch reicht die Rückverfolgung bis in das Lateinische candela, mit welchem heute die Lichtstärke gemessen wird nicht aus. Illuminieren wir die Düsternis der Begriffsverwirrung und besinnen uns auf unsere biologischen Wurzeln. Menschen – da werden wir uns zustimmen – waren schon immer tätig. Sie hatten ein Gewerbe.
Und jetzt müssen die Suffragetten mal schon wieder in den Keller; denn alle haben es geahnt es geht um das älteste Gewerbe der Welt, schliesslich wollen wir ganz weit zurück. Und dazu müssen wir noch weiter ausholen, uns darum bemühen an der Uhr drehen, uns zurückwenden, ausgedrückt in hwerb-a, althochdeutsch werban, das kennen wir von werben. Also kein Gewerbe ohne werben, Klappern gehört zum Handwerk; heute sagen wir Job dazu und ganz interessant wenn wir bei Google dann sprachgewandt Handjob eingeben und die Kinderschutzfilter vorher alle ausgeschaltet haben.
Damals gab es aber wahrscheinlich noch kein Internet. Wenn also der Entschluss gefasst wurde, dieser Tätigkeit beruflich nachzugehen, dann bedurfte es anderer Form der Hinweise, gewissermassen der Beleuchtung einer meistens nach Einbruch der Finsternis angebotenen Erwerbstätigkeit, also stellten sich die Fleissigen unter das Licht.
Nun hatten wir aber schon immer ein strenges Doppelmoralwesen und obgleich beleuchtet, durfte der erste Augenschein nicht unmittelbar erkennen lassen, welchen tieferen Sinn das stundenlange stehende Warten haben sollte. Auch aus diesen Gründen war die Kontaktaufnahme sehr vorsichtig zu gestalten und musste gleichzeitig eine Hemmschwelle zum Einsturz bringen: Kann den Liebe Sünde sein? war da eine geeignete Anrede.
Ja, kann denn Liebe Sünde sein oder weil bald auch schon zu entlarvend lautmalerisch unter der Latüchte in „Kann de Labe“ … gewandelt und so bezeichnet der Kandelaber eben ein wichtiges Utensil betreffend das älteste Gewerbe der Welt.
Wie haben wir uns jetzt so einen Selbstunfall vorzustellen. Sicherlich nicht zufrieden stellend, also anders ausgedrückt eben nicht selbst befriedigend. Zumindest in der Schweiz. Die kulturellen Unterschiede sitzen tief, fast so tief wie kuckuhrellen. Die Deutschen, das Volk der Dichter und Denker, die Schweizer der Lichter und Lenker. Macht aber nichts. Die Slowenen vereinen uns jetzt alle, weil sie gerade ein Atomkraftwerk lecken lassen. Wer sich jetzt sofort unter den Kandelaber stellt, hat also Chancen bereits bald ganz neu zu erstrahlen.
Und wahrscheinlich war das auch ein Selbstunfall. Ein Selbsttor, nein ein Eigentor. Eher schon Selbstmord. Goal heisst ja auch einfach Treffer oder Ziel, also Goal erreicht. Ja, ja heisst es jetzt wieder, der Neuromat, das langfädige Gelaber. Weit gefehlt in Slowenien labern gerade ein paar Atome. Woher hat der nur so ne
Juni 4th, 2008 at 21:48
so ne Energie? Eben sonne Energie.
Juni 5th, 2008 at 10:58
@ neuromat
ich hege den Verdacht, dass du dich auch unter den Kandelaber gestellt hast 🙂
Juni 5th, 2008 at 13:23
Sagt der Lehrer: „Bitte schreibt einen Satz mit ins Sprachheft!“
Franz schreibt: „Mei Vater kann de Laberwurst nicht essen, weil er davon immer erbrechen muss.“
Juni 10th, 2008 at 13:48
Mei Vate kanndelaber Wurst nit vertragen !
Juni 26th, 2008 at 11:52
und noch ein Erklärungsversuch. 🙂
ein Autofahrer ist ein Lenker weil er ja das Auto lenkt. Fahren tun ja die Räder des Automobils selbst. Ausserdem sagt das Wort Lenker nichts über die Besitzverhältnisse des Automobils aus. Es kann sich also um ein privates, geschäftliches oder bar bezahltes oder geleastes oder gemietetes Fahrzeug handeln.
Wobei dem Kandelaber es egal ist, ob das Auto der Bank gehört oder dem Lenker selbst. Verbogen wird er sowieso.