Wenn gestandene Mannsbilder zu Vögelchen werden — „Ins Näscht“
(reload vom 30.12.05)
Vor kurzen sagte uns ein Schweizer Freund am Abend, als es etwas später geworden war: „Ich ga hai ins Näscht„. Das machte uns dann doch stutzig. Der Kerl war 190 cm gross und wog an die 100 Kg, wie soll der sich in ein „Näscht“ legen? Er meinte freilich sein „Bettchen“, sorry, sein Bett, denn die Verkleinerungsform ist hier wirklich nicht mehr angebracht.
Die Schweizer sind noch im „Näscht“ am Morgen, wenn wir sie zu früh anrufen (also vor 6.00 Uhr), sie bleiben am Sonntag gern länger „im Näscht„, und sie kehren am Abend zurück „ins Näscht„. Googel-Schweiz verzeichnet 30’800 Beispiele.
Es geht also zu wie bei den Vögeln. Ein Schelm, wer die Wörtchen „bei“ und „den“ zum Wort „beim“ zusammenzieht. Nestbau und Nestpflege sind mächtig angesagt unter den Schweizern. Aber nicht nur dort, auch unsere Deutschen Freunde aus dem schwäbisch-alemanischen Sprachraum reden ständig vom „Nescht“, dann aber mit „e“.
„Ins Nescht“ bei Google
Im Wikiwörterbuch findet sich zu Nest auch noch die militärische Bedeutung:
Aus Wiktionary – dem freien Wikiwörterbuch
[1] Die Stätte der Aufziehung und der Wohnort bestimmter Tiere (zB: Vögel)
[2] Die übertragene Bedeutung der Wohnstätte als Zufluchtsort, ein Ort der Geborgenheit
[3] Umgangssprachlich für Stellung in militärischen Belangen. (Quelle:)
Ob es also etwas mit „Stellung“ zu tun hat, dass die Schweizer gern ins Nest schlüpfen? Als Erinnerung an ihre MG-Nest-Zeit während der letzten Reserveübung? Egal, wir gehen jetzt auch ins Näscht und machens wie die Vögel.
Mai 23rd, 2008 at 11:36
Wenn jemand sich unruhig im Bett rumwälzt, dann sagen wir auch er/sie sei ein „fägnäscht“ oder er/sie „tuet umenäschte“.
Allerdings weiss ich nicht was zuerst war, das „Näscht“ oder das „fägnäscht“.
Mai 23rd, 2008 at 11:58
in Bern sagt man oft auch „ig ga ys Näscht“ aber keine Angst wir machen es nicht wie die Vögel..wir legen keine Eier!!
in diesem Sinn äs sunnigs wucheändy hoffentlech nid im näscht!!
Mai 23rd, 2008 at 19:08
Kindern, die nicht brav sind droht man an, ohni Znacht is Näscht goh z’müesse…
Ein berühmter Süddeutscher ging vor langer Zeit wahrscheinlich abends ins Nestle. Er kam dann eines Tages in die Schweiz, und es gefiehl im am Genfersee so gut, dass er sich dort sein neues Nestlé baute.
Mai 24th, 2008 at 10:17
Man geht in der Schweiz nicht nur „is Näscht“, sondern auch „i d Chlappe“ (Klappe), „go Pfuuse“ (wohl in Anlehnung an entsprechende Atemgeräsuche im Schlaf), „go bache“ (backen, eher gebacken werden), „under d Tecki“ (unter die Decke) etc.
Ich vermute, dass dies eher bedauernd verwendet wird, wenn man sich verabschieden muss, weil sonst die Schlafzeit zu kurz ausfallen würde. Dann tönt (klingt) wohl, „ich mues go schlafe“ einfach zu brav.
Mai 25th, 2008 at 8:14
Man kann auch “ ins Chörbli goh“, „am Chüssi go loose“ (am Kissen horchen) “ der Umzug aaluege“ (Träumen). Die letzten beien wohl nur für Basler gebräuchlich.