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Haben Sie sich schon mal speditiv verospelt? — Kreatives Neu-Schweizerdeutsch

  • Arbeitet jede Spedition in der Schweiz speditiv?
  • Während uns eine Spedition aus Deutschland her auch ohne „Ex-„ bekannt war, fehlte das dazu passende Adjektiv in unserem Wortschatz, bis wir es in der Schweiz speditiv erlernten. Die Schweizer lernen nicht nur gern, sie „lehren“ um so lieber, wenn sie „lernen“ meinen, und brauchen nicht einmal einen Lehrer dabei, es „lehrt“ sich ganz von allein hierzulande.

    Wir konnten es kaum glauben, aber das hübsche Schweizer Wörtchen „speditiv“ wurde tatsächlich noch nicht auf der Blogwiese besprochen, was wir jetzt speditiv nachholen möchten. Mickrige 4‘010 Fundstellen bei Google-DE im Vergleich zu 27‘100 bei Google-CH überzeugen uns, dass dieses Wort tatsächlich eine Schweizer Formulierung ist. Der Duden bestätigt diesen Verdacht:

    speditiv (aus it. speditivo „hurtig“, dies aus lat. expeditus „ungehindert“): (schweiz.) rasch vorankommend, zügig
    (Quelle: Duden.de)

  • Komm mal ‚urtisch rüber
  • Wir mutmassen und werweissen, dass bei den mehrsprachigen Schweizern, die sich sonst eher durch Bedächtigkeit und Langsamkeit auszeichnen, dieses Wort im Militär häufig Verwendung findet. Es wurde von den Tessinern und Westschweizern besser verstanden als „‘urtisch“, nehmen wir an.
    Sehr hübsch dazu diese Karikatur aus dem Tages-Anzeiger:
    Verospelt
    Text: Wir sind sehr froh um Marcels Hilfe. Er ist extrem speditiv wenn es darum geht, grosse Mengen in den Sand zu setzen.

  • Heute schon etwas verospelt?
  • Diese Zeichnung ist benannt mit dem neuen Schweizer Tätigkeitswort „verospeln“, das bereits in wenigen Wochen nach dem Rücktritt des Ex-UBS Chefs am 01.4.08 bei Google-CH auf 95 Fundstellen aufweist:

    VerOspelt: Ein Bilderberger oder nur als Söldner für den UBS- und Swissair-Ruin im EU-Auftrag der Bilderberger
    (Quelle: Weltwoche.ch)

    Nun hat er also Platz gemacht, um einer Problemlösung nicht im Wege zu stehen, und 40 Millionen für diese Hilfe bezahlt bekommen. Ob er das Geld der UBS als Anklagebank Anlagebank seines Vertrauens geben wird?

    

    7 Responses to “Haben Sie sich schon mal speditiv verospelt? — Kreatives Neu-Schweizerdeutsch”

    1. Nessi Says:

      Es ist doch immer wieder spannend von dir zu erfahren welche Worte oder Formulierungen es in D nicht gibt. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass ihr „speditiv“ nicht kennt.
      Und von wegen Ospel…….den hätte man schon längst in die Wüste schicken sollen!!

    2. neuromat Says:

      Nessis Kommentar zeigt sehr eindrücklich wie gut die Schweizer die Deutschen kennen. 😉

      Speditiv – hier scheitert der Duden.de wahrscheinlich. Hurtig, zügig, schnell das mögen zwar Uebersetzungen sein, aber „speditiv“ das ist doch wohl immer an einen gewissen Zusammmenhang gebunden. Wer würde schon sagen, dass wenn zwei nach dem dritten Date heiraten. das sei aber „speditiv“ gegangen.

      „Speditiv“ – ich kann mir da nicht helfen. Aber „speditiv“ – das ist für mich immer so eine Peter Paul Wichtig Vokabel (gewesen). Am Telefon wurde ich mal von „hochrangiger Person“ einen Kollegen betreffend gefragt: „und wie ist er so vom Speditiven“. Speditiv das tönt nach etwas: Da sind wir ganz speditiv. Eine von den Vokabeln, die in keiner politischen Ansprache fehlen sollte – auch wenn die Hälfte die sprachlichen Zusammenhänge nicht kennt, man fühlt die innere Verbundenheit. Schon verrückt – ausgerechnet mit dieser Vokabel. Hätte doch besagter Wuppertaler am Lift einfach gesagt: Das ist aber nicht gerade besonders speditiv. Wie lustig hätte dieser „Sketch“ werden können.

      Also darum kennt man in D diese typisch urchige Verbundenheit spedi ähn spendierende Vokabel nicht so. Aber wir sind dran – ganz speditiv. Versprochen.

    3. Guggeere Says:

      @ neuromat: „Peter-Paul-Wichtig-Vokabel“ ist gut! Muss ich mir merken. Das Einzige, was mir dazu einfällt, ist das schöne Wort „Wichtikus“, das kaum mehr jemand verwendet. Als ob die Wichtikusse ausgestorben wären…

      „Speditiv“ ist für mich eine Worthülse aus der Arbeitswelt, ein Begriff wie ein völlig aus- und abgelatschter Pantoffel: im Prinzip längst ausgedient und unbrauchbar, aber immer noch überall dabei. Hierzulande muss bei der Arbeit alles speditiv vor sich gehen, aber die Qualität darf darunter nicht leiden (tut es aber doch). Bestimmt gibts eine englische Managerfloskel, die viel dynamischer daherkommt als „hurtig“ oder „speditiv“. Genaueres erfährt man dazu bei P. P. Wichtig oder irgendeinem anderen Wichtikus.

    4. Brun(o)egg Says:

      Von wegen der „Ospelei“: Kürzlich gehört: „Der hat auch schon zwei Ospel auf der Seite“. Auf Nachfrage: “ e Mill“ für Tausend und „dr Chiste“ für eine Million jetzt „e Oschpel“ für eine Milliarde.

    5. Phipu Says:

      Ich habe mich mal umgekehrt an die Sache gewagt. Unter Leo.org und Pons.de habe ich nach dem deutschen Pendant für das französische „expéditif“ gesucht. Da diese Übersetzungs-Seiten ja wohl kaum Helvetismen anzeigen werden, kam dann auch nicht „speditiv“ sondern: „flink“ bzw. „schnell“. Na, das ist wohl zuwenig englisch für die Manager mit den dicken Hälsen, aber immerhin verständlich für Fussvolk wie mich.

    6. Fiona Says:

      Je von „weiterospeln“ gehört? Heisst etwa wie „Ich gebe nicht auf“. Bekanntlich will Ospel weiterhin bei der UBS tätig sein – als Berater….

    7. kati Says:

      Ich würde „speditiv“ ja mit „effizient“ übersetzen – wobei mir die unsere CH-Variante da noch weniger ausghöhlt erscheint. Ausserdem hat das Wort ja auch eine schöne Phonetik: schppeditif klingt doch schon fascht schpportlich…