Wenn der Türk zur Familie gehört — Mach keinen Türk um den Familientürk
Auch nach sieben Jahren Leben in Schweizer Echtzeit begegnen uns Ausdrücke und Formulierungen, die einfach unerklärlich bleiben. An grossen Festtagen, z. B. an Weihnachten im Kreis der Familie oder wenn ein besonderer Geburtstag ansteht, kommen die Schweizer zusammen zum „Familientürk“.
Hier zwei von 82 Fundstellen bei Google-CH:
„Familientürk“ zum 18. Geburtstag unseres Sohnes. Was macht man da, dass Jung und Alt einen rundum harmonischen Tag geniessen können?
(Quelle: team-events.ch)
Familientürk? Vermutlich Weihnachtsfeier im Kreise der Familie?! Wo bist Du denn aufgewachsen? Ich bin in Schwarzenburg zu Hause, aber in Bern (Aussenquartier) aufgewachsen
(Quelle: members4.boardhost.com)
Doch manchmal kommt diesem Familientürk auch die Familie abhanden, dann bleibt er ganz allein übrig:
Dann hätte sie nämlich den ganzen Türk nicht machen müssen.
(Quelle: blog.yoda.ch)
Du musst also zu dem Zeitpunkt wo Du investieren willst den selben Türk machen
(Quelle: domrep.ch)
Aus Deutschland kannten wir nur die Redewendung “etwas türken” oder “das ist getürkt” im Sinne von “gefälscht”. Wikipedia bringt eine interessante Erklärung zum Ausdruck ‚“einen Türken stellen“:
Nach dem von den Gebrüdern Grimm 1854 begründeten Deutschen Wörterbuch hat die Redewendung „einen Türken stellen“ etwa ab 1900 die umgangssprachliche Bedeutung „jemandem bei Besichtigungen etwas vormachen“. Das 1916 von dem Hauptmann a.D. und Bibliotheksrat an der Preußischen Staatsbibliothek Walter Transfeldt begründete Werk Wort und Brauch in Deutschlands Heer und Flotte gibt dazu folgende weiterführende Erklärung: Unter dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV. (1840-1861) ließen Kommandeure bei Truppenbesichtigungen von ihren Verbänden gerne eindrucksvolle Gefechtsübungen abhalten, deren Ablauf jedoch zuvor sorgsam einstudiert worden war. Dies war zwar dem Ausbildungszweck eines Truppenmanövers ausgesprochen abträglich (und wurde im Exerzierreglement von 1906 deshalb auch ausdrücklich untersagt), ließ aber den Kommandeur vor dem Besichtigenden gut dastehen. Unter Offizieren wurden solche zu Freilichtspielen mutierte Übungsabläufe bald als „Türkenmanöver“ oder kurz „Türken“ bezeichnet.
(Quelle: Wikipedia)
Die Frage stellt sich nun, wie eine Redewendung aus der Preussenzeit es bis in das moderne Schweizerdeutsch der Gegenwart schaffen konnte, wenn hierzulande ein “Türk” oder “Familientürk” gemacht wird. Sind die Schweizer doch die besseren Preussen? Wir warten gespannt auf die Ausführung von Prof. AnFra und Dr. Phipu.
Februar 29th, 2008 at 0:47
Für mich bedeutete Familientürk stets ein grösseres gemeinsames Unterfangen der Familie, also grösser als ein „Familiewaggel“ (längerer Spaziergang in zügigem Tempo) oder „Familieschluuch“. Mit Letzterem bezeichneten wir einen der häufigen (vom Vater auch noch für unwillige ältere Teenager) angeordneten Zwangsspaziergänge (oder eher mehrstündige Wanderungen).
Im Gegensatz dazu war der Familientürgg eine Bergtour, -tageswanderung oder zumindest eine gemeinsame, mehrstündige, körperlich strenge, angeordnete Familienunternehmung, auf die wir aber (ehrlich gesagt) nachher doch stolz waren.
Zusammengefasst war „Familiewaggel“ zwar angeordnet, aber nicht sehr unangenehm, „Familieschluuch“ eher unwillig und bereits mit Anstrengung verbunden und „Familietürgg“ angeordnet, anstrengend, aber letztlich auch aufregend und vor allem etwas gemeinsam Bewältigtes.
Februar 29th, 2008 at 5:15
Der „türk“ hier ist eigentlich ein „türgg“. So empfindet das zumindestens meine „Zürcher Schnuure“. Das Dialektwoerter Verzeichnis listet es auch nur so [ http://www.dialektwoerter.ch/ch/t.html ]. Da geht wohl bei vielen beim Ein-Deutschen das eigene Sprachempfinden etwas durch.
[Anmerkung Admin: Dort wird das Wort „Türgg“ mit „stressige Tour“ übersetzt.]
Februar 29th, 2008 at 5:35
Und noch ein Tipp [ http://www.schwiiz.eu/woerterbuch.php ] und ganz interessante folgender zu Türke mit dem Verweis auf „türgg“
[Anmerkung Admin: Danke für die wertvollen Link-Hinweise. Der Türk schreibt sich in der Schweiz demzufolge „Türgg“, aber die etymologischer Herleitung, soweit bekannt, scheint in diesen Quellen dieselbe zu sein. ]
Februar 29th, 2008 at 7:54
Jein, der Hinweis geht ja in die Welschschweiz und damit ins Französische. Letztendlich wohl auch zum Türken und selbst beim Truthahn (welcher seinen französischen Namen irrtümlich vom Türken hat). Die weichere Aussprache geht in die Schweizer Mundart über. Man darf bei der Schweizer Mundart nicht ausser acht lassen, dass der Welsche oder besser noch lateinische Ursprung tiefer vorhanden und verwurzelt ist als im Germanischen.
Februar 29th, 2008 at 8:16
Die Wiki-Erklärung mit den preussischen Generälen ist zwar ganz nett, enthält aber keinerlei Hinweise drauf, wieso gerade Türken dafür herhalten müssen. Soweit ich weiss, hat der Ausdruck, zumindest im deutschdeutsch, etwas mit einem Schachspielautomaten zu tun, der als „Türke“ gestaltet und bekannt war, in dem sich aber ein Mensch verbarg – daher der Ausdruck „türken“ für „etwas vortäuschen“.
Februar 29th, 2008 at 8:28
Im Kanton Solothurn ist der Türk ein Türk (bezüglich Aussprache) und wird meistens im Zusammenhang mit militärischen Übungen gebraucht.
Februar 29th, 2008 at 8:50
sehr interessant die Uebersetzung mit stressiger Tour.
Türgg war für mich bisher ein typisch schweizerischer Ausdruck, der in dieser Bedeutung ausschliesslich Familienzusammenkünften vorbehalten ist und die Antinomien des Lebensgefühl treffsicher beschreibt: Riesenveranstaltung, dolles Fest – aber keiner geht gern hin.
Wir kennen das „Türchen“, als kleine Tour. Auch nicht selten in Zusammenhang mit der Familie gebraucht. Stressig war das auch immer.
Februar 29th, 2008 at 8:56
„stressige Tour“ und „militärische Übung“ für Türgg. Unsere vermeintlich familieninterne Bezeichnung für einen Türgg innerhalb der Familie deckt sich offensichtlich mit dem generellen Begriff dafür im Dialekt: Ein Familientürgg braucht vorgängige Organisation und klare Führung, quasi familienmilitärisch.
Februar 29th, 2008 at 9:34
hallo adrian,
im französischen heisst der truthahn „dinde“ von poule d`inde. im englischen heisst dieser vogel „turkey“. die portugiesen sagen ihm einfach „peru“.
an der uni basel wurde vor jahren eine lehrveranstaltung angeboten, wo dargelegt wurde, dass die europäer mit der fülle der entdeckten tiere und pflanzen nicht mehr zurecht kamen und sich phantasienamen ausdachten.so kommt ein meerschwein nicht im meer vor, ist aber übers meer nach europa gekommen.
der türk im sinne von familientürk ist ziemlich sicher aus dem militär-slang übernommen worden.
Februar 29th, 2008 at 10:04
Hier in Bernbiet benamsen wir diesen Anlass eher als ‚Familie Schluuch‘,vermutlich weil man sich so ziemlich geschlaucht fühlt danach:)
Februar 29th, 2008 at 11:04
Hallo pit vo lissabon,
Du hast recht. Dummerweise kann man die Folgeseite in meinem Link zum Etymologischen Wörterbuch nicht mehr sehen. Das habe ich etwa ungeschickt formuliert bzw Sachen „vermischlet“. Mir persönlich ist die Geschichte um den Truthahn sehr bekannt.
Und wenn ich das noch nachtragen darf. Ich hasse diese doofe Anti-Spam Rechnung. Wenn man das vergisst ist der ganze Text „flöten“ und dann muss man sich noch den dummen Spruch gefallen lassen.
[Anmerkung Admin: Längere Texte grundsätzlich niemals online in den Browser tippen, sondern in einem Textverarbeitungsprogramm ihrer Wahl vorschreiben, dann in die Zwischenablage kopieren und in Explorer Fenster einfügen. Die Anti-Spam Rechnung hat ein Time-Out nach wenigen Minuten, dass einem sonst dazwischen funkt]
Februar 29th, 2008 at 11:07
Interessant!
Da ist nun einfach noch anzufügen, dass ich in der Region Basel den Türk oder den Familientürk überhaupt nicht kenne. Hier ist das eine Nationalität. Diese Türkenfestchen scheinen so eine Aargauer, Zürcher Sache zu sein… 😉
Kann mir jemand die genaue Bedeutung von Türk im Militärslang erklären?
Februar 29th, 2008 at 11:29
@ adrian
interessante Ausführung zur Schweizer Mundart. Genau zu dieser Einschätzung suche ich aber seit Jahren verlässliche wirklich sprachwissenschaftliche Quellen, in denen diese Vermutung bewiesen wird. Ich wäre daher froh, wenn Du die entsprechenden Quellen angebn könntest.
Februar 29th, 2008 at 12:06
@Jens
Nix Prof., eher Prov. (okateur)!!!
Der Türck als solcher…… Das mit dem „Türken bauen“ ist so ne Sache.
Einem alten Artilleristen kommt natürlich die übliche Sache mit „Türken bauen und türken“ bei den milit. Übungen (Manöver, Scheingefechte, uam) in den Sinn. Das Problem scheint mir: Ist wohl eigentlich richtig, aber….
Das übliche „türken“ möchte ich als Wirkung betrachten, den die eigentlich Ursache geht unter die sichtbare Oberfläche. Wir dürfen es nicht vergessen: „Der Türk“ wurde noch vor ca. 8 bis 10 Generationen noch als leibhaftiger Teufel angesehen, wobei die europ. Militärs jedoch eine gewisse Bewunderung und Achtung für diese Feinde hatten.
Und hier beginnt der Ursprung des „Türken bauen“! Wenn wir z. B. die dt. Militärmusik betrachten, sehen wir immer ein „türken“ und zwar den Schellenbaum ( http://de.wikipedia.org/wiki/Schellenbaum ) und ( http://www.juergenschindler.de/spzhome/Schellenbaum/ ). Abgeleitet aus dem türk. Original ( http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Mehter_commander_of_the_band.jpg ) ist es ein eigentlich ein türkisch-islamisches religiöses Feldzeichen! Die mitteleurop. und besonders die dt. Militärmusik hat starke Einflüsse aus der türk. Militärmusik erhalten. Und nicht nur diese.
Ab der 2. Wienbelagerung (1683) hat die Bedrohung des HRR(DN) langsam aufgehört und das dt. Militär konnte nun angstfrei die milit. Techniken der extrem „erfolgreichen“ Türken übernehmen. Wir dürfen nicht vergessen: z. B. die türk. Artillerie durch christliche Kanonen- und Glockengießer in türk. Diensten ( Industriespionege, international vagabundierendes know-how uam) extrem Überlegen in Kaliber, Reichweite und sonstigen techn. Feinheiten.
Und hier beginnt das „türken“. Um die Europäer zu beeindrucken, habe die Türken es immer geschafft, die Beobachter ihrer militärischer Macht bei Feldzügen, Heeresschauen und Manövern durch Größe, Menge, techn. Raffinesse, Truppenbewegungen, Farbenpracht der Uniformen und Militärmusik immer zu verblüffen und zu beeindrucken. Die türk. milit. Ordnung auf dem Felde war den damaligen anderen europ. Truppen überlegen und hatte bis dahin keinen gleichwertigen Gegner!!!
Aber nach der „Türkengefahr“ durch milit. Niederlagen und techn. Stillstand im türk. Reich hat sich die Bewunderung in eine allgemeine Missachtung bis zur Verachtung gewandelt. Aus der beeindruckenden Zurschaustellung des türk. Militärs wurde nun eine inhaltsarme Manöverschau ohne Bedrohungspotential. Für die europ. Militärbeobachter: Eine türkische Operette halt!
Durch die Berührungen der dt. Militärs in Südosteuropa bei der Türkenabwehr gab es die meisten Kontakte zu den Türken. Es wurde langsam einige Sachen übernommen.
Den „Türken bauen“ müsste man hermeneutisch so verstehen: Das „bauen“ ist laut Brüder Grimm GWB im Sinne von „ habitare“ für „dort wohnen, sein, seiend, befinden“ zu verstehen. Die Beobachter haben den ganzen türk. milit. Zirkus erstmalig dort bei den Türken gesehen und die Eindrücke mit nach Europa gebracht. Man versucht immer den Erfolgreichen zu kopieren. Aus der anfänglichen Bewunderung wurde nach der katastophalen türk. Niederlagen gegen die Russen, Österreicher uam. nur noch eine lächerliche Operettenzurschaustellung! Das heutige „bauen“ bezieht sich auf das „Errichten, aufbauen, aufstellen“ von Stellungen, Manövern und Truppenteilen, d.h. es hat sich der Begriffsinhalt etwas verschoben.
Aber ein gewisser türk. Einfluss blieb noch erhalten. Am stärksten bei den Österreichern und Deutschen, besonders hier bei den Preußen.
Und hier gibt es die Verbindung zu dem Begriff des „türken“ in die Schweiz. Den durch die 100 Jahre Zugehörigkeit des Gebietes Neuenburg (Neuchâtel) zu Preußen (1707 bis 1806) war der preuß.-milit. Einfluss auch hier wirksam. Auch nach der franz. Niederlage im dt.-frz. Krieg 1870/71 hatte das preuß.-dt. Militärwesen mit all ihren Eigenheiten und Auswüchsen einen doch prägenden Einfluss in Europa- auch in der Schweiz.
Es werden immer vom Erfolgreichen dessen „Militarismen“ übernommen. So ist meiner Hypothese nach der Begriff des „Türken bauen und türken“ in die Schweiz eingewandert und heimisch geworden.
Februar 29th, 2008 at 13:06
@ DaniDo
Türk im grünen „Trachtenverein“ ist entweder ein 30 bis 50km Marsch oder eine unsinnige Übung.
Februar 29th, 2008 at 14:20
Mit „Türgg“ oder „Türgge“ wurde (oder wird?) im Glarnerland der Mais resp. die Polenta genannt. Ich nehme an, dass Türgg in etwa das exotischst Vorstellbare für die Bewohner des Bergkantons. Dabei wurde Mais/Polenta von den italienischen Arbeitern (Fabrik/Bau) eingeführt.
Für die Glarner war Türgg/Türgge aber keine Delikatesse in der Küche, sondern „Schwiifueter“ (Schweinefutter). Entsprechend verachteten sie die „Türgge-Frässer“.
@Adrian: Klar passierts mir auch manchmal anders in der Hetze, aber eigentlich drücke ich grundsätzlich erst auf den „Submit Comment“-Knopf, nachdem ich den Text markiert und in den Zwischenspeicher genommen (copy) habe. Habe ich die Rechenzeit überschritten, kann ich den zwischengespeicherten Text (dennoch zähneknirschend!!!) per Einfügen (paste) wieder einfüllen.
Februar 29th, 2008 at 14:53
Ganz interessant ist die Erklärung in Grimms Wörterbuch zu „Türke“. http://germazope.uni-trier.de/Projects/DWB . Allerdings ist die Vielfalt (militärische Sinne, Furchteinflössendes, Hunderasse, Pferd, Mais) eher verwirrlich als hilfreich.
Wie Sylv erwähnt, kenne ich aus meinem regionalen Dielakt eher den „Schluch“ (Schlauch?) nach dem man „gschlucht“ (geschlaucht) ist. So nuanciert abgestuft wie bei Solannas zu hause ging es bei uns nicht zu und her. Für mich ist dieser „Schluch“ synonym mit einem Anlass – was für ein Anlass auch immer – zu dem man nicht gerne geht (oder von dem man andern gegenüber nicht eingestehen will, dass man eigentlich gerne geht). Es ist also eine „Tortur“ (= Folter). Das Wort „Tortur“, besonders in seiner französischen Aussprache, hat mit „Türk“ eine gewisse Ähnlichkeit. Aber diese Vermutung ist so waghalsig, dass ich die hier nicht weiter verfolge, zumal sie auch z.B. von Grimms Wörterbuch in keiner Weise unterstützt wird.
Entgegen Philipp Sury spreche ich als in Solothurn aufgewachsener Schweizerbummler auch für die Staatsangehörigkeit: „Dürgg“ aus. (Wenn es nach den Bernern geht, gibt es ja den Buchstaben D im Solothurner Alphabet 2 Mal; bei D und bei T). Ein End-K (wie z.B. in „läck“ oder „dänk“) spreche ich beim Türken aber nie aus.
An Pit von Lissabon:
Sehr interessant, das mit den Tieren. Das erklärt mir nun auch, wieso das Meerschweinchen nicht „cochon maritime“ sondern „cochon d’inde“ auf Französisch heisst. Fast so phantasievoll wie „Meertrübeli“ (mehrere Träubelchen = Johannisbeeren) oder „fromage d’italie“ (Fleischkäse/Leberkäse).
Jens, leider habe ich meine einzige Doktorarbeit meines Lebens vor vielen Jahren in der mit meinen original Neocolor von Caran d’Ache auf bereits rückseitig bedrucktes Papier gemalt und habe heute nicht mehr die gleiche Weltanschauung, als dass ich noch daraus interpretieren könnte, wofür ich eigentlich Doktor sein könnte. Wenn man bloss wegen etwas Herumstudieren und Rätselraten zum Studienrat würde, wäre ich doch wenigstens das.
Februar 29th, 2008 at 16:16
ich möchte – auch wenn das Gebiet noch gefunden werden muss – Phipu für die Ehrendoktorwürde der Blogwiese vorschlagen.
Die Urkunde können wir selbstverständlcih mit Original Neocolor Caran d´ache herstellen. Die Verleihungsfeierlichkeiten sollten natürlich beim Doktorvater Wiese vorgenommen werden. Gewissermassen ein Blogwiesenfamilientürgg, zu dem die meisten dann doch mal gerne kommen.
Februar 29th, 2008 at 16:31
2 – 3 Hinweise an die Amateuretymologen: ital. granoturco; = Mais, Maismehl vgl. das Gericht Rheintaler Türggeribel; in lamiacucina.wordpress.com/2007/06/12/turggenribel/
frz. „tête de turc“ = ursprünglich Zielscheibe von Neckereien, Spott und Quälereien, heute allgemein auch Sündenbock
„alla turca“ bei Mozart, Haydn, Beethoven: der Janitscharenmusik, d.h. türkischen Militärmusik nachemfunden
Alles Türkische war früher einmal Mode, in Frankreich, Deutschland und selbst Oesterreich (Mozart: Die Entführung aus dem Serail)
Frz torture hat hingegen nichts zu tun mit der Türkei oder den Türken, es kommt von lat. torquere, tortum.
Februar 29th, 2008 at 21:24
Welch Babylon!
Einigkeit besteht darin, die Herkunft des „Türken“ ist ungeklärt. Die Geschichte mit dem Automaten ist sehr schön, beruhrt jedoch auf einer Zeitungsente. Allerdings gab es „Schachautomaten“, in welchen professionelle Schachspieler, die mit hoher Regelmässigkeit gegen das tumbe Volk gewannen.
Nur den „Türken bauen“, das stammt aus der Militärsprache und reicht doch sehr wahrscheinlich viel, viel weiter zurück. Nämlich bis in das Mittelalter. Als Training für die Ritter wurden Puppen gebaut, die sie mit der Lanze treffen mussten. Eine ähnliche Uebung mit dem Degen hiess beim Adel später das „Türkenkopf-Stechen“.
Daher kann der Türgg in der Bedeutung des Familientreffens im Grunde keinen Zusammenhang aufweisen, bis auf den der zu postulierenden „historischen Militarisierung“ (Verengung des Geschichtsbildes auf den rein wehrhaften Aspekt) der Schweizer Gesellschaft.
Bei „Türke“ handelt es sich um eine „eingedrillte Gefechtsübung gegen einen angenommenen Feind“.
Allerdings kann Türgg auch Türke heissen, man beachte Chümitürgg. Und manchmal sitzen die grössten Feinde in der eigenen Familie.
Eben. Welch Babylon!
Februar 29th, 2008 at 23:01
Und dann gibts noch den Türggehonig. Am Jahrmarkt immer Objekt der Begierde – und dann doch nicht so Lecker/fein, wie er aussieht. Ein wahrlich bittere Enttäuschung.
Het der überhaupt etwas mit der Türkei zu tun?
März 1st, 2008 at 11:46
Solanna:
Mais heisst auf Italienisch „grano turco“ -„Türkenkorn“ also. Die Glarner haben das also von den Italienern übernommen und beileibe nicht selbst erfunden.
März 1st, 2008 at 23:59
„einen türken bauen“ ist doch ein begriff aus der drogenszene?!
März 2nd, 2008 at 19:50
@sodala
Hast wohl ne Priese türkisches Mohnpulver inhaliert?!
Dezember 26th, 2009 at 13:48
Der Begriff „türken“ wird in der Drogenszene beim Marijuana rauchen benutzt. Ein Joint wird in der Gruppe „getürkt“ wenn jeder einen Zug nimmt und dann weitergibt, aber den Rauch erst raus lässt, wenn der Joint wieder vorbei kommt.