Wir sind Deutschland —Doch was sind Äntuni, Mischuni und Hiischuni?
Da wir keinen Fernseher mehr haben und die Schweizer Kill-Bill-AG bei uns nur noch Radiogebühren kassieren kann, ist uns ein grossartiges TV-Event bei Stefan Raab entgangen. Die gnadenlos gute Soul- und Funk-Röhre Stefanie Heinzmann, alias „Die Stefanie aus Eyholz“, wie sie von Elton und Konsorten bevorzugt genannt wurde, hat bei SSDSDSSWDMUGABRTLAD abgeräumt. Der Tagi schrieb prompt „Wir sind Deutschland“. Na, da wird es uns doch richtig warm ums Herz.
Dabei singt Stefanie absolut keinen Mainstream oder leichte Kost, sondern ordentlichen Funk und Soul. Alle Songs hier. Der Siegersong „My Man is a Mean Man“ wird auf Platz 1 der Deutschen Charts sein, wenn dieser Beitrag erscheint.
Anders als bei bisherigen Castingshows wie “Deutschland sucht den Superstar” und „MusicStars“ war das musikalische Niveau bei Stefan Raab erstaunlich hoch. Auf Stefanie wartet jetzt eine spannende Zeit. Nur sollte sie doch lieber nicht mit dem Texten anfangen. Im Tages-Anzeiger vom 19.01.08 wird sie so zitiert:
„Wenn ich etwas schreibe, will ich damit zufrieden sein können und nicht irgendetwas zusammenreimen von Äntuni, Mischuni und Hiischuni“
Letzteres war im Tages-Anzeiger verschriftet mit „Entchen, Mäuschen und Häuschen“. Gott sei Dank, sonst hätten wir das Original Walliserdeutsch garantiert nicht verstanden. Wer sich die vielen Interview-Schnipsel von Ihr bei TV-Total anschaut wird feststellen, dass sie absolut charmantes und perfektes Hochdeutsch spricht und auch mit ihrem Englisch eine sehr gute Figur macht. Aber „Merci viilmol“ lässt sie sich dennoch nicht nehmen.
Januar 22nd, 2008 at 8:14
Jaja das Wallieserdeutsch…
Mit meinen Nordwestschweizer Arbeitskollegen hab ich wirklich 0,0 Probleme diese zu verstehen aber wenn ich versuche mit unserem Walliser zu kommunizieren ecke ich doch sehr sehr oft an…
Ich wusste garnicht, dass man in wirklich jedes Wort irgendwo ein „i“ einbauen kann 😉
Januar 22nd, 2008 at 8:36
@Tobi:
ein Walliser ist kein Walieser. Aber wenn du nördlich der Alpen arbeitest, so redet dein Walliser Kollege auch nicht ‚richtig‘ Walliserdeutsch, sondern ein schweizweit (eher) verständliches pendant. Wer auch mal so richtig Berndeutsch hören will, ab in den hintersten Chrachen des Simmentals und einen einheimischen aufspüren, der noch nie aus dem Simmental oder zumindest weiter als nach Bern gekommen ist. Versteht ihr den?
Januar 22nd, 2008 at 10:53
Ju, u we de mau eine gfunge hesch, de weisch de fei was bärndütsch schnörele heysst. Aber, i versto o nid, wieso mer en Blog über mundart uf düscht tue schriibe…
😉
Christian
Januar 22nd, 2008 at 14:09
Ich habe die Raab-Castings zwar alles andere als Aufmerksam verfolgt, man muss sich jedoch einfach mal die umgekehrte Variante vorstellen: ein junges Mädchen aus, sagen wir, Oberhof in Thüringen, nimmt an einer Casting-Show im Schweizer Fernsehen teil. Und gewinnt. Da wäre mal was los im Schweizer Blätterwald.
In Deutschland: tolle Stimme, nettes Mädchen, keine abfälligen Bemerkungen über ihre Herkunft.
Januar 22nd, 2008 at 16:24
@ tellerrand
… 😉 willst Du jetzt eine Neue Schweizer Welle in den deutschen Unterhaltungsmedien auslösen. Ma gseht denn wi s de düütsche nachenimmt. Wenn erst einmal 30% der Fernsehstars aus der Schweiz stammen und sich dann nicht anpassen, möglicherweise auch noch stolz sind auf ihre Herkunft … in dem Zusammenhang ein gelungener Versprecher auf DRS 3 : „Stefanie Heinzmann us Düütschland“ …
Januar 22nd, 2008 at 17:51
Wenn 30% der Stars des deutschen Fernsehens aus der Schweiz stammen, ist die Deutschschweiz praktisch entvölkert und wir können den Laden hier endlich übernehmen 😉
Januar 22nd, 2008 at 17:52
@neuromat
Grundsätzlich würde es wahrscheinlich keinen interessieren. Wir haben und hatten genügend Schweizer Schauspieler(innen) und andere Akteure in Funk und Fernsehen. Bei vielen ist es der Mehrheit nicht einmal bekannt, dass sie nicht die deutsche Staatsangehörigkeit haben. Gleiches gilt auch für viele Österreicher.
Der Versprecher ist wirklich gut, zeigt er doch, dass es kaum um die Fähigkeiten, sondern vielmehr um Abgrenzung gegen den „grossen Kanton“ geht.
Januar 23rd, 2008 at 16:07
I’m eagerly awaiting the premiere of the latest DSDS this evening – the bad singing (along with the bad English) is what makes it so good. Schadenfreude at its best.
Januar 29th, 2008 at 12:48
@ Tellerrand Says:
“ …man muss sich jedoch einfach mal die umgekehrte Variante vorstellen: ein junges Mädchen aus, sagen wir, Oberhof in Thüringen, nimmt an einer Casting-Show im Schweizer Fernsehen teil. Und gewinnt. Da wäre mal was los im Schweizer Blätterwald….“
So was gab es. War glaube ich letztes oder vorletztes Jahr, wo ein Deutscher (Musikstundent?) den Alphornkomponistenwettbewerb gewonnen hat. Dabei kam in der Schweiz keinerlei Panik auf 8]
Januar 29th, 2008 at 13:51
@ elektromax
Ich sprach von Casting-Shows und meinte damit vor allem die mediale Dimension einer solchen Veranstaltung, in der dann ganz schnell mal antideutsche Ressentiments auftauchen würden, wetten?
Bei Kompositionswettbewerben, die tendenziell eher unter Ausschluss der sogenannten breiten Öffentlichkeit stattfinden, geht’s gesitteter zu.