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Zähneputzen auf dem Herrenklo — Zahnpflege hilft Geld sparen in der Schweiz

(zuerst erschienen am 11.09.05)

Woran erkennt Mann definitiv, dass er in der Schweiz arbeitet?
Richtig: An den zähneputzenden Männern auf dem Herrenklo in der Mittagspause!

Zähneputzen lohnt sich in der Schweiz

  • Zahnarzt selbst bezahlen
  • In der Schweiz werden die Zahnarztkosten nicht von der Krankenkasse bezahlt, sondern jeder muss selbst dafür aufkommen. Dadurch ist der Krankenversicherungbeitrag im Vergleich zu Deutschland sensationell niedrig.

    Ein Rechenbeispiel: Als wir von Deutschland vor 7 Jahren fortgezogen sind, bezahlte ich für die Familie ca. 1.000 CHF (damals 1.200 DM) an Beiträgen, hier in der Schweiz komme ich auf knapp die Hälfte. Das liegt an einer Selbstbeteiligung, die in der Schweiz ausgerechnet Franchise genannt wird, was ganz und gar nichts mit dem gleichnamigen Geschäftsmodell des Konzessionskaufs zu tun hat. Sie ist wählbar, und je grösser, desto niedriger die Beiträge. Bei mir sind es 2.000 CHF im Jahr. Bis zu diesem Betrag zahle ich meine Arztrechnungen selbst, erst danach erstattet die Krankenkasse. Das gilt natürlich nicht für Kinder, bei denen wird grundsätzlich 90% der Kosten ganz ohne Franchise erstattet, und sogar eine Zahnversicherung ist möglich, wenn man sie nur frühzeitig abschliesst, bevor eventuelle Kieferorthophädierechnungen für Zahnspangen etc. anfallen. Für Unfallkosten gibt es eine eigene zusätzliche Pflichtversicherung die vom Arbeitgeber zur Hälfte bezahlt wird.

  • Selbst bezahlen, wie beim Tierarzt in Deutschland
  • Aber vor allem ist der Beitragsatz so niedrig, weil man hier den Zahnarzt selbst bezahlt. So ähnlich wie den Tierarzt für den Hund in Deutschland. Für beides gibt es keine oder keine bezahlbare Versicherung.

    Wer für seine Zähne selbst bezahlt, weiss sehr schnell, was einmal Karies reparieren so kostet, und kommt dann auch gleich ganz schnell auf den Trichter, wie man diese Kosten enorm senken kann: Durch regelmässige Zahnpflege nach den Mahlzeiten, auch am Arbeitsplatz!

  • Kenne Sie eine gute Dentalhygienikerin
  • Darüber hinaus gibt es in der Schweiz einen Berufsstand, den man in Deutschland kaum kennt: Die Dentalhygieniker.

    Dentalhygieniker bei der Arbeit

    Das sind meistens Fachfrauen fürs Zahnstein-Entfernen und Polieren der Zähne. Billiger als ein studierter Zahnarzt, und sicherlich besser ausgebildet als eine Sprechstundenhilfe, die sonst diesen Job leider nur recht leidlich in Deutschland macht. Warum auch gründlich arbeiten, man will sich doch seine Kundschaft noch erhalten, wenn man direkt für den Zahnarzt arbeiten.

    In der Schweiz ist das aufgabenmässig getrennt voneinander, wenn auch viele Dentalhygieniker die Praxisräume eines Zahnarztes nutzen.

  • Auch auf der Schweizer Damentoilette werden die Zähne geputzt
  • Wie wir von einer Kollegin erfuhren, geht es nach der Mittagspause auf der Damentoilette ähnlich zu wie bei den Herren. Zusätzlich zu den Utensilien zum Zähneputzen finden sich dort auch noch jede Menge Sorten Haarspray, Schminksachen, etc. auf den Spiegelablagen. Das wird in Deutschland nicht anders sein.

  • Lassen Sie sich das „aufbieten“ ruhig bieten
  • Stichwort Zahnarzt: Dort muss man sich einiges bieten lassen, so z. B. „aufgeboten“ zu werden. Das Aufgebot hat aber nicht zu bedeuten, dass man hier heiratet und sein Aufgebot bestellt oder in die Schlacht zieht, als letztes Aufgebot. Aufgeboten zu werden heisst lediglich: „Wir rufen Sie wieder an, wenn Sie kommen sollen“. Daher die Frage am Ende des Zahnarztbesuchs: „Sollen wir Sie wieder aufbieten„? Also lasst euch das einfach bieten, es tut nicht weh, aufgeboten zu werden.

    

    6 Responses to “Zähneputzen auf dem Herrenklo — Zahnpflege hilft Geld sparen in der Schweiz”

    1. bigblue Says:

      Ich glaube gern, dass „Badi“ kein „Hochdeutscher“ Ausdruck ist. Aber sagt man in Deutschland wirklich „Ich gehe in die Badeanstalt“? Nicht eher „ins Schwimmbad“. Oder „Ich gehe Schwimmen“?

    2. Sina Says:

      @bigblue
      Man sagt „Schwimmbad“. Je nach Dialekt gibt dann natürlich x Ausdrücke: Schwimmi, Schwemmi…
      Aber Badi hab ich noch nie gehört in DE.

    3. Karrierebibel Says:

      ja gibts denn keine private zahnzusatzversicherung in der schweiz?! also nix gegen zähneputzen, das ist gut gegen mundgeruch und macht deshalb beliebter – vor allem nach zwiebligen mahlzeiten. aber eine zusatzversicherung würde ich wohl trotzdem abschließen…

      [Anmerkung Admin: Für Kinder lohnt sich auf jeden Fall eine Zusatzversicherung für die Zähne. Muss man aber ziemlich früh abschliessen, sonst ist es nicht mehr bezahlbar. ]

    4. mare Says:

      @ karrierebibel und admin
      Mindestens als unsere „Kinder“ noch Kinder waren, gab’s die regelmässige Schulzahlpflege (inkl. Unterricht im Zähneputzen und Zahnseide Benutzen), gab’s die Fluorzusätze und die regelmässigen Schulzahnarztbesuche. Bis heute – sie sind jetzt um die Dreissig – haben unsere „Kinder“ noch keine einzige Zahnplombe. Wozu also die Zusatzversicherung? Oder sind alle diese Dienste eingespart worden (Wie vielerorts der Schulschwimmunterricht)?
      Ich denke, Versicherungen sind vor allem für die wirklich grossen Risiken gedacht, und nicht für kleinere, deswegen lohnt sich ja auch die sog. „Franchise“.

    5. solar Says:

      Jedenfalls im Kanton Solothurn streichen immer mehr Gemeinden den Kredit für schulzahnärztliche Vorsorge zusammen – genau gleich teilweise auch für den Musikunterricht. Wer schon Kinder auf die Welt stellt, soll auch selber für sie zahlen. Wo kämen wir sonst hin!

      Und weil man – damit man die Steuern senken kann – auch Tagesstrukturen für Kinder nicht oder nicht genügend mitfinanzieren will, entscheiden sich halt immer mehr Mütter, keine Kinder zu haben. Denn „Nur-Hausfrau“ zu sein, ist nicht für alle geil, vor allem, wenn sie genauso gut oder noch besser als ihr Mann/Partner (der sein Arbeitspensum auch allerhöchstens auf 80 Prozent senken darf) ausgebildet sind.

      Und so wird Couchepin in seiner sechsten Amtszeit als greiser oberster Gesundheitsboss nicht darum herumkommen, zur Finanzierung der AHV das Pensionsalter auf 86 zu heben. Denn so alt werden die SchweizerInnen durchschnittlich, sodass sich auf die Länge ein sattes AHV-Polster ergeben dürfte, da nur noch wenige Renten ausbezahlt werden müssen.

    6. Joachim Ceka Says:

      Zu diesem Thema würde ich gerne meine Homepage beitragen: http://www.schlauzahn.de dort werdet ihr noch ein paar mehr Infos zu diesem Thema finden