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A bout de souffle — am Ende des Schnaufs

  • Atemlos in Paris
  • Wer erinnert sich noch, wie 1960 Jean-Paul Belmondo und Jean Seberg „am Ende des Schnaufs“ waren:

    Außer Atem (Originaltitel: À bout de souffle) ist ein Klassiker des französischen Kinos und der Nouvelle Vague und der erste Langfilm von Jean-Luc Godard. Das Drehbuch schrieb er nach einer Geschichte von François Truffaut, die dieser wiederum auf einen Zeitungsbericht über einen Polizistenmord basierte.
    (Quelle: Wikipedia)

    In Amerika versuchte man 1983 ein trauriges Remake mit Richard Gere, doch „Breathless“ ist nicht das Gleiche wie „A bout du souffle“.

  • Wohin der Schnauf geht
  • In der Schweizer Tagesschau SF um 18:00 Uhr am 18.01.07 hörten wir:

    „Edemud Stoiber ist der Schnauf ausgegangen

    Nun ist Stoiber zwar ein Bayer, aber Google-CH zeigt uns 114 weitere Fundstellen an, an denen der „Schnauf ausgegangen“ ist.

    Als typische Nord-Westdeutsche kannten wir zwar „verschnaufen“ für „eine Pause machen“ aber vom „Schnauf“ an sich, hatten wir bisher noch nichts vernommen. Unser Duden bezeichnet ihn als „landschaftlich“, nicht dezidiert schweizerisch:

    Schnauf, der; -[e]s, -e ( landsch. für [hörbarer] Atemzug)
    (Quelle: Duden.de)

    Doch der Schnauf kann nicht nur ausgehen, er kann auch schlichtweg fehlen:

    Das Projekt hat keinen Schnauf
    (Quelle: Tages-Anzeiger 26-04-2007)

    Oder er wird genommen:

    Wir dürfen den Leuten nicht den letzten Schnauf nehmen, wenn sie freiwillig etwas tun wollen
    (Quelle: Tages-Anzeiger)

  • Ist der Schnauf schweizerisch?
  • Während an 953 Stellen bei Google-CH der Schnauf ausgeht, fehlt oder genommen wird, sind die 931 Stellen bei Google-DE praktisch durchweg von Menschen besetzt, die sich im Internet das Pseudonym „Schnauff“ (mit zwei „f“) zugelegt haben, bzw. den Laut „schnauff“ schreiben, um heftiges Atmen in schriftlicher Form in einem Forum zum Ausdruck zu bringen. Nichts mit „atemlos“ oder „ohne Atem“.
    Ganz so veraltet wie der Duden kommt das „digitale Wörterbuch der Deutschen Sprache“, kurz DWDS nicht daher:

    Schnauf, der; -(e)s, -e landsch. bes. schweiz. umg. hörbarer Atemzug: sie mußte ihre Rede für einen längeren S. unterbrechen; /bildl./ einen S. lang für einen Augenblick: Ich rief … ob er nicht einen Schnauf lang zu mir heraufkomme Federer Papst 66
    (Quelle: DWDS.de)

    Viel wichtiger noch ist das dazu passende Verb „aufschnaufen“ in der Schweiz. Es findet sich an 500 Stellen bei Google-CH wird aber vom DWDS als „süddt. österr.“ eingestuft:

    aufschnaufen /Vb./ süddt. österr. umg. aufatmen: Direkt aufschnaufen tut er jedesmal, wenn er unter die Leut‘ kommt O. M. Graf Bolwieser 14

    Der Duden akzeptiert es nur als Synonym für „ausatmen“ und führt es nicht als eigenen Eintrag auf:

    1. aufatmen 1. durchatmen, einatmen; (südd., österr., schweiz. ugs.): aufschnaufen.
    (Quelle: duden.de)

    Immerhin sind Süddeutschland, Österreich und Schweiz aufgeführt, wenn auch als „umgangssprachlich“. Zeitungen sprechen extrem viel Umgangssprache, wie es scheint. Da sind wir ja beruhigt und können ufschnuufe. Ob mit einem „u“ (28 Fundstellen bei Google-CH) oder zwei (76 Fundstellen), das mögen die Schweizer unter sich abklären, mir fehlt jetzt echt der Schnuuf.

    

    20 Responses to “A bout de souffle — am Ende des Schnaufs”

    1. solar Says:

      Schnaufen ist immer hörbar: als anhaltend schweres Atmen, ja fast Keuchen oder – als einmalige Stossatmung – meist als Ausdruck der Erleichterung (etwas moderater als ein Stossseufzer).

      Verwandt ist das (meist empörte) Schnauben, das ebenfalls als einmaliger Stoss eher wie „phhh“ oder verächtlich/ablehnend (bzw. das unterdrückte Lachen signalisierend) wie pffff“ tönt.

    2. mare Says:

      Vielleicht atmet und schaubt man ja ausser in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz durch Kiemen

    3. Jürgen Says:

      In „Mannem“ gibt es „Schnaufkugeln“. Was das ist, finde ein jeder selbst heraus.

    4. coolman Says:

      Schnaufen und Schnaufer (Atemzug) ist im Bairischen auch sehr gebräuchlich.
      Schon Konstantin Wecker dichtete: So a saudummer Tag
      sogar a Schnaufer a Plag…

    5. patrick Says:

      Auf Berndeutsch ist „schnuufe“ der normale Ausdruck für „atmen“. Ob hörbar oder nicht – ich schnaufe 🙂 Man kann natürlich auch „atme“ (atmen) sagen, aber das ist eigentlich kein korrektes Berndeutsch…

      Was die anderen Dialekte angeht, da bin ich nicht ganz im Bilde… 🙂

    6. Phipu Says:

      Hier erstmal ein Quiz: Was müsste noch zusätzlich geändert werden, wenn der Filmtitel wirklich auf Dialekt „Am Ende des Schnaufes“ hiesse?
      („fuunhcS muv idnÄ mA“ :nehcam vitaD uz vitineG: gnusöL)

      Ich merke erst hier, dass mir zum hochdeutschen „schnauben“ tatsächlich kein Substantiv einfällt. Das Verb „atmen“ kann man im Dialekt gar nicht sagen (= „schnuufe“). Etwas künstlich tönt der zwar existierende Ausdruck „ich bi ganz usser Oote“ (ausser Atem). So müsste man „mir hat’s den Atem verschlagen“ mit „mir isch d’Luft/der Schnuuf uusgange“ übersetzen. Da drängt sich die Frage….

      ….An Solar
      auf: würdest du die frühere Nothilfe-Faustregel GABI mit „gibt er Antwort? Atmet er? Blutet er? Ist sein Puls normal?“ mit „git er Antwort, ootmet er, blüetet ….“ übersetzen? Auch hier würde ich bedingungslos von „schnuufet er“ sprechen, auch wenn die Luftbewegung nur noch schwach vernehmbar ist.

      Eigentlich ist es eines dieser Dialektwörter, die sich in der älteren, oder tierischen deutschen Version erhalten haben, und zu denen sich später ein neueres, „e chli finers“, jedoch nur im Hochdeutsch verwendetes Wort (hier Atem, atmen) dazugesellt hat. So können nur Hochdeutschsprechende besonders bei einer Arztvisite an der human- bzw. veterinärmedizinischen Natur der Praxis zu zweifeln beginnen, wenn sie hören: „Mached Sie jetz s’Muul uuf, und dänn tüüf schnufe“ (Maul? schnauben?) Dialektsprecher sind dadurch nicht geschockt. Das heisst einfach so.

      Übrigens bringt auch Grimms Wörterbuch einige interessante Ergänzungen: http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/dwb/wbgui?lemmode=lemmasearch&mode=hierarchy&textsize=35&onlist=&word=schnauf&lemid=GS14531&query_start=1&totalhits=0&textword=&locpattern=&textpattern=&lemmapattern=&verspattern=

      Besonders gefällt mir die Bezeichnung hier:
      SCHNAUFEN, verb. hörbar den athem einziehen und ausstoszen wie bei erschöpfung oder erregung, keuchend athmen; auch gilt das verbum in derberer ausdrucksweise für athmen überhaupt; spätmhd. snûfen mhd. wb. 2, 2, 453a:

      Damit wären unsere Dialekte also „derb“. Ans Prädikat „veraltet“ des Dudens hatte ich mich schon langsam gewöhnt.

    7. sylv Says:

      Ich würde da eher sagen: “I ha ke Pfuus me“ wobei auch dies mehrfach ausgelegt weren kann, z.B.
      Pfuus im Sinne von Strom= keine Energie mehr haben
      Pfuus im Sinne von Atmen= “dr Schnuuf“:)
      etwas weithergeholt und grammatikalisch nicht korrekt
      Pfuus im Sinne von= Schlaf

    8. Schwarzbueb Says:

      Das deutsche „schnaufen“ ist auch für mich immer hörbar.
      – Windet’s draussen, oder schnauft der Nachbar so? fragen die Nachbarn in J.P.Hebels „Der geheilte Patient“.
      Das schweizerdeutsche „schnu(u)fe hingegen ist das Dialektwort für „atmen“ und kann auch leise sein. „Schnuuft er no?“ Kein Deutschschweizer würde fragen: „Atmet er no?“
      Ein Buscheli (Bébé) kann sogar „schnüüferle“.
      Zur Schreibweise: Früher hätte ich eher schnufe geschrieben, heute schnuufe, weil es mehr meiner Aussprache entspricht. Ich mache heute auch viel weniger Apostrophe als vor Jahren. Auch im Schweizerdeutschen kann sich die Schreibweise ändern, so wie „auf Deutsch“ heute nirgends mehr Bureau steht, sondern Büro.

    9. Malte Says:

      Wieso schreibst du bei Schnaufen immer ein „schn“ zu viel?

    10. ck Says:

      Hallo,

      Immer wieder sehr interessante Beiträge in diesem Blog… In Südtirol sagt man auch „Schnaufen“ statt „atmen“. Es gibt noch viele andere Gemeinsamkeiten (z.B. „Grind“ für „Gring“, bzw. „Kopf“) usw.

    11. Jürgen Says:

      Als ich noch in Berlin lebte, habe ich mich öfter verpusten müssen. Auch schön, und entspricht dem verschnaufen.

    12. AnFra Says:

      @Phipu

      Bezüglich der „derben“ schweizer Dialekte ist hier ein kleiner Trost gefällig.
      Nach Grimm WB ist ,,,derb: adj. und adv. fest, tüchtig, solidus, gravis, vehemens, alth. derb derbi, mhd. derp, altfries. therve derve, ags. þeorf þärf þerf. es gehört zu dem nur noch in verderben perire erhaltenen starken verbum dirbe darp durben dorben. derb ist das unverdorbene, kräftige,,,.
      Ergo sind die schweizer und oberdeutschen Dialekte demnach also tatsächlich feste, tüchtige und solide Sprachen!
      Jedoch sollte berücksichtigt werden, dass aus mittel- und niederdeutschen Sicht die süddeutschen Dialekte einen sehr starken „animalischen“ Bezug haben. Denn die jetzige süddeutsche Sprechweise hat noch extrem viele Bezüge zur mittelalterlichen Land- und Forstwirtschaft, althergebrachten Berufen und im übrigen Sprachgebiet nicht mehr gebrauchten altdeutschen Begriffen. Die sprachliche Entwicklung im nördlichen Teil des deutschen Sprachraumes hat sich ab der Abspaltung der schweizer Gebiete aus dem HRR(DN) doch stark separiert.
      Ein gutes Beispiel ist diese Diskussion über schnaufen (parallel hierzu auch schnauben) und atmen. Hier kann ein „animalischer“ Beweis der oberdeutschen Sprachweise der Schnaufer gebracht werden. Dieser Begriff gilt unterschiedslos für Menschen und Tiere. Laut Grimm WB: ,,,schnaufen: verb. hörbar den athem einziehen und ausstoszen wie bei erschöpfung oder erregung, keuchend athmen; auch gilt das verbum in derberer ausdrucksweise für athmen überhaupt; spätmhd. snûfen mhd,,,.
      D. h., dass in den nördlichen deutschen Sprachen dies als ein exemplarischer Beweis für die beginnende Feinaufteilung der Sprache anzusehen ist. Bitte zu beachten, dass dies hier nicht als eine negative Bewertung der schweizer Dialekte ist. Es geht um die Sprachentwicklung!!!
      Denn im Gegensatz beim schnaufen kann atmen als „humaner“ Beweis der neueren deutschen Standartsprache gesehen werden. Der Mensch atmet, dass Tier schnauft.
      Dem atmenden Menschen wird hierbei eine biologische (sauerstoffzuführende) Funktion und dem Atem eine geistige (spirituelle-seelische) Funktion zugeschrieben. Der menschliche Mund und der Atem waren in der Vergangenheit immer die Pforten der ewigen Seele, seit der Ägypterzeit bis ins Mittelalter. Noch bis zur letzten Hexenverbrennung ca. 1780 n.Ch. hat der Satan, Teufel, Belzebub den menschlichen Atem als Eindringpforte sowie nach Austreibungen als Ausfahrtsmöglichkeit genutzt. Atmen der Menschen hat also nun einen „höheren“ Wert.
      Der Mensch schnauft auch, jedoch im „animalischen“ Zustand. Dies ist der letzte Schnaufer.

    13. solar Says:

      Atem/Atmen gibts für mich ausschliesslich in der deutschen Standardsprache (ausser – im Zusammenhang wie von Phipu erwähnt – „dr Oote“ in Bern und von Bern her beeinflussten Dialekten). In keinem CH-Dialekt kommt sonst etwas anderes als „schnuufe“ und „Schnuuf“ vor! Für Mensch und Tier.

      Vielleicht ist noch das Lied „Alles was Odem hat, lobe den Herrn!“ zu erwähnen, das die Erläuterung von AnFra betr, animalisch/human unterstützt (alles was menschlich ist, lobe …).

      @Phipu

      Natürlich lautete die GABI-Regel auf Schweizerdeutsch „Schnuufet er?“, aber damit die Eselsleiter funktionierte, war parallel das standardsprachliche „Atmet er?“ im Kopf präsent – oder auch gerade umgekehrt (man zitierte es standardsprachlich und übersetzte es für sich mit „Schnuufet er?“)

    14. Fiona Says:

      Der Arzt sait: Iischnufe, bitte.

      P.S. Interessant, auf E
      to snuff out (blow out e.g. a candle)
      to snuff it (slang) = to die
      (M. Du. snuffen; M. E. snoffe; Ger. schnaufen)

    15. Holger Says:

      Ich kann mir nicht helfen: ich (Westfale) muß immer schmunzeln, wenn ich das Wort „schnaufen“ lese oder höre. Dabei muß ich immer an „Schnauferl“ (liebevolles Wort für Oldtimer) denken. Eine Dampflok schnauft auch noch. Tja, und dann ist es nicht mehr weit zum jööh.

    16. Barbarella Says:

      Na VERschnaufen gibts im Deutschen aber sehr wohl… Und AUFschnaufen tut man auch öfters – zum Beispiel, wenn was doch noch gut ging, was eigentlich in die Hose hätte gehen können…

    17. adm Says:

      Schnuufe (u. verwandte Wörter) ist in Südbaden (Alemannisch) ein ganz normaler Ausdruck.
      Wie heißt eigentlich „Webbrowser“ in der Schweiz? Im Elsässischen- Microsoft heißt es „Webschnuffler“.

    18. Himugüegi Says:

      Mit Erstaunen lese ich diese Seite. Wenn ein Schweizer sagt: „I ha g’atmet, dann denkt man, er sei todsicher ein Snob und wohl nicht ganz normal. Denn in der Schweiz „schnuufet“ man und das ist weder derb noch grob. Das hat mit dem Schnaufen (hörbares Atmen) eigentlich nichts zu tun.
      Schnaufen wäre dann ev. lut (laut) gschnuufet.
      Machts gut! Ciao.

    19. Himugüegi Says:

      Kleine Ergänzung: Wenn jemand laut hörbar atmet oder eben schnauft, dann sagt man meistens als Ergänzung: „Er het gschnuufet wie-n-es Ross.“ Ross=Pferd. So weiss jeder Bescheid.
      Nochmals Ciao.

    20. Janine Says:

      Hier ein schöner Artikel zu À Bout de Souffle den ich entdeckt habe À Bout de Souffle Gruß Jenn