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Wer ist Germane? Wer ist Schwabe?

(hier der dritte Teil des Artikels von Ingomar König aus Hanover)

  • „Germanen“, „Schwaben“
  • Ihr betitelt Eure nördlichen Nachbarn gerne als Germanen oder Schwaben. Germanen? Die seid Ihr auch. Schwaben? Soweit mir bekannt, hat noch kein Eidgenosse abgestritten, Alemanne zu sein (von der lateinischen Schweiz abgesehen). Ihr wisst selbst, dass „Schwaben“ (lateinisch Suebi) die eigentliche Selbstbezeichnung, „Alemannen“ die Fremdbezeichnung ist. Suebi, id est Alamanni. Was schliessen wir daraus? 90% der Bewohner Deutschlands sind keine Schwaben, Ihr dagegen seid zu 100% Schwaben. Ihr seid diejenigen Sueben/Schwaben/Alemannen, deren Vorfahren sich in Helvetien eingenistet haben.

    Nebenbei bemerkt schmückt Ihr Euch mit fremden Federn, indem Ihr den Namen jenes von den Römern und Euren Ahnen ins historische Jenseits beförderte keltische Volk usurpiert habt und zur kanzleilateinischen Bezeichnung Eures Gemeinwesens als Confoederatio Helvetica missbraucht. Dass sich im sogenannten Schwabenkrieg pro-habsburgische Landsknechte vom Nordufer des Hochrheins und des Bodensees („Sauschwaben“) und eidgenössische Reisläufer aus den Waldstätten in Diensten Berns und Zürichs („Kuhschweizer“) einander gegenüberstanden, ändert nichts daran, dass, abgesehen vom Tiroler Anteil, beide Söldnerheere aus „ethnischen“ Schwaben bestanden bzw. die „Kuhschweizer“ ebenfalls „Sauschwaben“ waren.

  • Die waldstättischen Eidgenossen
  • Als die Gentiloberhäupter der Schwyzer, Urner und Unterwaldner von nid dem Kernwald ihren legendären Eid schworen, wollten sie da aus dem Reich austreten? Nein, sie hatten sich nach alter Germanensitte auf ihrem Thing, einem gerodeten oder „gereuteten“, von ihnen „Gereutlein“ bzw. „Reutlein“, in alemannischer Version „Grütli“ oder „Rütli“ genannten Stückchen Land versammelt, um ihre bornierten Lokalinteressen gegen die Aussenwelt, vertreten durch die aargauischen Habsburger, zu verteidigen. Dies hinderte sie keineswegs daran, sich unter die Fuchtel der Luzerner, Zürcher, Berner, später der Basler und Schaffhäuser Patrizier zu begeben, die ihrerseits die fröhlich-germanische Rauflust der Waldstätter dazu nutzten, eigene Streitigkeiten mit den Habsburgern von den Waldstättern ausfechten zu lassen. Die Romands liegen schon ganz richtig, wenn sie die Waldstätter als „ces Vickings de 1291, „ces bandits“ und „de parfaits crétins“ bezeichnen (Jean-Marc Heuberger in: autre-suisse.ch).

  • Die Waldstätte, ein Hort ursprünglicher Demokratie und Freiheit?
  • Die Urner, Unterwaldner (und Zuger), die 1495 den Beitritt von Konstanz zur Eidgenossenschaft verhinderten, um den Thurgau von „jüdischer Zinsknechtschaft“ zu erlösen: Demokraten? Gegen wen wurde die Freiheit verteidigt? Gegen den habsburgischen Landvogt, obwohl die Ur-Eidgenossen anschliessend 300 Jahre lang das ennetbirgische Tessin durch Landvögte selbst unterjochten? Gegen die Habsburger, die ihnen 1291 Modernität und Zivilisation gebracht hätten? Gegen die Habsburger, deren Allianz die Sonderbündlinge 556 Jahre später genau in dem Moment suchten, als jene apostolische Dynastie längst abgehalftert und eine Bastion des Mittelalters war? Diese waldstättischen Patriarchen, die sich „im Laufe der Jahrhunderte durch Beknechtung des Geistes und durch ein engherziges Magnatenregiment zu Jesuitenknechten“ erniedrigen ließen, so die NZZ 1847, diese Männer waren „Freiheitskämpfer“? Die Tagsatzung konnte 1847 gar nicht anders, als im Interesse einer modernen, sich industrialisierenden Schweiz kurzen Prozess mit den wirklichen Eidgenossen zu machen und den Rütli-Mythos rücksichtslos zu entzaubern – übrigens zum äussersten Missfallen zeitgenössischer Spiesser in Deutschland.

  • „Deutsche“
  • Bekanntlich gingen die Städte und freien Bauerngemeinschaften im alten deutschen Reich häufig ein Bündnis mit dem römisch-deutschen Kaiser ein, wenn sie dessen Konkurrenz zu den Landesherren ausnutzen konnten. Auch die Luzerner, Berner und Zürcher Patrizier und die bäuerlichen Eidgenossen hatten immer die Stärkung der Zentralgewalt des Reiches im Sinn, weil nur die Zentralgewalt den Patriziern den politischen Rahmen zu wirtschaftlicher Entfaltung bot, den waldstättischen Sippenpatriarchen die Möglichkeit, ihre störrische germanisch-christliche Rückständigkeit zu pflegen. Als jedoch die Habsburger die Kaiserkrone erlangt hatten und Eure Territorien als Teil ihrer Hausmacht reklamierten, als die Habsburger Reichszentralgewalt und Landesherr in Personalunion geworden waren, war für Patrizier und Eidgenossen der Bock zum Gärtner gemacht. Dialektik der Geschichte: Gerade weil das alte Deutsche Reich von Schweizern (im heutigen Sinn) beherrscht wurde, blieb der Schweiz (im heutigen Sinn) nichts anderes übrig, als – gegen ihren eigentlichen Willen – die „Exemtion“ vom Reich durchzusetzen.

    Folgerichtig bezeichneten sich die Unterzeichner des Friedens zu Basel weiterhin als die „Gemeinen Eidgenossen von Städten und Ländern des alten Bundes oberdeutscher Lande“, in dessen französischer Fassung der Bund als „Oberdeutschland“ bezeichnet wird (la vieille ligue de la Haut-Allemagne) – genauer gesagt handelte es sich natürlich nur um einen Teil von Oberdeutschland. Auch der Basler Schultheiss Johann Rudolf Wettstein, der die endgültige Freistellung vom Reich durchsetzte, fungierte in den Verhandlungen zum Westfälischen Frieden als Vertreter der „13 Orte des alten Grossen Bundes Oberdeutscher Lande“ – auch wenn nicht alle Orte hinter ihm standen.

    Die „oberdeutschen“ Bündnispartner dachten doch nicht im Traum daran, wegen der umständehalber gebotenen Sezession keine Deutschen mehr im Sinne von Sprache, Kultur, Handelsverbindungen, Mentalität, Sitten und Gebräuchen sein zu wollen; sie dachten nicht im Traum daran, sich vom Rest des Reiches oder gar von ihren alemannischen Stammesbrüdern jenseits von Hochrhein und Rheintal sprachlich, mental oder wie auch immer „unterscheiden“ oder „abgrenzen“ zu wollen; allein die habsburgische Staatsmacht war Objekt ihrer Opposition, doch nicht „das Reich an sich“. Nie hatten sie sich als „Kolonie“ des Reiches gesehen, gegen das ein Kampf für „nationale“ Unabhängigkeit hätte geführt werden müssen.

    (Vierter und wirklich letzter Teil morgen: Die Schweizer sind Deutsche)

    

    25 Responses to “Wer ist Germane? Wer ist Schwabe?”

    1. Brun(o)egg Says:

      Sie verwechseln da etwas, Herr Wiese. Das Schimpfwort ist „d’Schwobe“ mit O. Kein Schweizer sagt Schwabe wenn er am zahnen ist und über die Germanen müffelt. Apropo Germanen: Die sind so unwirklich und unwichtig geworden wie Rütli, Tell und die Helvetier. Geschichtlicher SVP Schmonzes halt.

    2. MaxH Says:

      nur eine Anmerkung:

      ich habe das Wort „Kuhschweizer“ bisher ausschließlich von Schweizern gehört (genauer gesagt, sogar nur gelesen) – gibt es so etwas wie „vorauseilende Selbstbeschimpfung“?

    3. mGt2 Says:

      Naja Brun(o)egg solange völkisches und nationales denken die Politik beherrscht ist es „wichtig“, soll heissen es wird zum Thema gemacht, denn alles kann zum Thema gemacht werden selbst der Furz einer Laus 😉
      Und solange die breite Masse diesen „Schmonzes“, wie du so schön sagst, zustimmt wird es das Gemeinschaftsgefühl auch bestimmen.
      Schade schade. Es ist wie das Paradox dass einen rassistisch verfolgten selber zum Rassisten werden lässt.

    4. Nessi Says:

      wir waren also (in grauer vorzeit) schwaben.
      mag ja sein, bloss frage ich mich, wieso das relevant sein soll?? im laufe der geschichte haben sich die völker immer wieder getrennt, vereinigt, anders aufgeteilt.
      nehmen wir zb. amerika. ein grosser teil der bevölkerung stammt aus europa, trotzdem würde kein ami sich als europäer bezeichnen (fühlen schon gar nicht) und das ist gerade mal 200 jahre her.
      warum also sollten wir eidgenossen uns nach 700 jahren als deutsche fühlen?!?!
      klar ist es so, dass wir letztlich alle die gleichen wurzeln haben, aber die (meisten) menschen brauchen einen ort der zugehörigkeit, und das geht vom grossen (europa) bis ins kleine (land, kanton, gemeinde, familie etc.)
      wer weiss, vielleicht gäbe es ohne eine landeszugehörigkeit mehr vereinigungen wie sekten etc.
      dann ist mir die landeszugehörigkeit entschieden lieber.

    5. mare Says:

      @MaxH
      „Sauschwobe“ wurden die Landsknechte der deutschen Könige/Kaiser von den Schweizern gerufen, „Kuhschweizer“ die Schweizer Landsknechte von den Deutschen. Das Ganze war wirklich ein Konkurrenzkampf und die Jobs als Landsknechte und Söldner von beiden Parteien. Das Wort „Kuhschweizer“ hatte seinen Ursprung darin, dass es in der schweiz (bis heute) üblich ist, dass sich die Männer ums Vieh kümmern und nicht – wie in andern Alpengebieten – die Frauen. In der Schweiz ist also nicht die schöne Sennerin auf der Alm, sondern der Senn samt Zusenn auf der Alp. „Kuhschweizer“ wurden auch „Kuhgliger“ gerufen, damit unterstellte man den Schweizern Sodomie.

    6. Chimaera Says:

      @ MaxH

      Ging mir genauso. Hatte ich zuvor nie gehört. genauso wenig wie „Chufiggr“.
      Wird aber ab sofort in meinen aktiven Wortschatz übergehen *g*

      Auch den dritten Teil des Artikels find ich wieder hervorragend. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, das einige Stellen in der Schweiz nicht allzu gut ankommen.

    7. Chlöpf'n'Tätsch Says:

      Jööööö, kurz die 3 ersten Teile zusammengefasst: jetzt werden wir wieder ins Reich befördert :oD

      Naja, da kann ich als geistig beschränkter (Barbare: kommt ursprünglich vom IndoGermanischen Wort für Stottern/der Sprache nicht mächtig) Crétin nur mit dem „Dichter der Nation“ (that’s Goethe, for all you nyekulturni) antworten:

      Götz von Berlichingen, 3. Akt, Fensterszene:

      „Läck mi suschtwo!“

    8. mare Says:

      Und noch zum Text:
      Ich werde das Gefühl nicht los, da will einer den störrischen Kerlen den Weg „heim ins Reich“ weisen.

    9. Gerald Says:

      @ Chlöpf’n’Tätsch:

      Wenn schon zitieren, dann bitte richtig:

      „Er aber, sag’s ihm, er kann mich im Arsche lecken!“ Quelle: Wikipedia ( http://de.wikipedia.org/wiki/Götz_von_Berlichingen_(Goethe) )

    10. Schnägge Says:

      Nur 9 Kommentare?
      Merkwürdig.
      Da lässt sich ein nordgermanischer König eigens dazu herab, die Schweizer über ihre Geschichte zu belehren,, und dann bleiben die Begeisterungsstürme Schweizerseits hier so völlig aus? 🙂

      (Damit hier keine Missverständnisse aufkommen, möchte ich mich hiermit ausdrücklich von dem werten Herrn König, Herrn Schröder, Oliver Pocher und anderen merkwürdigen Hannoveranern distanzieren. 😉 )

    11. Thomas W. Says:

      „Die größten Kritiker der Elche waren früher selber welche.“
      Quod erat demonstrandum.

      Wobei, die Holländer könnte man bei der Gelegenheit gleich auch wieder Heim ins Reich holen, in dem sie sich bis zum 30-jährigen Krieg befanden und ihnen dann auch eine verständlichere, elegantere Sprache zurück geben.

      Oder umgekehrt: Die Schweiz könnte mangels eigener Schriftsprache das Niederländische übernehmen – genügend seltsam-kehlige „ch“s gibt es ja auch im Niederländischen zu Genüge, womit auch die lautliche Verwandtschaft hergestellt wäre. Deutsche sind in den Niederlanden sowieso ebenfalls nicht sehr beliebt. Zudem könnte man dann gleich die niederländischen Übersetzungen deutschsprachiger Klassiker (Goethe, Schiller, Keller, Frisch) übernehmen und würde damit auch Kosten sparen.

    12. Q-schweizer Says:

      Eigentlich kümmerts mich überhaupt nicht wenn jemand mich Kuhschweizer als Teilmenge der Schwaben bezeichnet. Da kommt meine Selbstironie noch lange nicht an ihre Grenzen…
      Was ich jedoch von meinen alemannischen Kollegen aus dem Badener Raum gelernt habe: bezeichne diese niemals als Schwaben. Und letzteres respektiere ich mit Freude…

    13. Michael-H. Says:

      Egal, was andere denken. Ich (gebürtiger Schweiz aus dem Nid dem Walde) finde die 3 Teile des Ingomar König amüsant, unterhaltsam und lehrreich.

      Als Konsequenz, dass auch im Badischen und Schwabenland „Sprachverwandte“ wohnen, sollte doch Baden-Würtemberg der Schweiz beitreten. Sie wären dann sprachlich zu Hause, hätten tiefere Steuern und müssten sich dann demokratisch dem Flughafenproblem stellen. 😉

    14. Thomas W. Says:

      @Michael-H.:
      Angesichts von über 10 Millionen Baden-Württembergern wäre ein Beitritt der rund 4 Millionen deutschsprachigen Schweizer nach BW konsequenter. Hochdeutsch kann man in BW auch net und angesichts der Animositäten von Badenern und Schwaben fällt die Schweizer Kantonsbezogenheit ebenfalls nicht weiter auf.

    15. Tischplatte Says:

      Das grundlegende Probleme dieses Artikels ist die eingeschränkte, deutsche Sichtweise.Nur weil sich die deutschen Alemannen als Schwaben bezeichnen, müssen das die schweizerische Alemannen ja nicht dasselbe tun. Bezeichnungen sind einem geschichtlichen und regionalen Wandel unterzogen. Die Gleichung Deutsche Alemannen=Schwaben=alle Alemannen ist eine reine deutsche Sichtweise.
      Für die Franzosen sind die Deutschen ja auch „Les Alemans“. Aber jeder Franzosen versteht unter „Alemans“ nicht die Alemannen, sondern halt die Deutschen exklusive den Schweizer Alemannen. Genauso könnte man das englische „Germany“ für die Gesamtheit aller germanischen Völker verstehen, nur wird das von keinem Engländer so verstanden. Der Verfasser hat die zweifelhafte Annahme, dass die deutsche Vorstellung Alemanne=Schwabe als die einzig Richtige gelten muss.

      Und warum sollten wir nicht die Helvetier als gemeinsamen Fixpunkt nutzen.
      Die traditionelle, nationalistische Vorstellung des 19. Jhr. von gleiche Sprache=gleiches Volk brauchte eine Bezugspunkt, der über die 4 Sprachgrenzen hinwegging. Mit dem Bezug auf die Helvetier war dies möglich. Zudem ist es ja nicht so, dass die Helvetier mit dem Untergang des römischen Reiches einfach ausgestorben sind. Vielmehr assimilierten in der Deutschschweiz die alemanischen Eroberer die romanisierten Helvetier. In der Westschweiz sind die Romands schliesslich nichts anderes als romanisierte Helvetiert, evtl. noch vermischt mit romanisierten Germanen (Burgunder).

    16. Simon Says:

      Echt, da hat der König überhaupt nichts begriffen von der Schweiz. Und da fragt man sich nun weshalb es immer mehr Abgrenzungsbestrebungen gibt. Schweiz ist nicht Deutschland light. Die heutige Schweiz wurde im Grunde von Napoleon als Puffer zwischen den verschiedenen Grossmächten geformt und auch wenn ich die Romands schlechter verstehe, rein sprachlich gesehen, sind sie mir viel näher. Auch heute noch betrachte ich die CH als Puffer oder Insel innerhalb der EU. Es ist doch komisch wie doch dieses Gebilde uns immer als grosse Errungenschaft verkauft wurde und regelmässig an der Urne Schiffbruch erlitten hat. Momentan herrscht hier so eine überhitzte Konjunktur, dass von rundherum alle noch wenigstens gut ausgebildeten Leute hier herein strömen. Aber auch das geht mal wieder vorbei, je höher der Aufstieg umso tiefer der Fall. Dann könnt ihr lieben zugewanderten mal mit der ALV Bekanntschaft machen, die schon von jeher etwa dem Hartz 4 entsprach, von der ihr geflüchtet seid. Der Grund weshalb hier die Wirtschaft brummt ist der flexible Arbeitsmarkt, schwache Gewerkschaften und im jeden einzelnen das fest verankerte Denken der ICH AG. Auch wenn das jetzt etwas unsozial rüberkommt, ist mir das immer noch lieber als ein Staat der meint er müsse jedes persönliche Problem einem abnehmen und einem damit entmündigen. Ein stolzer Schweizer seit sieben Generationen, dessen Vorfahren sich in französischen, englischen zuletzt deutschen Diensten, die Hände blutig machten.

    17. Branitar Says:

      Mal zwei Anmerkungen:
      Zum Ersten bin ich doch immer wieder erstaunt über die „heim ins Reich“-Kommentare. Der Spruch stammt aus einer 12 Jahre dauernden Periode der deutschen Geschichte, die mittlerweile 62 Jahre zurückliegt. Zudem wurde er von einem Österreicher geprägt (auch wenn er später die deutsche Staatsbürgerschaft inne hatte… aber da wären wir wieder beim „patriotischer als ein Patriot“ oder „päpstlicher als der Papst“). Hattet Ihr Schweizer so viel Angst vor den Deutschen, dass der Spruch noch nach 62 Jahren in den nächsten Generationen (dabei dürfte von Euch kaum einer gewesen sein) nachwirkt und Euer Denken beherrscht? Ist das ein Reflex (deutsch = heim ins Reich)? Oder doch einfach nur eure Fremdenangst?
      Zum Zweiten ist der Vergleich Deutsche = Germanen schlicht falsch. Ein grosser Teil des nördlichen und östlichen Deutschland war nach der Völkerwanderung eigentlich nicht mehr von Germanen bewohnt, sondern bis ins späte Mittelalter von Wenden (Westslawen, daher das „Wendland“ in Niedersachsen) und anderen Slawischen Stämmen. Dann hat eine Vermischung stattgefunden, die sich übrigens auch sprachlich niedergeschlagen hat. Noch im 13. bis 15. Jahrhundert wurden in Norddeutschland Städte gegründet, deren Namen mit dem aus den Slawischen Sprachen entnommenen „-ow“ ( „-ooh“, nicht „-off“) enden. Man kann also guten Gewissens behaupten, dass ein Teil der „Deutschen“ nicht von Germanen sondern von Slawen (und sicher auch Dänen usw.) abstammen.

    18. mare Says:

      @Branitar
      Der Österreicher war in deutschland aber sehr beliebt, wie die zahlreichen Ehrenbürgerschaften, die er bekommen hat, bezeugen.
      Und tatsächlich war wohl keiner der Kommentatoren bei der 12 Jahre dauernden Periode Deutscher Geschichte dabei, aber zahlreiche Väter (wie mein Vater) oder Grossväter im Aktivdienst an der Grenze, und ander hatten Asyl (wie z. B. meine Mutter) in der Schweiz. Es dauert eben eine Weile und ein paar Generationen, bis alles vergessen ist. Dann kann man ja von vorne anfangen.

    19. Phipu Says:

      Zu Tischplatte
      Im Französischen ist es noch verwirrender als von dir geschildert:
      Die „Deutschen“ sind „Allemands“, „deutsch“ ist „allemand“, hingegen „deutschsprachig“ heisst „germanophone“ (also Alemannen die alemannisch sprechen in germanischsprachigem Sprachraum?)

    20. Maximus Says:

      Naja, da kann ich als geistig beschränkter (Barbare: kommt ursprünglich vom IndoGermanischen Wort für Stottern/der Sprache nicht mächtig.

      da liegen sie ein wenig daneben.
      Griechische Seefahrer, die um Europa segelten und als erste auf Germanen, im Bereich Schleswig, stiessen prägten den Begriff „Brababar“so klang die Sprache für ihre Ohre. Daraus entwickelte sich im Laufe der Zeit Barbar.
      Gruss maximus

    21. Chlöpf'n'Tätsch Says:

      @ Maximus

      Stimmt und stimmt, im Sinne von, hab da ein paar Sachen zusammengematscht.

      Wikipedia-Klau:

      „Bereits von den arischen Indern wurde das Sanskrit-Wort barbarāh (Plur.) ‚Stammler, Laller‘ zur Bezeichnung nicht-arischer Völker verwendet. Im griechischen Bereich erscheint der Ausdruck dann erstmals bei Homer (Ilias II, 867), und zwar in bezug auf die „barbarisch sprechenden“ (barbarophonoi) kleinasiatischen Karer.“

    22. Chlöpf'n'Tätsch Says:

      @ Branitar

      „Zum Ersten bin ich doch immer wieder erstaunt über die “heim ins Reich”-Kommentare.“

      Tja, wer hat denn angefangen? Sobald nämlich das 2. Reich angetönt wird, muss der Autor damit rechnen dass zwangsläufig auch das 3. heranzitiert wird.
      Ist ja schliesslich ein recht effektiver Redeschwallkiller, ein Easy Shot, so man will: „wir wollen nicht heim ins Reich“.

      Anders formuliert: „labert uns nicht voll mit „Ihr wart doch auch im HRRdDN“, das ist Schnee von vorgestern, oder wenn Ihr insistiert, dann rede mer doch emol vom Schnee von gestern“. 🙂

      Ich bin immer wieder erstaunt dass sämtliche „Wir sind alle ein deutsches Volk“-Autoren immer wieder in dieselbe Falle tappen. 😉

    23. Sonja Says:

      @Branitar

      Noch viiiiiiel länger her als diese 12 unrühmlichen Jahre ist die Geschichte mit dem Rütlischwur, den Allemannen, den Germanen,…

      Trotzdem wird genau diese Geschichte von Herr König benutzt, um den Schweizern zu zeigen, dass sie eigentlich Deutsche sind. (Wieso eigentlich nicht Österreicher?)

      Gelten also für Deutsche Argumentationen andere Massstäbe? 😉

    24. hombi Says:

      Interessant, aber Alemanne= Schwabe stimmt so nicht,schon die Römer bezeichneten die Schwaben als Teil- Stamm der Alemannen, teils sogar als eigenen Stamm.
      Die Bezeichnung Schwabe passt also nur zu den württ. und bay. Alemannen, nicht jedoch zu anderen Alemannen in Südbaden, Elsaß, Schweiz usw.

    25. hombi Says:

      @Sonja
      Noch viiiiiiel länger her als diese 12 unrühmlichen Jahre ist die Geschichte mit dem Rütlischwur, den Allemannen, den Germanen,…
      Trotzdem wird genau diese Geschichte von Herr König benutzt, um den Schweizern zu zeigen, dass sie eigentlich Deutsche sind. (Wieso eigentlich nicht Österreicher?)
      Was ist ein Schweizer, was Österreicher, was ein Deutscher? Deutschland ist ein in der Geschichte entstandener Nationalstaat, in dem hauptsächlich germanische stämme leben. Allerdings wurden einige Stämme durch Grenzen zerschnitten:z.B. Friesen, Franken, Baiern oder Alemannen. Die
      dt. Schweizer gehören zu den germanischen Stämmen, aber nicht zum heutigen Nationalstaat.