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Wie viele Deutsche verträgt die Schweiz ? —Imaginärer Offener Brief an den „Deutschschweizer an sich“

  • Wie viele Deutsche verträgt die Schweiz ?
  • Der folgende Artikel ist nicht von mir. Er erreichte mich per Mail, und da ich ihn ausgezeichnet recherchiert und zusammengestellt finde, kommt er auf die Blogwiese. Er ist etwas länger und wird daher auf heute und morgen verteilt.

  • Imaginärer Offener Brief an den „Deutschschweizer an sich“ — Von Ingomar König
  • Liebe eidgenössische Nachbarn!

    Ich kenne die Schweiz nur als Gelegenheitstourist, nicht aber ihr Innenleben. Als der Schweiz wohlgesonnener Nachbar unternehme ich den Versuch, mit provokanten, polemischen und bissigen Worten den Animositäten „des Schweizers an sich“ gegenüber „dem Deutschen an sich“ auf den Grund zu gehen. Dies sollte unter guten Nachbarn erlaubt sein.

    Die heutige Schweiz ist nicht dafür bekannt, fremdenfeindlich zu sein. Das weitgehend problemlose Zusammenleben mit 300.000 Italienern, 350.000 Ex-Jugoslawen oder 160.000 Portugiesen bestätigt dies. 170.000 Deutsche aber sind ein „Reizthema“, das in der Frage eines gewissen Zürcher Massen-mediums kulminiert: „Wie viele Deutsche verträgt die Schweiz?“ Nun könnte man nach dem Motto verfahren ‚Was kümmert es den Mond, wenn ihn ein Hund anbellt?’ und zur Tagesordnung übergehen. Aber ich nehme Euch ernst, denn ich bin besorgt um Euren Gemütszustand, und auch Eure alemannischen Stammesgenossen direkt jenseits des Rheins scheinen irritiert zu sein und fragen sich „Goht’s no?“, wie der Bürgermeister der Basler Nachbarstadt Weil am Rhein im Badischen.

    War es der Rat eines keine drei Kilometer von mir entfernt wohnenden deutschen Ex-Bundeskanzlers an den Ringier-Verlag, einen eidgenössischen Nerv zur Steigerung der Auflage zu treffen? Bei den Deutschen handelt es sich immerhin um Leute, mit deren Land Ihr soviel Aussenhandel abwickelt wie mit Italien, Frankreich, den Niederlanden und England zusammen; aus deren Land so viele Touristen zu Euch kommen, wie aus England, den USA, Frankreich und Italien zusammen. (Natürlich liegt es nur am Wetter und nicht am Image, dass Ihr dagegen Euer nördliches Nachbarland vergleichsweise selten touristisch beehrt.)

    670 km von Eurer Nordgrenze entfernt vernehme ich, dass die Deutschen arrogant und unsympathisch seien. Keine Frage, es gibt solche Zeitgenossen; keine Frage auch, dass sich unter diesen einige in die Schweiz verirren. Probates Mittel dagegen: schickt sie nach Hause! Aber die Deutschen? Ich lese, dass Ihr den Deutschen gegenüber einen Minderwertigkeitskomplex hättet. Eine wirtschaftliche Weltmacht, deren BIP so hoch wie das Russlands ist – habt Ihr sie noch alle? Es liegt wohl in der Natur von Komplexen, keine sachlichen, dafür um so mehr seelische Ursachen zu haben. Ich lese weiter, dass Ihr Euch in Situationen der mündlichen Kommunikation Deutschen gegenüber unterlegen fühltet, dass gar „deutschfeindliche Reflexe (…) zu dieser Deutschschweizer Sprachneurose geführt (hätten)“ (Mathieu von Rohr) und Ihr „Hochdeutsch“ als Import aus Deutschland empfändet (wieso nicht aus Österreich?); und schliesslich: für die Deutschschweizer stelle der Dialekt ein wesentliches Identitätsmerkmal dar, um sich von den Deutschen zu unterscheiden. Alles Euer gutes Recht, aber warum um alles in der Welt wollt Ihr Euch so unbedingt von den Deutschen unterscheiden???

  • Der Dialekt
  • Ich brauche Euch nicht zu sagen, dass Ihr Bärndütsch, Baselditsch, Züritüütsch und andere Varianten des Alemannischen sprecht, ganz zu schweigen vom Walliserdeutschen mit seiner einzigartigen althochdeutschen Flexion und seinem ausgebildeten Genitiv. Ich muss Euch nichts vom Dialektkontinuum erzählen, nichts davon, dass Eure Sprache ein parler transfrontalier ist; dass, von der „Dienschdaa“-Insel Strassburg abgesehen, die „Ziischtig (Zyschtig)“ – Isoglosse bis Hagenau im Elsass, bis kurz vor Baden-Baden, bis in den Hochschwarzwald, bis ins Allgäu und nach Vorarlberg reicht, die „gsii“– Isoglosse bis zum Kamm der Schwäbischen Alb, um erst dort von „gwää“ (gewesen) abgelöst zu werden. Kurzum, das „Schweizerdeutsche“ ist eine Chimäre. Wollt Ihr mit dieser unsinnigen Bezeichnung ein Exklusivrecht auf das Alemannische beanspruchen? Euer Bevölkerungsanteil an Alemannien beträgt 33%, der badisch-württembergisch-bayrische 56%, der elsässische 9%, der vorarlbergische 2,2% (inkl. eines kleinen Stückchens von Tirol), der liechtensteinische 0,1% und der walseritalienische unter 0%. In TV-Auftritten, so weit ich sie gesehen habe, spricht der Schriftsteller Adolf Muschg nicht ohne Grund ausschliesslich von „Mundart“. Es wäre ein Akt der intellektuellen Redlichkeit, wenn Ihr den Begriff „Schweizerdeutsch“ für den Rest der Ewigkeit vergessen würdet.

  • „Hochdeutsch“ zum ersten
  • Wo steht eine der Wiegen des geschriebenen Althochdeutschen? In St. Gallen. Von wo ging die althochdeutsche Lautverschiebung aus, das Kriterium für die Qualifizierung gewisser germanischer Idiome als „hochdeutsch“? Vom hoch über N.N. gelegenen alemannischen (und bairischen) Sprachraum. Welches ist das Gebiet, das als einziges die Lautverschiebung vollständig durchgeführt hat („Kind“ zu „Chind“) und damit allerhöchstes Deutsch spricht? Die Sundgauer Kantone Pfirt, Altkirch, Hirsingen und Hüningen, des weiteren Südbaden, Vorarlberg, Liechtenstein und … die deutsche Schweiz. Wann immer Ihr also Euer Idiom benutzt: ihr sprecht zu 100% hochdeutsch. Ein höheres Deutsch gibt es nicht. „Hochdeutsch“, wer hat’s erfunden …? Die Alemannen – nicht nur, aber auch! Wer spricht das Gegenteil, Niederdeutsch (vulgo: „Plattdeutsch“)? Wi Neddersassen sprekt (kört/snakt/pråtet) nedderdüütsch. Åber Ji Switzerlänners, ji Alemannschen deit jümmers hoochdüütsch spreken. (Wir Niedersachsen sprechen niederdeutsch. Aber Ihr Schweizer, Ihr Alemannen sprecht immer hochdeutsch.)

    (zweiter Teil folgt morgen: Wie die Berner Patrizier im 17. Jahrhundert den Predigern befohlen haben, „sich des affektierten neuen Deutsch zu müßigen“)

    

    41 Responses to “Wie viele Deutsche verträgt die Schweiz ? —Imaginärer Offener Brief an den „Deutschschweizer an sich“”

    1. Herr Köhler Says:

      und der König träumte:

      „Eine Merkel sie zu knechten,
      sie alle zu finden,
      ins Dunkel zu treiben
      und ewig zu binden.“

      hallo, aufwachen, die Sonne scheint (noch).

    2. neuromat Says:

      König Ingomar,

      es gibt Sie eben nicht mehr.

      Ihr neuer Vorgesetzter heisst Franz und hat es mit einem Namen, der in der Sanitärbranche zu Erfolg führen müsste, den Fussball zu Ihro eigentlich namentlichen Nachfolger gemacht. Wenn Sie nun ein neues Volk suchen, Ihr Majestät, oder sollte ich bei der Angabe des Hannoveranischen Wohnsitzes lieber sagen Ihro Matjesfilet, dann schicken Sie Ihre Bewerbung doch nach Venezuela, Santa Ana de Coro, in die ehemalige Welser Kolonie Klein Venedig. Leider hat Ihro Urgrossvater ja das brandenburgische Prachtgebiet St. Thomas seinerzeit verkauft.

      Ich darf Ihnen also Ihro Schreiben zurücksenden und habe mir erlaubt Ihnen einige Dutzend Briefmarken mit einem 100 Franken Schein als Abbild beizufügen, gewissermassen als kleinen Trost.

      Hochachtungsvoll
      Ihro von Bord gegangener Lotse Otto Eduard Leopold

      P.S. Die Zahlungen für die plagiative Verwendung meines Namens als Bezeichnung für ein Schlachtschiff sind bis heute nicht eingetroffen.

      P.P.S. Mensch Ingomar, alter Matjes, lass doch gut sein, Dein Hering.

    3. sylv Says:

      Da bin ich aber gespannt auf den morgigen Artikel,denn die Berner Patrizier haben mich schon immer interessiert:) , erst recht seit ich als circa 7-8 jähriges Meitli, Madame de Meuron begegnet bin, damals DER Inbegriff des langsam austerbenden Patriziertums ( heute ist’s vorallem noch der Familienname der auf ‚höhere‘ Abkunft schliessen lässt). Wirklich gut geschrieben dieser erste Teil.
      Grüessli

    4. jan Says:

      Gott schütze mich vor Sturm und Wind, und vor Deutschen die im Ausland sind.

    5. Martin Says:

      Diesen Artikel sollte man in mindestens einer grossen Tageszeitung veröffentlichen. Das liesse interessante Reationen zu Tage treten 😀

    6. JensK Says:

      @jan, das ist hoffentlich 😉 gemeint

    7. Tellerrand Says:

      Der König hat sicher recht, doch werden begriffliche, linguistische Spitzfindigkeiten ein von vielen Schweizern als real existierendes Problem wahrgenommenes Verhältnis zu den Deutschen nicht aus der Welt schaffen.

    8. Simone Says:

      Genial, ich bin begeistert!!!!

    9. Thomas W. Says:

      Gestern abend lief übrigens auf SAT 1 ein längerer Bericht über Deutsche in der Schweiz. Die Deutschen fanden die Schweiz da eigentlich alle klasse und wollten nie wieder weg und die auf der Straße befragten Schweizer fanden widerum die Deutschen alle klasse (so offen, fleißig, freundlich…) und alle hatten sich ganz doll lieb.
      Nett, ne? Die Schweiz ist also doch ein Idyll!

    10. Peter Says:

      Endlich mal wieder ein kluger Beitrag zu dem unsinnigen umehässelen. Es lebe der Panalemannismus ; )

    11. Chimaera Says:

      Bedarf es dazu noch eines Kommentars =) ??
      Vollste Zustimmung.

    12. Daniel Goldberg Says:

      Die Bauern in der Grenzregion sehen das wohl umgekehrt: Gott schütze mich vor Sturm und vor schweizer Bauern auf deutschem Grund:

      Deutsche Bauern erringen im Grenzstreit um Ackerland einen Erfolg vor Gericht

      Die im Grenzgebiet zur Schweiz lebenden deutschen Bauern haben im Rechtsstreit um Pachtverträge einen Teilerfolg errungen. Nach einem Urteil des Oberlandesgerichts (OLG) Karlsruhe haben deutsche Landwirte bei der Pacht von Äckern auf deutschem Boden Vorrang vor ihren Schweizer Konkurrenten. Nach einem gestern veröffentlichten Beschluss des OLG ist dies auch dann der Fall, wenn das Angebot des Mietbieters aus dem Nachbarland höher ist. In dem Fall ging es um einen Schweizer Landwirt, der auf baden-württembergischem Gebiet 2,05 Hektar Land für einen jährlichen Betrag von 410 Euro gepachtet hatte. Bei dieser Offerte blieben zwei baden-württembergische Bauern mit ihrem niedrigeren Gebot zunächst auf der Strecke. Jetzt bestätigte der 13. OLG-Zivilsenat ein Urteil des
      Landwirtschaftsgerichts Waldshut-Tiengen vom 4. August 2006. Es hatte den Pachtvertrag aufgehoben. Nach Ansicht des OLG bedeutet die Verpachtung an den Bauern aus der Schweiz ein «ungesunde Verteilung von Bodennutzung».

      Ein eidgenössischer Landwirt, der seinen Hof in der Schweiz habe, müsse in Deutschland wie ein «inländischer Nichtlandwirt» behandelt werden.

      http://www.swr.de/nachrichten/bw/freiburg/-/id=1552/kbz7p6/index.html

    13. Zürileu Says:

      Hallo,

      Sorry aber ich verstehe die ganze Aufregung irgendwie nicht. Ihr wundert euch wieso die Schweizer Presse sich über dieses Thema auslässt und ihr rechtfertigt euch in unzähligen Foren zum Thema.

      Wenn ich dann aber im gegenzug auf Bild-Online.de mal eben das Wort „Türkenproblem“ in der Suchfunktion eingebe bekomme ich etwa 20 Seiten die mit Artikel zum Thema beginnen die in etwa so lauten:

      Deutschland hat kein Ausländerproblem, sondern ein Türkenproblem

      Also ist wohl in Deutschland die Ausländerfrage genau die selbe, dort sind es dann halt nicht die Schweizer die als Zielscheibe hinhalten müssen sondern die Türken.

      Also Moralapostel = Fehlanzeige = An die eigne Nase fassen !

      Dazu sollte man das Thema nicht so hochkristallisieren ich denke nicht das die mehrheit der Schweizer ein Problem mit euch hat. Sondern es ist einfach ein im Moment ein beliebtes fressen der Medien.

      lg

      Alain

    14. mambuehl Says:

      ah ja? ist das wirklich immer noch ein thema? die hypes kommen und gehen.. und im norden schlagen sie manchmal als nachwelle nochmals an.

    15. Neuberner Says:

      Wenn der walseritalienische Anteil an „Alemannien“ unter 0% beträgt, dann würde ich gerne mal einen Walseritaliener kennen lernen. 😉

      Ansonsten ist der Text sehr fundiert und die aufgeworfene Frage, warum viele Deutschschweizer sich (beinahe krampfhaft) darum bemühen, die Unterschiede zu „den Deutschen“ hervorzuheben, sie deshalb nicht zu mögen und die ohne Zweifel vorhandenen Gemeinsamkeiten möglichst zu übersehen, ist durchaus berechtigt.

      Rational begründbar sind diese Animositäten bestimmt nicht.

    16. Selma Says:

      Ja, klar, es sind nur die Schweizer, die das Konzept Schweizderdeutsch kennen. Es sind nie die Deutschen, die jeweils sagen „ach, Du kommst aus der Schweiz, das hört man Dir ja gar nicht an. Sprichst Du denn auch Schwizadütsch?“ und dann gleich eine Kostprobe wollen, weil Schwizadütsch ja so niedlich klingt. Es gibt auch keine Blogs über die Eigenheiten der Schweizer/schweizerischen Sprache. Und Sprachen wurden ja schon immer ausschliesslich anhand von Isoglossen definiert…

    17. Thomas Says:

      „Alles Euer gutes Recht, aber warum um alles in der Welt wollt Ihr Euch so unbedingt von den Deutschen unterscheiden?“

      Gute Frage. Gegenfrage: Warum will ein Deutscher kein Franzose sein? Vielleicht wollen wir uns unterscheiden, weil die Entwicklung einer eigenen Identität zur Ausbildung des Menschen, der Kultur und des Staatswesen gehört.

    18. Thomas W. Says:

      @Thomas: Ach, ich denke, es gibt genug Deutsche, die gerne Franzosen wären. Oder zumindest sehr französisch tun. Und hier in München kommen sich auch viele sehr italienisch vor, wenn Sie ihr Eis (=Glace) bei der bulgarischen Bedienung auf Italienisch bestellen. Soll in der Schweiz übrigens ähnlich sein, wie man so munkelt.

      Unabhängig davon: Deutschsprachige Schweizer und Deutsche ähneln sich halt mehr als Deutsche und Franzosen oder Schweizer und Italiener etc. – ob man es wahrhaben will oder nicht. Ja, in einigem sind Schweizer sogar „Deutscher“ als es die Deutschen sind.

    19. Tellerrand Says:

      @ Thomas

      Die Hybris vieler Deutschweizer ist doch, dass sie selbst sich mentalitätsmässig und kulturell ganz nah bei den Italienern wähnen, während sie in Italien von Italienern schnell mal, oh Graus, für Deutsche gehalten werden. Es kompliziert den Sachverhalt, dass selbige Deutschschweizer dafür ihren deutschtönenden Akzent in der Aussprache des Italienischen verantwortlich machen und nicht dieselbe Hüftsteife, die auch den meisten Deutschen zu eigen ist, wenn sie sich auf italienischem Parket bewegen.

    20. Simone Says:

      Hallo Alain,

      sicher heisse ich das „Türkenproblem“ auch nicht für gut und finde allein schon den Begriff diskriminierend. Dank AGG kann man sich neuerdings ganz gut dagegen wehren. Allerdings möchte ich doch anmerken, dass die kulturellen Unterschiede, sofern man sich hier überhaupt auf Pauschalisierungen einlässt, zwischen Deutschen und Türken eher grösser sein dürften als die zwischen Deutschen und Schweizern…
      Allerdings fällt mir spontan die aktuelle Fernsehwerbung für Schweizer Milch auf Kabel 1 ein und von daher komme ich mir hier von Zeit zu Zeit vor wie Tarzan, wenn der direkt aus dem Dschungel auf die Alm springt.

    21. Frank Says:

      @Thomas W.: Wenn es doch nur italienisches Eis in der Schweiz gäbe…

    22. mare Says:

      Wenn der Schweizer sein gefärbtes Schriftdeutsch spricht, machen sich eben doch viele Deutsch lustig (s. Selma), und dann heisst es zusätzlich, das sei eben steife Schriftsprache und nicht locker gesprochene Sprache, man macht sich also nochmal lustig. Wenn er Dialekt spricht, wird man (zu Recht) ärgerlich, weil man ihn nicht versteht. Manchmal habe ich wirklich das Gefühl, man könne reden, wie man wolle, es sei nicht recht. Was Hoch- und Niederdeutsch heisst, weiss man auch, aber in der allgemeinen Bedeutung des Wortes ist mit „Hochdeutsch“ eben schon die Schriftsprache- ob mündlich oder schriftlich- gemeint, die eigentlich der überregionalen verständigung dienen sollte und weder zu ausgesprochene süddeutsche/schweizerische noch österreichische noch norddeutsche Ausdrücke verwenden sollte. Es wäre dann so eine Art „lingua franca“ des Deutschen Sprachraums.

    23. Nessi Says:

      hochinteressant dieser artikel.
      warum wir nicht deutsche sein wollen? ich habe (vorallem früher) oft erlebt, dass ich im aussland wegen meiner sprache für eine deutsche gehalten wurde, was die einheimischen dann zu einer eher ablehnenden haltung bewog. wenn ich dann sagte ich sei aus der schweiz, hiess es „ahh switzerland“ und die menschen wurden augenblicklich freundlich und zuvorkommend.
      das zeigt, dass dieses „nicht deutsch sein wollen“ nicht aus einer ablehnung von seiten der schweiz resultiert, sondern vielmehr eine reaktion darauf ist, im aussland als schweizer willkommener zu sein.
      bin ich die einzige die solche erfahrungen gemacht hat ??

    24. Ginger Says:

      @zuerileu
      ich denke, dass es überall auf der welt ein ‚ausländerproblem‘ gibt, irgendwie. und wir sind ja nun mal auch alle fast überall auf der welt ausländer – eben nur im eigenen lande nicht.
      zum ‚türkenproblem‘ noch folgendes:
      es ist ein unterschied, ob ein ausländer (egal wo er ausländer ist) einfach nur aus einem anderen land kommt, aber dem gleichen kulturkreis angehört oder ob es neben dem pass und der sprache auch noch grundsätzliche gesellschaftliche/kulturelle/religiöse unterschiede gibt.
      gibt es in deutschland probleme mit engländern, schweden, schweizern, franzosen, spaniern, amerikanern (ausser mit bush)…..? nein!
      gibt es probleme mit türken oder allgemein muslimen? ja!
      gibt es probleme mit ‚modernen‘, sprich ‚westlichen‘ türken? nein!

      probleme mit ausländern entstehen meist aus einem angstgefühl heraus: angst vor dem anderen, angst vor dem mir unbekannten. und wie bekämft man angst? flucht oder kampf! gaaaaaanz alte regel, wurde vor ca. 2 mio jahren aufgestellt und nie revidiert 😉 fliehen aus dem ‚eigenen‘ land ist nicht so wirklich eine alternative, also kämpft man: mit worten, mit blicken, mit gesten und leider auch manchmal mit brutaleren mitteln.
      das ist sehr traurig und für die betreffenden auch ein armutszeugnis.

      eigenartig bis peinlich finde ich dieses polemische und plakative ausländerrumgehacke innerhalb des gleichen kulturkreises deshalb um so mehr.

      aber mal ehrlich: dieses schweiz gegen deutschland zeigt ja nur wie gut es uns geht und wie wenig sorgen wir in wirklichkeit haben, wenn das unser grösstes problem zu sein sscheint.
      wie problemlos ist wohl das leben von zürchern und baslern – die brauchen noch nicht mal deutsche, um sich gegenseitig zu foppen.:-)

    25. Simone Says:

      Kleiner Nachtrag:
      Ich poste einen und denselben Beitrag nicht in mehreren Foren…

    26. rira Says:

      @Nessi

      Nein, da bist du nicht die einzige ueberhaupt nicht^^
      Fast alle aus meinem Freundeskreis haben schon mal sowas erlebt.

    27. Thomas W. Says:

      @Nessi: Ich stell mir gerade vor, wie das praktisch abläuft:
      Ein Schweizer ist im Ausland und wird unhöflich behandelt. Da sagt er/sie zum Kellner: „Excuse me – I think I am mistaken by you for a German. But I am not German but Swiss – so please be nicer to me!“

      Jetzt weiss ich zumindest, warum es so viele Taschen, Geldbörsen, Mützen, Anhänger etc. mit dem Schweizerkreuz gibt – dem versteckten Zeichen also für: „Bitte behandele mich gut, denn ich könnte ja ein Schweizer sein!“

      Aber ganz im Erst, wenn das funktioniert, werde ich als Deutscher mich bei meinem nächsten Auslandsbesuch, z.B. in Zürich, auch mal als Schweizer bezeichnen. Mal sehen, ob ich dann netter behandelt werde… Aus Tarnungsgründen werde ich dann sagen „Krützi, ich bin auch ein Schweizer Landsmann, genau so wie Sie, Frau Kellnertochter, oder so! Also, ich kriege dann einen Kaffee, zack, zack!“
      Antwort der Serviererin „Ja nu, ei verbibbsch, eindlich mal een Schweizer, den ich auf Anhieb verstehe, da fühl ich mich ja gleich wie daheim in Görtlitz! Aber sofort der Herr!“

      @Frank: Aber dafür gibt es doch das frische Mövenpick-Packungseis, das sowieso viel besser ist als alles italienische Eis, wie ich durch die Schweizer im Blogwiese-Forum gelernt habe. Denn italienisches Eis mögen ja die Deutschen, und da kann es nicht gut sein.

    28. Peter aber nicht DER Peter Says:

      doch Nessi

      Geht einem Österreicher oft auch so….Unser Französisch oder Englisch klingt oft (vorallem nach der Schule ohne Training) wie von Deutschen gesprochen und man wird dementsprechend kategorisiert. Dann gibt man sich aber als Österreicher zu erkennen und man wird viel freundlicher aufgenommen. Gerade zBsp in E, F oder I. Oft sind es nur Einzelfälle aber doch bezeichnend: In der Normandie: Campingplatz voll, wir rein und fragen auf französisch: Sie: Nein, wir sind voll….plötzlich fragt sie wo wir her sind…..“Aha, les autres chiens“…..“oui“…da findet sich sicher ein Platz…..dann Kennzeichen und welches Auto….“ahhh Citroen.“ Schon war alles iO.

      Gerade die älteren Generationen haben oft kriegsbedingt noch Probleme mit Deutschen – Österreicher und Schweizer habens dann oft leichter (obwohl zumindest Österreich auch nicht gerade unbeteiligt war).

      Bei jüngeren sehe ich aber die Antipathien weniger stark ausgeprägt.

    29. neuromat Says:

      Erst jetzt kann ich mich wieder melden. Notfallmässig hatte ich mich psychiatrisch untersuchen lassen, da ich offensichtlich seit Jahren unter Trugwahrnehmungen (Schweizerdeutsch ist ein Schimäre) leide. Man konnte mich beruhigen. Es gibt das Schweizerdeutsch tatsächlich – alles keine Einbildung.

      Mir gefallen einige stilistische Elemente an der königlichen Abfassung überhaupt nicht. Formulierungen wie „unter guten Nachbarn sollte das erlaubt sein“ , „Alles Euer gutes Recht, aber warum nur“ halte ich persönlich in diesem Zusammenhang für eine bedenkliche Rhetorik. Ich wüsste nicht, welche entrüsteten Reaktionen es gebe, würden zum Beispiel Holländer in dieser Form mit Deutschen kommunizieren. Und dann den gut väterlichen Ratschlag: „Probates Mittel dagegen“ … Da fällt mir die alte Fernsehreklame ein: „Wir wissen nicht was, was dieser freundliche Despot empfiehlt, wir raten zu Togal.“

      Möglicherweise gibt es ja noch ein ganz anderes Problem. „Wie viele Auswanderer verträgt eigentlich Deutschland?“ – Wie konnten wir lesen: „War es der Rat eines keine drei Kilometer von mir entfernt wohnenden deutschen Ex-Bundeskanzlers…“ Hatte Angela ihn angerufen und gesagt, Du Helmut, die wandern alle aus und er hat geantwortet, ich heisse eigentlich Gerhard, aber ich will mal gucken was sich da machen lässt. Vielleicht lesen wir ja schon bald mehr hierüber .. das Weekend ist ja noch lang.

    30. res Says:

      @Nessi

      Habe ähnliche Erfahrung in England gemacht. Die deutschen Studenten wurden von Engländern verprügelt. Als Schweizer war man da fein raus.

    31. Ostwestfale Says:

      Auf der Blogwiese wurde ja schon gelegentlich die Frage diskutiert, inwiefern man Schweizerdeutsch als eigene Sprache betrachten könnte. Dazu wurde dann Holland als Vorbild und Vergleich herangezogen. Ich denke dazu, dass Schwiizerdütsch einmal durchaus das Zeug zur eigenständigen Sprache hätte – das Problem scheint mir aber, abgesehen von der mangelnden Standardisierung, u.a. auch darin zu liegen, dass es dem Standarddeutschen viel näher ist als es das Niederländisch der Niederländer ist. Diese Nähe fiel mir auf als ich kürzlich ausgiebig in den Sendungen des Schweizer Rundfunks stöberte. Als standarddeutscher Muttersprachler konnte ich dabei vom Schwiizerdütsch so ungefähr zwischen 5 und 60% verstehen – nicht wortwörtlich, aber doch zumindest sinngemäss.
      Beim Niederländisch komme ich dabei, so sehr ich mich auch anstrenge, auf bestenfalls 5%, und das sind auch nur einzelne Worte und keine kompletten Sätze. Wäre ich im Rheinland aufgewachsen oder hätte ich noch Plattdeutsch gelernt wäre die Quote sicherlich deutlich besser, aber ich kann eben nur Standdarddeutsch und das scheint, zumindest für mich, dem Allemannischen, bzw. dem Schwiizerdütsch viel näher.

    32. Luise Says:

      @res:

      Na super, und der ein oder andere Schweizer prügelt dann noch verbal hinterher… Will ja jetzt nicht in Selbstmitleid versinken, aber das, was du, Nessi, Peter und andere berichten, macht mich schon irgendwie traurig. Hab das selbst auch schon erlebt, dass man uns als deutscher Jugendgruppe im Sprachaufenthalt in England „Heil Hitler“ hinterhergerufen hat, Gott sei Dank haben sich meine negativen Erfahrungen bisher allerdings darauf beschränkt. Zumindest dachte ich das, weiß ja nicht, wieviele Zelt-, Sitz- und sonstige Plätze mir allein aufgrund meiner Nationalität in meinem Leben schon verwehrt blieben…

    33. aquado Says:

      Die Deutschen scheinen nur in Europa nicht sonderlich gemocht zu werden. Verlässt man diesen Kontinent, muß man manchmal schon erröten, wieviel Admiration und Anerkenntnis einem als dt. Staatsbürger widerfahren können.
      Europa ist eben nicht Maßstab der Welt.

    34. Lieschen Müller Says:

      Danke, liebe Schweizer, für Eure immer amüsanten Kommentare. Ich stelle sie mir immer gesprochen vor, dann wirkt es noch erheiternder.

      Noch ein Schwank aus dem Leben. Gestern durfte ich im Zug von Bern nach Zürich mit anhören was wirkliche Arroganz bedeutet. Ich meine nicht die, die Eurer Meinung nach ja jedem Deutschen zu eigen ist und wohl eher der Gruppe der kollektiven Wahrnehmungsverzerrungen zuzurechnen ist.

      Auf „schimärenteutsch“ (Danke, Herr König, für die Bereicherung meines Wortschatzes!) bezeichnete da der eine (Marke Schnösel, angehender Student, Schweizer aus dem Kanton Zürich) seine unmittelbaren Nachbarn (Durchschnittsberner) als, ich zitiere, „ungebildetes Bauernpack“, die ihn nicht beim Telefonieren stören sollen. Und zwar so direkt, vehement, ungerührt, arrogant, dass ich als Norddeutscher zugeben muss, in Sachen Arroganz könnte ich doch noch von dem einen oder anderen Eidgenossen etwas lernen.

      Und siehe da: sind gerad keine Deutschen zur Hand, tut es sogar der Eidgenosse aus einem anderen Kanton.

    35. Schnägge Says:

      Die Schweizerdeutschen Dialekte gehörten historisch-linguistisch zu den hoch- und höchstallemannischen Dialekten, die sowohl diesseits als auch jenseits der Schweizer-Deutschen Grenze gesprochen werden. „Schweizerdeutsch“ ist im linguistischen Sinne also keine eigene Sprache, da hat der gute Ingomar Recht.

    36. mountainfreak Says:

      @ aquado

      Du sprichst mir wirklich aus der Seele. Als Norddeutscher, der sowohl für norddeutsche als auch etliche bayerische (für viele Hamburger eben auch schon Ausland wie z.B. Schweiz) und seit drei Jahren für ein Schweizer Unternehmen sehr viel in der Welt unterwegs ist, erlebe ich genau das von Dir erwähnte, nämlich eine Hochachtung gegenüber Europäern, speziell Deutschen und Schweizern und auch Österreichern, und das betrifft Kultur genauso wie Technik oder die Wirtschaft. Und ich sage Euch Leute, ein Inder oder ein Chinese macht keine Unterschiede zwischen Schweizern oder Deutschen, was das betrifft.

      Viele der hier angeführten Argumente, die so sehr darauf bedacht sind, die Deutschen von den Schweizern auch im kleinsten Detail zu unterscheiden, zeugen für mich nur vom mangelnden Blick über den Tellerrand oder mangelnder Toleranz.

      Letztendlich wird das Thema „Zuzug von Ausländern“ in allen entwickelten Wirtschaftsmächten in der Zukunft immer Thema bleiben im Zuge weiterer Internationalisierung und man sollte sich lieber offen damit auseinandersetzen, statt zu versuchen, sich mehr abzugrenzen.

      Einen schönen Sonntag noch…

    37. Bülacheraner Says:

      @Nessi:

      Ich muss dir, als Deutsch-Bülacher der vorher in Spanien lebte, vollkommen Recht geben: In vielen Ländern spürt man sofort eine gewisse Ablehnung, wenn man sich als Deutscher outet (was sich besonders in südlichen Ländern natürlich schwer vermeiden lässt).

      Auch, aber nicht nur, aus diesem Grund wollen viele Deutsche im Grunde ihres Herzens wohl auch nicht mehr wirklich Deutsche sein. Um es mit einem Zitat hier aus dem Forum zu sagen: „Als Deutscher ist man irgendwie immer das Arschloch“.

      Mir selbst ist es früher schon häufiger passiert, dass ich irgendwo in Urlaub war und dachte: „So, hier treffe ich jetzt aber sicher keine Deutschen“, und dann saß ich mitten im Death Valley (Wüste in Nevada/Kalifornien) als einziger Gast in einer Motel-Bar und direkt neben mich setzen sich 3 Ossis!

    38. aquado Says:

      Wieviele Deutsche verträgt die Schweiz?

      „Weniger wohlgelitten sind mitunter die ausländischen Arbeitskräfte, die in letzter Zeit zunehmend Ziel chauvinistischer Hetze wurden.
      Diese fremdenfeindliche Bewegung ist besonders verwunderlich, da die Schweiz nicht nur alljährlich mehr Touristen als Einwohner beherbergt und von ihnen profitiert, sondern weil sie immer als Musterbeispiel des problemlosen, harmonischen Vielvölkerstaates galt.“

      Zitat aus einem Länderlexikon über die Schweiz aus dem Jahr 1985

    39. vif Says:

      Aquado hat schon recht, die Deutschen werden in all den Ländern geliebt welche Juden hassen oder dankbar sind für die eine oder andere Genozidlektion.

    40. Christian (der Andere) Says:

      @neuromat: Schimäre? Bist du dir sicher, dass du nicht Schindmäre meinst? Natürlich kann jemand sich ein Gattungsbegriff ausdenken, in Schweizerdeutsch nennen und im allemannische Mundarten zuordnen – soweit so gut.

    41. ein -ic, der kein jugo ist :-) Says:

      „350.000 Ex-Jugoslawen …“ was bedeutet ex-Jugoslawen bitte?

      Vor allem sollten die Journalisten ENDLICH nach 17 Jahren nicht mehr in fast allen Kriminalberichten PAUSCHAL von sog. ex-Jugoslawen (im Volksmund “Jugos” genannt) sprechen. Mittlerweile ist Slowenien EU-Mitglied, Kroatien ist auch auf dem Weg… Wir alle wissen eigentlich wer (vor allem) mit Drogen dealt “Probleme” verursacht und gewalttätig ist, man redet aber immer noch von ex-Jugoslawen. Es ist erstaunlich warum NIE die Rede war/ist von ex-UdSSR oder von ex-Tschechoslowakei, also bitte die Täter/Fakten immer beim Namen nennen. Wenn ein Kriminaltat von einem XYZ begangen wurde, soll es richtig heissen “… XYZ … Bürger von Slowenien oder Kroatien oder Bosnien oder Serbien oder Kosovo oder Mazedonien oder China oder Japan oder … nicht einfach XYZ der ex-Jugoslawe :-)”. Ansonsten haben leider die Ur-Schweizer (bitte nicht alle; nur diejenigen, welche keine Bildung bzw. Ahnung von Geschichte haben), keine Chance zu unterscheiden! Sorry … dies mus immer wieder gesagt werden.