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Kein Betreibungsamt, dafür aber eine Datenkrake — Fragen Sie doch einfach die Schufa

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Da es in der Deutschland keine Betreibungsämter gibt, kann man folglich auch keine Betreibungsauskunft bekommen. Diese Lücke füllt eine andere Institution, genannt „Schufa“, die „Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung“.

  • Bitte noch die Schufa-Klausel unterschreiben
  • Die Schufa ist eine riesige Datenkrake, die jeden Menschen in Deutschland automatisch erfasst, der ein Girokonto haben möchte, einen Handyvertrag, einen Autokredit usw. Immer heisst es dann: “unterschreiben Sie bitte hier noch die Schufa-Klausel, dass Sie mit der zentralen Erfassung ihrer Daten einverstanden sind“, und schon ist man erfasst. Ab jetzt können andere abfragen, ob Sie denn auch in der Vergangenheit ihre Kredite immer brav bezahlt haben. Wenn Sie sich weigern, diese Klausel zu unterschreiben, werden Sie einfach kein Kredit erhalten, mitunter nicht einmal ein Girokonto, die Banken sind da ziemlich empfindlich in Deutschland.

  • Vor Weihnachten einen schnellen Kredit
  • Die zentrale Schufa kann allerdings auch sehr praktisch sein. So habe ich vor Jahren mal am Samstag vor Weihnachten kurz vor Geschäftsschluss noch schnell einen PC gekauft, den ich nicht gleich bar sondern in fünf Monatsraten verteilt bezahlen wollte. Der Mensch an der Kasse nahm meine Daten auf und startete , damals via Modem, eine Schufa-Anfrage. Es lag kein negativer Eintrag gegen mich vor, und schon hatte ich diesen Kleinkredit schnell und unbürokratisch bekommen.

  • „Tod eines Handlungsreisenden“ kennen alle
  • Eine Schufa-Auskunft kann in Deutschland gegen Geld fast jeder einholen, der behauptet, etwas über Sie wissen zu müssen. Lebensversicherungen fragen bei Vertragsabschluss grundsätzlich bei der Schufa nach, ob der zukünftige Kunde nicht zufällig überschuldet ist und nun seine Familie via Selbstmord sanieren möchte. Die haben eben alle „Tod eines Handlungsreisenden“ von Arthur Miller gelesen oder die Verfilmung „Death of a Salesman“ mit Dustin Hoffmann (1986) gesehen, in der exakt dieses Szenario vorgeführt wird.
    Death of a salesman als Video bei amazon.com

  • Ist der neue Freund der Tochter auch kein Betrüger?
  • Es haben schon Bank-Mitarbeiter auf diese Art und Weise nachgeforscht, ob der neue Freund der Tochter auch „sauber“ ist und nicht vielleicht jede Menge Schulden am Hals hat. Wenn die Schufa in Deutschland nach Ihren Daten angefragt wird, bekommen Sie übrigens eine Nachricht. Sie erfahren nicht, wer da gefragt hat, aber dass gefragt wurde.

    Das Recht auf Selbstauskunft
    Selbstverständlich können Sie auch jederzeit ihre Daten bei der Schufa selbst einsehen.
    Bei der Schufa bekommen Sie unentgeltliche Selbstauskunft jedoch nur, wenn Sie persönlich in einer der 13 regionalen Geschäftsstellen erscheinen. Vertreten ist die Organisation in Hamburg, Bremen, Berlin, Hannover, Bochum, Düsseldorf, Köln, Frankfurt/Main, Leipzig, Mannheim, Saarbrücken, Stuttgart und München. Telefonnummern und Öffnungszeiten der einzelnen Niederlassungen finden Sie auf der Verbraucher-Kontaktseite der Schufa. Alternativ dazu können Sie Ihre Selbstauskunft über ein Online-Formular (…) bestellen.
    (Quelle: akademie.de)

  • Und wenn nun einer so heisst wie Sie?
  • Nach 3 Jahren sollten die Daten gelöscht werden. Aber es soll Leute geben, die heissen zufällig gleich, und sind am gleichen Tag im gleichen Ort geboren. Sie meinen, das kommt selten vor? Allein in der kleinen Universitätsstadt Freiburg im Breisgau finden sich auf Anhieb 12 Menschen mit dem Namen „Peter Müller„. Stimmen nun noch der Geburtsort und der Geburtstag überein, dann fängt es an, lustig zu werden. Denn macht nun der eine “Peter Müller” Schulden, dann kann der zweite “Peter Müller” keinen Kredit bekommen, wahrscheinlich wegen einer Verwechslung bei der Schufa-Auskunft.

  • Es gibt keinen „Heimatort“ in Deutschland
  • Einen „Heimatort“ wie die Schweizer kennen die Deutschen nicht. Eindeutig wird man in Deutschland durch die Kombination von Name, Vorname, Geburtsdatum und Geburtsort. Letzteres ist schlichtweg der Ort, in dem Sie zur Welt gekommen sind. Dort liegt auch das Original ihrer Geburtsanzeige im Standesamt, von der Sie bei Bedarf eine Version anfordern können, z. B. um einen Pass zu beantragen.

    Die Schufa kann also zum Problem werden für Leute mit Allerweltsnamen. In einem Land mit 82 Millionen Einwohner kommt das häufiger vor, dass Menschen gleich heissen. Als noch die Telefon-CD mit einer Suchfunktion für ganz Deutschland existierte, ergab die Suche nach „Helmut Kohl“ gleich 50 Fundstellen von Menschen, die so heissen wie der Alt-Bundeskanzler, und nur einer wohnte in Oggersheim. Ein paar davon auch mit Doktortitel. Fast niemand ist einzigartig in Deutschland.

    Bei insgesamt weit über 350 Millionen Eintragungen bleibt es außerdem nicht aus, dass sich völlig unzutreffende Datensätze in Ihre Unterlagen einschleichen. Unter dem Motto „Computer sind auch nur Menschen“ räumt sogar die Schufa selbst ein, dass sie nicht unfehlbar ist und es „schon mal zu einem Fehler kommen kann“.
    (Quelle: akademie.de)

  • eBay überprüft Identitäten mit der Schufa
  • Wer bei eBay neu einsteigen möchte, muss selbstverständlich ehrlich und genau seine kompletten Daten wie Anschrift, Geburtsdatum und Adresse angeben. Es wird dann sofort online von eBay bei der Schufa überprüft, ob diese Kombination von Daten plausibel ist, und freilich auch, ob sie nicht schon überschuldet sind, bevor ihre neue Käufer- oder Verkäuferidentität dort freigeschaltet wird.

  • Identitätenklau bei eBay, trotz oder wegen der Schufa
  • Wissen Sie alle diese Daten von dem alten Mütterchen, dass bei Ihnen im Haus zwei Etagen höher wohnt und bisher ohne PC und Internet lebt, dann könnten Sie sich damit in Deutschland problemlos bei eBay eine zweite Identität zulegen. Natürlich ist das illegal, aber immer wieder klagen Betroffene, die durch diesen „Identitätenklau“ geschädigt wurden. Sie erhalten Mahnungen und Anrufe, dass die von ihnen bestellte Ware endlich bezahlt werden soll, und merken erst nach und nach, dass jemand anders in ihrem Namen bei eBay Dinge gekauft hat, die er nie bezahlte. Lieferung per Abholung beim Parcel Service, der die Zustelladresse nicht finden konnte. Die Dienste der Schufa können also auch einfach für kriminelle Zwecke genutzt werden.

    [Morgen: Identitätenklau leicht gemacht — Vielleicht sind Sie ja ein ganz anderer?]

    

    9 Responses to “Kein Betreibungsamt, dafür aber eine Datenkrake — Fragen Sie doch einfach die Schufa”

    1. renegade Says:

      Hi Purzel Jens 😉

      Bist du sicher, dass nach 3 Jahren der Schufa-Eintrag gelöscht wird? Meine Kundenberaterin von einer Bank sagte mir, dass diese Daten nicht gelöscht werden, damit man auch die Zahlungsmoral nachvollziehen kann.

      Selbst wenn fälschlicher Weise Daten zu einer Person erfasst worden sind, soll es sehr schwierig sein diese zu löschen.

      [Antwort Admin:
      Hi Purzel Renegade
      Nein, ich bin nicht sicher, aber ich glaube fest an das Gute im Menschen, auch bei der Schufa. Es ist übrigens ein Gerücht, dass man einen Schufa-Eintrag erhält, wenn man den Schufa-Eintrag verweigert: „Hat den Schufa-Eintrag verweigert“. Hoffe ich jedenfalls.]

    2. wolfi Says:

      so jens

      etwas mühsam heute morgen, hier „durchzukommen“ ;-).

      zur schufa. ich staunte nicht schlecht, als ich vor ca. 2 jahren eine selbstauskunft einholte und ein kredit von mir noch vermerkt war aus dem jahr 1983.
      damals, im zarten alter von 20 musste ich unbedingt einen bmw haben und habe einen kredit über 6.000 DM von der bank aufgenommen, vorzeitig zurückgezahlt nach ca. 6 monaten.

      ich bat damals um löschung dieses 20 jahre alten eintrags, hatte seither auch nie wieder irgendwelche kredite aufgenommen. dank deines beitrages werde ich mal wieder eine auskunft einholen, bin gespannt….

    3. Stefan R Says:

      irgendwie dünkt mich „Schufa“ eine unlogische Abkürzung, denn die „Kreditsicherung“, also der Hauptzweck wird gar nicht erwähnt und im ersten moment, als ich diese Abkürzung gesehen habe, dachte ich an „SCHUlden FAlle“. weiss auch nicht wieso

      Gute Nacht

    4. Sandra-Lia Says:

      Nun, ich find die Sache hat zwei Seiten. Zum einen ist ein Betreibungsamt (SIC) natürlich ein Amt, und die müssen ganz anders arbeiten. Zudem kann man ja seine Schuld in der Schweiz bestreiten, und einen Rechtsvorschlag erheben. Damit hat man zwar den Eintrag nicht weg, aber er fällt dann nach einem Jahr raus, wenn der Eintreiber nicht beweisen kann, (vor Gericht), dass man ihm was Schuldet.

      Das find ich den grössten Nachteil an der Schufa. Da könnte man schon eingetragen werden, wenn man gar nix falsch gemacht hat.

      Zudem find ich es absurt, dass jeder über den anderen die Info bekommt, aber ne Selbstauskunft schwer zu erhalten ist.

      Nun, seis drum. Ich sehe an beiden Systemen vor und Nachteile.

    5. Daniel Says:

      Ganz richtig ist es nicht, dass es in Deutschland keine „Betreibungsauskunft“ bekommt. Man kann beim Amtsgericht an seinem Wohnort einen Auszug aus der Schuldnerliste (in der die beim jeweiligen Vollstreckungsgericht geleisteten eidesstattlichen Versicherungen und ergangenen Haftbefehle zur Erzwingung derselben eingetragen sind) für sich beantragen. Das akzeptieren dann in der Regel auch Schweizer Vermieter, die unbedingt eine – als solche nicht existente – Betreibungsauskunft eines Deutschen haben wollen.

    6. Gebrauchte Lebensversicherung Says:

      Weiß jemand ob es stimmt, daß es schon reicht sich bei der z.Bsp. Telefonrechnung ein, zweimal mahnen zu lassen und schon hat man einen Schufa-Eintrag!?

    7. Patrik Says:

      Interessanter Beitrag. Einerseits sehe ich die Problematik, dass bei einer solchen Schufa jeder und jede Person bis ins kleinste Detail fischiert werden kann. Andererseits sehe ich als KMU Betreiber und ehemaligen Betreibungsbeamten auch die Kehrseite. Hier in der Schweiz haben wir eine regelrechte Wellness Zone für Betrüger und konsequente Nichtzahler. Eine Betreibung führt bei solchen Menschen kaum zum Erfolg, da diese bereits seit Jahren die diversen Gesetzeslücken systematisch ausnutzen. So kann z.B. ein Schuldner sämtliche Besitztümer an einen Bekanten oder Verwandten übertragen und frohen Mutes weiter konsumieren. Die Verlustscheine stören dann kaum noch. Mir ist z.B. ein Fall bekannt, wo eine Privatperson einen Schuldenberg von 14 Mio. Schweizer Franken angehäuft hat, aber dennoch lebt wie ein König. Dies ist nur möglich, weil unser Gesetz keine Strafe bei absichtlicher Schuldenansammlung ausspricht. Auch die Tatsache, dass die Einsicht in das Betreibungsregister nur mit grossem administrativem und finanziellem Aufwand erfolgen kann und das Betreibungseinträge nach 5-Jahren automatisch gelöscht werden, verhindert die nötige Transparenz. Die Abfragen in privaten Schuldnerdatenbanken (Creditreform, Intrum Justitia) sind zwar eine Alternative, doch die Daten sind natürlich nur so aktuell, wie Fälle von Mitgliedern gemeldet werden. Ausserdem sind die Konditionen für eine Mitgliedschaft für viele Kleinunternehmen einfach zu hoch. Generell bin ich auch für einen Datenschutz. Doch wenn Kriminellen dadurch freie Bahn gewährt wird, verzichte ich lieber auf diesen Datenschutz.

    8. H.Claussen Says:

      Können Schulden in der Schweiz in Deutschland eingetrieben werden? Wenn ja, wie?

    9. Steffen Hatko Says:

      Sehr informativer Artikel zum viel diskutierten Thema „Schufa Eintrag löschen“. Wenn es erst einmal zu einem negativen Schufa Eintrag gekommen ist, bleibt dieser in der Regel 3 Jahre bestehen, selbst wenn die zu Grunde liegende Schuld bereits beglichen wurde. Die Speicherung des Eintrags bei der Schufa sorgt nicht nur für eine Verschlechterung der persönlichen Bonität, sondern kann in Folge dessen auch zu Ablehnungen bei Kredit-Beantragungen oder bei Vermietern führen.