Das freute den gefreuten Gefreiten — die gefreute Sache
Auch nach 6 Jahren in der Schweiz (ja ja, am 1. November sind wir unbemerkt in ein neues Jahr gerutscht) kann es uns immer noch passieren, dass wir im Tages-Anzeiger einen völlig neuen und doch irgendwie bekannten Ausdruck entdecken. Das reut uns, will sagen, das „freut uns“, denn die Sache, die wir lasen, war schon vorgefreut freundlich:
Wir lasen im Tages-Anzeiger vom 6.11.06:
und fanden gleichfalls im Tages-Anzeiger Online:
Wenn daraus 270 km werden, weil nur 13 kg Gas reingehen, ist das gerade beim derzeit noch dünnen Tankstellennetz keine gefreute Sache.
(Quelle: Tages-Anzeiger)
Zugegeben, der letzte Beleg ist schon etwas älter. „Gefreute Sachen“ fanden sich aber gleichwohl noch an 166 Mal weiteren Stellen bei Google-Schweiz.
Aber es gibt auch andere gefreute Dinge.
„In dem Sinne wünsche ich allen eine gefreute Zeit ihn Biel.“
(Quelle: bijou.ch)
Oder
Es sei auch deutlich geworden, dass die Bildungskommission eine gefreute Kommission sei.
(Quelle: Tages-Anzeiger)
Und siehe, ein erfreulicher Blick in unseren Duden verrät uns, was für ein angenehmes Wort wir da soeben gelernt haben:
gefreut (schweiz.): erfreulich, erwünscht, angenehm: gefreute Leute; die Familienverhältnisse sind nicht sehr gefreut.
(Quelle: duden.de)
Ob es also beim Militär auch gefreute Gefreite gibt ? Oder gefreite Gefreute?
Es wird Zeit, den Staub von Grimms Wörterbuch zu pusten und mal nachzusehen, wie lange schon gefreut wird:
GEFREUT, part. zu sich freuen, alem. als adj. gebräuchlich: ungefreut, still, finster, ein ungefreuter mensch. STALD. 2, 516 (mhd. Helmbrecht 1655). auch von dingen, wie fröhlich, froh machend: ein gefreutes gut, angenehmes landgut, ein ungefreuter mensch, mit abstoszendem betragen STALDER 1, 398, vgl. TOBLER 219b; sie .. würden lieber klein und gfreut, als wolfeil und breit eingekauft haben. FELDER sonderl. 1, 50.
(Quelle: Grimms Wörterbuch)
„Alemannisch als adjektiv gebräuchlich“, also eindeutig Süddeutschland / Schweiz spezifisch. Das Gegenteil von ist „ungefreut“, und so werden vom SAC-Bern die Schneeverhältnisse beschrieben:
Die Wetter- und Schneeverhältnisse sind derart ungefreut, dass wir auf etwa 2600 Metern den „Übungsabbruch“ beschliessen.
(Quelle: sac-bern)
Immerhin kein Unterbruch der da als Entscheid gefällt wurde.
November 8th, 2006 at 9:05
Heute ist ja der 8. November; also nicht gerade die Hochburg des Adjektivs „gefreut“. Mein Tipp: „Ende Jahr“ abwarten und nach „gefreutes neues Jahr“ googeln.
„eine gefreute Sache“ kann man auch einfacher haben: „etwas Gefreutes“! Das Substantiv „Gefreutes“ verwendet man eher im Dialekt. Dennoch findet man folgende Aussagen (in Klammer Anwendungsbeispiel, für die, die noch nie sowas gehört haben) beim Googeln:
– (Ich wünsche dir am neuen Arbeitsort) „viel Gefreutes“! oder
– (Der Anblick, der sich nach dem Wirbelsturm bot, war) „nichts Gefreutes“.
Dieses Wort scheint aber eher eine moderne und vor allem gesprochene Kreation zu sein. Denn Grimms Wörterbuch erwähnt „Gefreute, n.“ in keiner Weise.
Mich erstaunt, dass „der Unterbruch“ und „der Entscheid“ ihren Weg ins Standarddeutsch nicht gefunden haben und immer noch „nur“ Helvetismen sind. Auf Deutsch wird das Stamm-Substantiv, allenfalls mit anderen Vorsilben, auch in dieser „schweizerischen“ Weise gebraucht und man sagt ja nicht z.B. „die Abbrechung der Expedition“, „die Wasserleitungsbrechung“, „die positive Bescheidung“. Aber Sprache ist halt keine exakte Wissenschaft.
November 8th, 2006 at 9:49
FREUDE!! Errinert an Dölfi („Freude herrscht“ – immer positiv war er) Ogi (SVP), der Bundespräsident im Jahre 2000. Ein toller Mensch!
„Viel Gefreutes“ (am neuen Arbeitsplatz) – nie gehört.
Fiona
November 8th, 2006 at 11:48
Ist irgendwie sympatisch. Ganz das Gegenteil finde ich den Begriff „bespassen“ der neuerdings im deutschen Fernsehen des öfteren höre (das erste mal so etwa vor einem Jahr). Gebraucht im Sinne von „ein Kind bespassen“ weil das ja bespasst werden muss, wie Blumen gegossen. Grausam. Spass hat man MIT dem Kind.
November 8th, 2006 at 13:25
@Phipu
Im deutschen Raum heißt es numal „der Abbruch“ und „die Unterbrechung“ (oder beider Wasserleitung einfach nur „der Bruch“). Natürlich machen deine Beispiele wenig Sinn, aber das kommt sicher daher, dass Deutsch keine fertig konzipierte künstliche Sprache ist, sondern sich die speziellen Formen aus den Dialekten entwickelt haben, was meistens überhaupt nichts mit Logik zu tun hat. Für mich klingt „der Unterbruch“ genauso falsch, wie für dich „die Unterbrechung“.
November 8th, 2006 at 14:12
he phipu:-)
hüt isch e gfröite Tag:) nämlech mi Geburtstag! ( ändlech 40gi) und bis jetzt ha i viu gfröjti Mitteilige übercho was mi schuderhaft fröit u drum wünsch i öich aune ou no e gfröite Räschte vom Tag!!!
November 8th, 2006 at 14:42
„Es hat mich sehr GEFREUT, ein Hoch auf Ungarn-Österreich“ so oder ähnlich soll der alte Kaiser Franz-Joseph gesprochen haben und dabei lustig gewunken haben 🙂
November 8th, 2006 at 15:29
Hat zwar nichts mit dem Thema zu tun, aber mir ist aufgefallen, dass man seit einiger Zeit den Ausdruck „in 2005“.
z.B. in 2004 war Gerhard Schröder Bundeskanzler
z.B. die letzte Niederlage gab es in 2003
Ist das korrektes Deutsch ? Entweder nur die Jahreszahl (2005 war ich in Berlin) oder aber „im Jahr 2005 war ich in Berlin“.
Alles andere ist doch falsch.
November 8th, 2006 at 16:42
an Sylv
Viu Glück zum Geburi! Au im nöie Läbesjahr viu Gfreuts.
November 8th, 2006 at 19:10
an Sylv:
Au iich wünsch dr vill Gfröits im nöie Läbesjahr und hüt en frööliche Gebi (damit hast Du nun zweimal fast dasselbe, aber in unterschiedlichen Dialekten (soweit halt die Buchstaben vorhanden sind, um die unterschiedlichen Vokale möglichst authentisch wiederzugeben).
Wobei ich aus dem dumpfen Gefühl heraus, etwas „Gfreuts“ sei standardsprachlich gefärbt, diesen Ausdruck kaum brauche. Wie man sich doch täuschen kann.
November 9th, 2006 at 11:15
Merci solar u Phipu!
Es war ein wunderschöner Tag,mit viel ‚gfröjtem‘ aber viel zu schnell vorbei,nun denn, zum Glück hab ich am Samstag noch zu einer Party eingeladen.
Feeling on Top of the World,und kann mir nicht vorstellen warum es Leute gibt die mit dem 40gi Mühe haben;-)
November 9th, 2006 at 16:40
Es gibt nur gefreute Gefreite in „the Schwiitz Army“. Das sind die perfekten 100% -igen. Verhinderte Offiziere notabene, die Freude am „Indianerlis“ spielen haben und sich als Spielzeug einen ausgedienten Panzer kaufen nach der Pensionierung.
Der Gefreite freut vor allem den Kompanie Kommandanten. Er ist universell einsetzbar bei Manko an Unteroffizieren.
Der Gefreite wird nicht gefreit, – Schwule sind in der Armee eher unüblich-,
sondern er ist befreit. Von niederen Diensten wie „Schissi“ putzen, Frass für die andern holen, Offiziers Schuhe putzen, usw.
@all mit Geburtstag im November: Bleibt Wiese… sorry.. Weise.
November 9th, 2006 at 18:11
@ brun(o)egg
sind die Gefreiten nicht die mit dem A……leckerbälkli??
Februar 25th, 2007 at 1:16
‚gfreut‘ hät ich jetzt ohne Zögern auch als bairisch (oder doch bayrisch?) durchgehen lassen…