Gruust es oder gruselt es Ihnen?
Im württembergischen Tübingen sahen wir einst eine Unterführung mit dem apokalyptischen Graffiti „Stell Dir vor, vorne und hinten ist zu“. Es gruselt uns heute noch, wenn wir daran denken. Den Schweizern gruust es derweilen ohne „e“ und „l“. Auch schick. 166 Funde verzeichnet Google-CH für „es gruust“. Den Deutschen graust es weniger, ihnen gruselt es mehr.
Menschen nördlich des Rheins dürfen sich mal bis morgen daran versuchen, folgenden Auszug aus einem Schweizer Forum ins Neumitteldeutsche zu übersetzen. Die anderen verharren wissend und wartend auf das Unheil, dass da kommen wird:
s hüülerli isch go schaffe aber i glaub sie meint, dass d’Fraue immer bhaute es gruust sie ned aber wenn s de druf a chunt denn …
ooooder si isch verrucht, das findi aber erscht hüt zabig use
(Quelle: guggenmusik.ch)
P.S.: Die Amerikaner setzten im Zweiten Weltkrieg Navajo Indianer ein um unknackbare Codes zu entwickeln:
Sie dienten bei den Nachrichtentruppen und übermittelten in ihrer Muttersprache unverschlüsselt Befehle und Meldungen. Das sparte nicht nur viel Zeit, sondern brachte den japanischen Geheimdienst fast zur Verzweiflung. Wie sollte dieser auch auf die Idee kommen, dass die abgehörten Nachrichten nicht in einer genialen Geheimsprache durchgegeben wurden, sondern in einer den Japanern unbekannten Sprache eines Indianerstammes?
(Quelle: welt-der-indianer.de)
Bräuchten die Schweizer Navajos? Quatsch, die würden sich ein paar Walliser aus den hintersten Tälern holen, und schon wäre der Geheimcode perfekt. Uns bringt das alles nicht zur Verzweiflung, denn wir trainieren eisern weiter Bärndütsch.
September 13th, 2006 at 0:45
„Es gruuset mer“ bedeutet wohl nicht dasselbe wie „es gruselt mich“.
Denn das erstere bedeutet es ekelt mich (gruusig, wääk!) und das zweite hat etwas mit unheimlich zu tun.
Vermutlich gibt es zwar Menschen, denen gruuset es vor Spinnen (vor allem jenen mit haarigen Beinen) und gleichzeitig ist es ihnen erst noch gruselig zumute.
Mir gruused Chatze mit zigerige-n-Auge (gelblich verklebte Augen), aber gruselig isch das überhaupt nööd.
Wän ich eleige (allein) zNacht veruss es Chüützli (Käuzchen) ghöre, find ich das grausam gruselig. Aber ich wüürds überhaupt nöd gruusig finde, es Chüützli sogar z schtreichle, wänns würd anehebe.
Naseböögge sind gruusig und Geischter gruselig.
[Anmerkung Admin: Im Artikel steht, dass es „es graust“ bedeutet]
September 13th, 2006 at 10:21
gruseln — wir sagen auch ‚das het mi de tschuderet !‘ eine etwas andere Art es hat mich ( oder heisst das mir?) gegruselt zu beschreiben:)
September 13th, 2006 at 11:09
Auch:
– gruusig = eklig
Für das hochdeutsche „gruseln“ würde ich sagen
– Angscht ha
– verschrecke
– ???
-> Finde es gar nicht so einfach, diese Wort ins Schweizerdeutsche zu übersetzen…
September 13th, 2006 at 11:15
@sylv
also schaudern kann es einem auch in Deutschland!
Sprich: „Gott, ist das Schauderhaft“ … und bekommt dann meist auch gleich eine Gänsehaut, die hier Hühnerhaut heisst, glaube ich.
LG
Sylvie
September 13th, 2006 at 11:33
@ solar: gruused dier chatze, oder gruusets dich vor chatze mit settige-n-auge?
September 13th, 2006 at 12:04
Jahrelange Erfahrung im Gespräch mit Schweizern, aber nunja, machen wir uns lächerlich:
s hüülerli isch go schaffe
Das Heulerchen ist arbeiten gegangen.
aber i glaub sie meint, dass d’Fraue immer bhaute es gruust sie ned aber wenn s de druf a chunt denn …
Ich glaub, sie meint , Frauhen behaupten von sich selbst, ihnen grause vor gar nichts. Aaaber, wenn sie erstmal da auch noch drauf kommt, dann ….
ooooder si isch verrucht, das findi aber erscht hüt zabig use
oooder sie ist so verrucht, aber das, das find ich erst heut abend raus.
Ok, das Hüülerli kann ich nur aus dem Kontext erschließen, wird wohl die (Ehe-)Frau sein.
Bitte schön, alle Schweizer kräftig lachen. Ich überleg mir solange, welche Schweinerei der Ich-Erzähler nun angerichtet hat.
September 13th, 2006 at 12:37
will mich auch ein bischen blamieren 🙂
„Die Flennsuße ist arbeiten gegangen.
Ich glaub, sie meint, dass Frauen immer nur behaupten, ihnen grause es vor nichts. Aber wenn es darauf ankommt dann….
oder sie ist so verrucht, aber das find ich erst heut abend raus.“
September 13th, 2006 at 12:44
Fasnachtsgespräche, mir gruuset es vor der Fasnacht. Da mache ich immer einen grossen Bogen um den Bärenplatz…
Zu den Sprechern von lustigen Sprachen… meine Quelle meint dazu:
http://de.wikipedia.org/wiki/Navajo-Code
Ob sich wohl (Ober)Walliser ähnlich anhören wie Diné? Leider auf die schnelle keine Tonproben im Netz gefunden.
September 13th, 2006 at 12:49
@ Namensvetterin, Grins:)
Hüehnerhuut zum Fäärli söigge,heisst das
grüessli
sylvie
September 13th, 2006 at 14:13
>>s hüülerli isch go schaffe aber i glaub sie meint, dass d’Fraue immer bhaute es gruust sie ned aber wenn s de druf a chunt denn …
ooooder si isch verrucht, das findi aber erscht hüt zabig use
(Quelle: guggenmusik.ch)
September 13th, 2006 at 14:46
@Katia: Mir gruused Chatze mit därige, verschliirggete-n-Auge, aber susch gruused mer nöd all Chatze. Mir gruusets aber, wänn e Chatz halbtoodi Müüs, Vögel oder aapissni Blindschliiche ines Huus ie bringt. Wääk!
September 13th, 2006 at 15:15
Hoppla, da ist mein Beitrag aber gar kurz geworden. Da wurde was abgeschnitten, aber ich schreibe es nicht nochmals…
September 13th, 2006 at 15:18
@sylv
DANKE – habs eben versucht auf der Zunge zergehen zu lassen – also laut gesagt – von mir ausgesprochen klingt es gruusig! 🙂
September 13th, 2006 at 16:04
@ solar: Mir geht es nicht um die Katze, sondern um den sprachlichen Unterschied:
– es gruuset MIER VOR Chatzenauge, wo… etc.
– MICH gruuset Chatzenauge, wo.
September 13th, 2006 at 23:53
@Katia: Genau, darum habe ich es auch so geschrieben: es gruuset mer (mir), nicht mich.
Als Parallele dazu: Sagst Du „es hät mer tröimt (es hat mir geträumt)“ oder „ich ha tröimt (ich träumte, resp. im typisch schweizerischen Perfekt ich habe geträumt)? Eine Frage, die bei uns vor vielen Jahren gar einen Ehekrach auslöste.
September 14th, 2006 at 9:26
@ solar: mir fehlte das „vor“, gruuse VOR öppis.
Ich sage „Ich ha tröimt“, (resp. „ich ha traumet“), aber ich bin auch aus dem Osten – von Luzern aus westlich sagt man, glaube ich, eher „es hät mer tröimt“.
September 14th, 2006 at 11:04
@Katia:
Schwieriger Fall unterschiedlicher Fälle. Ich nutze vermutlich tatsächlich auch zwei Formen: „Mir gruusED främdI Haar imene Brünneli (Lavabo)“ sowie auch seltener „Mir gruusETS vor främdE Haar imene Brünneli.“
Ersteres entspricht „mir graust etwas“, zweiteres „es graust mich vor etwas“, allerdings im Dativ (mir, nicht mi (mich)). Aber damit wirds wohl definitiv zu kompliziert.
September 20th, 2006 at 9:54
also von mir ausgesprochen klingt es auch krausig
April 28th, 2007 at 16:56
ehm… das Hüülerli da wäre ich…
ihr könnt doch nicht einfach über mich… oder über Diskussionen über mich… spekulieren? 🙂