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Ostdeutsch für Fortgeschrittene —Keene Feddbemmen fressen

  • Ostdeutsch für Fortgeschrittene
  • Deutschland ist ein wunderbares Land. Überall strotzen die Menschen vor Selbstbewusstsein und sind voller Stolz über ihr gepflegtes, weil sorgsam poliertes Hochdeutsch. Wirklich überall? Es gibt da eine Gegend in Deutschland, da hat sich das „geschliffene Hochdeutsch“ deutlich ein wenig zu viel weiterentwickelt, denn dort wurde aus „geschliffen“ eines Tages „mattpoliert“. Aus allen knallharten „Ks“ wurden weiche „Gs“, damit aus „Helmut Kohl“ ein „de Gaulle“, aus dem harten „T“ wurde ein weiches „D“ wie „Detlev“ oder „Damendolette“, und aus dem Anlautvokal „A“ ein „O“ wie in „och schön!“. Wir sprechen von Ostdeutschland und seinem eigenem Idiom, dem Ostdeutschen:

  • Gibbe raus!
  • Der folgende kleine Lehrfilm soll zeigen, dass auch innerhalb von Deutschland die sprachlichen Unterschiede zu gewaltigen Verständigungsproblemen führen können. Mitunter mit gefährlichem Ausgang:
    Film KeinOstdeutsch (avi-File, 1Mb)

  • Neufünfländisch für Anfänger
  • In Ostdeutschland spricht man „Neufünfländisch“, die Sprache der fünf neuen Bundesländer. Eine ganze Reihe von eigenen Wortprägungen in dieser Sprache sind im Westen unbekannt. Zum Beispiel:

    abkindern =
    Sex zwecks Schuldentilgung: Schulden des Ehekredits wurden den werdenden Eltern teilerlassen. Den Ehekredit konnten alle Frischvermählten in Anspruch nehmen.

    Arbeiterschließfach = Neubauwohnung

    Bückware = im Osten gab es alles – man mußte nur wissen wo

    Fehlerdiskussion = Krisensitzung

    Gastmahl des Meeres = Name aller Gaststätten, die ausschließlich Fisch auf ihrer Speisekarte anboten

    Mumienexpreß = Ost-Slang für Interzonenzug

    Tal der Ahnungslosen =
    Gegend der DDR, in der kein Westfernsehen zu empfangen war. Dies führte dazu, daß z. B. der Bezirk Dresden die höchsten Ausreisezahlen hatte.

    Winkelement = A5-Papierfähnchen (heute vornehmlich bei CDU-Veranstaltungen zu sehen)

    (Quelle: user.cs.tu-berlin.de)

    Ganz schön kreativ, die Menschen aus dem Osten.
    Aber wenn jetzt die Diskussion anfängt, ob man „Feddbemmen“ nun mit einem oder zwei „d“ schreiben sollte, oder doch lieber mit „ä“ wie „Feddbämmen“, dann wandere ich aus…
    Vielleicht klärt uns Branitar erst einmal darüber auf, was das eigentlich sind, diese Feddbemmen.

    

    13 Responses to “Ostdeutsch für Fortgeschrittene —Keene Feddbemmen fressen”

    1. powiking Says:

      Nicht zu vergessen das schöne Wort für „Engel“; aufgrund der atheistischen Staatsform in „Jahresendflügelfigur“ umgewandelt.

    2. Branitar Says:

      Gute Frage, ich weiss es auch nicht so genau. Die „Bemme“ kommt als Begriff für ein Butterbrot aus dem sächsischen und thüringischen Raum, also das südliche „Ostdeutschland“. Im Norden gibt es das Wort so nicht, da dort (also in Mecklenburg-Vorpommern) der typisch norddeutsche Dialekt vorherrscht (a la „Werner – Beinhart“). Bei uns verwendet man eher „Stulle“ dafür.
      Etwas südlich von Berlin (dass ja auch den typischen Berliner Dialekt hat) verläuft das sprachliche Äquivalent zum Weißwurst-Äquator, nur dass hier der nordeutsche Dialekt von dem sächselnden/thüringischen Dialekt getrennt ist und nicht die Weißwurst von der „normalen“ Wurst. Deshalb sollte man besser nicht erwarten, dass alle Ostdeutschen so sprechen, wie der Typ im Film 😉

    3. Branitar Says:

      P.S. „Bückware“ heisst dess halb so, weil sie „unter dem Tisch“ gehandelt wurde, man musste sich also „bücken“ (Beziehungen haben) um sie zu bekommen.

    4. Luise Says:

      Hm, aus Branitars Erläuterungen schließe ich, dass es sich bei einer „Feddbemme“ wahrscheinlich um ein Äquivalent des in (Nord-)Hessen recht beliebten „Fettebrot“ handelt, also um eine mit Schmalz bestrichene Scheibe Graubrot.

    5. Phipu Says:

      Wann kommt endlich bei uns der analoge Werbefilm vor jeder Kinovorstellung: „Über 357’000 (oder sonst eine statistisch belegte Zahl) Menschen in der Deutschschweiz können nicht richtig Schweizerdeutsch. Mach deswegen nicht so einen Lätsch, lerne auch du Schweizerdeutsch und gib dir ändlech e Tschutt is Füdle, du längwilige Laueri!“ Die 1:1-Übersetzung zum ostdeutschen Pendant kann ich leider nicht bieten, da ich im verlinkten Film bei weitem nicht den gesamten Wortschatz beherrsche. – Ah, den Werbefilm für Schweizerdeutsch müsste man nicht im Kino sondern im Fernsehen, täglich vor den Meteo-Sendungen, ausstrahlen. (Welcome back beim ewigen Thema).

    6. Peter Gloor Says:

      Phipu:
      Das ewige Thema – Die können wirklich Schweizerdeutsch.
      „Äs böuwdet sech vöouw Gwöouch…“ ist absolut korrekt, oder?

    7. Phipu Says:

      an Peter Gloor
      Ja natürlich, die Moderatoren schon, aber 357’000 Zuschauer nicht!

    8. Frank Says:

      Neue Deutsche Weisheit: Alle Ostdeutschen sprechen sächsisch.
      Alte Amerikanische Weisheit: Alle Deutschen laufen in Lederhosen herum und jodeln.

      Coincidence?

    9. Phipu Says:

      An Frank
      Diese Weisheiten kennen wir auch: Alle typischen Schweizer laufen mit (bairischen) Filzhüten und (Zillertaler) Lodenhosen vor dem Matterhorn herum und jodeln etwas auf Hochdeutsch, während sie dem japanischen Touristen eine Kuckucksuhr (die im Schwarzwald erfunden wurde und heute in Asien produziert wird) verkaufen.

      an Branitar
      „Bemmen“ wurde ja nun erklärt. Mir fiel auf, dass italienisch „la fetta“ = die (Brot)-Scheibe oder die Schnitte heisst. Das wäre aber Zufall, wenn „Fett“ daher abstammen würde, und nicht eher von einem deutschen Wort.

    10. Frank Says:

      Eindeutig ein Effekt von Ignoranz mit einem leichten Unterton von Arroganz. Macht jeder, ist aber trotzdem nicht toll.

      Aber die Sachsen sind schon ein lustiges Völkchen! Und die Schweizer auch, die ja wohl alle wie Emil und Kurt Felix sein/klingen/aussehen müssen…

    11. Frank Says:

      Am schlimmsten sind diese Ruhrpottypen die glauben, daß das was sie sprechen hochdeutsch sei…und ich meine jetzt nicht die Hömma, gib mich ma dat Mottek-Schiene.

    12. Peter Gloor Says:

      Phipu
      Wenn die 357000 nur Hochdeutsch verstehenden Zuschauer die Wetterfeen genug oft anhören (falls sie dies überhaupt nervlich schaffen – ich, der ihre kuurlige Sprache kenne, habe da schon Mühe), werden sie es schon lernen.
      Spaß beiseite – Als dieselben Feen Schriftdeutsch moderierten, war’s noch VIEL schlimmer anzuhören. Anstatt sie gegen bessere Sprecher/innen auszuwechseln, liess man sie einfach Schweizerdeutsch sprechen, weil sie es mit Schriftdeutsch nicht so hatten. Ich meinerseits würde mich freuen, wenn z.B. die Wettervorhershow wie im SWR gezeigt würden – ohne Schnickschnack, kein Cabaret auf dem Flachdach, sondern einfach die Wetterkarten und eine angenehme hochdeutsche Stimme aus dem Off.
      In diesem Sinne – moorn nid z’vüou Gwüouch!

    13. Stereotypdeutscher Says:

      Neue Deutsche Weisheit: Alle Ostdeutschen sprechen sächsisch.
      Alte Amerikanische Weisheit: Alle Deutschen laufen in Lederhosen herum und jodeln.

      Coincidence?

      Angebliche Vorurteile mit völkisch kollektivistischer Diarrhoe sind ein Wiederspruch in sich.

      Am schlimmsten sind diese Ruhrpottypen die glauben, daß das was sie sprechen hochdeutsch sei…und ich meine jetzt nicht die Hömma, gib mich ma dat Mottek-Schiene.

      Lupenreines Hochdeutsch spricht wohl niemand, und das ist keine Glaubensfrage. Einen gewissen Akzent wird man immer heraushören. Spricht da etwa der Neid aus dir Frankyboy?