Legalize IT !!! — Das rechtliches Fenster für Profis
Unter diesem Motto fanden sich viele Jahre die Kiffer der Welt und kämpften für die Legalisierung von Weichen Drogen wie Haschisch und Marihuana. So konnte man am 8.2.1997 auf der Biwidus-Homepage lesen:
Hasch, Gras, Cannabis: Legalize it!
Endlich. Endlich. Das glaubt mensch ja kaum. In einem Anfall von Vernunft hat sich der Zürcher Regierungsrat (die Exekutive) für die baldige Legalisierung von Cannabisprodukten (Hasch/Shit und Gras/Marihuana) ausgesprochen. Dabei unterstützt die Kantonsregierung die Ideen aus dem Parlament, eine Standesinitiative in Bern einzureichen. Das ist eine seltener angewandte Form einer parlamentarischen Vorlage, die einzelne Kantone ins Parlament einbringen können. Und einen Tag nach den Zürchern hat der Landrat des Baselbiets einen solchen Plan unterstützt
(Quelle: biwidus.ch)
Wohlgemerkt, das war vor mehr als 9 Jahren!
In der Zwischenzeit ist die Szene erwachsen geworden, viele der ehemaligen Kiffer sind in die Computer Branche abgewandert, und weil sie ein bisschen nostalgisch veranlagt sind, habe sie ihren damaligen Kampfspruch „Legalize it!“ gleich mitgenommen, nur die Schreibung wurde ein wenig verändert in „Legalize IT“, wobei die Buchstaben „IT“ heute für die „Information Technology“ stehen, kurzum: Die IT-Branche.
Auch hier ist der Hang oder vielmehr Zwang zum Illegalen scheinbar vorgegeben, wie einst in der Kifferszene. Wie sonst ist zu erklären, dass ein Hersteller von Notebooks sich den Namen „ACER“ gibt, und damit einfach den letzten Buchstaben „B“ fallen lässt. Denn das stand für „acerb“, das englische Verb, mit dem eine ganze Menge Geschmacksnuancen eines deftigen Drogencocktails beschrieben werden können.
acerb adj. bitter
acerb adj. hart
acerb adj. herb
acerb adj. rau
acerb adj. scharf
acerb adj. streng
(Quelle: dict.leo.org)
Man nehme dem Namen das Endungs-B und damit auch die Bitterkeit und Schärfe?
Jetzt wird nicht mehr gekifft, jetzt wird legalisiert! Und zwar die IT-Branche selbst. Lautete früher das Motto „Legal — Illegal — Scheissegal“ so finden wir nun in den Anzeigen der Firma „ACER“, die ohne „B“ am Ende, den expliziten Hinweis auf ein
„Legales Windows (c) XP Professional“
(Quelle: Tages-Anzeiger vom 13. Mai 06, S. 26)
Wer es nicht glaubt: Auch bei Google findet sich diese legalisierte Fensterware jetzt 63.600 Mal
Ob alle anderen Händler eigentlich derzeit nur illegale Windows XP Professional Kopien verkaufen? Oder warum wird das von den Acer Vertriebsleuten so explizit betont? Wir vermuten ja, dass es mit dem Zielpublikum zu tun hat. Endlich raus aus der Schmuddelecke, aus dem Untergrund, endlich ganz legal im hier und jetzt leben. Und mit diesem Notebook, da erwerben wir ganz amtlich ein Stück Legalität gleich mit. Da bleibt uns zum Schluss nur übrig, den neuen Schlachtruf zu üben. Nicht mehr „Legalize Cannabis“, sondern „Legalize Windows!“
Mai 16th, 2006 at 8:21
…und all die 80er Revoluzzer und Spontis mögen sich eventuell noch an den Spruch ‚legalize himbeereis‘ erinnern,sowie weitere solche Legalize……………. ( ausfüllen nach Wunsch) Kreationen:-) die man sich dann als Buttons ans Revers oder die Schultasche steckte und so klar Stellung bezog für was oder wen man einstand…..und die nun 20-25 Jahre später wieder entdeckt werden.
Jens das wär doch was, solche ‚Legalize Windows‘ Buttons,oder? 😉
Mai 16th, 2006 at 12:18
In der Tat ist es vorgekommen, das schwarzkopierte (das Wort Raubkopie ist sachlich falsch, der bekannte Slogan müsste eigentlich lauten: „Schwarzkopierer sind Vergeher“) Windowsversionen von einigen Computerausrüstern vertrieben wurden, was aber hauptsächlich daran lag, dass diese schon auf Seiten der Zulieferer gefälscht wurden, was für die Ausrüster nicht einfach ersichtlich war. Ich nehme mal an, dass Acer darauf hinweisen will, dass ihre Produkte überprüft wurden.
Mai 16th, 2006 at 14:13
Einer Legalisierung von Windows setzt das falsche Signal. Es ist dringend abzuraten, den Eindruck zu erwecken, man könne ein akzeptiertes Mitglied der Gesellschaft sein und Windows nutzen.
Nur ein hoher Verbotsdruck (das Wort habe ich durchaus schon gelesen) kann verhindern, daß sich – vor allem jugendliche – Anwender im Verbotsirrtum (auch das gibt es in Deutschland) der Verwendung von Windows zuwenden und damit einen nicht unerheblichen Effekt auf die Volkswirtschaft ausüben.
Daher – finde ich – gibt es keinen Grund, Angehörige der IT-Szene dort hervorhzuholen, wo sie sind. Nicht unter Brücken aber unter den Kellertreppen und in den fensterlosen Verliesen der Unternehmen. Die Jugend hingegen sollte sich Lebensbereichen die an der frischen Luft und in gesunder Gesellschaft ausgeübt werden zuwenden.
BTW: Hat sich der Blog schon mit der Schweizer Anti-WM-Frauen-Anlock-Werbung der Schweiz befasst?