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Was pendelt denn da? Der Plämpel

  • Der Bembel ist kein Plämpel — Neue alte Schweizer Wörter
  • Bei der Winterolympiade in Turin gewinnt die Schweizerin Tanja Frieden die Goldmedaille, weil ihre Konkurrentin, die Amerikanerin Lindsay Jacobelli es sich bei uneinholbaren Vorsprung beim vorletzten Sprung nicht verkneifen konnte, noch rasch ein Showeinlage zu bringen, bei der sie dummerweise stürzte. Aus der Traum vom Gold. Eine Schweizer Fahrerin wäre nie auf die Idee gekommen, so arrogant noch schnell vor den anderen eine Showeinlage zu riskieren.

  • Hochmut kommt vor dem Fall
  • „In dem Fall“ wurde es ein Glücksfall für die Schweizerin, „im Fall“, die nun mit einer Medaille nach Hause fahren kann. Was lernen wir daraus? Bleibe ruhig und bescheiden, versuche nicht dich selbst in eine besseres Licht zu rücken, versuche nicht aufzutrumpfen. All dies sind typisch schweizerische Tugenden die hier eindeutig zum Sieg beigetragen haben.

    Tanja Frieden macht das zweite Gold perfekt
    «Das Glück der einen ist das Pech der anderen. Tanja hatte schon lange davon geträumt, und wir hatten darauf gehofft, dass sie einen Plämpel nach Hause bringt, aber dass es gerade ein goldener sein würde …»
    (Quelle: Tages-Anzeiger)

    Was bringt sie da mit nach Hause? Einen „Plämpel“? Was ist das für ein Ding? Erinnert an den hessischen „Bembel“, oder „Geplänkel“. Alles falsch. In der Schweiz kennt man das Teil ganz genau, Google-Schweiz findet gleich auf Anhieb 58 Belege für Plämpel.
    Beim Wörterbuch von Wahrig Fehlanzeige, auch Langenscheidt hat keine Ahnung. Mit dem Duden haben wir ebenfalls diesmal kein Glück. Also müssen grössere Geschütze aufgefahren werden. Die 16 Bände des Grimms Wörterbuch sind gerade richtig. Grimms Wörterbuch kennt Plamper als Variante zu „pendel“:

    PLAMPER, m., basl. pendel, perpendikel SEILER 33a. vergl. plempel, plemper.
    PLAMPEN,BLAMPEN, verb., schweiz. freihangend, pendelartig sich langsam hin- und herbewegen, bampeln MAALER 318d. STALDER 1, 179. TOBLER 55b. SEILER 33a, dann nachlässig einhergehen, sich mühsam bewegen, langsam arbeiten, müszig, geschäftlos sein, faulenzen, überhaupt sich hin- und herbewegen, rutschen: die seiden (womit die wunde geheftet ist) hindert auch dero heilung, so sie hin und wider in den wunden plampet. WÜRTZ practica der wundartznei 10. vergl. bampeln, pampeln.

    So lassen wir ihn denn einfach pampeln, den Pämpel, und beschliessen, in Zukunft gleich den Grimm aufgeschlagen auf dem Tisch liegen zu lassen, wenn wir morgens den Tages-Anzeiger lesen. Wir haben ohne Nachschlagewerke hier im sprachlichen Exil sonst wenig Chancen.

    

    12 Responses to “Was pendelt denn da? Der Plämpel”

    1. viking Says:

      […„In dem Fall“ wurde es ein Glücksfall für die Schweizerin, „im Fall“, die nun mit einer Medaille nach Hause fahren kann…]
      Die Schweizerin hätte auf jeden Fall mit einem Plämpel nach Hause fahren können. Es wäre ansonsten einfach ein silberner gewesen 😉

      Gruss
      Bruno

    2. Mikki Studer Says:

      Der Plämpel wird das Wort des Jahres 2006 in der Schweiz – da wette ich drauf!

    3. markus Says:

      Also ich behaupte der Berner und die Bernerin (Frieden) sagen Pämpu. Weil im Berndeutschen und in den angrenzenden Gebieten werden alle Wörter die mit EL enden, am Ende mit U ausgesprochen.

      Plämpu = Pämpel
      Öpfu = Apfel
      Näbu = Nebel

    4. HalbCH/HalbD Says:

      Hat nicht Frieden selber dieses Wort eingführt?
      Vor dem Wettkampf sagte sie: „I hoff natürlich so en Plämpu met hei z’neh“ oder so ähnlich.

      @Mikki jap, secher 😉

    5. Phipu Says:

      Ich brauche Sprachnachhilfe: Das metallene Stück, das innen gegen die Glockenwand schlägt, ist in klassischem Schweizerdeutsch-Wortschatz der „Plämpel/Plämpu“. Aber eben, wie sagt man dem auf deutsch? Schlägel?

      Jemand der torkelt, kann in diesem Wortsinn eben auch „plampen“. Diese Person kann man einen „Plampi“ nennen.

      „Baumeln“ kommt dem folgenden Sinn des Verbs „plampen“ am nächsten: „Übermorgen werde ich pensioniert (gehe ich in Rente). Jetzt lasse ich es noch ausplampen“. (= ausbaumeln) ähnelt im übertragenen Sinn auch der ausklingenden Kirchenglocke, bis der „Glockenschlägel“ stillsteht.

    6. elsbeth Says:

      Das Metallding in den Glocken ist ein Klöppel! Meine Spitzen mache ich aber mit feinen hölzernen Klöppeln.

    7. Phipu Says:

      Jens,

      künftig empfehle ich dir noch folgendes Wörterbuch: http://www.edimuster.ch/baernduetsch/woerterbuechli.htm
      schau mal unter P nach.

      Wer sagt jetzt „gäng“ noch, Berner seien langsam?

      Gruss Phipu

    8. Joachim Says:

      Ich verplempere nicht gerne mein Zeit, deswegen ganz kurz:
      Der Plämpel im Turm heisst Pendel im Deutschen.

      Grüsse
      Joachim

    9. Sam Says:

      „bei der sie dummer Weise stürzte“
      Ist das eine kitzekleine Überdehnung der neuen Rechtschreiberegeln, oder wird das nun tatsächlich korrekt?

    10. Administrator Says:

      @Sam
      Die Antwort lautet: JA! 🙂
      Es war nicht korrekt und ist schon korrigiert. Danke für den Hinweis!
      Jens

    11. HaegarCH Says:

      @Phipu, am meisten imponierte mir bei deinem Link der Einschub: „2. Goldmedaille an Olympischen Spielen seit Tanja Frieden in Torino 2006“

      Da muss ich Mikki recht geben, dass wird das Wort des Jahres.

    12. lumsi Says:

      Bei uns heisst Plämpu ganz was anderes, er pendelt zwar auch, aber nich am Hals und ist nicht aus Gold.
      Je nach dem kann man aber trotzdem mit seinem Plämpu angeben.