Gisplig, gispelig und Dizzy Gillespie
Am 16.02.06 lasen wir im Tages-Anzeiger den schönen Satz:
„Er begrüsste nicht die zwanzig Medienleute, die die Szene völlig beherrschen. Nein, dieser laute, gisplige Medienpulk ist im 1000-Seelen-Dorf Aesch fehl am Platz.“
Jetzt wird es schwierig. Wie lässt sich rausfinden, was „gisplig“ bedeutet? Im Duden ist es nicht zu finden, nur Google bringt ein paar Belege, die Teils mit e wie „gispelig“, Teils ohne e wie „gisplig“ geschrieben werden.
Nur im Wörterbuch der Brüder Grimm findet sich ein Eintrag.
Der Gispel:
GISPEL, m., süd- und westmitteldt. wort, vgl. gispel ‚kind, das mit füszen und händen nie ruhig ist‘ MARTIN-LIENHART 1, 240a, ‚unruhiger mensch mit fast fieberhaft lebhaften bewegungen‘ STAUB-TOBLER 2, 482; anders, vielleicht in mischung mit gimpel, ‚halbnärrischer, dummer mensch, einfaltspinsel‘ UNGER-KHULL steir. 293b, ‚eitler …, geistig minderwertiger mensch‘ rhein. wb. 2, 1245; so auch seit dem 17. jh. literarisch belegt bei obd. autoren im sinne von ’narr, dummkopf‘, meist mit gutmütig-jovialem unterton: ein einfältiger gispel thäte sich mit einer schönen, doch verruften und beschreiten dirn … in eheverlöbnis ABELE V. LILIENBERG gerichtshändel 2 (1658) 78; du unbesunnener gispel ABR. A S. CLARA Judas 1 (1686) 222; ja, sag ich zu mir, bist ein schöner gischpel, willst andern leuthen ein vollgschancktes tintenfassl verehrn und kanst selber itze ninx schreybn J. J. SCHWABE tintenfässl (1745) A 3b; potzblitz! … sieht er nicht, gispel, dasz wir unserer sieben sind? L.
(Quelle: Grimms Wörterbuch)
Es muss also „nervös“ und „unruhig“ bedeuten, und wie wir bei Grimm lesen, dies bereits seit dem 17. Jh. und noch länger.
Ob die unruhige Spielart von Dizzy Gillespie auch etwas mit diesem „Gispel“ zu tun hat? Aber da stehen die Ls ja vorn und nicht hinten, also sicher keine Verwandschaft.
März 5th, 2006 at 16:32
Die SP-Delegation haben für einen EU-Beitritt der Schweiz geäussert, endlich können die billigen Prostituierten in die Schweiz einreisen und hier legal arbeiten. 😉
GV ab 50.- Euro!!!!
Markus M.
März 5th, 2006 at 16:39
@Markus
Gestern kam zu dem Thema ein Bericht in 10 vor 10, darin hiess es, dass die Zahl der registrierten Prostituierten seit der Einführung der bilateralen Verträge mit der EU tatsächlich in Zürich enorm angestiegen ist, genau weiss ich es nicht mehr, aber so von 2000 auf 4000 um den dreh. Damit ist natürlich auch ein Preisverfall auf dem Strich einhergegangen. Ob es deswegen schon Gerichts-Verhandlungen für 50 Euro geben wird, so wie Du das andeutest, wage ich allerdings zu bezweifeln.
Gruss, Jens
März 6th, 2006 at 11:27
Darf ich mir erlauben, mal wieder was zum eigentlichen Blogeintrag zu bemerken? „Gisplig“ wird wohl dialektabhängig sein. Zum Glück bist du auf dieses Wort gestossen, mit seinen Hinweisen auf Grimms Sprache, und nicht auf „zwasplig“, was das gleiche bedeutet. Unter „zwasplig/zwaschplig/zwaspelig“ in all seinen Varianten sind die Hinweise im Net extrem rar. Häufiger sind die „Zwaspel/Zwaschpel/Zwaspu/Zwaschpu“ (ungeduldige, unruhige Person) als Pfadi-Namen.
„Gisplig“ erinnert mich vom Laut her an „vergitzle“ (vor Ungeduld durchdrehen/nicht warten können). Wie gross der sprachliche Zusammenhang ist, konnte ich auch über Grimms Wörterbuch nicht eruieren.