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Bitte achten Sie auf die Nachachtung

Aus Deutschland kommend, brachten wir viele Wörter mit in die Schweiz, an die wir uns gerne erinnern. Wir kennen die „Nachrüstung“, denn einst schrieben deren Gegner als Graffiti an die Hauswand „Nach-Rüstung-kommt-Krieg“. Über diese „Nachrüstung“ zerbrach einst die SPD-FDP Koalition Deutschland, und es kam 1982 „die Wende“ mit Helmut Kohl, damals noch als „Birne“ verspottet, von dem kein Mensch ahnen konnte, dass er 16 Jahre Kanzler bleiben sollte bis nach der zweiten „Wende“, die Deutschland vom Herbst 1989 bis zum Frühjahr 1990 erlebte.

Wir kennen Nachsicht, die wir üben als „verzeihendes Verständnis für die Unvollkommenheiten“ (Zitat Duden).
Wir kennen auch die Nachfolge, wenn einer geht und ein Nachfolger kommt, oder eine Nachfolgerin namens Angela. Aber was ist die „Nachachtung“?

Achten wir auf etwas nicht vorher, sondern erst nachher? Oder wird hier beim „achten“ auf die Uhr geschaut, so dass wie bei der Tageschau erst nach Acht das „After Eight“ ausgepackt und verspeist werden darf?

  • Nachachtung gibt es nur in der Schweiz

  • Es ist ein mächtiges Wort in der Schweiz, denn es finden sich sage und schreibe 28.700 Belege bei Google-Schweiz gegenüber jämmerliche 454 Stellen bei Google-Deutschland (die alle was mit der Schweiz zu tun haben).

    Wir stiessen auf die „Nachachtung“ wie immer bei der aufmerksamen Lektüre unseres Fachblattes für die Schweizerdeutsche Amtssprache, dem Tages-Anzeiger vom 04.02.06

    „dem Grundsatz gleiche Einstandspreise werde Nachachtung verschafft“

    Oder hier:

    die geltende Norm werde infolge jenes Rechtszwanges Nachachtung finden, in praktisch relevantem Maße besteht.
    (Quelle: textlog.de)

    Bevor wir als arme Deutsche weiter verständnislos raten, auf was hier nachher alles noch geachtet wird, schauen wir doch lieber mal in den Duden. Was für ein Glück, der kennt sich aus:

    Nach|ach|tung, die:
    in der Verbindung einer Vorschrift, Forderung oder Ähnliches
    Nachachtung verschaffen (schweiz., Amtsspr.;
    dafür sorgen, dass eine Vorschrift, Forderung o. Ä. befolgt wird):
    „die EG erwies sich als unfähig, dem Mehrheitsentscheid der Finanzminister auch Nachachtung zu verschaffen (NZZ 21. 12. 86, 11).
    (Quelle: www.duden.de)

    Da fragen wir uns ganz naiv: Könnte man da nicht einfach auch „Beachtung“ zu sagen?
    Aber wer beachtet uns schon. Und ganz sicher ist „einer Forderung Be-achtung verschaffen“ etwas gaaaanz anders als ihr „Nach-achtung“ verschaffen. Wir verstehen zwar noch nicht ganz warum, aber egal. Hauptsache wieder was gelernt.

    

    2 Responses to “Bitte achten Sie auf die Nachachtung”

    1. geissenpeter Says:

      Beachtung hat eine andere Bedeutung, sie ist schwächer. Man kann etwas beachten und dann wieder wegschauen. Man muss es nicht befolgen. In der Nachachtung hingegen steckt der Nachdruck, hier wird etwas durchgesetzt, ihr kann man sich nicht entziehen.

      Beachtung verschaffen: Man bringt etwas ins (öffentliche) Bewusstsein, weist auf etwas hin, aber ohne bindenden Charakter.

      Nachachtung verschaffen: Man setzt etwas durch, man fordert die Befolgung einer Vorschrift ein und zwar (rechtlich) bindend.

    2. lmb Says:

      Genau das was geissenpeter geschrieben hat, hätte ich auch gesagt. Wenn ich meinem Wort Nachachtung verschaffe, bläue ich das jedem ein. Sie sollen es nicht nur beachten sondern absolut befolgen.