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Nicht durch die Reihe, sondern durchs Band — Neue Schweizer Redensarten

  • Nicht durch die Reihe, sondern durchs Band
  • Wir lasen in der Sonntagszeitung vom 29.01.06:
    durchs BAnd

    „Seit Ingrid Deltenre den Kurs bei SF bestimmt, sinken die Quoten praktisch durchs Band.“

    Und wir glaubten immer, das Fernsehen arbeitet mit Funkwellen, und nicht mehr mit Tonbändern. Oder werden die Sendungen auf dem „Fliessband“ hergestellt? Die Kult-Sendung „Am laufenden Band“ von und mit Rudi Carrell war unser Lieblingsprogramm in den 70ern. Dort durfte sich der Gewinner soviele Gegenstände wie möglich merken, die auf einem Fliessband an ihm vorbei fuhren. Gar nicht so einfach, wie jeder hier selbst ausprobieren kann: Spiel „Am laufenden Band“.
    Wer geht hier durchs Band?
    (Foto: tv-nostalgie.de)
    Doch was bedeutet die Formulierung „durchs Band“? Sie ist auf jeden Fall etwas Alltägliches, wie die 970 Funde bei Google-Schweiz beweisen.

    Ein paar Beispiele:

    „… Erfolg durchs Band bei konsequenter Anwendung … mit Kunden und privat …
    (Quelle: umberto.ch)

    oder

    Laibach zeigt tolle Weine durchs Band (…)
    (Quelle: Suedafrikainfo.ch)

    oder

    Auf Stock.xchng gibt es in 15 Kategorien rund 184 000 Fotos zu bewundern, und die Qualität ist durchs Band gut.
    (Quelle: Tagesanzeiger)

    Oder hier beim Schriftsteller Roger Graf:

    Schliesslich kann man in jedem Geschichtsbuch nachlesen, dass in den Jahrhunderten vor der Erfindung der Massenmedien friedliche und durchs Band intelligente, phantasievolle Menschen diesen Planeten bevölkert haben.
    (Quelle: rogergraf.ch)

    Wir finden es nicht im Duden, Redensarten-Duden oder bei den Brüdern Grimm. Durch die zahlreichen Belege bei Google-Schweiz vermuten wir, dass es die Schweizer Variante von „durch die Reihe“, „durchweg“ (= durch Weg), als „immer, ständig, die ganze Zeit“ bedeutet. Vielleicht hat es ja auch mit dem „Band auf der Ziellinie“ bei Wettläufen zu tun, das vor der Einführung von anderen Messmethoden vom Sieger durchtrennt werden musste, wodurch das Zielfoto automatisch geschossen wurde?

    Das spricht mal wieder Bände über unseren geringen Wortschatz. Wir geraten ausser Rand und Band über diese neue Entdeckung und knüpfen eine zarte Bande mit allen Helvetismen, doch jetzt ist das Band zu Ende. Ab durch die Mitte? Nein, ab durchs Band!

    

    4 Responses to “Nicht durch die Reihe, sondern durchs Band — Neue Schweizer Redensarten”

    1. räulfi Says:

      @ Jens
      Kann jetzt auch keine 1:1 Übersetzung ins ‚deutsche Hochdeutsch‘;-) liefern, aber das ‚Band‘ hat mehr was mit ‚Bandbreite‘ zu tun… Die Weine (ha, langsam mein Lieblingswort;-)) waren also durch die ganze Breite über (od. hinweg?) toll… irgendwie klingen beide Ausdrücke (schweizer u. deutscher) für mich veraltet…

    2. Florian Says:

      Im „Variantenwörterbuch des Deutschen“ von de Gruyter steht unter Band:

      durchs Band [weg] CH: Bank: durch die Bank A D, durch die Bank weg D -> ausnahmslos
      Xenos Werte sind fast durchs Band besser als im Januar 1994. Wir können nun die Trainingsintensität steigern (Blick 26.1.1995)

      am laufenden Band A D: Meter: am laufenden Meter A D, Laufmeter: am Laufmeter CH, FLiessband: [wie] am Fliessband D -> in Serie, noch und noch

    3. Administrator Says:

      @Florian
      Dann werde ich mir das Teil auch mal zulegen müssen!
      Danke für die gute Info!
      „Durchs Band“ hat dann wohl was mit „durch die Bank“ zu tun, oder andersrum. Fragt sich jetzt nur, was zuerst da war.
      Gruss, Jens

    4. sylv Says:

      >>

      und um’s noch etwas interessanter zu machen, im Bernbiet sagt man auch ;

      ‚dür’s Bang ewäg‘

      was eigentlich dasselbe heisst wie oben vom original posting hineinkopiert , nun könnte man sich im ‚filosofieren‘ verlieren, weil ‚ewäg‘ heiss ja eigentlich weg………….

      Ps.Jens, dein Blog wird für mich immer mehr zum Highlight des Tages!!