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Kleine Typologie der deutschfreundlichen Schweizer

(reload vom 21.11.06)

  • Die aus dem „grossen Kanton“
  • Wir haben auf der Blogwiese viel über die versteckten und von den Deutschen zum Grossteil nicht wahrgenommenen Aversionen mancher Schweizer gegenüber den zugezogenen Einwohnern aus dem nördlichen Nachbarland berichtet. Schon die Umschreibung „die aus dem grossen Kanton“ zeigt uns eine Dichotomie auf, welche die uns bekannten Schweizer in zwei Gruppen teilt. Wir nennen sie die „Integrierer“ und die „Abgrenzer“. Wer von Deutschland als vom „grossen Kanton“ spricht, ist ganz offensichtlich ein Integrierer, denn hier wurde ganz Deutschland bereits zum Teil der Schweiz erklärt, natürlich nur im Spass, oder sollten wir ein Referendum „Beitritt Deutschland als 27. Kanton der Eidgenossenschaft“ ins Leben rufen? Warum nicht gleich alle Länder der EU? „Confoederatio Europae“ oder CE, mit Sitz in Bern, wo sonst, wäre doch kein schlechtes Staatenmodell für die Zukunft, oder?
    Aber es gibt noch mehr als nur diese beiden Grundtypen. Darum heute eine kleine Typologie der deutschfreundlichen Schweizer und wie Sie sie erkennen können.

  • Fragen Sie: „Soll ich Schweizerdeutsch lernen?“
  • Diese einfache Frage müssen Sie Ihren Schweizer Nachbarn, Kollegen, Freunden oder Bekannten stellen, um sie schnell und einfach in unsere kleine „Typologie der deutschfreundlichen Schweizer“ einordnen zu können:

  • Der Abgrenzer
  • „Ach nee, lass das lieber. Das tönt sowieso ganz furchtbar, wenn ein Deutscher versucht Schweizerdeutsch zu lernen. Bleib Du bei Deinem Heimatdialekt.“ Und im stillen denkt er sich noch: „… und lass uns den unsrigen, denn den geben wir nicht her, den wollen wir nicht teilen. Wenn wir den nicht hätten, wie sollten wir uns dann noch von Euch unterscheiden?“
    Abgrenzen, unterschieden, eine klare Trennlinie ziehen, dass ist die Vorgehensweise des „Abgrenzers“. Die Angst vor der Ähnlichkeit mit dem anderen, vor dem Verlust der eigenen Identität, die vielleicht nur auf die Sprache begründet ist, das mag hier die tiefenpsychologische Grundlage für die Denkweise des Ausgrenzers sein.

  • Der Integrierer
  • Na klar, lerne so schnell wie möglich Schweizerdeutsch! Aber geh erst in die Öffentlichkeit damit, wenn Du es perfekt kannst..“ Dann wirst Du so wie wir, einer von uns, kaum mehr zu unterscheiden.
    Der Integrierer hat erkannt, dass die Schweiz sowieso eine permanente Durchmischung und Vermischung von Dialekten erlebt, wie es im Begriff „Bahnhofbüffet-Olten-Dialekt“ zum Ausdruck kommt. Vielleicht hat er selbst schon mehrfach den Kanton gewechselt in jungen Jahren und stets wieder von vorn begonnen mit dem Dialektlernen. Das prägt fürs Leben.

  • Der Ungeduldige
  • Wie, Sie sind schon zwei Jahre hier und haben immer noch nicht den Schweizerpass beantragt? Wann lernen Sie endlich Dütsch sprechen so wie alle hier?“ . Auch solchen Menschen kann man in der Schweiz begegnen. In der Regel sind diese Menschen entweder nie aus der Schweiz herausgekommen, oder sie kamen selbst als Secondos hierher, und sind nun glühende Verteidiger der neuen Heimat. Alle Nachzügler müssen es ihnen gleich tun.

  • Der Ungläubige
  • Die Deutschen sind sowieso nicht in der Lage, überhaupt irgendeine Fremdsprache zu lernen. Manche der Jüngeren können Englisch, aber auf Mallorca bestellen Sie ihren Kaffee Haag mit Eisbein und Sauerkraut immer noch ausschliesslich auf Deutsch.“
    Der Ungläubige kennt die Deutschen gut, denn er gucke ja immer deutsches Fernsehen, da weiss man bald alles über das Land und die Menschen. Vor allem über das Schulsystem und die erste und zweite Fremdsprache dort. Die Filme sind seiner Meinung nach in Deutschland immer in der Originalfassung zu sehen, weil niemand dort Englisch oder Französisch kann.

  • Der Tolerante
  • Ach, du kannst reden wie Du willst. Soll ich auch Hochdeutsch reden oder kommst Du klar, wenn ich Schweizerdeutsch spreche?“. Der Tolerante hat unter Garantie selbst Jahre im Ausland verlebt, vielleicht seine Ehefrau von dort mitgebracht, und spricht 3-4 Sprachen fliessend.

  • Der Germanophile (aus der Westschweiz)
  • Oh, sprich doch bitte weiterhin Hochdeutsch mit mir! Es klingt so schön. Endlich kann ich reden, wie ich es jahrelang in der Schule gelernt habe. Hier in Zürich sprechen alle sofort Französisch mit mir, wenn ich nur den hochdeutschen Mund aufmache, dabei will ich doch mein Deutsch nicht verlernen. Ich werde wohl doch so einen Kurs bei der Migros-Klubschule besuchen müssen, wenn ich noch länger hier leben und arbeiten möchte.“

  • Und was meint der Wissenschaftler dazu?
  • Werner Koller ist Zürcher, Sprachwissenschaftler und hat die sprachsoziologische Untersuchung «Deutsche in der Deutschschweiz» veröffentlicht.
    Werner Koller auf seiner Homepage
    (Quelle Foto: hf.uib.no)
    In einem Interview mit dem Bund wurde er zu der Situation der Deutschen in der Schweiz befragt:

    «bund»: Manche Deutschen, die schon lange in der Schweiz leben, fühlen sich immer noch nicht heimisch – wie kommt das?
    Werner Koller: Deutsche haben beste Voraussetzungen für das «Heimisch-Werden» in der Schweiz: Sie unterscheiden sich weder vom Aussehen noch vom kulturellen Hintergrund stark von den Schweizern. Paradox ist: Gerade wegen der Ähnlichkeiten werden die Unterschiede umso stärkerer wahrgenommen. Es gibt viele Deutsche, die die ersten Jahre als problematisch, ja belastend empfinden. Sie erleben die Situation in der Schweiz verschiedener, als sie es erwartet haben. Das betrifft Mentalität und Charakter, die Art und Weise, wie Schweizer miteinander umgehen, und vor allem die Stärke der Vorurteile, die sie gegenüber Deutschen haben. Die Unterschiede müssen nicht gross sein, damit man in der Schweiz als Ausländer behandelt wird.
    (Quelle: Der Bund vom 17.06.06, auch alle weiteren Zitate dort)

    Streng nach der alten Devise: Jeder ist fast überall auf der Welt ein Ausländer. Wir erinnern noch einmal an die Bekannten aus Ostdeutschland, die hier in der Schweiz alles sehr schön fanden, „bis auf die schrecklich vielen Ausländer“. Kein Witz, bittere Realität ohne Selbsterkenntnis.

    Auf die Frage, ob die Deutschen Schweizerdeutsch lernen sollen, meint Werner Koller:

    Natürlich kann man Schweizerdeutsch, wie jede andere Sprache, lernen. Es gibt viele in der Schweiz wohnhafte Deutsche, die Schweizerdeutsch sehr gut sprechen. Bei einigen denken Schweizer höchstens, dass sie «aus einem anderen Kanton» stammen. Das Problem liegt nicht beim Können, sondern bei der Motivation: Man kann sich in der Deutschschweiz mit Hochdeutsch verständigen.

    Richtig. Ein Deutscher muss hierfür einsehen, was es bedeutet, in der Schweiz den nicht einfachen Lokaldialekt tatsächlich lernen zu wollen. Die wochenlangen Reportagen einer Deutschen bei Blick haben die Leser nicht nur amüsiert, sondern auch aufgezeigt, wie schwierig es ist, nicht verschriftete Sprachen systematisch zu lehren und zu lernen.
    Katia Murmann bei Mundart-Kurs
    (Quelle Foto: Blick.ch 02.10.06)

    Sprache ist mehr als ein Kommunikationsmittel. Werner Koller meint:

    Sprache markiert Identität, meine Sprache und ich – wir gehören zusammen. Zur sozialen Identität gehört auch die Zugehörigkeit zu einer Region, einem Dorf – und die Sprache verrät, «woher man kommt». Wenn Deutsche, die hauptsächlich Hochdeutsch sprechen, die Grussformeln Grüezi, Uf Widerluege verwenden, signalisieren sie die Bereitschaft, an den sprachlichen Ritualen teilzunehmen, sich den Gewohnheiten der Schweizer anzupassen.

    Warum kann beim Versuch, Deutsch zu lernen, auch das Gegenteil bei den Schweizern auslösen?

    (bund): Deutsche, die Schweizerdeutsch sprechen, kommen nicht gut an . . .
    (W. Koller) Das kann man so allgemein nicht sagen. Tatsächlich werden Deutsche mit zwei Haltungen konfrontiert. Einerseits geben Schweizer zu erkennen, dass sie durchaus sprachliche Anpassung erwarten. Andererseits hören Deutsche auch, sie sollten «bei ihrer Sprache bleiben». Die Abwehrreflexe kommen in Aussagen zum Ausdruck wie: Deutsche sollen ihre Identität bewahren und sich nicht «ins Schweizerische drängen». Deutsche sollen nicht Dialekt reden, weil der Dialekt der Abgrenzung gegenüber «dem grossen Bruder im Norden» dient.

    Da wären wir bei unserem Lieblingstypen, dem Abgrenzer. Es ist nicht leicht zu wissen, wie man mit all diesen verschieden Typen umgehen sollte, es gibt auch kein Patentrezept, denn nicht jedem fällt das Sprachenlernen leicht. Ich persönlich habe beschlossen, als nächstes mindestens zwei rätoromanische Sprachen zu lernen, um so mitzuhelfen, diese Varianten vor dem Aussterben zu bewahren. Mal sehen wie weit ich dann in Zürich komme, wenn ich auf Rumantsch nach dem Weg frage.

    

    13 Responses to “Kleine Typologie der deutschfreundlichen Schweizer”

    1. Peter Zwerenbold Says:

      Na Herr Wiese, wie gut ist Ihr Rätoromanisch denn inzwischen? Das ist genau die grosse Klappe, die wir an den Deutschen so sehr lieben: Ständig glauben sie, lustig zu sein (natürlich stets auf Kosten anderer) und merken gar nicht, dass wir sie bei uns eben auch als Teil der „schrecklich vielen Ausländer“ wahrnehmen.

      [Antwort Admin:
      Momentan lerne ich noch Dänisch, det er også meget fint og lyder rigtig sjovt… Dann ist bald Surmiran und Sutsilvan dran. Und nicht vergessen das jeder fast überall irgendwie plötzlich Ausländer ist. ]

    2. Big Al Says:

      Ich bin’s leid

      Nach all den Diskussionen, Abstimmungen, Blick-, Tagi, und Spiegel Online-Kampagnen und deren Begleiterscheinungen in den Kommentarspalten frage ich mich, wie ich seinerzeit der deutschen Sprache überhaupt mächtig geworden bin, ohne dass dabei sämtliche Fensterscheiben der Deutschen Gesandtaschaft zu Bruch gegangen und der Fahnenmast vor unserer Botschaft in Bonn (ja, lang ist’s her) ritze-ratze gefällt worden wäre. Aber es war wohl gerade dieser Fahnenmast, der die Sache in totaler Abwesenheit von Gesetzen und Verordnungen zu Mundart und Standardsprache in Kindergärten ins Lot gebracht hat: „Angeklagter, Ihnen wird zu Last gelegt, Sie hätten an dem Mast gesägt, und der hätte dann den Gast erlegt!“ Wer erinnert sich? Wir haben Ottos Schallplatten abgespielt, bis sie durchsichtig waren. Wenn im Sommer die Touristen aus Deutschland in meine Heimatstadt Luzern einfielen (das konnte man damals so ganz ohne Ressentiments oder Aufschrei der politisch Korrekten sagen), haben wir das von Otto Gelernte sofort im Feldversuch angewandt. Ueberhaupt wurde uns beigebracht, dass man Deutschen gegenüber „Schriftdeutsch“ sprach; nicht aus Unterwürfigkeit, sondern Höflichkeit. Die Amis folterten wir schliesslich auch mit den fünf uns bekannten englischen Wörtern, dito die Japaner. Dass einige Teutonen dabei dem Glauben verfielen, unser akzentdurchsetztes Schriftdeutsch sei „richtiges“ Schweizerdeutsch und gar nicht so schwierig zu verstehen, nahmen wir mit kindlicher Indifferenz hin.

      Wenn Abends der Fernsehapparat, von meinem Vater voller Abscheu „Affenkasten“ genannt, angeworfen wurde, sprachen die Moderatoren und Schauspieler auf den 4 verfügbaren Kanälen deutsch. Ich meine, richtiges kompliziertes Deutsch, mit ganzen Sätzen, eingeschobenen Teilsätzen, Kommapausen und das Verb immer kurz bevor der Schauspieler in Atemnot geriet. Derrick hielt seine Dienstwaffe zwar wie ein Polizeirekrut am ersten Tag, und abgefeuert hat er sie zwischen der Verhaftung Brigitte Mohnhaupts und dem Fall der Mauer gefühlte vier Mal, aber seine Sprache war Lichtjahre vom RTL II Prekariatsdoitsch entfernt. Auch „Herr Lustig“ drückte sich ganz passabel aus, obwohl er doch in einem Bauwagen hauste. Und wir sogen es auf. Ganz ohne staatlichen Eingriff.

      Und so marschierten wir dann durch die Woche täglich zum Kindergarten, wo wir Mundart sprachen. Auch die Kinder mit italienscher, spanischer, türkischer oder portugiesischer Muttersprache taten es. Keine „Experten“ wuselten rum und suchten ihrer Existenz gebührende Berechtigung, resp. Bezahlung. Die Ausländerkinder (Darf man/frau/kind/es das überhaupt noch schreiben?) legten eine faszinierende Lernfähigkeit an den Tag. In der Schule lernten wir dann Schriftdeutsch. Nach und nach wurde von uns verlangt, während des Unterrichts Standardsprache anzuwenden. Sowohl das Schwyzerdütsch im Kindergaren wie auch das Schriftdeutsch in der Schule hat niemanden getötet. Gelernt haben wir beides.

      Wozu also der Aufruhr? Sind Kinder, Eltern und LehrerInnen heute blöder oder einfach darauf ausgerichtet, dass der Staat ihnen sagt, was zu tun ist? Es mutet geradezu bizarr an, dass er für etwas Nichtiges wie ein Jahr Kindergarten eine Sprachverordnung braucht.

      Das Urteil lautet: Freibier!

    3. Monika Gwerder Says:

      Mir kommt hier eine Parallele zum Englischen in den Sinn in der Beziehung zwischen britischem und amerikanischen Englisch; wenn sich zwei Sprachen so nahe sind, aber sich doch unterscheiden, mit den Worten von George Bernard Shaw :“ Alas, we are divided by a common language.“

    4. Brun(o)egg Says:

      @ Big Al
      Das unterschreib ich.

      @All
      nächsten Freitag 20.15h die erste der Sendungen mit Frank Baumann nicht verpassen!
      „Grüezi Dütschland“

    5. pfuus Says:

      Auf dem Weg nach ZH kommt mir ein US Sience Fiction Film in den Sinn, in welchem gurkenartige Aliens die Menschen einer Stadt nach und nach zu ihresgleichen wandeln, die äussere Gestalt aber belassen. Es dauert eine ganze Zeit bis jemand bemerkt, dass „das Schellenursli“ nicht mehr der „Uorsin“ , sondern ein Deutscher ist. Der Feind ist schnell ausgemacht und Ghostbuster mit „Wörtlisuuger“ auf dem Rücken tauchen auf , die reinhalten was reinzuhalten ist. Das Ursli erhält eine zünftige Identitätsspritze und Ende gut , alles gut! Moment mal,was steht denn da auf den Schildern: Zürich-Downtown switzerland- love it-live it… Parkside-lakeside-the docks……

    6. pfuus Says:

      Ganz wichtig: ALIEN-S

    7. Brenno Says:

      Mit Typen ist es so eine Sache. Sie sind ganz praktisch für den, der Ordnung bringen möchte in die manchmal verwirrende und unübersichtliche Vielfalt von Erscheinungen in unserer Umgebung. Ich schliesse keinesfalls aus, dass es in unserem Land im Umgang mit Deutschen, wahrscheinlich gegenüber Ausländern im Allgemeinen, sowohl den Abgrenzer als auch den Integrierer gibt, wage aber zu behaupten, dass die beiden Einstellungen in manchen Fällen bei ein und derselben Person zu finden sind. Natürlich nicht zur gleichen Zeit, sondern alternierend.

      Die Einstellung der Schweizer den Deutschen gegenüber ist meiner Ansicht nach AMBIVALENT, und abgesehen davon auch unausgegoren und unreflektiert.

      Die Ambivalenz kommt ganz schön zum Ausdruck in der Bezeichnung „grosser Kanton“. Ich frage mich schon seit längerer Zeit, was dahinter stecken könnte. Wenn man Ambivalenz zugrunde legt, könnte sich darin eine Art Hassliebe offenbaren, möglicherweise auch die Einsicht, dass es zwischen der Schweiz und Deutschland wesentlich mehr Gemeinsamkeiten gibt, als man zuzugeben bereit ist und dass diese Gemeinsamkeiten uns seit langem die Teilhabe an einer Weltsprache und einer Hochkultur ermöglichen. Die Zeiten waren natürlich auch schon besser, nämlich damals, als das deutsche Volk, lange vor PISA, als das gebildetste der Erde galt und die deutsche Sprache in den Fächern Chemie und Psychologie Weltgeltung hatte; von Musik und Dichtung ganz zu schweigen. Nun, das ist lange her, aber ich bin überzeugt, dass auch unter engstirnigen Schweizern nur wenige zu finden sind, die die Niederlande in sprachlicher Hinsicht als Vorbild gelten lassen möchten.

      Oberflächlich betrachtet könnte man die Schweizer für anmassend oder gar grössenwahnsinnig halten, wenn sie ihr nördliches Nachbarland als grossen Kanton bezeichnen. Ich glaube eher an den Versuch, mittels Ironie die beträchtlichen Unterschiede hinsichtlich Grösse und Bedeutung der beiden Länder in einem etwas milderen Licht erscheinen zu lassen; vielleicht kann man es auch als eine unbewusste, versöhnliche Geste der undankbaren und misstrauischen Eidgenossen an die Adresse der wenig geliebten Nachbarn verstehen. Interessant wäre die Frage, ob die Westschweizer und die Tessiner für ihre jeweiligen Nachbarländer eine analoge Bezeichnung haben. Davon ist mir nichts bekannt.

    8. AnFra Says:

      @Bruno

      Erbitte um Infos wg. dem Tätschmeister Baumann: Welcher Tag und welcher Sender?

    9. helveticus Says:

      @ wenn sich schon einer Brenno nennt!

      Wir sind anmassend und grössenwahnsinnig. Wir schielen neidisch und missgünstig auf die Deutschen. Wie kann ein Volk das 2 grosse Kriege verloren hat heute so erfolgreichsein?. In den Köpfen vieler Schweizer liegt Deutschland noch in Trümmern.
      Wir versäumen keine Gelegenheit uns hervor zu heben. Unser Platz in Europa ist ja sowieso irgendwo am Schluss (Heul).
      Durchziehende, erfolgreiche Ausländer werden von uns mal schnell zu Vorzeigeschweizer gemacht.
      Und bei Rasern, Vergewaltigern und anderen Bösewichten macht es sich immer gut den Migrationshintergrund zu erwähnen.
      Selbst der kleinste, unbedeutenste Erfolg(ich sage nur „Orientierungslauf“ harrrr) kommt in die Ruhmeshalle unseres Volkes. Sei es im Sport, (da gibt es ja leider nur Federer), in der Politik (da reibt man sich gern an Amerika, den Allllllergrössten), oder auch nur mit Gadaafi.
      Unsere Identität ist eine rein Politische. Keine nationale und geschweige eine eigenständig-kulturelle Identität.
      Unser latenter Hang zum Kritisieren, Lamentieren und Polemisieren kotzt mich an.
      Und wenn wir mal gerade nicht über uns selbst herziehen, wird jemand gesucht, der ein schnelles Ofer hergibt, nur um unsere Gier nach Konfronation zu stillen.
      Ich habe es satt ständig von radikalen Politikern auf Ausländer Zerseidelung, Überbevölkerung, und die riesigen Summen an das Ausland hingewiesen zu werden, die die Schweiz nur zahlt, damit Europa nicht zerbricht.(Harhar)
      Wir haben mal wieder die Welt gerettet.
      Ohne Europa sind wir nichts. Wir können selber nicht soviel Ricola lutschen, wie in Laufen hergestellt wird.
      Und noch was Herr Brenno
      Ironie und Sarkasmus, eine unserer grössten Tugenden, das können wir gut.
      Nur gab und gibt es dafür keine Nobelpreise.

    10. Brun(o)egg Says:

      @ AnFra

      SF 1 / 20.15h

    11. AnFra Says:

      @bruno

      Habe die von dir empfohlene Sendung angeschaut.

      Das Ding sollte sicherlich mit Frank Baumann ein Roadmovie werden, mit nen schicken AUDI durch Schland rauschend. Ab dem Teil mit der Busfahrerin habe ich mit feuchten Augen ins austriakisch-teutonische Fußballdrama umgeschalten müssen. Dort konnte man sich wenigstens über die schwarz-weiß-roten Jungs ausschütteln und lachen.

      Das ganze Ding da im FS1 hatte den Scharm eines schw. infantilen Kindergartenausfluges in eine dt. Schrebergarten-Kolonie gehabt.
      Mit dem Frank, dem Baumann, aufm BOBBY-CAR.

    12. AlexderFranke Says:

      Ich muß sagen, daß mir der sprachliche Alltag in der Schweiz sehr merkwürdig vorkommt. Es wäre folgerichtig gewesen, die Schweiz hätte ähnlich wie die Holländer eine eigene Schriftsprache eingeführt. Dann hätten wir heute klare Verhältnisse, nämlich daß Schweizerdeutsch Amtssprache ist und Punkt.
      Warum schriftlich fast ausschließlich eine Sprache verwenden, die für die meisten Eingeborenen wie eine Fremdsprache ist? Es ist die Entscheidung der Schweizer, aber im Grunde genommen Unsinn. Sinnvoller fände ich es, Schriftdeutsch eindeutig als erste Fremdsprache zu behandeln, die man wegen dem großen Nachbarn mehr oder weniger beherrscht.

      Wobei mir der Begriff „Schweizerdeutsch“ nicht gefällt, weil er stark eine Unterordnung als Dialektgruppe des Schriftdeutschen unterstellt. Es handelt sich um Dialekte des Alemannischen auf Schweizer Staatsgebiet. Wenn man Niederländisch, Alemannisch in der Urform und Schriftdeutsch miteinander vergleicht, wird deutlich, daß es gerechtfertigt ist, und Schriftdeutsch und Alemannisch als verschiedene Sprachen einzustufen. Dasselbe gilt für andere Regionalsprachen in Deutschland und Österreich. Man kann recht deutlich anhand von Gemeinsamkeiten erkennen, welche Ortsmundarten Teil von Regionalsprache X oder Y gehören, wenn man von vermischten Mundarten im Grenzbereich absieht. Für mich ist klar, daß Schweizer Dialekte Teil der alemannischen Sprache sind.

      Mir sind Integrierer in allen Ländern am liebsten. Es ist wichtig für das Überleben von Sprachen, daß Zuwanderer in die Sprachgemeinschaft aufgesogen werden. Es ist besonders heutzutage Tatsache, daß Menschen von woanders zuwandern. Das bedarf seitens der Zuwanderer des Willens, die Landessprache zu lernen. Die Eingeborenen wiederum sollten von Zuwanderern verlangen, die Landessprache zu lernen, aber auch über Unvollkommenheiten im Sprachgebrauch bei Anfängern geduldig hinwegsehen. Letzen Endes tun sich Eingeborene damit auch selber einen Gefallen, weil sie so den Fortbestand ihrer Sprache sichern. Statt sich lustig zu machen, wie schrecklich es sich anhört, wenn Ausländer Sprache X sprechen, finde ich es besser, sie dabei zu unterstützen, die Sprache immer besser zu beherrschen.

      Es ist für Zuwanderer natürlich besonders verwirrend, wenn es sich um eine Landessprache ohne anerkannte Standardsprache handelt. Natürlich bietet es sich an, einen zentralen Dialekt im Wohnumkreis zu wählen, für den es eine möglichst gute Auswahl an Büchern für Lernende und Kursen gibt.

      Ich verhalte mich in meiner Heimat, dem Rheinland, auch als Integrierer. Deutsch zu lernen, erwarte ich von Zuwanderern einfach. Noch besser finde ich es, wenn er oder sie Rheinisch lernen will. Sobald ich privaten Umgang mit Zuwanderern habe, erzähle ich ihm oder ihr etwas über unsere Regionalsprache und unser Land. Ich fühle mich in erster Linie als Rheinländer und in zweiter Linie als Deutscher.

      Maad-et all joot un schü’ene Jroß noo der Schweiz.

      Alex

    13. Chrigu Bleyli Says:

      Streng nach der alten Devise: Jeder ist fast überall auf der Welt ein Ausländer. Wir erinnern noch einmal an die Bekannten aus Ostdeutschland, die hier in der Schweiz alles sehr schön fanden, „bis auf die schrecklich vielen Ausländer“. Kein Witz, bittere Realität ohne Selbsterkenntnis.

      Dies bedeutet nicht, dass dergleichen in Egalität ausarten muss. Es gibt angenehme Personengruppen – Ausländer und weniger angenehme und wiederum starke Unterschiede zwischen einzelnen Personen.

      Wahrscheinlich wollten die Ossis nur darauf hinweisen, dass sie die Nähe zu der autochtonen Bevölkerung suchten. 😉