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Wo kann ich Chli Tüütsch unterrichten?

  • Kurse für Chli Tüütsch gesucht
  • Wer momentan als Deutscher mit offenen Augen durch die Schweiz wandert, wird viele merkwürdige Plakate unterwegs entdecken. So schaute uns dieser sympathisch blickende junge Mann tief in die Augen und sagte: „Lehr chli Tüütsch und red mit de Lüüt“.

    Lehr chli Tüütsch
    (Quelle: Privates Foto)

    Wir sollen also irgend jemanden „Chli Tüütsch“ lehren? Nein, als schon lang zugezogene Deutsche haben wir gleich verstanden, dass es hier nicht ums „lehren“ = „unterrichten“ geht, sondern ums „lernen“. Nicht Kurse geben, sondern in einen Kurs gehen sollen wir. Um was zu lernen? „Chli Tüütsch“. Eine interessante Sprache muss das sein, die uns helfen soll „mit de Lüüt“ zu reden, soviel ist klar. Wo gibt es Kurse für „Chli Tüütsch“? In der Klubschule bei der Migros? Steht „Chli Tüütsch“ vielleicht irgendwie für eine lässig verkleinerte Schweiz „CH + LI“. Oder ist das wohlmöglichkeit die Sprache der „Confoerderatio Helvetica“ zusammen mit der Sprache von Lichtenstein = „LI“?

  • Lerne Deutsch
  • Um hinter das Geheimnis der Aussage dieses Plakates zu kommen, lesen wir das Kleingedruckte links, das sich in vielen Sprachen dort zur Erklärung findet. Ganz zu oberst neben einer Deutschlandflagge finden wir die Anweisung:

    Lerne Deutsch und sprich mit den Leuten.

    Lerne Deutsch und sprich mit den Leuten
    (Quelle: Privates Foto)

    Nun geht uns ein Licht auf. Alles ist ganz klar erkennbar. Wir sollen als Deutsche in diesem Land Deutsch lernen und dann mit den Leuten sprechen. Das ist eine nette Aufforderung zur Kommunikation. Wo finde ich einen Deutschkurs? Aber Moment mal: Ich habe diesen Satz ja verstanden, auch ohne Kurs. Warum soll ich jetzt Deutsch lernen um mit den Leuten zu reden? Die Schweiz ist schon ein kompliziertes Land irgendwie.

    Nur ein Plakat dieser beeindruckenden Reihe ist fast komplett auf Hochdeutsch verfasst:

    „Sag doch statt ‚Ich krieg dann mal!‘ Lieber ‚Bitte könnte ich vielleicht?“

    Ich kriege dann mal
    (Quelle: www.integration.zh.ch)
    Ob für dieses Foto eigentlich Stefan Raab als Model genommen wurde?

  • Ich vielleicht ein Bier
  • Wie macht man das in der Kneipe an der Theke? „Ich krieg dann mal ein Bier“ ist falsch in der Schweiz. „Bitte könnte ich vielleicht ein Bier“ ist die vollständige und korrekte Form in der Schweiz. Das haben die hier „lieber“. Ob die dann auch ein Bier kriegen? Oder es nur lieber können? Übersetzt wurde dieser hochdeutsche Satz dann noch mit „Lerne unsere Umgangsformen“. Das werden wir jetzt täglich trainieren: „Bitte könnte ich vielleicht.. bitte könnte ich vielleicht … bitte könnte ich vielleicht.“ Kann ich dann, oder kann ich dann nicht? Vielleicht! Und nicht vergessen: „Lerne Deutsch!

  • Ist ihr Auto verschlossen?
  • Weitere Plakatideen zu dieser Aktion des Kantonalen Beauftragten für Integrationsfragen kamen postwendend von der Redaktion des Nebelspalters.
    Ist ihr Auto verschlossen?
    (Quelle: Nebelspalter Nr. 8 -2010, S. 16)

    

    39 Responses to “Wo kann ich Chli Tüütsch unterrichten?”

    1. Phipu Says:

      Das mit dem „lernen“ und „lehre“ (Dialekt beides „lehre“) ist sogar auf Hochdeutsch verwirrend. Wieso heisst es denn „Berufslehre“, wenn man dabei einen Beruf „lernt“? Kein Wunder wurde selbst ein deutschschweizer Politiker dabei gefilmt, wie er auf Schweizer Hochdeutsch von Ausländern forderte, sie sollen „Deutsch lehren“.

      Dann gibt es noch eine Feinheit in den Dialekten (vermutlich regional), den auch der Nebelspalter nicht kennt. Wenn das Auto „zue“ ist, dann können die Türen immer noch wieder geöffnet werden. Das Wort „gschlosse“ (geschlossen) existiert nicht in jedem Dialekt (schliessen = zuemache). Hingegen sollte der Sicherheitsfanatiker eher kontrollieren, ob es „bschlosse“ oder gschplosse“ (abgeschlossen) ist. Nur in diesem Fall bräuchte der Dieb einen Schlüssel oder kriminelle Tricks zum öffnen (uufmache). Das ist auch versicherungstechnisch ein Unterschied.

      Also Jens, so vollständig ist der Satz „Bitte, könnte ich vielleicht ein Bier …“ nun auch wieder nicht! Triffst du auf eine Wirtin die gleichzeitig Mutter mit seriöser Erziehungsambition ist, wird sie es sich nicht verkneifen können, an deinem Satz noch anzuhängen „…ha?“ (oder hochdeutsch „… haben?“). Da musste auch ich in meiner Kinderstube durch: „“Döf ich bitte es Zältli?“ wurde mir auch durch Drill zum grammatikalisch korrekten Satz mit nicht konjugiertem Hauptverb ergänzt, bis ich es intus hatte, zu sagen „Döf ich es Guetsli ha, döf ich chli Schoggi näh, chan ich i de Badi es Glace ha“, etc. Dieses Problem haben Deutsche mit „kriegen“ nicht, da dieses Verb bereits das einzige und daher konjugierte Verb in diesem Satz darstellt, ohne sich der Hilfsverben aus dem Höflichkeitsregal zu bedienen.

      Kannst du uns bitte noch die Übersetzungen des Nebelspalter-Plakats? (hier fehlt das Hauptverb „liefern“). Ich möchte zu gern wissen, was da links unten Satirisches steht, anstelle des „Lerne Deutsch und sprich mit den Leuten“ oder „Lerne unsere Umgangsformen“.

    2. pfuus Says:

      Das sind ja mal gelungene Plakate , sogar mit Sympathieskala, natürlich dem CH Schulnotensystem entsprechend zu interpretieren.

      Gelungen auch die beiden Portraits zur Eigen und Fremdwahrnehmung : „Halbmediterranes Milchbüebli“ gibt „stiernackigem „Prolo Protz“ Ratschläge, nicht wissend , dass er diesen Typ selbst in sich trägt.
      Zu Studienzwecken seien Älpler und Schwingfeste oder Ausflüge ins Hinterland empfohlen.

      Lehr chli Psychologie……….

    3. gäbiger Says:

      das „vielleicht“ in dem satz ist wirklich ein Wahnsinn. Höflich sein ist eine gute Sache und viele Deutsche können sich da sicher noch verbessern. Aber diese blödsinnigen „vielleichts“ nerven.
      Ein Bier bitte – das ist doch kurz und höflich.
      Bitte könnte ich ein Bier haben? – immer noch höflich, aber etwas lang und unnötig, falls man in einer Beiz sitzt.
      Bitte könnte ich vielleicht ein Bier haben? – naja, das ist schon mehr Schmarrn als Deutsch. Ausser es sagt ein 15-jähriger, der sich nicht sicher ist, ob er vielleicht für 16 gehalten wird.

    4. Roly Says:

      Also bitte im Berndeutschen ist das alles Quatsch mit dem : .. könnte ich vielleicht…. Wir sagen einfach höflich ,aber direkt : i hätt gärn es Bier
      oder “ I hätt gärn es Pfünderli Ruchbrot „.
      Aber sicher niemals : “ i bechume äs Bier „. Das „I hätt gärn “ lässt nämlich noch den Fall offen, dass ich es nicht bekomme, im Gegensatz zu “ Ich kriege ein Schwarzbrot“

    5. Guggeere Says:

      @ Phipu
      «Das mit dem „lernen“ und „lehre“ (Dialekt beides „lehre“)…»
      In den Ostschweizer Mundarten unterscheidet man die beiden Begriffe sehr wohl. In der Bodenseegegend aufwachsend, wurde ich im Elternhaus als ziemlich fauler Schüler pausenlos zum Lernen angehalten – immerhin nicht ganz ohne Erfolg. Das Lehren wurde den Lehrern überlassen (ist doch irgendwie logisch, gäll?). Irgendwann fiel mir auf, dass z.B. die Zürcher, die man östlich von Winterthur aus Tradition ohnehin nicht besonders mag, nur lehren können, aber nicht lernen. Wir spotteten jeweils, dass die Zürcher das Wort «lernen» irgendwann vergessen hatten, da sie ja als Besserwisser geboren werden und deshalb nie etwas lernen müssen…

    6. Opossum Says:

      @Roli: ” Ich kriege ein Schwarzbrot” erinnert mich immer an einen uralten Witz …
      Kommt ’ne schwangere Frau zum Bäcker und sagt: ” Ich kriege ein Schwarzbrot”
      Antwortet der Bäcker: „Sachen gibt’s …“

    7. Marroni Says:

      Valscher Vehler Doppelt falsch ist auch falsch. So, auf dem Plakat, müsste das heissen „ächli“, sonst heisst der Satz“ Lern WENIG Deutsch“ Und die Übersetzung müsste heissen „ Lern (( ein (wenig))) Deutsch,…

    8. Marroni Says:

      Nachsatz ich “krieg“ Ist doch in Graubünden und Teilen des Wallis völlig korrekt „ ii Kriäga äsPiär“

    9. pfuus Says:

      Es gibt natürlich auch regionale Unterschiede:

      Dabei sollten Deutsche ihrer Sprache aber treu bleiben, betont Salamin: «Deutschen Mitarbeitenden untersage ich regelrecht das Grüezi. Dialekt richtig zu sprechen schaffen Deutsche kaum, da sollen sie lieber beim Hochdeutsch bleiben.»

    10. Phipu Says:

      An Guggere

      Da habe ich wieder eine Nuance aus den Ostschweizer Dialekten derzueglehrt (dazugeleRNt). Unser Dialekt (in Solothurn aufgewachsen) hat dafür im Gegensatz zu denen aus der Ostschweiz noch den Vorteil, dass man den Unterschied zwischen „lehren“ und „leeren“ am deutlichen ä beim „Tue is lääre Glas blose!“ (gegenüber „Tuen üs lehre Glas blose!“) hört. Dieses akustisch aufgenommene Wissen kann für Primarschüler im Diktat von Vorteil sein. Ich möchte aber betonen, dass die richtigen Stadtzürcher (sind wohl nicht zuletzt aus Dialektgründen auch hier nicht so beliebt) noch viel „grüsigeri“ ä als wir von sich geben.

    11. Fabian Says:

      @Roly: Naja, aber auch „Chönti ächt no es Bier ha?“ hört man oft.

      Im übrigen, wenn ich Kellner wär und jemand kommt und sagt: „Ich krieg ein Bier!“ würde ich antworten: „Dann ist ja gut“ und weggehen. Denn dann gehe ich davon aus, dass er bereits bei einem Kollegen bestellt hat und von ihm ein Bier bekommt.

    12. Archer Says:

      Bier her, Bier her, oder… A) Ich fall‘ um B) es knallt war mal ne Frage bei WWM.

      „Tach, eim Pils“ bringt es doch auch rüber. Die Zeit, die ich mit einem Schachtelsatz verbringe, könnte der Wirt schon längst zapfen. Aber ein gutes Bier braucht dann in der Schweiz wohl 14 oder 21 Minuten.

    13. AnFra Says:

      @marroni

      Dein Ansatz ist gut, aber m. E. ist hierbei so nicht (der heutige) Sinn gemeint, sonder der (mittelalterliche) Ursprung für „chli“ welches als Nebenform eigentlich „glänzendes , reines, wahres“ meint.

      Habe mal für einen Geschichtslehrer den Begriff „Reichskleinodien“ zerlegt. Dies war dabei recht einfach, da ich mal zuvor untersucht habe, woher die Benennung der Sprache kommt, die einige Vorfahren neben dem Deutsch als Muttersprache u. a. auch „Kleinrussisch = Weißrussisch“ gesprochen haben.
      Dieses Kleinrussisch lässt sich m. E. auf das mittelalterliche „Beloruss“, als „Weißrussland“ zurückführen. Das heutige Belorussland / Weißrussland ist mit dem gemeinten mittelalterlichen nicht unbedingt Flächenidentisch. Dieses ahd. „chlien, chlin, klein, klein“ hatte in der Nebenform also auch den Sinninhalt auch von „weiß, blank, strahlend, rein, sauber, fein (im Wert und in der Masse), gefällig, uam“ gemeint.

      Dies lässt sich auch in den „Reichskleinodien“ des Heiligen Römischen Reiches gut nachvollziehen: Od = Besitz, Eigentum, Sache. Es sind die güldenen, strahlenden mit Edelsteinen und sonstigen blinkenden Klunker drapierter Reichsapfel und Reichszepter gemeint, also das Flunkerzeug, welches auch noch etwas kleiner als die anderen Krönungssachen waren. Also das „strahlende, glänzende“ Beiwerk zum Schwert, Krone, Lanze und Umhang der römisch-deutschen Kaiser. In Wien anzuschauen.

      Da das Schweizerdeutsch so ab 15./16. JH möglicherweise sich wohl kaum weiterentwickelt hat, müsste also der neugedeutete Sinninhalt dieses möglichen abstrusen Satzes eventuell so neu gelesen werden: „Lehr chli Tüütsch und red mit de Lüüt“, also „Lerne reines, sauberes Deutsch und spreche mit den Menschen“.

      Fazit: Ein klassischer, eigengetätigter Schuss ins Knie!

      Da werden sich die „Hochdeutschen“ im Raum Göttingen aber freuen oder totlachen. Dank an die Brüder Grimm für diese „kleinen und sauberen“ Sprachscherzchen.

    14. pfuus Says:

      @Fabian

      Netter Kellner! 🙂

    15. neuromat Says:

      Jedes, jede und jeder kann nach seiner Fasson glücklich werden. Natürlich kann auch jeder sich selbst verarschen.

    16. Guggeere Says:

      @ Phipu
      Moooment!
      Auch in St.Gallen versucht der Lehrer (in Mundart mit langem «e» ausgesprochen), «lääri Chöpf» mit brauchbarem Inhalt zu füllen. Hingegen tut der «Chübelläärer» (eindeutiges langes «ä», allerdings etwas weniger offen als z.B. das Bäärn-«ä») quasi das Gegenteil: Er fährt mit seinem Kleinlastwagen durch die Stadt und sorgt für inhaltslose öffentliche Abfallkübel. Die im Standarddeutschen bekannten, mässig geistreichen Wortspielchen mit «Leerer» und «Lehrer» funktionieren in unserem Dialekt aus akustischen Gründen nicht richtig.

    17. Ostwestfale Says:

      @ Phipu
      Ich vermute, dass dieses Wort zur Abgrenzung von der Didaktik des Hochschulstudiums dient.
      Bei seiner Erschaffung könnte es dem Umstand Rechnung getragen haben, dass sich der Auszubildene in die strikte Führung/Anleitung eines Lehrmeisters begab, der ihm Stück für Stück vormachte, wie er zu arbeiten hatte. Anders war es beim Studenten, der sich sein Wissen wesentlich freier, selbstständiger erarbeiten musste/konnte. Beim einen Wort geht die Aktion deshalb vom Lehrer aus, beim anderen vom Studenten. Heute mag diese Unterscheidung zunehmend an Gewicht verloren haben – ich meine aber ein bißchen spiegelt es immer noch die Unterschiede in der Didaktik wieder, insbesondere in handwerklichen Berufen.

      @Anfra
      Genau das habe ich mich auch gefragt, als ich den Satz das erste Mal las:
      „Heisst chli nun „klein/ein wenig“ oder heisst es „klar/verständlich?“

    18. neuromat Says:

      so jetzt mal alle hier hopp, hopp in den Deutschkurs, vor allem die „selbst Schweizer Politiker“ (wieso eigentlich selbst, oder bedeutet selbst in der CH-Variante gerade).

      Schon mal etwas von einem Kausativ gehört. Nein, das hat nichts mit dem Wetter zu tun, ist also keine Abk. f. Schlechtwetter aus dem Kaukasus. Das ist ein Veranlassungswort. Es geht darum, eine Handlungsrichtung zu beschreiben.

      Mal ein Beispiel: Wenn mein Pferd trinkt, dann tränke ich es. Ich hab aber kein Pferd. (Wahrscheinlich weil ich mit meinen Steuergeldern schwachsinnige Plakataktionen finanzieren muss). Nehmen wir mal andere Tiere. Die Sau säugt die saugenden Ferkel.

      Na, ist das so schwer? Da muss man nur mal so chli tüütsch aufmerksam verfolgen. Es gab hier mal einen, der schon damit glänzte sich im Gebrauch des Kausativs nicht auszukennen. Setzen ist das Kausativum zu sitzen, also „sitzen machen“.

      Mal was anderes. Dass die Plakate sprachlich nicht gerade das Gelbe vom Ei sind, ist ja unübersehbar. Aber die Rezepte sind wirklich Mist. Sushi mit Fondue. So pappig kann man den Reis gar nicht kleben, dass einem nicht alles völlig auseinanderfällt – Riesensauerei. Ich habe auch kein Pro Bier g e k r i e g t, haha.

      Von wegen „kriegen“ und „Schwarzbrot“. Die Story steht doch beim kleinen Arschloch. Da kriegt die Schwangere ein Kilo Gehacktes und das kleine Arschloch will wissen: Wann ist es denn soweit?

      Gab kein Pro Bier. Musste also was anderes trinken. Nach einigen Flaschen, muss ich sagen: Geile Plakataktion. Die Flaschen sind jetzt leer und müssen weg. Da soll ich meine Flaschen nach Farbe sortiert im Glascontainer entsorgen. Auf Englisch heisst das: Take your empty bottles to the recycling container. Ach nee, und die Briten, die müssen die nicht sortieren.

      Na ja, aber die Dinger müssen steinalt sein. Ist überall noch die alte Kosovofahne drauf. Und es sind zehn. Ja, zehn Gebote. Mal was ganz Neues! Und dann noch auf vereinfachtem Schweizerdeutsch, mit vereinfachten Köpfen von vereinfachten Schweizerinnen, wie sie auf Parkbänken sitzen. Schweizer Tennisspieler sind meistens gesetzt, was nicht heisst, dass sie dann immer sitzen. Das machen Schweizer Wetterfrösche und Schulreisler viel besser. Und da kann man dann auch gleich ganz Wichtiges über die Umgangsformen lernen.

    19. gäbiger Says:

      jemanden zum trinken bringen, heisst tränken
      jemanden zum stinken bringen heisst stänkern
      jemanden zum sinken bringen, heisst senken
      jemanden gut manieren beibringen, manirieren.

      plakat kommt übrigens aus dem lateinischen von placidus – flach. wer wundert sich da noch über das niveau? das gehört so.

    20. Franzl Lang Says:

      Trotz der Gefahr, als voellig humorfrei zu gelten: Ich find das „Stefan Raab“-Plakat unter aller Sau. Dieses billige „kriegen“-Klischee (das ja auch schon 100mal hier durchgekaut wurde) ist einfach nicht totzukriegen (oder eher vielleicht eventuell tot zu uebercho?). Kein Mensch redet so!!!

      In solchen Momenten gib’s fuer den Bildschirm mangels praesentem Gegner nen Stinkefinger und ich bin weiss Gott froh aus der Schweiz abgehauen zu sein. Es kotzt mich an!

    21. AnFra Says:

      @gäbiger

      Der Hinweis auf „placidus“ ist gut.
      Für Plakat kann man auch „Anschlag“ sagen, also erfolgt bei den züricher Plakaten ein „Anschlag auf die deutsche Sprache“!

    22. Meier Says:

      Wohl wahr, dieser unter?schwellige Rassismus der durch diese Plakate verbreitet wird, kotzt einen an. Es ist der stete Tropfen, der das Fass zu überlaufen bringt, irgendwann kann man solche Anfeindungen nicht mehr wegstecken und drüber lachen. Ja, die Schweiz hat es geschafft, mit mir gibt es bald einen Ausländer weniger hier.

    23. Opossum Says:

      @neuromat: Eigentlich ist das Schwarzbrot kein Schwarzbrot und auch kein Gehacktes, sondern ein Weissbrot – und stammt von Gernhard/Eilert/Knorr aus der guten alten „Pardon“-Zeit (nun gut, kennt nicht jeder – ein paar Jahre sind da schon hilfreich)

    24. Guggeere Says:

      @ gäbiger, Meier, Lang etc.
      Ich kann im «Ich krieg dann mal»-Plakat nichts Rassistisches erkennen. Zudem zwinkert der Raab-Verschnitt dem Betrachter zu, als ob er sagen wollte: «Nimms nicht so ernst.» Also haltet den Ball mal schön «placidus» – äh, flach. («Placidus» bedeutet übrigens auch sanft, ruhig, friedlich…)
      Ich versuche mir das Umgekehrte vorzustellen, nämlich ein Plakat in, sagen wir, Mecklenburg-Vorpommern, das mit einem entsprechenden Anliegen dort lebende Schweizer ansprechen möchte. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wäre da irgendeine ironisch gemeinte Anspielung an Uhren, Banken, Schoggi, Berge, Grüezi oder Langsamkeit drauf. Wäre ich dort und bezöge es auf mich, fände ich es vielleicht rührend-sympathisch oder schlimmstenfalls gut gemeint, aber knapp daneben.
      Also denunziert die Rassisten bitte nicht hinter einer gar nicht so üblen Werbekampagne der Zürcher Integrationsförderung, sondern dort, wo sie sind, beispielsweise bei der Schweizerisch-Völkischen Politsekte von Blocher/Maurer & Co. und deren Sturmabteilung.
      Vielleicht klickt ihr mal auf den Link «Reihe» im obigen Artikel, der zu den anderen Plakaten führt; insbesondere zu «Chum, lach doch es bitzli meh…», und wischt dann den Schaum vor dem Mund ab.

    25. AnFra Says:

      Habe bei den Züricher Propagandisten (Amt für unschweizerische Umtriebe) in deren Infoblock reingeschaut.

      Bezüglich dieser dümmlichen Campagne ist bei uns für die nächsten Tage der Spaßfaktor riesengroß:
      Originalschreibe der Züricher Spaßmacher: „…..Hauptsprache der Kampagne ist jedoch unsere Lokalsprache, (ein vereinfachtes) Schweizerdeutsch, auch das ein Novum für diese Art von Kommunikation.“

      Siehe DAS Plakat mit dem Raab: Ist DAS ein vereinfachtes Schweizerdeutsch? ((Sag doch statt „Ich krieg dann mal!“ lieber „Bitte könnte ich vielleicht?“))
      Solche Agiprop-Plakate erinnern an unselige Zeiten, als in besetzten Landstrichen folgende deutsche Anschläge angebracht wurden: „….Man spricht Deutsch…..“

      Fazit:
      Lernen als gelehrtes Wissen sich aneignen haben vielleicht die Züricher Agiprops mit leeren von (unterschwelligen) Vorurteilen verwechselt.
      Zürcher Tragik-Komödie: „Biedermann und die Plakatkleber“.

    26. neuromat Says:

      @ opossum (alter Weij in neuen Schläuchen)

      ja, ja die gute alte Zeit: „Pardon“ – eine Zeitschrift, die sich schon auf ihrer Titelseite entschuldigt, könnte ja glatt aus der Schweiz stammen. Den Sammelband habe ich vernichtet, aber als WimS Leser sind mir die Schandflecken Deutschlands, namentlich die Radarfalle von Bietigheim und das Zellerthaler Altersheim bekannt.

      Zu wenig Bilder und Texte, die ich nicht kapiere. Darum ist die Plakataktion ja auch so geil. Motto ist ja hier auch mal was Neues. Ich meinte den hier:

      http://www.eichborn.de/fileadmin/biimages/cover/3000/382183000X.jpg

      die Frau sagt im Fall: „Ich bekomme drei Pfund Gehacktes“ … und das kleine Arschloch: „Da gratuliere ich aber! Wann ist es denn soweit?

      und so sind wir dann von „Pardon“ zur „Titanic“ , den Sammelband habe ich auch weggeworfen, gelangt, aber immer noch bei Teilen der GEK-Gruppe. Also: Alter Witz – neu erzählt. Vermutlich auch political correct.

    27. neuromat Says:

      @ gugeere

      nö, rassistisch ist das Plakat nicht.

      Ich würde auch nicht behaupten, dass die Physiognomie der Raabs entspricht. Das Zuzwinkern ist „affektiv“ voll in die Hose gegangen, alles andere als locker und sieht eher wie eine Gesichtslähmung aus. Der Schädel hat Kastenform und der Typ spricht sogenanntes vereinfachtes Schweizerdeutsch. Also kein Deutscher.

      Der Satz“ Harry, hol schon mal den Wagen “ wurde ja auch von Derrick nie so gesagt. Trotzdem gibt es ausserhalb Burghölzlis viele, die da völlig anderer Meinung sind. Erfahrungsgemäss ist es sinnlos, diese vom Gegenteil ueberzeugen zu wollen. Manche haben eben das Gefühl, sie müssten sich ihre Ausländer marinieren (wie stand es da oben), damit sie ihnen munden. Lassen wir es mal so stehen.

    28. Ausgewanderter Says:

      Mann, bin ich froh, aus der Schweiz weg zu sein. Wo ich jetzt bin, bin ich zwar auch Auslaender, aber diesen Mist muss ich nicht mehr ertragen. Hallelujah!

      Und fuer alle Schweizer und Schweizerinnen: Ich kenne keinen Deutschen, der jemals „Ich krieg“ bei ner Bestellung gesagt. Nicht, wo ich herkomme.

      Ihr seid da einem schlechtem Witz aufgesessen! Merkt es endlich!

      Aber was kuemmerts mich noch. Egal.

      An dieser Stelle Danke an Jens für diesen unterhaltsamen, lehrreichen, mal lustigen und mal traurigen Blog.

    29. pfuus Says:

      Aus dem Tagesplacidus:

      http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/pop-und-jazz/Deutschland-holt-den-Sieg-souveraen/story/26306817#kommentar

      Von wegen „chum, lach es bitzeli meh…..“ Ich lach ja! (über David Sarasin)

      Der ESC interessiert mich nicht, kann aber in diesem Fall dem Kommentar von Robert Schmid zustimmen.

    30. Meier Says:

      Das Plakat mit dem Deutschen? ist wohl eher peinlich, ich bezog mich aber auf das Stereotyp von Kosovo-Albaner (Auge um Auge), den geizigen Schweizer oder den selbst für die Nahrungsauswahl zu dummen Neger.

    31. Guggeere Says:

      @ Ausgewanderter, neuromat, pfuus etc.
      Warum so empfindlich? Nicht jeder Plakatanschlag ist gleich ein Mordanschlag…
      Lege Wert auf die Feststellung, dass wir hier nicht in Schillers «Wilhelm Tell» sind. Die Schweiz ist nicht die Hohle Gasse, wo hinter jedem Baum am Wegrand ein schiesswütiger, armbrustbewehrter Attentäter lauern könnte. Ebenso wenig seid ihr der üble Hutfetischist Gessler und sein Gefolge.
      Ausserdem weiss sogar ich, dass die Ich-krieg-dann-mal-Klischeevorstellung von den Deutschen nicht stimmt – wie alle nationalen Stereotypen: Ich kann z.B. nicht jodeln, arbeite tatsächlich nicht in einer Bank und spreche noch nicht mal besonders langsam. Die beleidigte Leberwurst zu spielen, wenn mir trotzdem jemand mit einem (meistens nett gemeinten) Scherz dieser Kategorie kommt, wäre mir jedoch zu blöd. Ich finds nach wie vor am besten, mitzulachen und dann zur Tagesordnung zurückzukehren.

    32. berner Says:

      Ich begreif das auch nicht, warum man auf so ein Plakat empfindlich reagieren kann. Ich bin selbst kein 100%-Schweizer; und da man mir das auch äusserlich ansieht, hab ich tagtäglich mit Vorurteilen und unterschwelligem Rassismus zu kämpfen. So ein Plakat wäre da gar nicht der Rede wert.

    33. Franz Lang Says:

      @Guggeere:

      Die Masse macht’s! Und was an dem Plakat nett gemeint ist, bzw. augenzwinkernd …. nuja. Das alles finanziert schliesslich auch der Steuerzahler und somit ich 🙂

    34. pfuus Says:

      @Guggeere

      Beleidigte Leberwurst? Nein!

      Lese ich im Tagesanzeiger die Kommentare zu entsprechendem Thema und staune über deren Anzahl und „pädagogischen Nährwert“ , dann ist doch der erwähnte Scherz nur die Verzierung einer Grundmelodie, oder?

      Da könnten Welt untergehen-Kein Kommentar. Kaum kommt ein „Deutschlein“ ins Spiel………..

      So und etz fahr ich grad z’leid schnäll über d‘ Gränze go poschte 😉

    35. TravellerMunich Says:

      Das wäre ja alles noch erträglich, wenn es nicht offiziell vom Kanton käme.
      Fehlt eigentlich nur noch ein Jude und der Ausspruch: „Hau nicht immer Deine Schweizer Mitbürger über’s Ohr, denn Du brauchst vielleicht mal in Notzeiten ein Nummernkonto.“ Natürlich mit Augenzwinkern…
      Aber das, immerhin, traut man sich seit 1945 selbst in der Schweiz nicht mehr.
      So, und jetzt krieg ich noch ein Bier und dann geh ich zum lachen in den Keller…

    36. neuromat Says:

      ich begreif das eigentlich auch nicht – diese Empfindlichkeit.

      Dem Steueramt versuche ich seit Monaten zu verdeutlichen, dass angesichts von Millionenbeträgen, man sich doch nicht so um ein paar Tausender scheren soll.

      Oder, ob jetzt jemand richtig grützi sagt oder nicht, angeblich ein schlechtes Englisch trällert und damit auch noch gewinnt, na ja, jetzt wissen wir auch, das ist ne total unbedeutende Veranstaltung gewesen, oder nur weil ein Kommentator so ungefähr sagt: „Was seid ihr für schlechte Verlierer, Ihr Schweizer“ (das war doch mit Augenzwinkern) und anschliessend von Schweizer Bloggern dessen sofortige Entlassung gefordert wird. Warum immer diese Empfindlichkeit. Bereits die Vermündlichung des Schriftdeutschen führt zu empfindlichen Reaktionen.

      Es gibt Länder, die bestellen sogar sofort den Botschafter ein, wenn der Finanzminister des anderen Landes von Indianern und einer Kavallerie spricht.

      Und was soll’s. Es geht ja schliesslich um Integration. Und besser kann man doch eigentlich gar nicht zeigen, wie viel Ahnung man davon hat, oder dass einem, auf Deutsch gesagt, die Integration am Arsch vorbeigeht. Oder vielleicht auch nur unfähige, einfach schweizerdeutsch Sprechende am Werk waren.

      Mein Gratistipp: Lasst das beim nächsten Mal doch zwei oder drei Deutsche machen. Hat den Vorteil, wenn es dann wieder schief geht, kann man sich wenigstens so richtig aufregen, Entlassung fordern, Botschafter einbestellen oder … ja was weiss denn ich.

    37. Mare Says:

      @TravellerMunich:
      „Aber das, immerhin, traut man sich seit 1945 selbst in der Schweiz nicht mehr.“ – Ich lese „seit 1945 selbst in der Schweiz“ – „selbst“? Kann man mir das erklären?

    38. Milena Says:

      „Ich krieg dann mal…“ Was für ein erfundenes Klischee! Mag ja sein, dass solche Worte lokal üblich sind, aber ICH habe diese Formulierung NOCH NIEMALS gehört. Wo ist das denn üblich? Hat da jemand eine Ahnung? In einer verrauchten Kneipe vielleicht? Wo ich mich jedoch nicht aufhalte? Wenn ich jedoch im Hauptbahnhof Dortmund bei Kamps (oder bei dem Verkaufsstand daneben) an der Reihe bin, fragt mich die Verkäuferin schon mal: „Und was bekommen Sie?“ Dann könnte ich natürlich dementsprechend antworten: „Ich bekomme ein Weißbrot.“ Das antworte ich aber nicht, weil mir diese Formulierung nicht gefällt. Stattdessen sage ich: „Ich hätte gerne…“ Oder, wenn ich grad redefaul bin, reicht es auch, wenn ich nur das Produkt nenne und dazu „bitte“ sage.

      Die Plakate finde ich durchaus rassistisch. Nicht wirklich schlimm, aber ziemlich traurig. Ich weiß echt nicht, was in einige Schweizer gefahren ist, ständig auf den Deutschen rumzuhacken oder andere Ausländer klischeehaft zu betrachten. Was soll das denn? Klischees, falsche oder richtige, gibt es überall, und das wäre ja auch kein Problem, wenn sie nicht allzu blöd sind. Wir Deutsche haben auch bestimmte Bilder von Schweizern im Kopf. Diese sind aber nicht ein bisschen negativ. Zumindest hier im Norden nicht, weil die meisten Menschen dort gar keine Schweizer persönlich kennen. Höchstens mal wechseln wir ein paar Worte miteinander, wenn wir zufällig am selben Urlaubsort sind.

      Übrigens, neulich habe ich folgendes erlebt und mich dabei amüsiert:

      Chef: „Du hättest das Eishockey-Spiel sehen sollen. Das war spannend!“

      Ich: „Nö, Eishockey finde ich langweilig. Außer, die prügeln sich.“

      Chef: „Die haben sich geprügelt.“

      Ich: „Ach? Wer denn?“

      Chef: „Die Schweizer haben angefangen.“

      Ich: „Die Schweizer? Aber die sind doch ein friedliebendes Volk!“

      Chef: „Nein, nicht mehr…“

      Zehn Minuten später stehe ich im Pausenraum. Ein Kollege liest die „Bild“ und ich sehe darin den Artikel vom erwähnten Eishockey-Spiel.

      Ich: „Hab es grad gehört, die Schweizer haben eine Prügelei begonnen.“

      Kollege: „Ach, kann nicht sein, die Schweizer sind ein friedliebendes Volk…“

      Ich: „Man darf Männern nun mal keinen Eishockeyschläger in die Hand geben…“

      Kollege (grinst): „Du meinst, dann kommt der Neandertaler in ihnen durch…?“

      Ich: „So in etwa…“

    39. pfuus Says:

      P.S

      Tell schiesst heute natürlich mit 20min und wenns hart kommt holt er auch mal einen stumpfen Köppel, Somm oder Schawinski aus dem Köcher.