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Wie arbeitet man „schweizerisch“? — Neue Geschichten aus dem Schweizer Spitalleben

(reload vom 25.01.2007)

  • Krankenschwestern gibt es hier nicht (mehr)
  • Die Berufsbezeichnung „Krankenschwester“ bzw. „Krankenpfleger“ ist in Deutschland gesetzlich geschützt. Sie galt bis zum 31.12.2003 und wurde dann durch die Bezeichnung „Gesundheits- und Krankenpfleger/in“ ersetzt [Danke für den Hinweis an Kiki]. Man darf sie nur mit entsprechendem staatlichen Examen, bei dem man eine Urkunde erhält, führen. In der Schweiz wird das Diplom für die Pflegekräfte nicht vom Staat, sondern von einer caritativen Einrichtung wie dem Roten Kreuz nach einer Prüfung vergeben. Damit verbunden ist der Nachteil, dass eine Schweizer Krankenschwester nicht so einfach in England oder Frankreich in ihrem Beruf arbeiten kann, ohne dort erst die Prüfung nachzuholen. Sonst kann sie nur als „unqualifizierte Pflegehilfe“ eingesetzt (und bezahlt) werden. In Gesprächen mit verschiedenen Schweizer Pflegekräften, die hier längst nicht mehr „Krankenschwester“ sondern „Dipl. Pflegefachfrau“ auf dem Namenschild stehen haben, fragte ich nach Geschichten und Erfahrungen mit Deutschen Kollegen auf Station. Eine Schweizerin erzählte, dass es da ziemliche Unterschiede gäbe, je nachdem ob man in einem kleinen ProvinzBezirksspital oder einer grosse Uni-Klinik arbeitet.

  • Dienstanweisung für Deutsche
  • So seien in der Nähe der Grenze deutlich mehr Pflegekräfte aus Deutschland beschäftigt, weil dorthin das Berufspendeln leicht möglich ist und nur eine Grenzgängerbewilligung gebraucht wurde. In einem solchen Bezirksspital unweit der deutschen Grenze erlebte sie einmal den Unmut unter den Patienten darüber, dass fast ausschliesslich Personal aus Deutschland eingesetzt wurde. Die Pflegeleitung startete dann eine anonyme Umfrage um zu erfahren, was die Patienten an den Deutschen Fachkräften denn störte. Das Ergebnis floss in eine „Dienstanweisung“ ein, die in Zukunft massregeln sollte, wie der Umgang mit den Patienten abzulaufen hat. Ziel war es, vermehrt „schweizerisch“ zu arbeiten, was auch immer damit genau gemeint war.

  • Kollektive Kündigung statt Konsensfindung
  • Deutlicher kann sich der Schweizer-Deutsche „Kulturkonflikt“ nicht manifestieren. Die Deutschen Pflegekräfte solidarisierten sich und organisierten Widerstand gegen diese „Zurechtweisung von Oben“. Es kam nicht zum Dialog oder zur Konsensfindung sondern zum grossen Knall. Schliesslich kündigt gleich sechs Deutsche Krankenschwestern auf einmal und verliessen das Spital. Die Schweizerin, die mir das erzählte, wurde von ihrer Pflegedienstleitung dazu verdonnert, über diese Geschichte nicht in der Öffentlichkeit zu reden. Schweigegelübte über Deutsch-Schweizer Dienststreitigkeiten. Sie haben sich im Team sehr wohl mit ihren deutschen Kolleginnen gefühlt, der Ärger war einzig durch die harsche Vorgehensweise der Pflegedienstleitung eskaliert.

  • Helvetische Höflichkeit muss erst verstanden sein
  • Ich fragte sie dann, was denn konkret so schwierig gewesen sei für die Deutschen Schwestern im Umgang mit den Patienten. Diese monierten die „forsche und direkte“ Art, und das „mangelnde Verständnis für Schweizer Höflichkeit“.
    Konkret gesagt: Als eine Patientin die deutsche Krankenschwester (auf Schwiizerdütsch) bat „Könnten Sie mir bitte bei Gelegenheit, wenn es Ihnen nichts ausmacht und Sie etwas Zeit haben, vielleicht einen Kaffee bringen?“, nahm diese die Aussage der Patientin wörtlich und wartete zu lange mit der Erfüllung des Wunsches.

    Gemeint hatte die Patient nämlich: „Ich hätte jetzt gern einen Kaffee“. Viele Schweizer schütteln sich vor Widerwillen, wenn sie den den klassischen Satz hören, mit dem in Deutschland manchmal dieser Wunsch geäussert wird: „Ich kriege einen Kaffee!“. Wer dabei lächelt und freundlich guckt, wird deswegen nicht als schlecht erzogen betrachtet in Deutschland.

    Die Schweizerin führte ihre Kollegin ein in diese „helvetischen Höflichkeit-Codes“. Anderseits bemühten sich die deutsche Kollegin, beim Vokabular schnell auf den alemannischen Stand zu kommen. Es heisst nicht: „Könnten Sie bitte mal Ihren verlängerten Rücken anheben“, sondern „Täten Sie bitte das Füedli lupfe“. Und auch nicht: „Machen Sie bitte den Mund auf…“ sondern „ … das Muul uff“. Bei einer älteren Patientin einfach so vom „Maul“ zu reden, schockierte die Deutsche Kollegin erst mal. In Deutschland hört man das Wort bei Menschen nur im Zusammenhang mit dem Wunsch nach Ruhe: „Halts Maul“. Doch alles ist lernbar, auch die „Finken“ an den Füssen an Stelle der teutonischen „Puschen“.

  • Willkommen beim Sport mit dem Spootdienst
  • Persönlich lernte ich im Spital auf Station noch einmal die feinen Unterschiede zwischen „Serviette“, „Tuech“, „Badtuech“, „Tuechli“ und „Nastuechli“. Alles kam vor, nur mein Wunsch nach einem „Handtuch“ wurde nicht gleich verstanden von der nur Schweizerdeutsch sprechenden ausländischen Pflegehilfe. Ein Anreiz mehr, in Zukunft meine Schweizerdeutsche Sprachkompetenz weiter auszubauen, damit solche Kommunikationspannen nicht mehr passieren. Und mit dem Satz „Ich bin der Spootdienst“ hat sich nicht der „Sportdienst“ vorgestellt, wie ich erst zu verstehen meinte, sondern die Kollegin vom „Spätdienst“ = Spätschicht, mit Heimatort Schaffhausen.

    

    22 Responses to “Wie arbeitet man „schweizerisch“? — Neue Geschichten aus dem Schweizer Spitalleben”

    1. harot Says:

      ..ich schreibe als Papierschweizer (seit 1964).

      ..in einem kleinen Regiospital in der NW-CH arbeitet seit über einem Jahr ein deutscher Fachkollege (Pflegefachmann), der mit vielen Entdeckungen des Schweizer Alltags mehr und mehr Mühe bekundet. Er hat sich entschieden, hier zu arbeiten und zwar die letzten 7 Jahre so günstig wie möglich (O-Ton „in Ruhe“), hat eine Stelle, die sehr gut bezahlt wird, mokiert sich aber über die hohen Lebenshaltungskosten und kauft alles „ennet der Grenze“. Seine Pausenmahlzeiten sind ausschliesslich in Deutschland gekauft – in der Kantine des Hauses essen: nimmer! Das Benzin kauft er aber durch den Betrieb vergünstigt…vom Kanton…Jetzt gilt es noch das Fahrzeug anzumelden und da stösst er auf die „Idioten der Schweizer Bürokratie“ (O-Ton). Da er von einem Amt zu andern weibeln muss, hat er die „Schnautze“ voll…“wie können die so dämlich sein“ (O-Ton). Unlängst mokierte er sich auch über den Unterschied, den die CH macht in Sachen Entsorgung Papier und Karton und überhaupt, das Entsorgungssystem der CH sei ja „Aspach-Uralt“! Und warum in einer Gemeinde ein System XY und im andern YZ…warum ist das nicht national geregelt…..

      Ich habe den Kollegen noch nicht gefragt, ob er weiss wie die CH aufgebaut ist und dass wir 26 Kantone haben, 26 Schulsysteme und 26 Gesundheitssysteme…

      Ich finde, dieser Deutsche, dürfte gerne zurück in die BRD…

    2. Smilla Says:

      Dieses „Ich kriege einen Kaffee“ würde aus meinem Bekanntenkreis in Deutschland niemand sagen. Es ist in bestimmten Regionen verbreitet und hängt auch von der Erziehung ab, die man genossen hat. „Ich kriege…“ wird wirklich nur auf die Frage einer Bedienung „Was kriegen sie…“ oder „Für sie einen Kaffee, für sie einen Tee, was kriegen sie…“ verwendet. Dass jemand, der eine halbwegs vernünftige Erziehung, die „danke“ und „bitte“ mit einschliesst, einfach so „ich kriege…“ durchs Lokal ruft, habe ich bisher eher selten erlebt. Vielleicht haben sich diese „Ich kriege-Rufer“ in Deutschland soweit ins Aus manövriert, dass sie in die Schweiz flüchten mussten. Kein Wunder, dass sie hier so verbreitet sind…

    3. Smilla Says:

      @harot:
      Sehr unangenehm, Ihre Erfahrungen. Mit so jemandem hätte ich auch Mühe und würde jeden Kontakt versuchen zu vermeiden. Nur, ob dies der Prototyp eines Deutschen ist, wage ich zu bezweifeln. Er zeigt schlechte Manieren und Dreistigkeit, nichts an ihm erscheint positiv. Solche Leute gibt es aber leider eben überall.
      Ich könnte umgekehrt auch mit Schweizern kommen, die sich toll dabei fanden, mir im Halbsuff mal den Hitlergruß zu machen oder die sich in Beizen mit einem Gespräch aufdrängten, dabei keine zusammenhängenden Sätze mehr zustande brachten und beim Sprechen ständig spuckten. Das ist Prolo von nebenan, den es in jeder Wohnanlage in jedem Land gibt. Auch wenn diese Person einzelne Stereotypen an den Tag legt, die man mit bestimmten Ländergruppen in Verbindung bringt, so steht diese Person doch diemals für eine ganze Nation. Und Ihr Kollege steht eben auch nicht stellvertretend für deutsches Pflegepersonal.

    4. Brun(o)egg Says:

      Wenn man/frau im Spital liegt, ist das Wohlfühlen und das Verständnis bekommen bereits die „halbe Miete“ zur Besserung. Auch wenn die OP’s noch so erfolgreich war, die Medikamente wirken – die Emotion ist wichtiger. Und das es da halt manchmal happert, mit der forschen deutschen Art ist ein Problem für beide Seiten.

    5. Ole Says:

      Immer dieses „kriege“ Beispiel, ich kanns echt nicht mehr hoeren. Ich habe in Hamburg noch nie jemanden so bestellen gehoert. Aber jeder Schweizer wird mir dadurch beweisen wie unfreundlich die Deutschen doch sind. Ich habe auch noch nie gehoert wie ein Schweizer in der Bar mit „Könnten Sie mir bitte bei Gelegenheit, wenn es Ihnen nichts ausmacht und Sie etwas Zeit haben, vielleicht ein Bier bringen?“ bestellt hat

    6. neuromat Says:

      Ja, ja diese menschlichen Prototypen. Irgendwie würde der Verzicht auf eine Schubladisierung ja wohl doch für die einen oder anderen mit der ganz persönlichen Katastrophe eines destabilisierten Weltbildes enden.

      Mir sind nun auch eine ganze Reihe Herr und Frau Schweizer bekannt, die mit den Entdeckungen des Schweizer Alltags ihre Mühe haben. Unterschiede zu ihren nördlichen Nachbarn gibt es da hinsichtlich der plötzlichen Entdeckung kaum – diese betrifft vor allem die Reaktion, die wahrscheinlich in Deutschland etwas lauter und kritischer ausfällt.

      Es ist sehr interessant, dass es in der Schweiz 26 Gesundheitssysteme gibt. Das wusst ich ja bisher noch gar nicht. Hingegen hatte ich schon immer den Eindruck, dass die zuletzt Zugestiegenen häufig am lautesten, die noch später kommenden zum wieder aussteigen auffordern ;-).

      Warum die Deutschen immer etwas kriegen, wird vermutlich ein Rätsel bleiben. Etwas mehr sprachliche Toleranz wäre hier sicher hilfreich – wenn man sie denn aufbringen kann. Deutsche kriegen nicht nur einen Kaffee, nein, sie kriegen auch eine Erkältung und kriegen das dann schon wieder hin. Schon komisch warum die dauernd Krieg führen. Aber es gibt andere, die müssen sich „ständig wehren“.

      Das Leben bleibt weiter einfach: „die Oesterreicher weiter dekadent, die Italiener feige, die Preussen steif und die Russen schmutzig“ so hat schon Napoleon die Lage erkannt und der hatte bekanntlich bereits aufgrund seiner exorbitanten Körpergrösse sicher einen gewaltigen Ueberblick.

    7. neuromat Says:

      aber Ole,

      was für ein Glück, hast Du nicht geschrieben: „Immer dieses kriege-Beispiel, ich krieg‘ gleich zuviel.“ Weisst Du, manche kriegen da einfach den Hals nicht voll genug, wobei dann andere einfach so einen Hals kriegen.

      Nein, nein. Diese vornehme distinguierte Zurückhaltung, die hat schon etwas. Bereits im sexuellen Bereich ist das doch eine absolut andere Spielart. Schallt es da aus hamburgischen oder westfälischen Betten: Ich komm gleich, so darf man hier vernehmen, man hat das Gefühl, es könnte sein, dass bei Gelegenheit, sich, ja man wisse gar nicht, wie man dem sagen solle, irgendetwas … herrje, ich muss bysele …

      und ist es nicht erstrebenswert, sich eben nicht in einer Schlange anzustellen (nur wir forschen Deutschen würden da von vordrängeln reden) und dann liebreizend zu raunzen: Ich sollte es Pullä bekommen.
      Wieso eigentlich? Hat der das vorher bestellt?

      – Ig söttes Pullä übecho! – Süsch?! – ä-ää! – Säckliwelle?

      Ja, da können wir nicht mithalten bei deratig chevalereskem Umgang, wir Pfeifendeckel und tumben Nordmenschen.
      – Isch krischen Broiler un n Blauen Würger, aber dalli – Eenen Gummiadler für den Herrn un die Kirsche ooch, ooda nen Griletta?

    8. freiheitistunteilbar Says:

      Konkret gesagt: Als eine Patientin die deutsche Krankenschwester (auf Schwiizerdütsch) bat „Könnten Sie mir bitte bei Gelegenheit, wenn es Ihnen nichts ausmacht und Sie etwas Zeit haben, vielleicht einen Kaffee bringen?“, nahm diese die Aussage der Patientin wörtlich und wartete zu lange mit der Erfüllung des Wunsches.

      Schlecht, wenn zu viel an Oberflächlichkeit an die Grenzen des Verständnisses führt, man sprichwörtlich auf seiner eigenen Schleimspur ausrutscht und nicht verstanden wird. Indirekte Sprache, die in Deutschland meist bei Frauen verbreitet ist, hat ihre Tücken, besonders dann, wenn etwas ganz besonders nett ausgedrückt werden soll, jedoch dabei die Form im „keinster“ Weise dem Inhalt
      gerecht wird.

      „Könnten Sie mir bitte einen Kaffee bringen“ oder Sein Sie doch so nett und bringen mir bitte einen Kaffee,“ genügt wohlauf.

      Bei dem „Ich krieg noch ein Bier“-Deutschen, so es sie denn gibt, kommt es wiederum auf die Betonung des Gesagten an, um bei den lieben Schweizern nicht als ungehobelt zu gelten. Wobei dergleichen eher einem typischen Ruhrpottasi entspricht, so nach dem Motto „Hey Kalle, ich krieg hier noch ’n Bier.“ 😀

      Das Leben bleibt weiter einfach: “die Oesterreicher weiter dekadent, die Italiener feige, die Preussen steif und die Russen schmutzig” so hat schon Napoleon die Lage erkannt und der hatte bekanntlich bereits aufgrund seiner exorbitanten Körpergrösse sicher einen gewaltigen Ueberblick.

      Das Einzige, was bei dererlei Vorurteilen gewaltig ist, bezeichnet man die Irrtumswahrscheinlichkeit. 😀 Das Unterscheidet ein Urteil von einem Vorurteil. BTW solche Ruhrpottasis gibt es wirklich. 😉

    9. Guggeere Says:

      @ harot
      Gratuliere! Ein Hoch auf nationalistische Klischees. Sie mögen blühen und gedeihen, auf dass sich bis zum jüngsten Tag niemals etwas ändert.
      Oder hast du schon mal daran gedacht, dass die A… unter allen Völkern der Welt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit etwa gleichmässig verteilt sind?

      @ Ole, neuromat etc.
      Nicht mal der mit dem «Kriegen» stimmt. Wer öfters in Chur ist oder sonst wie Kontakt mit Deutschbündnern hat, weiss, dass es gute, sehr typische Bündner Mundart ist, wenn jemand etwas «kriagt». Hab darüber schon als Kind gestaunt, als ich dort in den Ferien war. Man hört sowohl «kriaga» als auch «überkhoo». Eine Bekannte von mir sagt sogar: «Do kriagsch Problem über.» Ein echt eidgenössischer Kompromiss also – und damit wären wir schon wieder bei den Klischeevorstellungen… 🙂

    10. Archer Says:

      Also ich beende ja jede Bestellung mit „Zack Zack“, „Ruck Zuck“, „Dalli Dalli“ oder dem allseits beliebten Handbuch-Spruch aus „Demolition Man“, „… oder sonst“.

    11. Smilla Says:

      Bei „ich kriege“ fällt mir gerade noch was ein. Vielleicht haben einige tatsächlich Angst, jemand könnte sich sein Bier „erkriegen“. Ich bekomme meines meistens so, doch muss ich mir in Schweizer Beizen ab und zu meine Ruhe „erkriegen“.

    12. AnFra Says:

      Wenn man den Satz „Ich krieg ein Bier“ als ethnisch-negativen Satz untergeschoben kriegt, kann man nur sagen: Ich krieg die Motten.

      Solch einen Satz „Ich krieg…..“ habe ich letztmalig 1994 in Nürnberg im Messerestaurant ins Ohr gekriegt. Die Bedienung im Stress: „Wer ist der Schnitzel mit Pommes?“. Der Gast, auch im Stress: „Ich krieg den Schnitzel!“
      Und nun die GROSSE Frage an all sich daran stoßenden endemischen und papierenen Schweizer: Was denn daran denn so schlimm? Schlimmer ist eigentlich folgende Antwort: „Ich bin der Schnitzel….“! Die Frage bleibt dann immerzu offen: Schweine- oder Menschenschnitzel? Da kriegt man sich nicht mehr.

      Denn „kriegen“ ist auch nur ein harmloses Wort! Dieses „kriegen“ wurde von einzelnen Schweizern als ein aggressiv empfundenes deutsches Wort dargestellt. Dabei hat es eigentlich mit dem „Krieg“ wohl nicht direkt zu tun, denn der passende historische altgerm.-fränkisch-althochdt. Begriff hierfür war „wirre, wirren, werren, werran“, welcher als „guerra, guerre“ für „Krieg“ in die romanischen Sprachen eingedrungen ist.
      Das Zeitwort „kriegen“ kommt aus dem Mitteldeutschen „krigen, erkrigen“ für „strebend erlangen; erreichen wollen; haben, empfangen, besitzen wollen; erringen“.

      Habe gehört, wie in unserem schweizerisch-deutschen Klub ein echter Blutschweizer zum Nachbarn sagte: „Wenn die Serviertochter kommt, sag ihr, ich krieg ein Bier“.
      Resultat: Kein Weltuntergang, kein göttliches Strafgericht, der Himmel ist nicht eingestürzt, die Erde hat sich nicht geöffnet, der Antichrist ist nicht auferstanden, der Satan hat nicht die Herrschaft unernommen, keine apokalyptischen Reiter und kein Mensch hat sich dabei etwas gekriegt, denn im Klub ist ob solch einer unwichtigen, aber nach Diktion einzelner Schweizer scheinbar sprachliche Absurdität, kein Wirrwarr ausgebrochen!

      Aber wie es in der Gedankenwelt manch eines Zeitgenossen ausschaut, den Einblick möchte man lieber nicht kriegen.

    13. neuromat Says:

      Dank an Guggeere für den Hinweis.

      Diese Aufregung um das ganze „kriegen“. Wie man im Tonbeispiel hören kann ist die Bestellung „ich krieg“ die passende Antwort auf die zuvor gestellte „kriegense“ – Frage. Somit natürlich ganz plump, wenn jemand meint, er müsse „der deutschen Serviertochter“ sagen, er kriege eine Bier. (Tja ja die Fettnäpfe!)

      Zudem handelt es sich um ein gewisse Form der Mundart. Also wenn schon so bestellen, dann auch das ganze Gespräch durchhalten können. Oder eben beim Hochdeutschen bleiben, nur dann wird anders formuliert. Hier geht es zum Sprachkurs:

      http://www.youtube.com/watch?v=syJeLtL-4gE&feature=related

      Anfra, es ist nicht richtig, dass sich die Erde nicht geöffnet hat, sie tut es noch. 😉 Der Vulkan spuckt weiter. Da steht auch: Schlimmer ist eigentlich folgende Antwort: „Ich bin der Schnitzel….“!

      Abba dat issnichschlimma. Dat iss Imbissdeutsch. Imbissdeutsch kann auch helfen dat Kriegen zu vameiden. Sachste „Tu mich ma“ (und bei der häufigen Verwendung des kleinen Wörtchens tun, sollte sich doch dann die hiesigen Sprachsittenwächter weniger an dieser Formulierung stossen).

      Hier zum Sprachkurs:
      http://www.youtube.com/watch?v=lOzOzsbGaX0&feature=related

      Darf man so langsam das Gefühl haben, dass einem eigentlich nichts mehr auf den Senkel geht, als diese vereinzelte bornierte (Besser-)Wisserei, wie nun all diese Deutschen sind. Wie unhöflich und unerzogen. Wer das immer noch nicht kapiert hat, was das für unfreundliche Grobiane sind, dem kann nur noch mit diesem Film geholfen werden:

      http://www.youtube.com/watch?v=_NXDM9XXhQ4&feature=fvw

    14. Smilla Says:

      @Anfra: Genial! Herzlichen Glückwunsch! Habe selten so gelacht.
      Zum letzten Satz:
      „Aber wie es in der Gedankenwelt manch eines Zeitgenossen ausschaut, den Einblick möchte man lieber nicht kriegen.“
      Dem stimme ich zu, denn hätte ich den Einblick, würde ich sicher zuviel kriegen.

    15. AnFra Says:

      Wie kriege ich Schweizerfreunde?

      Bei meinem Studienpraktikum in der Schweiz waren wir insgesamt 11 Mann einer Baukolonne in einer Beize. Fragt der Chef beim Abend-/ Nachessen: „AnFra, wuotschtbier?“. „Hä?“. Chef deutet auf den dritten Kühlschrank mit den Aufklebern von Schützengarten- und Haldengut-Bieren. Ah, ein Bier?!. „Ja, ich kriege ein Haldengut-Bier!“ Reaktion in der Beize: 5 Sekunden totale Stille a-la Italo-Western, 19 weit aufgerissene Pupillen und ein gütiges Glasauge starren mich an! Was habe ich falsch gemacht? Resultat: Auf die Antwort warte ich noch immer.
      Und nun der springende Punkt: Wenn man aus solch einem bizarren, aber harmlosen Beizen-Erlebnis seine nationalen Vorurteile speisen würde, bräuchte man sich mit NICHTS mehr zu beschäftigen. Gilt für Wirrköpfe auf beiden Seiten.

      Beim Stichwort Wirrkopf gibt’s nen Nachtrag über den „Züricher“:
      In der Internet-Ausgabe dieser sich helvetisch-kämpferisch gebenden und die Finanzpiraten schuhsohlenleckenden stürmerartigen Schmonzette „WELTWOCHE“ tummelt sich ein „grosshelvetischer Besserwisser“ a-la „Züricher“ herum. In seinem Schmonzes ist dessen Diktion in Wortformulierungen, Niedermache, Überheblichkeit, Dreistigkeit und Borniertheit vergleichbar der des Zürichers aus der Blog-Wiese!

      Wenn das nicht der gute alte Züricher ist!
      Signalement: „Albert Zimmermann“.

      Gutes Erbrechen.

    16. freiheitistunteilbar Says:

      Finanzpiraten schuhsohlenleckenden stürmerartigen Schmonzette „WELTWOCHE“

      Politiker sind doch auch nur Menschen, denen man für die Überregulierung der Finanzbranche jedoch garantiert nicht die Schuhsolen lecken sollte. 😀

    17. pfuus Says:

      @Anfra

      Zürcher, nicht Züricher, sonst wirds nix mit den Freunden…..

    18. Fischkopp Says:

      Gewisse Leute in gewissen Regionen Deutschlands bestellen so.

      Kunde: Einmal Pommes bidde!
      Verkäuferin: Mit Mayo oder Ketchup?
      Kunde: Mit Salz Du F….! 😉

    19. AnFra Says:

      @pfuus

      Das mit den Freunden ist im heutigen Internet / Internett kein Problem.

      Hat mich diese Woche ein Mr. Dr. Wurumba aus Lagos / Nigeria angeschrieben:
      …. liebster Freund, lieber Mr. AnFra…… erbitte um Mitteilung Ihrer Bankangaben, damit Sie schnell und sicher die 12,6 Mio US-Schrott-Dollars erhalten können….

      Ein Freund für 12,6 Mio Trollares! DAS ist es. Da kann doch kein Schweizerfreund mithalten, oder!?

      PS: Züricher, werde erst dann ohne „i“ schreiben, wenn mich Schweizerbürger in ihren Schweizerbriefen, in Deutschland aufgegeben, mit dem satanischen „ß“ anschreiben! 😉

      Nachtrag: Der vermutete trolle „Züricher“ ist heutig in der „WELTWOCHE“ zensiert worden. Einige Tage dort rumtrollen und schon in der Zensur. So schafft man sich trolle Freunde.

    20. pfuus Says:

      Ich kriege….nein, keine Stange, sondern Pickel!

      http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/pop-und-jazz/Like-a-Saetalait/story/16118745

    21. neuromat Says:

      @ pfuus

      Guter Link. Die Comments dazu sind natürlich das Beste. 🙂

    22. Smilla Says:

      Ich ertrage das „i“ bei Zür(i)cher auch nicht mehr, seit ich hier lebe. Mich wundert es, dass es einige Deutsche trotz jahrelanger Ansässigkeit in der Schweiz immer noch aussprechen. Aber es gibt so solche, die das „s“ bei Migros mitsprechen.