Heute schon ein Vorurteil gepflegt? Warum jedes Land seine Ossis hat
(reload vom 15.12.06)
Die Zürcher mögen die Basler wenig, sie sind vielleicht eifersüchtig auf deren europäische Lebensstil im Dreiländereck mit Deutschland und Frankreich. Wären sie doch selbst gern eine „Weltstadt“ , und auf die locker-gelöste Art der Basler, mit der am Rheinknie die Fasnacht ohne Zwänge und Riten gefeiert wird, sowie natürlich auf die erfolgreiche Wirtschaft.
Die Basler wiederum mögen, wie die meisten anderen Kantone auch, die Zürcher nicht so sehr. Die Anerkennung und Beliebtheit eines Zürchers in der Schweiz (ausserhalb von Zürich) ist vergleichbar der Situation von Deutschen in Zürich. Sie gelten als arrogant, überheblich, etwas vorlaut und immer mit der Überzeugung daherkommend, die Wahrheit für sich gepachtet zu haben. Alle Schweizer sind sich einig gegen die Zürcher, weil die so schnell „schnurren“, ohne deswegen Ähnlichkeiten mit Katzen zu haben.
Die Beliebtheit gewisser Landesteile lässt sich gut an der Beliebtheit der Dialekte ablesen:
So wurde gemäss einer Umfrage aus dem Jahr 2002 der Walliserdialekt von 20% der Befragten als beliebtester Dialekt angegeben. Noch beliebter war Berndeutsch (27%), während der Zürcher Dialekt nur gerade von 10% der Befragten als Lieblingsdialekt genannt wurde.
(Quelle: swissworld.org)
Die genaue Rangfolge sah so aus (von sehr beliebt bis am am wenigsten beliebt)
1. Bern
2. Bünderland (Attribut heimelig, warm, abwechslungsreich)
3. Wallis (urig, lebhaft, freundlich)
4. Uri
5. Basel
6. Luzern
7. Zürich
8. Appenzell
9. St. Gallen
10. Thurgau (grell, ungünstig, kalt)
Wir hörten diese Reihenfolge zitiert bei einem Vortrag auf dem SAL Forum. Die Quelle ist nur wage belegt, das Material erhebt keinen wissenschaftlichen Anspruch auf Korrektheit. Auch ist nicht bekannt, wie diese Daten erhoben wurden, wieviele Menschen befragt wurden etc.
Jetzt ist auch klar, warum im Schweizer Fernsehen gern ein Moderator aus dem Wallis eingesetzt wird, wie Patrick Rohr, der uns jedoch einmal verriet, dass er selbst als „Vorzeige-Walliser“ diesen Dialekt erst als dritte Muttersprache mit ca. 14 Jahren zu lernen anfing. Es hat sich für ihn beruflich gelohnt.
Die sonst nach aussen so harmonisch und freundlich auftretenden Schweizer sind tief im Innersten ein ganz schön zerrissenes Völkchen. Der viel zitierte „Kantönligeist“ ist dafür nur ein beschönigender Ausdruck. Kommt es zu einem spielerisch gemeinten Wettbewerb zwischen den Kantonen, sei es bei einer Casting-Show wie „MusicStar“ oder einem anderen Wettstreit im Schweizer Fernsehen, wird sich mächtig für den eigenen Kanton ins Zeug gelegt.
Basler und Zürcher lächeln gemeinsam über den Aargau, dem „Rüebliland“ und Zwischenkanton, über den die wichtigste Aussage „er grenzt an Basel und an Zürich“ geradezu sprichwörtlich ist. Es fällt auf, dass der Kanton Aargau im „Dialekt-Ranking“ gar nicht erwähnt wird. Er ist „Niemandsland“ für die Schweizer. Sprachlich eher an Zürich ausgerichtet, mit dem Herzen jedoch eher in Bern. Die Jurabewohner im jüngsten Kanton hingegen reagieren allergisch auf Bärndütsch und auf jegliche Bevormundung aus dieser Richtung.
Die Walliser wiederum finden, dass alle, die von hinter den Bergen kommen und nicht aus ihrem Tal stammen, „Grüezis“ sind und das man denen lieber misstrauen sollte. Ganz unten auf der Dialekt-Beliebheitsskala steht der Thurgau. Man könnte die Einwohner des Thurgaus auch als die „Ossis der Schweiz“ bezeichnen. Der Begriff „Ossi“ passt, weil der Kanton so weit im Osten liegt. Es ist also auch in der Schweiz möglich, noch unbeliebter als die viel gescholtenen Zürcher zu sein.
Als Otto Walkes in den Siebzigern durch Deutschland tourte und ganze Hallen mit seinen Live-Auftritten zum Kochen brachte, ward der Ostfriesenwitz geboren. Deutschlands Ossis waren bekannt für ihre langsame Sprechweise, ihre logische Art zu Denken und für die roten Halstücher, mit denen sie die Holzgewinde am Hals der jungen Mädchen versteckten.
Die nächsten Ossis kamen dann nicht mehr aus Ostfriesland, sondern nach der Wende im November 1989 aus dem richtigen Osten, „Zonengabi mit ihrer ersten Banane“ war ein Klassiker der Satirezeitschrift Titanic:
Gezeigt wurde ein ostdeutsches Mädchen mit einer geschälten Gurke in der Hand.
Die Thurgauer erinnern uns in der Beschreibung an all die Klischees, die einst einem Mantafahrer nachgesagt wurde: Weisse Tennissocken in Sandalen, Jogginganzug beim Einkauf und ein liebevoll aufgemotztes Auto mit Kenwood-Aufkleber.
Dass die Prinzipien der soziale Stigmatisierung und Ausgrenzung nicht nur in der Schweiz existiert, können wir an Hand des Ruhrgebiets belegen. Dort ist das Autokennzeichen „EN“ für „Ennepe-Ruhr-Kreis“ das deutliche Brandzeichen für ein zünftiges Landei. Wer dieses Kennzeichen fährt, hat quasi Narrenfreiheit beim Abbiegen, Vordrängeln oder Parken im eingeschränkten Halteverbot. In der Französischen Provinz sind es die 75er Nummernschilder, die den Pariser beim Landbesuch verraten, und im badische Oberzentrum Freiburg im Breisgau haben die Kennzeichen EM für den Landkreis Emmendingen und VS = Schwarzwald-Baar-Kreis (von Villingen-Schwenningen) für die Freiburger deutliche Warnfunktion.
Ist es nicht klasse, wie praktisch sich die ganze Welt in Gut und Böse, in Schlaue und Dumme, in freundliche und in arrogante Menschen einteilen lässt? So herrscht wenigstens Ordnung und jedermann weiss genau, woran er beim anderen ist. Nachdenken oder selbst ein Urteil bilden ist nicht mehr nötig. Spart einfach eine Menge Zeit. Und wo lassen Sie denken?
März 1st, 2010 at 1:55
Die sonst nach aussen so harmonisch und freundlich auftretenden Schweizer sind tief im Innersten ein ganz schön zerrissenes Völkchen. Der viel zitierte „Kantönligeist“ ist dafür nur ein beschönigender Ausdruck.
Deutsche in der Schweiz hingegen ,wirken darauf einigend.
März 1st, 2010 at 6:49
Zonen-Gabi war gar kein Ossi, ich erinnere mich vor kurzem einen Artikel gelesen zu haben, dass sie aus Kaiserslautern kam und eine Bekannte eines Titanic-Redakteurs war 😉
März 1st, 2010 at 8:01
Es ist schon so: hinter Winterthur fängt der Balkan an. Grins
März 1st, 2010 at 15:46
Wann treten wir endlich diese arroganten Zürcher an Deutschland ab (und hoffentlich haben wir vorher eine Mauer darum gebaut) ?
März 1st, 2010 at 16:06
@ pfuus
Tief im innersten lachen wir uns darüber kaputt, dasa es Leute aus dem ostdeutschen Tal der Ahnungslosen gibt, (dort kommst du doch her oder?) die nach Rissen in der schweizerischen Gesellschaft suchen, welche sich von innen etwa so darstellen, so wie die Bayern über die Saupreissen fluchen. Mit Liebe halt.
März 1st, 2010 at 21:47
@Brun(o)egg
Da liegst leider du völlig falsch!
März 1st, 2010 at 23:08
Dat sachte der Richtige. Scheiß Schalker! *g*
März 1st, 2010 at 23:30
Klasse, jetzt kloppen sich die Deutschen wegen der Zerrissenheit der Schweizer, oder wie? 🙂
März 2nd, 2010 at 0:12
@Holger
Es handelt sich bei der abgebildeten Dame um eine medizinisch-kaufmännische Angestellte aus Worms (D). 😉
März 2nd, 2010 at 0:14
@Brun(o)egg:
Der Balkan beginnt südlich von Kassel. So. Das mußte mal gesagt werden.
März 2nd, 2010 at 9:07
Gratulation der Schweiz zum 2. Platz im Goldmedalljenspiegel!
Rechnet man die in Vancouver errungenen Goldmedaillen relativ zu den Bevölkerungszahlen der betreffenden Länder, so ergibt sich folgendes Ergebnis:
Bevölkerungsreiche Länder wie die USA und China fallen aus den Top-10
heraus, die USA mit 0,3 Goldmedaillen pro 10 Mio Einwohner (Gesamtbevölkerung 308 Mio) und China mit 0,03 Goldmedaillen pro 10 Mio Einwohner(Gesamtbevölkerung 1330 Mio).
Hier sind die Top-10 gerechnet in Goldmedaillen pro 10 Mio Einwohner:
Norwegen 18
Schweiz 7,7
Schweden 5,4
Österreich 4,8
Kanada 4,1
Niederlande 2,4
Tschechien 1,9
Deutschland 1,2
Südkorea 1,2
Australien 0,9
(Bevölkerungszahlen aus Wikipedia)
Ich habe eben was gegen statistische Ungerechtigkeiten.
Meine olympische Lieblingsdisziplin ist übrigens das Curling.
Völlig gefahrlos, ohne Doping, ja sogar ohne das lästige körperliche Leistungstraining können sich die Curler ihre Medaillen erspielen.
Hut ab vor dieser Schlauheit!
Man hört, daß die anderen Athleten die Curler belächeln, weil sie keine richtigen Athleten seien.
Das muß wohl an der geringeren Intelligenz der Lächler liegen, oder?
Schönen Gruß Stef
März 2nd, 2010 at 9:44
@ Werner
Stimmt. Hatte mal Tel.gespräch mit einem Kunden aus Hannover mit Einladung in die Schweiz. Er wusste nicht wo Klingnau liegt. „Gleich hinter Waldshut“. „Ach, auf dem Balkan neben der Türkei!“. Ist ein treuer Kunde geworden.
Zudem verschieben wir die Balkanesen Grenze jetzt nach Dänemark hoch.
Dann wird das Kasselerrippchen zur griechischen Spezialität.
März 2nd, 2010 at 11:49
Coole Statistik!
Macht sich auch jemand die Mühe für „Pro 10000 Einwohner in einem Wintersportgebiet“ ?
März 2nd, 2010 at 15:20
Wenn man den geringsten Intelligenz-Quotienten im Verhältnis zu dem Gold-Geklimper von Canada setzte, kann man den Helveten zum ersten Rang nur gratulieren.
Trauen keinem Vorurteil, dass du nichts selbst erschaffen hast!
März 2nd, 2010 at 15:45
Ich glaub ich muss mich Anfra anchliessen. Das Nive(u)a sinkt dramatisch.
Trottelige Medaillenspiegelberechnugen sind nicht mein Ding.
CU Folks.
März 2nd, 2010 at 15:59
Hoffentlich finden wir die boese Zungen mal. Und dann fragen wir sie, warum sie so einen Quatsch erzählen.
Natürlich liegt Schönheit immer im Auge des Betrachters. Und dass Leistungssportlerinnen ein wenigig muskulöser sind als Laufstegmodells erklärt sich von selbst.
Aber ob folgende Medalliengewinnerinnen für normale Menschen aussehen wie „germanischen Mannsweiber, hochgeputscht und unschick“, wage ich doch sehr zu bezweifeln…
http://www.noniblog.info/wp-content/uploads/2009/02/evisachenbacher-stehle_unesco.jpg
http://www.bz-berlin.de/multimedia/archive/00035/staffel3_35036d.jpg
http://www.xyz-modellfabrik.de/upload/weltmeisterbob03_250.jpg
http://www.zoll.de/z1_bilder/a1_zoll_ski_team/aktuelle_berichte/goessner1.jpg
Har,Har? Wie der Micky Maus -Bösewicht? Wie heißt er noch?
März 2nd, 2010 at 17:36
Also äxgüsi, aber die Attribute, welche den Thurgauern attestiert wurden habe ich bis anhin nur über die Aargauer sagen hören.
März 2nd, 2010 at 18:08
„…ward der Ostfriesenwitz geboren. Deutschlands Ossis waren bekannt für ihre langsame Sprechweise, ihre logische Art zu Denken und für die roten Halstücher, mit denen sie die Holzgewinde am Hals der jungen Mädchen versteckten.“
was? wie? holzgewinde? wtf?
ich bitte um erläuterung…
März 2nd, 2010 at 20:12
Brun(o)egg:
( Ich glaub ich muss mich Anfra anchliessen. Das Nive(u)a sinkt dramatisch. Trottelige Medaillenspiegelberechnugen sind nicht mein Ding.
CU Folks. ) ²
März 3rd, 2010 at 8:08
@ Zürcherin
Ähm… ich bin Basler. Und ich liebe den Thurgau. Hab lange in Amriswil gewohnt.
Das Problem bei solchen Frozzeleien ist, dass sie nicht am Stammtisch sondern nur mit einem virtuellen Befrozzelten stattfinden. Und das macht es gehässig. Denn ehrlich was gibt es schöneres als mit einem intelligenten Menschen die Klingen zu kreuzen.
März 3rd, 2010 at 9:17
@ Anfra
Habs gelesen. War nicht sehr erheiternd. Bezogen auf meine politische Haltung hab ich höchstens einen IQ von 85, grins. Ok ich geb mir noch ein paar liberale Pluspunkte. Wobei diese auch wieder westerwellisch, bezw. schweizfreisinnisch relativiert werden.
März 3rd, 2010 at 17:47
@ ein Zürcher
Du bist nur noch peinlich. Wie der Bobele. Einfach ein paar Stufen tiefer.
Und da das nicht geht….?!
März 28th, 2010 at 0:47
Welch lustiger Beitrag, muss da echt zustimmen. Nach der Arbeit begab ich mich am Zürcher HB um den Zug nach Basel zu nehmen und siehe da, alles blockiert. War auch klar bei FCZ gegen FCB.
Wo hier der Kantönligeist existiert, erlebt man in anderen Ländern sogar schon den „Dörfligeist“. Beispiel: 2 Dörfer die sich angrenzen. Weil im einen Dorf der Bus satte 5 Minuten früher antrifft, werden die Bewohner im andern Dorf als Bauernvolk, gar zurückgeblieben angesehen.
Oktober 18th, 2010 at 10:17
Ist wirklich typisch Deutsch der Herr Professor. Wie arrogant mich bäuerlich zu nennen falls ich Mundart mit einem Deutschen spreche. Ausserdem ist Schweizerdeutsch meine Muttersprache, denn es war die Sprache, welche meine Mutter sprach, mein Vater sprach, mein Lehrer sprach, trotz alledem liegt mein Standard Deutsch doch nicht gleich brach. Ja, und es gibt sehr wohl auch ein Berndeutsches Wörterbuch (mit Rechtschreibung, 13 Bänder) und ich fühle mich mit meinem Deutsch, Französisch, Englisch und Dialekt im Moment wirklich sprachlich total verarmt, das sehe ich an den Deutschen, die Sprechen alle mindestens noch 5 Sprachen neben Deutsch 😉