Werde Sniper schon ab 12 — Jugendschiessen im Zürcher Unterland
(reload vom 28.08.06)
Unsere Tochter erhielt eine Einladung zum 56. Zürcher Unterländer Jugendschiessen im Spätsommer 2009. Unsere Tochter ist ein friedlicher Mensch, und eine Waffe hat sie bislang noch nicht in der Hand gehalten. Wir wissen, dass in der Schweiz jeder wehrfähige Mann so ein Ding im Schrank stehen hat, oder im Keller, denn dort haben wir sie schon rumstehen sehen, diese Hochpräzisions-Sturmgewehre, mit denen man auf 300 Meter einen Apfel treffen und auf 1’000 Meter den Kofferraumdeckel eines Autos durchschlagen kann. Wichtige Fähigkeiten, die schon von früher Jugend an trainiert werden müssen. Neuerdings schon ab 12 Jahren, auch für Mädchen:
Willkommmen beim Zürcher Unterländer Jugendschiessen!
Ein Interessanter Anlass. Bist Du zwischen 12 uns 16 Jahre alt? Dann kannst Du dabei sein! Nimm Deine Kollegen mit und bilde eine Gruppe. Eine Gruppe besteht aus 3 Schützen. Diese können aus allen Bezirken und Orten induviduell zusammen gestellt werden. Natürlich darfst Du auch als Einzelschütz mitmachen.
Und nicht vergessen; Ab diesem Jahr darfst Du bereits mit 12 Jahren dabei sein.
(Quelle: zu-jugendschiessen.ch)
Natürlich ist Schiessen ein interessanter Sport, und es gibt auch in Deutschland auf dem Land fast überall neben dem Karnickel- und Kleintierzüchterverein einen Schützenverein, in dem sich jedes Jahr beim Schützenfest lustig bedresste Männer um die Ehre streiten, den Holzadler von der Stange zu schiessen.
(Foto Quelle Schützenfest)
Wem dies gelingt, den nennt man „Schützenkönig“, und der darf dann das Bier für alle bezahlen. Darum wird der zumeist vorher ausgeguckt, und wenn er dann schiesst, der ausgewählte Schützenkönig, wird kräftig mit dem Hammer von hinten nachgeholfen, dass der Adler dann auch fällt. Etwas billiger ist es, nur die Flügel links und rechts abzuschiessen. Beim Triumphzug am Ende des Schützenfestes werde diese als Trophäe mit dem Namen der Schützen versehen durch das Dorf getragen.
(Foto Quelle Schützenkönig)
In der Schweiz ist das anders, da schiesst auch die Jugend schon mit teuren Hochpräzisionsgewähren, wie wir auf diesem Bild erkennen können:
Ja, wir wissen, das Schiessen hat eine ganz andere Tradition in der Schweiz als in Deutschland. Wenn ein Schweizer Jugendlicher mit Sturmgewehr in der Hand auf einem Schützenfest in einem niedersächsischen Dorf auftauchen würde, käme es sicher sehr schnell zu einem Grossaufgebot von Spezialeinsatzkräften der Polizei, denn diese Waffe sieht nicht ganz so aus wie die Jagdgewehre, mit denen die Schützen sonst auf den Holzadler zu schiessen pflegen.
September 16th, 2009 at 2:34
Liegt wohl an dieser Pseudo-Tradition des „Wir müssen uns verteidigen können“-Denkens…
Je mehr Unfälle und Massaker es gibt, desto seltener wird auch das 😉
September 16th, 2009 at 9:32
Was dann neben dem Schützenstand so alles passieren kann findet sich hier:
http://www.tagblatt.ch/aktuell/ostschweiz/ostschweiz/Schiessunfall-Opfer-war-ein-St-Galler-Rapper;art639,1374080
September 16th, 2009 at 15:27
Ach Du grüne Neune! Eine fertiggeladene und gespannte Waffe [1] auf dem Parkplatz?? Da fehlen mir die Worte.
[1] so nannte man das damals bei der Deutschen Bundeswehr
September 17th, 2009 at 8:48
Lieber Jens
Interessant, soviel ich weiss, ist das Schweizer Wahlrecht für Auslandschweizer für einmal etwas einfacher, wobei nicht verschwiegen werden soll, dass viele Auslandschweizer, v.a. wenn sie in eher exotischen Ländern wohnen, die Wahlunterlagen nicht selten nach dem Wahltermin erhalten… Eine Angabe möchte ich aber korrigieren, es gibt nicht über eine Million Auslandschweizer, sonder „nur“ knapp 700’00, aber das sind doch auch immer noch rund 8 Prozent aller Schweizer, die’s gibt. Und ja, du hast recht, in der Politik besteht ein gewisser Respekt vor dieser Wählerschaft, auf jeden Fall haben zumindest die Bundesratsparteien eigene Ausland-Sektionen gegründet, um diese Wähler abzuholen.
[Anmerkung Admin: Ich denke, da wurden vielleicht die Kinder nicht mitgezählt 🙂 Habe die Zahl korrigiert, aber man findet auch oft diese 1 Millionen Angabe, 8-10 % der Schweizer, heisst es meistens, leben im Ausland. ]
September 17th, 2009 at 15:00
Bei dem Bild mit dem Schweizerbürschle und seinem Gewehr ist die Frage zu stellen, ob die Aussage mit dem beschriebenen teuren „Hochpräzisionsgewehren“ hier so stehen bleiben kann.
Denn beim besten Willen kann man dieses in dem Bild vorgestellte Model, ob in der mil. oder ziv. Version, sicherlich so pauschal nicht zu den „Hochpräzisionsgewehren“ zählen.
September 18th, 2009 at 2:45
@Bense:
Liegt wohl an dieser Pseudo-Tradition des “Wir müssen uns verteidigen können”-Denkens…
Je mehr Unfälle und Massaker es gibt, desto seltener wird auch das
Sind Unfälle und Massaker nicht eher ein Zeichen von zu wenig Waffen? Ein wehrloses Opfer anzuschießen ist schließlich keine Kunst und ein Massaker lässt sich auch nicht durch bloßes Zureden verhindern.
Freie Bürger wissen sich zu wehren und ihre „Pseudo-Tradition“ zu pflegen.
🙂
September 18th, 2009 at 11:12
Das Schiesswesen spielt im öffentlichen Leben in der Schweiz noch immer eine grotesk überdimensionierte Rolle. Entstanden aus den patriotischen Bewegungen im 19. Jh., ist es heute eher eine Art verlängerter Arm der Armee. Ohne das sogenannte «Obligatorische»* müssten sich die meisten der zahlreichen Schützenvereine einem anderen Hobby zuwenden. Trotz all dem Riesenaufwand ist die Schweiz im internationalen Schiesssport irgendwo im hinteren Drittel, denn wirklich ernsthaft sportlich geschossen wird selten. Umso eifriger tun sich diese halbstaatlichen Vereine dann und wann öffentlich als Gralshüter der wahren vaterländischen Gesinnung hervor (z.B. bei Volksabstimmungen über militärische Themen).
*Bei der obligatorischen Schiessübung, die von den Schützenvereinen im Auftrag des Militärs jedes Jahr mindestens einmal auch noch im hintersten Kaff veranstaltet wird, müssen alle Schiesspflichtigen einmal jährlich in irgendeinem Schiessstand mitmachen, sofern sie im selben Jahr keinen Militärdienst geleistet haben. Ich habs (dank gewissen organisatorischen und finanziellen Massnahmen) immerhin geschafft, während meiner gesamten Militärpflichtzeit nie selber bei dieser Ballerkomödie auftreten zu müssen. 😉
Dezember 19th, 2009 at 12:31
auf 1000m einen Kofferraumdeckel durchschlagen? Keine .223er Patrone schafft das. Im Link anbei ein Bild eines .223ers Projektils auf 1000m Holzbeschuss. Mit dem Kaliber .223 eine Seitentür zu durchschiessen macht schon auf 100m Probleme.
http://www.whq-forum.de/potw/potw.php?bild=ka_556mm.jpg&eq=371&kw_key=88&galh=1