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Wie man den Schweizer am „Detail“ erkennen kann

(reload vom 3.04.06)

  • Was alles ein „Detail“ ist in der Schweiz
  • Bei Goggle-Schweiz finden wir 47 Belege für „Das ist ein Detail“. Die Schweizer lieben das Detail. Dieses eigentlich aus dem Französischen stammende Wörtchen hat in der Schweiz einen ganz anderen Stellenwert als in Deutschland. Was heisst es eigentlich genau? Fragen wir dazu den Duden:

    De|tail, das; -s, -s [frz. détail, zu: détailler = abteilen, in Einzelteile zerlegen,
    zu: tailler, Taille] (bildungsspr.): Einzelheit:
    ein unwichtiges, wesentliches Detail; Ein interessantes Detail
    (Quelle: duden.de)

    Die Aufzählung von Verwendungsbeispielen ersparen ich uns, das wäre nämlich nur ein Detail. Wichtig scheint uns der Zusatz „bildungssprachlich“. Das ist vielleicht im Gemeindeutschen so, wenn jemand nicht „Einzelheit“ sondern „Detail“ sagt. Anders hingegen in der Schweiz. Hier können Sie den perfekt Hochdeutsch sprechenden Schweizer unweigerlich an der Formulierung „das ist jetzt ein Detail“ entlarven. Auch im Dialekt sehr häufig: „Das isch jetzt es detail“.

    Details gibt es in vielen Varianten in der Schweiz. So in der „Detailberatung“, wie die Beratung der Einzelheiten einer Vorlage im Parlament nach der Eintretensdebatte genannt wird.

    „Das Parlament beschloss, auf die Vorlage einzutreten. Eines wurde aber klar: In der Detailberatung wird die Vorlage arg zerzaust werden“
    (Quelle: Blick 10.3.94 S. 2, nach Variantenwörterbuch des Deutschen S.176-177)

    Dann fanden wir noch das „Detailgeschäft“, welches in Deutschland ein „Einzelhandelsgeschäft“ ist, dort arbeitet ein „Detaillist“ oder eine „Detaillistin“, die wir in Deutschland als „Einzelhändler“ bezeichnen.

    Bei welcher Bestellart erhält die Detaillistin sofort eine Kommissionskopie vom Lieferanten?
    (Quelle: Betriebskunde Verkaufspersonal 2000, nach Variantenwörterbuch S. 177)

    Verkaufen diese netten Menschen nun Ware direkt an den Endverbraucher, sprechen wir in der Schweiz nicht vom „Einzelverkauf“, sondern vom „Detailverkauf“.

  • Vorsicht vor ironischen Schweizern
  • Sie merken schon, da können wir in der Schweiz ganz schön „ins Detail“ gehen, wenn wir alle Einzelheiten aufzählen. Was uns ausserdem noch auffiel, ist die häufige ironische Verwendung dieser Formulierung, wenn jemand einen ganz schlimmen Fehler bemerkt hat. Jawohl, auch zur Ironie sind sie fähig, die Schweizer! Was für ungeübte deutsche Ohren besonders schwer zu verstehen ist. Gerade der Satz: „Das isch jetzt es Detail“ ist meistens ein Hinweis dafür, dass hier in den meisten Fällen soeben von einem gar nicht so unwichtigen Umstand abgelenkt, dass hier die Fakten klammheimlich „unter den Teppich gekehrt“ werden sollen. Gekehrt, und nicht gewischt wohlgemerkt. Aber das ist wieder ein anderes Thema…

    

    3 Responses to “Wie man den Schweizer am „Detail“ erkennen kann”

    1. mare Says:

      Vielleicht sind wir doch von Napoleon beeinflusst, der seinen Offizieren immer wieder gesagt haben soll:“Messieurs, soignez les détails“.

    2. Gugeere Says:

      «Wichtig scheint uns der Zusatz „bildungssprachlich“.»

      Voilà! Endlich fällt mal jemandem auf, wie hoch gebüldet wir Hochalemannen sind und wie gewählt wir zu sprechen pflegen – und das sogar jenseits der so genannten Hochsprache! Ich fordere PISA-Tests auf Schweizerdeutsch!

    3. flip Says:

      Wie sagte doch Flip *): „Kei Detail!“.

      *) Martin Schnekel * 25. April 1968 – † 27. März 2003 in Fascht e Familie.