Grüezi sagen auf Amrum — Was sind Schrippen?
Der Schweizer an und für sich, das bekamen wir in der Schweiz oft erklärt, neigt im Gespräch mit Deutschen oder andern Ausländern stets dazu, sich sprachlich anzupassen, seine eigene Identität zu verleugnen und ohne Probleme sofort und mühelos in das Idiom seines Gegenübers zu wechseln. Mit dem Deutschen spricht er folglich Hochdeutsch, mit den Französen parliert er Französisch, und beim Italiener um die Ecke glänzt er durch korrekte Aussprache von „latte macchiato“ und „pizza quattro stagioni“. Zum „pesche“ trinkt er nur einen gut gekühlten Lamborghini, nicht wie bei den Deutschen als „Lambordschini“ gesprochen (mit stimmhaftem „g“ wie in „Bezaubernde Dschinnie“)
Auf Amrum jedoch, jener sagenhaften nordfriesischen Insel kurz vor Sylt, die viele Jahrhunderte zu Dänemark gehörte, dort trafen wir auch auf zahlreiche Schweizer. Der Blick aus dem Fenster der Ferienwohnung, wenige Tage vor dem 1. August, zeigte uns gleich als erstes ein deutliches weisses Kreuz auf rotem Grund an einer Fahnenstange im Nachbargarten. Sollte das eine Dänische Flagge sein, so merkwürdig quadratisch geraten?
Auch dieses grosse Gebäude auf der Insel sieht verdächtig Schweizerisch aus. Nur ist es nicht quadratisch:
Fussballtechnisch schlägt das Schweizerfussballherz am Strand von Amrum jedenfalls in der Farbe „Orange“.
Also für die Holländer, wie immer?
Doch noch intensiver war das Erlebnis mit dem netten Schweizer, der morgens stets beim Friesenbäcker das „Moin Moin“ der Verkäuferin mit einem deutlichen „Grüezi wohl“ beantwortete. Kommt gut, das mit der automatischen Anpassung bei den Friesen. Bezahlt hat er dann aber doch in Euro, die Schrippen, die anderswo auch „Semmeln“ oder „Wecken“ oder einfach nur Brötchen heissen:
(Foto: Schrippen und nicht Strippen)
August 22nd, 2008 at 8:11
Ist doch lustig! Wenn Ihr jetzt, zurück in der Schweiz, auf die weit verbreiteten rotweissen Flaggen stosst, meint Ihr jedes Mal, auf Amrum im Urlaub zu sein.
Als ich letztes Jahr nach Sylt kam und mich mein erster Weg zu Gosch auf die Friedrichstrasse führte, waren die ersten Nachbarn am Tisch (bei Gosch geht das recht unkompliziert) gleich Wettinger. Mit den Wassertemperaturen hatten Sie Probleme („das zieht einem ja alles zusammen“) und ergriffen dann auch schnell die Flucht, als ich eine Flasche Wein für alle bestellte. Ihnen waren auf dem Festland die Räder geklaut worden. Zudem mochte der Mann keinen Fisch. Für sie endeten die Ferien im Desaster.
August 22nd, 2008 at 8:46
Nix für ungut, aber den Leuchtturm haben eindeutig die Österreicher aufgestellt!
August 22nd, 2008 at 10:39
@ doro
Können die so hohe Leuchtürme, die Östreicher?
August 22nd, 2008 at 19:32
Also wer in den Ferien an der flachsten Küste, die man sich vorstellen kann, beim Anblick eines Leuchtturms an die Schweiz denken muss, ist schon seeeehr stark angeschweizert…
August 22nd, 2008 at 20:24
Wusste noch nicht, dass man Lamborghini in Flaschen abgefüllt kaufen kann. *staun*
Wie schmeckt denn Lamboghini zu Fisch? Fliesst er gut die Gurgel runter?
[Anmerkung Admin: Schmeckt einfach rasant im Abgang. Und fährt sich wie ein Lambrusco]
August 23rd, 2008 at 11:09
Nun ja, ganz so prickelnd wird der Lamborghini wohl nicht sein, wie der Lambrusco. Wohl eher in der Regel etwas flacher. Es sei denn, es handelt sich um eine Spezies vom Land. 🙂
August 23rd, 2008 at 23:00
Seltsam, dass der Schweizer in der Bäckerei „grüezi wohl“ gesagt haben soll. Ich bin gerade in einem Schweizer Ferienort mit vielen Deutschen. Hier im Ort ist es üblich, alle Entgegenkommenden zu grüssen. Darum sage ich denn auch stets „Grüezi“, wenn ich jemanden kreuze. Wie antworten die Schweizer? „Grüezi“
Und was antworten die Deutschen? Entweder freundlich „Grüss Gott“ oder sehr freundlich und etwas betont artikuliert: „Grü-äzi wohl!“ oder auch „Grüüzi wohl!“
Das haben sie wohl auf Amrum gelernt;-)
August 24th, 2008 at 18:31
Tja Solanna,
nicht jeder Deutsche spricht in seinen Ferien so ein gepflegtes und vor allen Dingen differenzierte Schweizerdeutsch und es ist nicht anzunehmen, dass sich ihm die Unterschiede von Grüezi und Grüezi wohl nach ein paar Tagen in Heidis schöner Heimat sofort erschliessen. Ich habe mich mit diesem delikaten Problem mal einem einheimischen Kollegen anvertraut, der mir (nach sehr langem Überlegen) dann auch eher zu Grüezi riet. „Grüezi wohl“ meinte er, sei eher „altmodisch“. Er meinte, damit könne ich eher bei betagteren Herrschaften punkten. Entweder waren die Leute aus Deutschland nicht mehr die jüngsten oder aber sie wollten Dir gegenüber besonders höflich erscheinen, so wie eben der Schweizer auf Amrum der Bäckereifachverkäuferin gegenüber.
August 29th, 2008 at 12:24
Mich wundert viel eher, dass die Brötchen auf Amrum als „Schrippen“ benannt waren (ist meines Wissens eher ein ostdeutscher Begriff) und nicht wie bei uns in Norddeutschland üblich „Rundstücke“.
September 3rd, 2008 at 2:01
Schrippen sind in Berlin zuhause.