Werde Botschaftsschützer oder Botschaftsschützerin — Ausbildung aber nur auf Deutsch
Neulich waren wir in Bern ausserhalb der Altstadt unterwegs und gerieten in der Nähe der Thunstrasse in ein Viertel, in welchem zahlreiche Botschaften fremder Länder zu finden sind. Hohe Zäune und Kameras an den Einfahrten sorgten für Sicherheit, und wir trafen auf zwei Schweizer Soldaten mit Sturmgewehr und militärisch grossem Funkgerät, die für die Bewachung der Gegend zuständig waren. Als wir sie nach dem Weg fragten, stellte sich heraus, dass sie nur Französisch sprachen. Ob sie Profis waren oder nur ihren WK ableisteten, war nicht ersichtlich. Jedenfalls waren sie „Stellvertreter“, denn eigentlich sind für den Schutz der ausländischen Botschaften in der Schweiz Spezialkräfte vorgesehen.
Lange Zeit glaubte ich, dass es nur in Deutschland für jede berufliche Nische einen eigenen Ausbildungsweg gibt. Von der Fleischfachverkäuferin über den diplomierten Raumkosmetiker sei dort alles möglich. Da nun stiess ich auf diese ausgeschriebene Stelle als „Botschaftsschützer/in“ in Bern:
(Quelle Foto: police.be.ch)
An 365 Tagen rund um die Uhr stellen die Botschaftsschützerinnen und Botschaftsschützer die Sicherheit ausländischer diplomatischer und konsularischer Vertretungen sicher. Sie leisten ihren Dienst uniformiert und bewaffnet. Nebst ihrem Einsatz vor den entsprechenden Gebäuden – bei jeder Witterung – zirkulieren sie in den Patrouillenfahrzeugen des Botschaftsschutzes durch die Botschaftsviertel. In dringlichen Fällen unterstützen sie zudem die Kolleginnen und Kollegen der Polizei bei sicherheitspolizeilichen Einsätzen.
(Quelle: www.police.be.ch
Solange diese Stellen in Bern nicht ausreichend besetzt werden können, müssen WK Soldaten diesen Job provisorisch übernehmen. Das Botschaftsviertel in Bern wird von diesen geschützt.
Sie werden dabei auch bei der polizeilichen Bewältigung von politischen Demonstrationen und Grossanlässen eingesetzt. Ein weiteres Einsatzgebiet ist die Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen des Verkehrsdienstes bei der Kontrolle des ruhenden und rollenden Verkehrs in der Stadt Bern.
Aufpassen, dass der geparkte Lieferwagen vor der Botschaft nicht in die Luft fliegt usw. Technisches Verständnis und physische Belastbarkeit sind gefragt, um eine Bombe schon am Ticken zu erkennen oder an den vielen Kabeln.
Die Erfüllung dieser Aufgaben erfordert Geschick im Umgang mit Menschen, eine überdurchschnittliche psychische und physische Belastbarkeit, technisches Verständnis und eine gute körperliche Verfassung. Ausgeglichener Charakter, logisches und schlussfolgerndes Denkvermögen und Entschlusskraft, vor allem aber auch Standvermögen bei Wind und Wetter sind weitere wichtige Voraussetzungen für diesen Beruf.
(Quelle www.police.be.ch)
Unerwähnt bleibt, welche Niederlassungsbewilligung für diesen Beruf vorausgesetzt wird, und nur indirekt ist ersichtlich, dass diese Ausbildung nicht auf Französisch oder Italienisch angeboten wird. Klickt man auf die Französische Fassung dieser Stellenanzeige, so steht dort nur:
Deutschkenntnisse sind also die Voraussetzung. Die beiden Soldaten, die wir dort trafen, hätte also gar keine Chance, diesen Beruf wirklich zu lernen. Sie machen ihn einfach so.
Der Beruf des Botschaftsschützers oder der Botschaftsschützerin sind aber keine beruflichen Sackgassen. Der Aufstieg zum Gruppenchefstellvertreter oder zur Gruppenchefstellvertreterin oder gar zum Gruppenchef oder zur Gruppenchefin sind durchaus möglich. Ebenfalls der allfällige späterer Wechsel in den Polizeiberuf.
(Quelle Foto: www.police.be.ch)
Der ist auf alle Fälle fällig, also allfällig. Nicht auffällig, anfällig oder gar ausfällig. Nein, allfällig. Gefallen aus dem All, sozusagen. Oder nicht?
Oktober 9th, 2008 at 7:46
Das ist das Traurige in den westlichen Staaten: Angst, Angst und nochmals Angst. Vor was eigentlich? Alles muss heute geschützt sein, alles muss gesichert sein, als wäre die ganze Welt nur ein unglaublich gefährlicher Ort. Die Botschaftsbewachung in diesem Ausmass ist eine neue Sache in der Schweiz. Und solange man Angst und Gefahr herbeiredet. wird sie wohl auch beibehalten. Die Kubanische Botschft ist da viel lockerer. Die ist neben der Uni-Mensa und im Sommer sitzen Angestellte gemütlich draussen auf dem Vorplatz und rauchen Havannas. Die haben keine Angst, obwohl sie inmitten antikommunistischer Yankees sitzen.
Oktober 9th, 2008 at 10:36
Mmh, den falschen Satz „“Ebenfalls der allfälliger späterer Wechsel in den Polizeiberuf.“ habe ich nirgendwo im Original gefunden. Es könnte allenfalls „ein allfälliger späterer Wechsel“ heissen. „Allfällig“ klingt genauso schräg wie das standarddeutsche Pendant „etwaig“.
[Antwort Admin: Wieso nicht gefunden, habe doch sogar ein Screenshot davon im Blog eingebaut. Es ist die Überschrift vom letzten Absatz, guckst du hier: http://www.police.be.ch/site/index/pom_kapo_news/pom_kapo_polizeiberufe/polizeiberufe_botschaftsschuetzer/botschaftsschuetzer_berufsbild_karrieremoeglichkeiten.htm ]
Oktober 9th, 2008 at 12:06
Allmächtiger. Das muss natürlich der allfällige oder ein allfälliger heissen. Nur darum geht es nicht.
Herr Wiese möchte, dass wir uns mit http://www.police.be.ch befassen. Wir haben dieses Prinzip mittlerweile verstanden. Diese Mal ist aber kompliziert. Nur der Umstand, dass dieser Tag ganz den administrativen Arbeiten gewidmet wird, erlaubt eine kürzere Suche. Diese führt denn schliesslich zu folgender Page:
http://www.police.be.ch/site/fahnen_merkblatt_internet_d_1_.pdf
Sehr interessant diese Bilder und die „Zuordnungen“. Ehrlich gesagt, würde es eine entsprechende Seite in Deutschland geben. Grünes Häkchen hinter deutscher Fahne und welche andere Nation auch immer sonst abgebildet … ich würde vor Scham im Boden versinken. Geht es noch peinlicher? Wohl kaum. Und „nota bene“ es handelt sich hier nicht um die Homepage irgendeines Stammtischvereins (oder doch?)
Natürlich haben die bei der Polizei in Bern auch passend zum Fahnenmerkblatt ein Leitbild: „Die Kantonspolizei Bern achtet und respektiert die Würde jeder und jedes Einzelnen… Die Kantonspolizei Bern steht gesellschaftlichen Herausforderungen offen gegenüber. Die Herausforderungen, die sich aus der kulturellen Vielfalt ergeben, nehmen wir konstruktiv an.“
http://flickr.com/photos/mpch/285133709/
http://flickr.com/photos/mpch/285133711/in/photostream/
http://flickr.com/photos/mpch/285138384/in/photostream/
Wir auch. Wie das richtig geht sieht man auf den folgenden Bildern. Ich persönlich finde es super, dass Menschen sich so freuen können. Ich gehe mal nicht davon aus, die Bilder sind ja längst öffentlich, die kapo bern eröffnet jetzt irgendwelche Strafverfahren. Wer den ganzen photostream durchschaut, wird sehen, da kann man sogar Kontrollschilder erkennen. Wie hier mit den Persönlichkeitsrechten umgegangen wird….
Also, wer möchte denn dort arbeiten?
http://www.police.be.ch/site/kapo_leitbild_2006_deutsch2.pdf
Schön die Sache mit der Kette. Ist dem Kommandanten eben ein Anliegen alle einzubinden. Das kennen wir ja von Schweizer Kommandanten.
http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/story/12546333
Aber mit der Kette, das ist immerhin eine neue Variante.
Oktober 9th, 2008 at 13:11
@Admin: Ist denn der Text neben dem Balken kein Zitat?
[Antwort Admin: Nein, das war kein Zitat, sondern ein Versehen beim Formatieren. Ist schon korrigiert. Merci für den Hinweis]
Oktober 9th, 2008 at 15:32
Na, Jens, das wäre doch eine Option für uns! Wir beschützen die Schweizer. Will man zur Zürcher Polizei, braucht man allerdings einen Schweizer Pass.
Oktober 9th, 2008 at 16:10
lieber Jens
ja da warst du wohl noch nie vor der amerikanischen botschaft…die ist nicht im botschaftsviertel..da wird alles kontrolliert was sich im umfeld der bewegt und als kriminell angesehen..
http://www.honigbaerli.eu/2008/10/02/ich-bin-ein-terrorist/
und ob ich unter solchen bedingungen diesen beruf ausüben möchte…
über die deutsche botschaft werde ich dann noch berichten..die machen das sehr viel besser!
Oktober 9th, 2008 at 21:46
Dass Soldaten, die eine Botschaft bewachen, nur Französisch sprechen, geht völlig in Ordnung. Französisch ist eine unserer Landessprachen und als solche dem Deutschen gleichgestellt.
[Antwort Admin: Das ist dann sicherlich auch der Grund, warum diese Berufsausbildung nicht auf Französisch angeboten wird. Deutsch ist Landessprache und dem Französischen gleichgestellt. Schon verstanden. Die Westschweizer sicherlich auch. ]
Oktober 10th, 2008 at 8:47
@Simone: da Mangel an fähigen Polizisten besteht oder an solchen Personen, die das werden wollen, steht ja momentan zur Diskussion, auch Inhaber eines C-Ausweises zuzulassen. Gfr Simone und Lt Wiese sind also evt. bald möglich.
Oktober 10th, 2008 at 14:59
@Admin: Eben, in welcher Landessprache die Ausbildung stattfindet, sollte eigentlich egal sein, weil auch die ‚Welschen‘ Deutsch verstehen, auch wenn sie es nicht so gerne sprechen. Es gibt, zum Beispiel im Bereich Hotellerie, auch einige Ausbildungen, die man nur in Franzöisch machen kann. So frischt man gleich die zweite Sprache mit auf, ist doch ein Vorteil.
Oktober 11th, 2008 at 15:24
@ Ein Zuercher:
Ach ja, und darum unterhält die Schweiz mit der „Schweizer Garde“ im Vatikan eine offizielle Söldnertruppe für einen souveränen Staat. Und, auch wenn Sie so aussieht, die Schweizer Garde ist kein Trachtenverein.