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Kommen Sie auch aus einem anderen Kulturkreis?

(reload vom 20.01.06)

  • Leben in einem anderen Kulturkreis
  • Zum ersten Mal hörten wir den Satz: „Sie kommen ja aus einem ganz anderen Kulturkreis“ von einem Schweizer Primarschullehrer. Er wurde ohne Ironie und Hintergedanken vorgebracht, jedenfalls war kein spöttischer Unterton und kein Zucken im Mundwinkel des Sprechers festzustellen.

    Wir waren baff, wir hielten dies für einen Joke, den wir nicht verstanden. Doch später hörten wir diesen Satz immer wieder. So zum Beispiel in einer Diskussionsrunde der Sendung „Arena“, in der echte Schweizer „Streitkultur“ gepflegt wird:
    • Alle dürfen ausreden.
    • Keiner wird laut oder ausfallend.
    • Nie würde jemand einem anderen ins Wort fallen.
    • Selbstverständlich wird nur Schwiitzerdütsch gesprochen.

    Denn auf die 1.7 Millionen Nicht-Schweizer im Land braucht hier niemand Rücksicht zu nehmen. Bei den deutschen Zuschauern geht man davon aus, dass sie alles verstehen. Aber das Tempo der Diskussion ist angenehm schnell. Auf der ARENA-Website von SF1 gibt es für die nur Hochdeutsch Verstehenden eine Zusammenfassung der Diskussionsbeiträge auf Schriftdeutsch:
    Sendung vom 04.07.08

  • Ein anderer Kulturkreis
  • Ist die Schweiz wirklich ein „anderer Kulturkreis“? Oder definiert sie sich einfach nur so? Als Abgrenzung zum „Kulturkreis Europa“? Je häufiger wir diesen Satz hören, desto mehr sind wir davon überzeugt, dass er nicht als Witz sondern sehr ernst gemeint wird.

    In unserem Kulturkreis, da fressen sie noch Hunde, zur winterkalten Stunde.

    Dieses Zitat fällt uns ein, dessen Ursprung nicht mehr feststellbar ist (es findet sich in abgewandelter Form in einem Liedtext von Rainald Grebe).

    Wenn das benachbarte Baden-Württemberg schon ein „anderer Kulturkreis“ sein soll, wie fremd müssen sich dann Menschen aus Afrika oder Asien in der Schweiz fühlen.

    Sicherlich gibt es grosse Mentalitätsunterschiede zwischen den Schweizern und Deutschen, aber sind dies Unterschiede schon Grundlage genug, von einem „anderen Kulturkreis“ zu sprechen? Wir glauben, dass die Gräben innerhalb Deutschlands zwischen Ost und West, zwischen den „Ossies“ mit 40 Jahren SED-Diktatur als Lebenserfahrung, und den „Wessies“ die oft als „Besser-Wessies“ bespöttelt werden, mindestens genauso gross, wenn nicht grösser sind. Oder zwischen dem tiefsten Bayern, Oberschwaben und den kühlen Hanseaten aus Bremen und Hamburg. Dennoch teilen wir Deutschland nicht in Kulturkreise auf. Lasst uns nicht von Kreisen reden, sondern von Gräben. Und lasst uns fleissig weiter Brücken über diese Gräben bauen!

    

    30 Responses to “Kommen Sie auch aus einem anderen Kulturkreis?”

    1. Peter Says:

      Naja, als Österreicher in Basel habe ich schon oft auch das Gefühl dass es nicht der gleiche Kulturkreis ist – aber dann denke ich mir dass wir uns doch ähnlicher sind als vielen meiner Landsleute oder Schweizern recht ist 🙂 oder bzw bei Betrachtung anderssprachiger (Nachbar)länder. Der Begriff Kulturkreis ist halt nicht so gut definierbar, weit dehnbar sowie auch politisch oft ausgenutzt worden. Wie oft hörte ich schon von ewigrechten Deutschen dass wir Österreicher ja eigentlich Deutsche sind und ihrem Kulturkreis nur kurz entflohen sind. Was solls…
      Es gibt einfach Unterschiede zwischen Bundesländer oder Kantone im eigenen Land – und dann übergeordnet zwischen den deutschsprachigen Ländern – aber ob das differente Kulturkreise sind kann ich nicht sagen. Manchmal ja (beim Umgang-schroffe direkte Art vs hundertmal bittschön und dankschön, beim Ausgang-Geselligkeit, Alkohol), manchmal nein (Wertansichten, Empfindungen zur Gesellschaft). Ich würde vielleicht gerade Ö und CH als Alpenraum zusammenfassen der sich ähnlich ist. Aber da gibt es halt auch Ausnahmen: was haben das Burgenland, Wien, Basel oder das Jura mit den klassischen Alpen zu tun? Es ist halt alles komplizierter als man denkt und nicht in schwarz-weiss Schubladendenken aufteilbar.

    2. Sonne Says:

      Politische Zugehörigkeit und Mentalität oder kulturelle Unterschiede aufgrund geografischer Begebenheiten lassen sich eben nicht in einen Topf werfen.

    3. Simone Says:

      Mir ist auch schon aufgefallen, dass man die Begrifflichkeiten hierzulande recht restriktiv verwendet. Als Deutsche werde ich selbstverständlich von einigen Leuten auch als „Ausländer“ bezeichnet, wobei ich selbst den Begriff für Angehörige westlich orientierter Industrienationen nicht verwende.

    4. Jim Knopf Says:

      Ja was ähnliches ist mir auch passiert. Als ich in der Schweiz neu war fragte ein älterer Kollege, wo ich her käme. Ich sagte aus Bonn. Die Antwort war, na dann lernen Sie hier ja mal Kultur. ( Ich wusste schon immer , dass Beethoven ein Kulturbanause war. 🙂 )

    5. ändu Says:

      Ich ermahne zuweilen meine Arbeitskollegen sich gefälligst auch so zu benehmen, wie es in meinen Bedienungsanleitungen zur Schweiz steht. Z.B. wenn über Dinge gesprochen wird, über die „der Schweizer“ lieber schweigen würde oder sie sich im meeting gnadenlos unterbrechen. 😉

      Ich verliere immer mehr meine „Aussensicht“ auf das Land. „Kulturkreis“ als Synonym für zweifellos existierende kulturelle Unterschiede? Meine lieben welschen Freunde werden sofort die Unterschiede zum berndeutschen Verhalten (der bärndütsche streckt die Hand aus zur Begrüssung, die Welschen werden sich drei Küsschen auf die Wange hauchen) sofort herausstreichen. Stundenlang wird das Thema ausgefüllt, aber die Zusammengehörigkeit steht keine Zehntel Sekunde in Zweifel. Mit Begriffen wie „Kulturkreis“ kann ich momentan nicht viel anfangen, da der andere Kulturkreis schon beim unkomplizierten Umgang miteinander anfängt und auch Herr Wiese gerne den dicken Pinsel zum malen verwendet… 😉

    6. Simone Says:

      Wahrscheinlich wäre der eine oder die andere mit ein wenig Thesaurustraining gut beraten. Würde man „Kulturkreis“ durch „Mentalität“, „Wesensart“, „Temprament“ o.ä. ersetzen, wüsste vermutlich jeder, was gemeint ist. Die Keule „Kulturkreis“ ist schon ziemlich hart, geht an der intendierten Aussage vorbei und führt beidseitig zum Schweigen.

    7. Brun(o)egg Says:

      Wie definiert man Kultur? Das is die Frage. Ich spar mir die Antwort. Ist zu kompliziert, allumfassend.

    8. alex Says:

      Also, wer beim Grillen Kartoffelchips als Beilage auf den Teller tut, der gehört eindeutig einem anderen Kulturkreis an… 😉

    9. Daniel Says:

      Von Peter: „Wie oft hörte ich schon von ewigrechten Deutschen dass wir Österreicher ja eigentlich Deutsche sind und ihrem Kulturkreis nur kurz entflohen sind.“

      Es sind genau solche Dinge, die viele Schweizer immer wieder wütend machen. NEIN, wir Schweizer sind NICHT eigentlich Deutsche. Es mag sein, dass unsere jeweiligen Sprachen nicht besonders weit auseinander liegen. Trotzdem gibt es deutliche Unterschiede in der Wesensart. Ja, es ist schon richtig, die gibt es auch zwischen verschiedenen Schweizern, etwa zwischen welsch und deutsch und tessinerisch. Trotzdem fühle ich mich einem Lausanner näher als einem Bonner.

      @Simone: Du wunderst dich, dass du als Deutsche hierzulande als Ausländerin bezeichnet wirst? Ja, werden denn Schweizer in Deutschland als Einheimisch betrachtet? Das würde mich aber sehr wundern. Eine Person, die keinen Schweizer Pass besitzt, sich aber in der Schweiz aufhält, ist per Definition ein Ausländer.

      Und: Wir sollen also unsere Sprache anpassen, damit sich die Neuankömmlinge leichter zurechtfinden und die Anpassung leichter fällt? Ihr haltet das ja umgekehrt auch genau so, gelle? Sobald ein Ausländer anwesend ist in einer deutschen Talkshow reden alle Talkgäste nur noch die Sprache jenes ausländischen Gastes? Dass ich nicht lache.

    10. ändu Says:

      Vielleicht haben wir unterschiedliche Auffasungen vom Begriff „Kulturkreis“? Falls man Wikipedia trauen darf, wird der Begriff aktuell im eher im Kontext von völker- und nationenübergreifenden Werteverständnis:

      „Das Konzept des Kulturkreises übersteigt in seiner Reichweite andere Einteilungen sozialer Einheiten wie soziale Gruppen, Gesellschaften, Nationen oder „Völker“. So spricht man beispielsweise vom „christlichen Abendland“ bzw. dem „islamischen Orient“ als zwei großen Kulturkreisen, die sich durch jeweils bestimmte Wertvorstellungen, soziale Normen, Sitten und Gebräuche auszeichnen.“ (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Kulturkreis )

      Also eher „Clash of civilizations“, das christliche Abendland und das islamische Morgenland? Da ich Huntington nicht auf das schmale Brett folgen mag, muss die Frage hier vereinfacht – Cervela oder Rindscurry – heissen. Da der islamische Terrorismus mit „Kulturkreis“ nicht schlüssig erklärbar ist, wird der Begriff hier erst recht versagen.

    11. Holger Says:

      @Daniel
      Wenn Du Simones Beitrag zu Ende gelesen hättest und nicht gleich in die Luft gegangen wärst, hättest Du gelesen, daß sie bei „Ausländer“ eben NICHT an einen Schweizer denkt (sofern man die Schweiz zu den „westlich orientierten Industrienationen“ rechnen darf) – was Deine Frage dann wohl beantwortet. Ich (Deutscher) sehe das übrigens genauso wie Simone.

    12. Simone Says:

      Danke, Holger! Richtig, Ausländer sind vor meinem inneren Auge in den seltensten Fällen Europäer oder Leute, mit denen ich sprachlich und kulturell auf einen Nenner komme. Darüber hinaus kenne ich vom Studium her durchaus auch Koreaner, US-Bürger, Kanadier, Australier, die kulturell ähnlich drauf sind und die ich nicht als Ausländer betrachte, auch wenn sie es vom Status her sind.
      @Daniel: Wenn diese Begrifflichkeit Deinem Wohlbefinden dient, verwende es ruhig weiter. Vermutlich bist speziell Du für mich dann tatsächlich kulturell anders.

    13. Guggeere Says:

      @ simone, Holger: Ich finde, jetzt geht ihr zu weit. Ihr könnt umdefinieren, was immer ihr wollt: den Tisch zum Stuhl machen, den Mond Sonne nennen, Doping heisst von jetzt an Jamaika, ein Pazifist ist von jetzt an ein Putin… aber: Das gilt dann nur für euch persönlich, und wenn ihr diese Privatsprache nicht nur für euch selbst verwendet, seid ihr selber schuld an Missverständnissen. Mir ist schon klar, wie ihr den Begriff «Ausländer» auffassen wollt, aber für ein paar Dutzend Millionen andere Deutschsprachige gilt eure Definition eben nicht. Zudem möchten viele, die sich in einem fremden Land aufhalten, vielleicht durchaus als Nichteinheimische (d.h. Ausländer, also Angehörige eines anderen Staates) wahrgenommen werden.
      Dass deshalb einige senkrechte Supereidgenossen sogleich wieder Schaum vor dem Mund kriegen und mit dem Sturmgewehr in den Schützengraben hechten, ist allerdings lächerlich und völlig daneben. Irgendwie tragisch, dass jede Diskussion über die Zugehörigkeit der deutschen Schweiz zum deutsch(sprachig)en Kulturraum auf dieses Niveau sinkt.

    14. Daniel Says:

      @Holger und @Simone

      Verstehe ich das richtig? Ihr verwendet den Begriff „Ausländer“ nicht in Bezug auf den Pass eines Menschen sondern in Bezug auf seinen „Kulturkreis“ (was immer das genau bedeuten mag)? Sind also alle Bürger eines europäischen und amerikanischen Landes (die man wohl als „westlich orientierte Industrienationen“ bezeichnen könnte) für euch „Inländer“? So habe ich den Begriff noch nie angewendet gesehen und bin einigermassen überrascht.

    15. Simone Says:

      @Daniel: Nein. Für mich gibt es den Begriff „Ausländer“ in der Umgangssprache nicht. Ich benenne die Leute gemäss ihres Herkunftslandes. Ich bin Deutsche, Du vermutlich Schweizer und es gibt Freunde und Bekannte aus XY, überall her. Begrifflichkeiten aus Amtssprachen verwende ich nur, wenn es unausweichlich ist, da „Ausländer“ für mich etwas an Diskriminierung hat. Nicht jeder denkt darüber gleich und sicher hat jeder da seine persönliche Definition. Ich persönlich sehe mich als Mitteleuropäer(in), auch nicht unbedingt als Deutsche. Die Schweiz gehört für mich auch noch zu Mitteleuropa. Von irgendwoher muss ja auch der Begriff „mitteleuropäische Höflichkeit“ kommen.

    16. Holger Says:

      @Guggeere
      Ich gehe nicht zu weit. Ich definiere nichts um. Ich habe Daniel nur darauf hingewiesen, daß er Simones Beitrag nicht gründlich genug gelesen hat. Des weiteren habe ich mir nicht herausgenommen, für „ein paar Dutzend Millionen andere Deutschsprachige“ zu sprechen.

      @Daniel:
      Natürlich kenne ich die Bedeutung des Wortes „Ausländer“, so wie Du sie meinst. Und natürlich ist der Kanadier, der seit 20 Jahren mein Nachbar ist und aktzentfrei Deutsch spricht, immer noch Ausländer. Für mich klingt bei diesem Wort jedoch etwas Negatives und Abgrenzendes mit. Ich kann jetzt nur für Deutschland sprechen: in meinem sozialen Umfeld fällt das Wort nie. Ich höre es in Deutschland eigentlich nur vom rechten Rand des politischen Spektrums. Daher rühren vielleicht auch die negativen Assoziationen, die ich mit dem Wort „Ausländer“ verbinde.

    17. Simone Says:

      @Holger:
      Mit Dir bin ich wirklich voll und ganz einer Meinung! Vielleicht sind wir eineiige Zwillinge und wissen nichts von unserem Schicksal! Nein, Spass beiseite, wenn wir im Ausland lebenden das Wort „Ausländer“ benutzen, bekommen wir ohnehin ein Definitionsproblem. Sicher, ich benutze das Wort auch, aber eben ein wenig seltener. Und denn Begriff „Kulturkreis“ finde ich innerhalb von Mitteleuropa recht hart, auch, wenn die Kulturen selbstverständlich innerhalb eines Landes stark differieren können.

    18. Guggeere Says:

      @ Holger: Aber sicher definierst du «Ausländer», wenn du wie Simone «den Begriff für Angehörige westlich orientierter Industrienationen» nicht verwendest. Und zweifellos sprichst du damit nicht FÜR die anderen Deutschsprachigen, aber immerhin (wie zum Beispiel jetzt) MIT ihnen. Was nützt es also, wenn von denen praktisch alle den Begriff «Ausländer» anders verstehen als du?
      Mit Verlaub gesagt, ich halte dieses Herumbasteln an einem an sich wertfreien Begriff für Unsinn. Wenn wir das tun, spielen wir nur das Spiel jener bis zu 30% der Wähler* hierzulande, für die «Ausländer» ein Synonym ist für alles Schlechte dieser Welt. Da mache ich nicht mit.

      *Grosso modo Anhänger der Schweizer Vührer-Partei, einer Super-Völkischen Politsekte mit Sehr Viel Pulver.

    19. vierundachtzig Says:

      @Daniel
      Geht mir genauso wie Simone und Holger. Vielleicht liegt es daran, dass der Begriff Ausländer in Deutschland vor allem im Zusammenhang mit Ausländerhass/-feindlichkeit gebräuchlich ist, sodass er immer einen abwertenden Beigeschmack hat. Ich lebe gerne in Deutschland und bin ebenso gerne Deutscher, würde mich aber darauf nicht beschränken wollen. Ich sehe mich am ehesten als deutscher Europäer.

      Ich bin Musiker in einem Orchester, wo (genau wie an deutschen Musikhochschulen) der Ausländeranteil immens hoch ist. Vor ein paar Wochen dachte ich darüber nach, dass bei uns im Orchester der Anteil an Ausländern noch relativ gering ist. Dann wollte ich einmal zählen, wie viele es wirklich sind und war völlig überrascht, dass ich doch auf so viele kam. Ich hatte das vorher gar nicht bemerkt, vor allem bei denjenigen, die perfekt Deutsch sprechen. Ich glaube, für Deutsche spielt (wie im Grunde für die Deutschschweizer ja auch) die Sprache als Zugehörigkeitsfaktor eine sehr große Rolle. Deshalb werden Schweizer auch (genau wie Österreicher) am wenigsten als Ausländer angesehen, weil man mit ihnen, trotz aller Unterschiede, doch „normal“ (also in seiner Muttersprache) reden kann. Auch wenn ich z. B. mit einem Schweizer von der Mentalität her schlechter umgehen könnte als mit einem Dänen, würde ich mich wohl dem Schweizer näher fühlen, weil ich mich mit ihm sprachlich besser verständigen kann (ja, ich verstehe Schwyzerdütsch recht gut, wenn nicht zuviele Spezialwörter verwendet werden). Schade, dass viele Schweizer das als Beleidigung (ihr Land wird nicht ernst genommen und als eigenständig akzeptiert) sehen, anstatt es als Freundschaftsbekundung aufzufassen.

    20. Daniel Says:

      @vierundachtzig: Vielen Dank für diese offenen Worte. Diese kann ich nachvollziehen. Auch wenn für mich das Wort „Ausländer“ nicht so negativ besetzt ist, wie offenbar für mehrere Leute hier, weshalb ich auch zuerst komplett irritiert war über die hier vorgeschlagene Verwendung davon. Und, ja, auch ich empfinde es etwa so wie du es beschreibst: Da ich mich mit einem Deutschen besser unterhalten kann als etwa einem Italiener fühle ich mich Deutschen durchaus näher. Und, nein, ich wüsste nicht, inwiefern ich das, was du da erzählst, als Beleidigung auffassen sollte. Was denn auch? So lange von beiden Seiten der Respekt gegenüber der Eigenständigkeit der jeweils anderen Person und ihres Hintergrundes vorhanden ist und bleibt, so lange ist alles bestens und genau so wie es sein soll.

    21. Simone Says:

      @Guggeere:
      Aus schweizerischer Sicht würde ich Dir da zustimmen. Das Problem ist nur, ich bin in Deutschland aufgewachsen, dort 13 Jahre zur Schule gegangen und habe dort studiert. Man geht in Deutschland mit dem Begriff „Ausländer“ umgangssprachlich wesentlich verhaltener um. Es ist nun mal so und wenn wir Deutschen im deutschsprachingen „Ausland“ (selbst mit diesem Begriff tun wir uns schwer) als „Ausländer“ bezeichnet werden, überkommt uns leider ein kalter Schauer. Wir können nichts dafür, es ist leider so. Das hängt mit unserer Vergangenheit zusammmen.

    22. Brun(o)egg Says:

      Denksportaufgabe: (Damits unverdächtig bleibt, nehmen wir USA).

      Gehören die Ost- und Westküste der USA zum gleichen Kulturkreis?

    23. Simone Says:

      @Brun(o)egg:
      Keine Ahnung, aber wenn Du schon so fragst, dann sicher nicht!

    24. Holger Says:

      Ich würde sagen, sie gehören zum *selben* Kulturkreis. 😉

    25. vierundachtzig Says:

      @ Daniel:
      Schön, dass es bei dir anders als bei vielen schweizerischen Kommentatoren auf der Blogwiese ist! Ich mag die Schweiz sowie ihre Bewohner eigentlich sehr und finde es schade, dass in der Schweiz eine so pauschal ablehnende Haltung gegenüber Deutschen im Allgemeinen zu herrschen scheint. Na gut, ich bin auch oft im Urlaub froh, wenn ich nicht an jeder Ecke Deutsche treffe 🙂 Und demnächst bin ich mit dem Fahrrad über die Alpen unterwegs und werde mal wieder Gelegenheit haben, die Reaktion auf ein „Tach auch! Ich krich ’n Bier!“ zu studieren 😉

    26. Simone Says:

      @Vierundachtzig:
      Lass Dir Dein Bier schmecken und vergiss nicht das „Zahlen bitte“, bevor Du gehen möchtest!

    27. Freddy Says:

      Tja, da bleibt mir eigentlich nur eines dazuzusagen : Wir alle gehören zu einem riesigen Kulturkreis, ob Österreicher, Deutsche, Niederländer oder auch Schweizer, wir sind Europäer. Auch die „Insel“ Schweiz gehört dazu oder ist die von nem Meer umgeben???? Nein, auch die Schweiz liegt auf dem Europäischen Festland. Immer wieder werd ich drauf angesprochen ich bin zwar in Deutschland geboren und aufgewachsen, arbeite aber nun seit einigen Jahren in der Schweiz, trotzdem kann ich mich mit beiden Ländern nicht identifizieren, warum auch immer, ich hab kein Nationalgefühl und wenn ich angesprochen werde ob in der Schweiz oder wo auch immer mit den Worten :“Sind sie auch Deutscher?“ antworte ich immer sehlenruhig: „Nein, ich bin Europäer.“ Dies führt meist zu sehr „ausdrucksvollen“ Gesichtern, aber so ist es nunmal. Und wenn man sagt ich sei ein Ausländer, ok dann ist das halt so, ich bin ich und ich bin Mensch, jeder ist Mensch egal wo er herkommt, egal welche Religion, egal wie er aussieht, erst wenn man sich als Mensch sieht der unter Menschen ist, dann ist jeder Gleich. Ich finde jeder hat so akzeptiert zu werden wie er ist, damit habe ich die beste Erfahrung gemacht und kann dies auch nur jedem Empfehlen, in diesem Sinne, ein herzliches „Moin,moin,Servus,Grüzi,Guten Tag,Tach auch ………“ aus Zürich
      Freddy

    28. Helza Says:

      Als Schweizer gehört man eben nicht automatisch zum selben Kulturkreis wie Deutschland. Denn in der Schweiz leben vier Kulturen zusammen. Die Deutschschweiz gehört zum deutschen Sprachkreis und damit hat es sich. Und den meisten Schweizern passt es eben nicht, dass die Deutschen alles, was in Europa ihre Sprache spricht, so grosszügig vereinnahmen. Vor einiger Zeit sagte ein deutscher Politiker in einer Talkshow doch tatsächlich und im vollen Ernst, für ihn sei alles, was die deutsche Sprache spricht, eigentlich deutsch. So im Sinne von „es muss zusammenwachsen, was zusammengehört“. Da hätten aber unsere französisch-, italienisch- und rätomomanischsprechenden Mitbürger aber noch ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Sie fühlen sich, wie die Deutschschwezer auch, als Schweizer und nicht als Deutsche oder was auch immer. Klar, sind wir Europäer und letztendlich Weltenbürger, doch das über Jahrhunderte gewachsene Zusammengehörtigkeitsgefühl als Nation lässt sich nicht mit ein paar spitzfindigen Ueberlegungen wegdiskutieren. Das wiedervereinte Deutschland steht ja jetzt in alter Grösse und Stärke da und dominiert Europa, lasst es also gut sein und dabei bewenden, ihr braucht uns paar Millionen Schweizer doch nicht wirklich, um noch grösser zu erscheinen.

    29. Holger Says:

      @Helza
      Laß uns uns darauf einigen, daß es verschiedene Definitionen des Wortes „Kulturkreis“ gibt. Du definierst es enger, ich ein wenig weiter. Für mich bilden Europa und Nordamerika einen einzigen großen Kulturkreis.
      Wenn ich mir hier die Beiträge so ansehe, kann man es beinahe schon verallgemeinern: Deutsche benutzen eher die weite Definition, Schweizer die engere.

      Dein Satz bzgl. „alter Grösse und Stärke da und dominiert Europa“ ist dumm und zeugt von gehöriger Unkenntnis der europäischen Politik.

    30. Öcher in St. Gallen Says:

      Meine Güte, macht Ihr es kompliziert. Als Deutscher ist man in der Schweiz sicher Ausländer, wird auch so bezeichnet und darf sich so fühlen. Als Schweizer in Deutschland ist es genauso. Der kleine Unterschied ist, dass das in Deutschland keinem wirklich auffällt, außer dem Schweizer selbst, während man in der Schweiz daraus schon mal ein „Thema“ macht.

      Und wie man auf die Idee kommen kann, die (Deutsch-)Schweiz und Deutschland seien nicht dem gleichen Kulturkreis zuzuordnen, ist mir ziemlich schleierhaft: gleiche Hochsprache, im Wesentlichen gleiche Literatur und Musik (mal von regionalen Besonderheiten abgesehen) usw. Wahr ist natürlich, dass die Schweiz drei Kulturkreise in einem Land vereint – so wie Belgien (das ist nur ärmer und daher konfliktreicher, aber ansonsten sehr vergleichbar).

      Verschiedene Mentalitäten sind eindeutig nicht dem Begriff „Kulturkreis“ zuzuordnen, sondern regional zu sehen. Betrachtet man mal die Mentalitätsunterschiede zwischen Appenzell-Inner- und -ausserrhödlern, können solche „Regionen“ auch recht kleinräumlich daherkommen.