Was macht denn Ihr Arzt am Donnerstagnachmittag?
Heute ist Donnerstag. Fühlen Sie sich gesund? Überlegen Sie, ob Sie nicht lieber zum Arzt gehen sollten? In Süddeutschland ist heute ein Feiertag, „Fronleichnahm„, den wir als Kinder immer „Happy-Kadaver“ nannten, obwohl das „Fron“ nicht von „frohen“ sondern von der „Fron-Arbeit“ kommt, der Arbeit für den „Fron“, dem Landesherren. Deutsche wären dämlich, am Feiertag krank zu feiern. Das lieber am Freitag danach, um einen hübschen Brückentag zu sparen. Falls Sie aber in der Schweiz, vielleicht sogar in Bülach wohnen, dann beeilen sie sich jetzt mit der Entscheidung, ob Sie heute einen Arzt benötigen oder nicht, denn ab Mittag ist es zu spät.
Wenn man eine Weile mit Kind in der Schweiz lebt, kann es vorkommen, dass man auch mal an einem Donnerstagnachmittag einen Arzt konsultieren muss. Gar nicht so einfach, denn am Donnerstag, der in Deutschland als vielerorts als besonderer „Dienstleistungstag“ beworben wird, weil dann die Behörden, Geschäfte, Arztpraxen und Museen extra lange geöffnet haben, an besagten Donnerstagnachmittagen haben Arztpraxen in Bülach nämlich geschlossen. Vielleicht als Ausgleich zum ausgebuchten Mittwochnachmittag, an dem die Schulkinder frei haben und von Ihren Müttern dem Kinderarzt vorgestellt werden können? Oder gibt es am Mittwoch, weil die Kinder am Nachmittag schulfrei haben, mehr Unfälle als sonst? Wir wissen es nicht, haben aber den leisen Verdacht, dass alle Ärzte an diesem Donnerstag „ins Deutsche“ fahren um dort Behördenbesuche zu machen oder ins Museum zu gehen. Es soll eine coole Ausstellung geben bei „Feinkost Albrecht„.
(Foto von Urs Hauenstein)
Jedenfalls versuchten wir mehrfach, telefonisch die Nummer des Notfalldienstes oder den Namen des diensthabenden Arztes herauszufinden. Schwierig für Nicht-Schweizer, wenn dann die Ansage auf Schwiizerdütsch vorgelesen wird. Selbstverständlich wird auch eine Nummer genannt, oder es heisst „Bitte telefoniered Sii eus ab em Friitig Morge wider. Für Notfäll lüüted Sii bitte em Dokter XY aa“. Und nun raten Sie mal, wie diese Nummer verlesen wird! Richtig, in einer Dreiergruppe gefolgt von zwei Zweiergruppen. Wenn Sie das beim ersten Mal auch begriffen haben und korrekt notieren konnten, dann müssen Sie diese Nummer nur noch wählen. Mitunter beginnt jetzt ein munteres „Wir haben leider heute geschlossen, bitte rufen Sie dort an... “Im-Kreis-herum-schicken“ Spiel, hierzulande unter der Bezeichnung „Telefonkette“ sehr beliebt.
Was machen dann eigentlich Ausländer in Bülach, die kein Schwiizerdütsch verstehen, wenn sie rausfinden möchten, welcher Arzt gerade Dienst hat? Besser nicht krank werden am Donnerstag! Die Lautsprecherdurchsagen in den Zügen der SBB und sogar in den blauen Linienbusse der Zürcher Verkehrsbetriebe in der Agglomeration werden in der Regel auf Deutsch UND auf Englisch vorgelesen. Was dazu führt, das jeder Schweizer perfekt mit britischem Akzent „railway station“ aufsagen kann. Bis auf die Tonbänder der Anrufbeantworter (die in der Schweiz verkürzt „Beantworter“ heissen) in den Arztpraxen hat sich diese internationale Ansageform allerdings noch nicht durchgesetzt. Hier gilt es, sein Schweizerdeutsches Hörverständnis für zwei- und dreistellige Zahlengruppen rechtzeitig trainiert zu haben! Das sollte unserer Meinung nach in der Migros-Clubschule im Kurs „Schweizerdeutsch für Nicht-Schweizer“ intensiv geübt werden, denn das könnte in der Schweiz mal ein Leben retten.
Juni 15th, 2006 at 7:27
@Jens Gerade als Bülacher ein ganz schlechtes Beispiel (ok, schweizerdeutsch auf dem AB ist verbesserungswürdig). Für Bülach gilt:
http://www.buelach.ch/cgi-local/sfc.pl?p=/bildung/notfall.htm (Man beachte den Gültigkeitsbereich Donnerstag)
Ansonsten hat das Spital Bülach, wie die meisten Zürcher Spitäler eine Notfallaufnahme. Da brauchst du vorher nicht mal einen Termin 😉
Juni 15th, 2006 at 7:41
@Viking
Natürlich gibt es einen Notfalldienst, aber das musst Du als Neubürger erst mal rauskriegen. Anruf beim Arzt. Beantworter auf Schweizerdeutsch mit einer Nummer. Anruf bei der Nummer. Angabe einer neuen Nummer. Anruf bei Notfalldienst. Man sagt dir, wer jetzt Dienst hat. Anruf bei diesem Arzt. Das Band ist noch nicht abgestellt, es wird eine neue Nummer angesagt. Anruf bei der Nummer. Leider ist heute Donnerstag, rufen Sie bitte den Notfalldienst an. etc. etc. Wenn wir das nicht mehrmals erlebt hätten, hätte ich die Story nicht aufgeschrieben. Heute weiss ich: Lieber gleich ins Spital, das hat immer offen. Alles andere ist echt zu anstrengend, und wenn Du kein Schweizerdeutsch verstehst, gerade zu unmöglich.
Gruss, Jens
Juni 15th, 2006 at 7:59
Bezüglich Notfalldienst muss dringend eine schweizweit einheitliche Nummer mit mehrsprachiger Benutzerführung her. Kann ja nicht so schwierig sein. So ist das nur lächerlich.
Bezüglich Fronleichnam: Den gibt es in der Schweiz mancherorts auch. Natürlich gemeindeweise. 🙂 So hat meine Wohngemeinde z.B. Feiertag und der Ortsbus verkehrt nach Samstagsfahrplan. Nicht so die Postautolinie, welche die Zürichpendler zur Arbeit bringt.
Juni 15th, 2006 at 8:00
@Jens Nö, das Argument akzeptier ich höchstens bei Internetverweigern oder AI (Anonymen Internetter). Ich geh mal davon aus, dass du das Internet genauso gut im Griff hast wie ich (sonst würdest du wohl kaum so intensiv bloggen). Mein zweiter Griff nach einem erfolglosen Anruf wäre ganz klar die Google Suche. War jetzt für das Beispiel Bülach übrigens auch so. Suche ca. 5sek. (für Dielsdorf wird es nämlich in unserem Dorf-Käseblatt publiziert, damit auch Internetmuffel ihren Notarzt finden).
Wie bereits erwähnt, ist die Dialektansage sicher ungünstig aber kein Grund, den Notarzt nicht zu finden.
Ich finde es übrigens höchst interessant, dass deutsche Urlauber sich im Dänemarkforum im Voraus bis ins Detail über sämtliche medizinischen Notfallmöglichkeiten informieren und Auswanderer sich nicht die Mühe machen, sich über die vorhandene Infrastruktur ihrer neuen Wohnumgebung zu informieren. Das ist jetzt nicht nur auf dich gemünzt. Diese Erfahrung musste ich leider bereits des öftern machen, dass Leuten, die seit einigen Jahren in der Schweiz wohnen, bei entsprechenden Hinweisen ein lappidares „Huch, habe ich gar nicht gewusst. Woher hätte ich das den wissen sollen?“ entfleucht…
Juni 15th, 2006 at 8:30
@Jens
In Deutschland sind beispielsweise nachts sicher auch Anrufbeantworter in den Arztpraxen eingeschaltet, oder? In welchen Sprachen ist da die Ansage? Nur in Deutsch oder auch in Englisch, Spanisch,…?
Da bin ich doch wirklich neugierig?
Juni 15th, 2006 at 9:33
jo ^^ grausam schlimm ^^
Wieso schiebst du nun den schwarzen Peter den Ärzten zu? Die können ja auch nix dafür, dass du schlecht Schweizerdeutsch verstehst….
Du kommst mir wie die Anwohner des Flughafens vor, welche erst vor paar Jahren dorthin gezogen sind. Sie wussten genau, dass es dort Fluglärm hat und der zunehmen wird und nun beklagen sie sich über Fluglärm…
Juni 15th, 2006 at 10:43
Mmmmh, geht das nicht ein bisschen zu weit, Jens? — Ich finde es ja nett, dass die Deutschschweizer Fremden zu Liebe so oft Hochdeutsch reden. Aber ich finde, man sollte es nicht von Ihnen verlangen. Das zu verlangen steht aus meiner Sicht noch nicht mal den Romands (frankophone Schweizer) zu. Und Ausländern wie uns erst recht nicht. — Wie dir vielleicht aufgefallen ist, haben die meisten Südeuropäer weniger Probleme mit Schweizerdeutsch als wir Deutschen. Sie reden es im Gegensatz zu uns sogar (wenn auch zum Teil konkret krass…) — In Spanien lernst du ja auch Spanisch. Oder lässt einen Spanier anrufen, der dir übersetzen kann.
Juni 15th, 2006 at 11:27
Im Notfall gibts ja immer noch die 144 😉
Übrigens werden manuelle Ansagen in S-Bahnen (bei einem Unterbruch oder ausgefallenen Infosystem oä) gerna auch auf CH-Deutsch gemacht. Der lustigste war aber der Lokführer der es beim Steckenbleiben im Tunnel auf Hochdeutsch probiert ha „Es tut mir leid ich wirde die Lok abenfahren müssen und neustarten“ 😉
Juni 15th, 2006 at 11:57
@viking: Also ein bisschen lächerlich finde ich das schon. Da werfen die Schweizer den Ausländern dauernd vor, dass sie in die Notfallaufnahme der Spitäler rennen (was unnötig viel kostet) anstatt – wie es sich in der Schweiz gehört – zum Hausarzt zu gehen. Will dies nun mal ein Ausländer machen, so stellt sich heraus, dass die Ärzte unfähig sind, ihr Band auf hochdeutsch zu besprechen und für einen brauchbaren Ersatz zu sorgen (ist mir auch schon passiert) – das ist einfach nur peinlich.
Diesen Jammerlappen von Ärzten gehörte mal ein richtiger Tritt in den Arsch – von Dienstleistungsmentaliät keine Spur!
Juni 15th, 2006 at 13:35
@mikki ^^
rofl ^^
Also wenn man nicht mal ne Telefonnummer von nem Band versteht, dann ist das doch ziemlich arm. An jeder Praxis steht zudem ein Schild, welcher Hausarzt Dienst hat und zu dem man sonst gehen kann. Zudem ist es oftmals in den Regionalzeitungen angegeben.
Und wenn es wirklich was dringendes ist, dann geht man eh besser gleich ins Spital als zuerst zum Hausarzt. Ansonsten kann es nicht so schlimm sein, dass man daran gleich stirbt. Notfälle gehören in die Notaufnahme und nicht zum Hausarzt. Der hat ja randvoll Termine und kann sich auch nicht mehr als 10 Minuten für einen kümmern. Als ich den Arm gebrochen hatte, ging ich auch zum Hausarzt. Das ging etwa 3 oder 4 Stunden, bis ich Gips endlich hatte. Der Arzt musste ständig die anderen betreuen, sonst wäre der Wartesaal schnell randvoll gewesen. Deshalb: ist es was grosses, dann notaufnahme, ansonsten kamillentee trinken und ponstan nehmen 😀
Juni 15th, 2006 at 14:31
auso,der Doktorfreie Donnerstagnachmittag ist den Einheimischen durchaus bekannt, als sogenannter ‚Äerztesonntag‘,da glaub ich gerne das jemand der eben aus dem Ausland zu uns kommt dies nicht wissen kann. Dafür gibt es die verschiedenen regionalen Anzeiger die einmal wöchentlich, obligatorischerweise, in ALLE Briefkästen der Schweiz verteilt werden.
Darin findet man nicht nur des Nachbars Baugesuch und die politischen Gemeindenews, sondern eben auch verschiedene Notfallnummern zu den verschiedenen Diensten wie Zahnarzt,Allgemeinpraktiker, Psychiatrie etc etc
Generell ist es meiner Erfahrung nach schon so,dass viele Leute die in die Schweiz kommen um hier zu arbeiten und wohnen,oftmals annehmen, dass Diverses einfach so weiter funktioniert wie man es von zu Hause aus gewohnt war oder zumindest so ähnlich, ich sehe das wie eine Art Falle in die man zu leicht tappen kann…………………
Ich will nicht böse tönen,aber manchmal muss ich schon schmunzeln wenn ex-pats ,die ich als freiwillige Mentorin betreue,mich z.B. fragen ob wir denn hier auch Babynahrung im Glas haben oder ob sie welche von ‚zu Hause‘ mitnehmen sollen…………….und noch andere so ähnliche Sachen:):)
Juni 15th, 2006 at 14:47
@Mikki
Über die mehrsprachige, halbstündige Bandansage sollen andere diskutieren/flamen, das ist mir zu doof. Artet sowieso wieder aus.
Aber dass es Leute heutzutage schaffen, jeden Pups im Internet nachzuschauen (ebay, wm-ticker, blogs und foren) aber bei existentiellen Bedürfnissen nicht auf die Idee kommen, mal das Informationssystem zu nutzen, das gibt mir einfach zu denken… Wofür muss denn jede Kommune einen Internetauftritt haben, wenn er nicht genutzt wird? Und grade bei Jens Beispiel war die Info halt eben mal Beispielhaft für den genannten Bereich (dumm gelaufen).
Ansonsten werden die Notärzte wie gesagt normalerweise auch in den amtlichen Publikationen aufgeführt (die auch wieder keiner liest, steht ja nichts interessante drin ;)).
Und im schlimmsten Fall, wenn ich gar nix verstehe und finde etc. frag ich mal meinen Nachbarn oder den Mensch auf der Strasse (wenn ich in der Stadt wohne und mich nicht traue, bei meinen Nachbarn zu klingeln)..
oder wie ichbins treffend erwähnt die 144 oder die Auskunft, da wird Ihnen geholfen..
Ich schätze, es gibt in der guten alten Schweiz genügend Möglichkeiten zu (s)einem Notarzt zu kommen, wenn du wirklich einen brauchst. 😉
Juni 15th, 2006 at 15:38
Auch wenn ich sonst eine Dialektverfechterin bin: Ansagen in Sachen ärztlicher Notfalldienst sollten in Schriftdeutsch erfolgen, weil sie dann von viel mehr Menschen auf Anhieb verstanden werden können. Das gilt nicht nur für solche, die Dialekt nicht so gut verstehen, sondern auch für alle anderen: Wer den ärztlichen Notfalldienst anruft, ist meist mindestens nervös, wenn nicht gar panisch und hat den Kopf entsprechend seines Gemützustandes nicht ganz bei der Sache. Wenn ich an meinem Arbeitsplatz die Ansage auf dem Beantworter aufnehme, tue ich das selbstverständlich in Schriftdeutsch und gebe mir ausserdem Mühe, deutlich und nicht zu schnell zu sprechen (und da geht es „nur“ um Kunden, nicht um einen Notfall).
Milde gesagt eine „Schnapsidee“ ist, dass man einige Notfalldienste nur noch über eine 0900-Nummer erreicht. Wenn jemand Anrufe auf 0900-Nummern ab seinem Anschluss gesperrt hat (wofür es viele gute Gründe gibt), muss man im Notfall entweder ein Mobiltelefon benutzen (wie man aus Katastrophenfilmen weiss, ist bei Mobiltelefonen immer genau dann der Akku leer, wenn es um Leben und Tod geht…) oder eine der nur noch sehr spärlich vorhandenen Telefonkabinen aufsuchen. Na ja, wenn man in einem Gebiet wohnt, in dem der Notfalldienst über eine 0900-Nr. läuft, wird man das 090x-Sperrset spätestens nach dem ersten Notfall anpassen…
Es wurde schon erwähnt, dass man vor allem aus Kostengründen auch in einem Notfall zuerst den Hausarzt kontaktieren sollte (bzw. entsprechend der Ansage handeln soll, wenn er nicht Dienst hat, aber z.B. von einem Kollegen vertreten wird).
In der Notfaufnahme eines Spitals wartet man unter Umständen Stunden, weil zum Teil Leute mit kleinen „Bobolis“, hundskommunem Schnupfen usw. mitten in der Nacht das Bedürfnis nach ärztlicher Betreuung verspüren, statt sich frühzeitig (optimalerweise beim Zuzug) um einen Hausarzt zu bemühen, den sie dann wenn möglich tagsüber besuchen können, oder der, wenn angebracht, sogar zum Patienten nach Hause kommt (Hausärzte, die im Hausarztmodell meiner Krankenversicherung mitmachen, sind sogar dazu verpflichtet, Hausbesuche zu machen, wenn diese angebracht sind. Ich musste das zum Glück noch nie testen.).
Es scheint, dass die Tendenz, gleich in die Notaufnahme zu gehen, nicht mehr gestoppt werden kann. Der traditionelle Hausarzt, der einen seit seiner Kindheit kennt und der auch mitten in der Nacht ohne zu Murren Hausbesuche macht, ist offensichtlich langsam am Aussterben.
Stattdessen werden wohl eher die ärztlichen Notfalldienste ihr System ändern müssen. In grösseren Städten soll es schon Haus- und andere Ärzte-Gruppenpraxen geben, bei denen sich die Ärzte den Notfalldienst teilen. Ich habe ausserdem kürzlich gelesen, dass irgendwo in der Schweiz Hausärzte ihren Notfalldienst in der Notaufnahme eines Spitals leisten. Ich kann mir vorstellen, dass in einer Notaufnahme nur schon die breite Erfahrung eines Hausarztes sehr willkommen ist (wer lässt sich schon gerne von einem der zwar eifrigen aber oft noch offensichtlich unerfahrenen Assistenzärzte erst-behandeln, auf die man in Notaufnahmen häufig trifft). Es soll seit neustem auch Notaufnahmen geben, in denen Leute mit harmlosen, leicht zu behandelnden Beschwerden aus den Wartenden in der Notaufnahme herausgepickt und von einem anderen Team betreut werden.
Auch sehr sinnvoll finde ich die von verschiedenen (aber leider nicht von meiner) Krankenversicherungen angebotene telefonische ärztliche „Auskunftsstelle“, die man z.B. bei Beschwerden konsultieren kann, bevor sie zum Notfall werden.
Juni 15th, 2006 at 15:42
Achtung Chruschti. Auch in den Schweizer Notaufnahmen herrschen Zustände wie bei „Emergency Room“.
Eine Kollegin von mir brach sich in Uster (Zürich) die Hand. Zuerst tat es nicht so weh und sie fuhr mit der S-Bahn eine Station nach Wetzikon. Es schmerzte immer mehr und sie ging in Wetzikon in die Notaufnahme. Wurde weggeschickt. Die Begründung: „Der Unfall ist in Uster passiert. Spital Uster ist dafür zuständig“
Nun ist sie also nach Uster gegangen und durfte in der Notaufnahme auch rund 3 Stunden warten. War also nicht schneller als dein besagter Hausarzt 😉
Juni 15th, 2006 at 18:47
@Viking
Du hast da eine interessante Frage aufgeworfen: Warum habe ich den diensthabenden Arzt nicht im Internet nachgeschlagen? Nun, weil ich
1. ) nicht wusste, dass Donnerstag nachmittags die Aerzte frei haben
2.) von den Aerzten weiss, dass sie keine email, keine Website, kein Inernet haben, und genug zu kämpfen mit der Praxis-Softwarelösung, die sie irgendwann in grauer Vorzeit gekauft haben, so 1998 oder so.
3.) Wenn ich einen Arzt brauche, greife ich zum Telefon, aus den unter 2.) genannten Gründen. Das Problem ist das nicht aktuelle Band, das mächtig schwer zu verstehen ist, wenn Du dein Hörverständnis, speziell für die Ansage der mehrstelligen Telefonnummer nicht gut trainiert hast.
4.) vielleicht würde ich heute eher im Internet nachgucken, die Erfahrungen sind schon 2-3 Jahre alt, hat sich sicher manches geändert. Aber Hand aufs Herz: Wieviele niedergelassene Aerzte kennst Du, die per Email mit ihren Patienten und den Rest der Welt kommunizieren? Internet und Arztpraxen, das sind immer noch zwei Dinge die nicht zusamenpassen.
So haben wir das jedenfalls mehrfach erlebt.
Juni 16th, 2006 at 7:44
@Jens
Stimmt, die Ärzte selbst sind im Internet noch relativ schlecht vertreten. Zumindest die Allgemeinpraktiker. Bei den Fachärzten sieht es mittlerweile ziemlich gut aus. Nützt dir aber auch nichts bei einem Notfall.
Ich habe mich aber auch nicht über die Verfügbarkeit der Ärzte ausgelassen sondern über die Information für Notfälle, welche gerade Bülach auf seiner Homepage m.E. sehr gut gelöst hat.
Ich bin auch der Meinung, dass erstmal der Hausarzt bemüht werden soll.
Aber wenn ich jetzt wirklich am Telefon nicht weiterkomme (aus welchen Gründen auch immer) ist es (zumindest hier im Zürcher Unterland) nicht allzuschwierig, an die Notarztinformation ranzukommen.
Juni 16th, 2006 at 9:41
Jens, in einem Land mit so hilfsbereiten Menschen hättest Du Dich einfach nur röchelnd auf die Strasse stellen müssen, es wär jemand gekommen, hätte die Anrufe gemacht, die neue Nummer notiert, den diensthabenden Arzt verständig und noch ein schönes Wochenende gewünscht. In Deutschland hät man Dich ungestört sterben lassen, beziehungsweise einen Blumentopf hinterhergeworfen um es zu beschleunigen (was der Grund ist warum Deutsche nicht an Nachbarschaftshilfe glauben).
Juni 16th, 2006 at 13:59
Der Aerzte-Sonntag ist wie der Wirtesonntag ein Ersatz für den nicht arbeitsfreien Samstag. (Dann läuft es in den Praxen sogar am besten).
Einen Anspruch der Aerzte auf 5-Tage-Woche sollten wir Büromenschen anerkennen. Allenfalls könnte man den Montag wählen, aber auch dann würden die verwöhnten Leute motzen.
Die Liste der diensthabenden Notfallärzte ist ja leicht zu bekommen.
Dass es Notfallnummern mit 0900 gibt, ist allerdings eine Schweinerei.
Andere Notfallnummern sind z.B. in Kabinen gratis. In den USA braucht man nur 911 einzustellen, ohne eine Karte oder Münze in den Automat zu stecken.
PS
Ist der Anrufbeantworter eines Holländer Arztes auch auf Hochdeutsch besprochen?
Juni 16th, 2006 at 14:03
Uebrigens:
Am Donnerstag hat dafür die Stadtpolizei länger auf.
Peter
Juni 16th, 2006 at 21:11
Auch mein Hausarzt ist am Donnerstagnachmittag jeweils ausser Hauses. Das hat aber nichts mit „Blaumachen“ zu tun (Der Begriff „Ärztesonntag“ suggeriert ja etwas in diese Richtung), sondern er absolviert dann einfach seinen allwöchentlichen Dienst als Interrnist und Pneumologe an einem städtischen Spital, und das zusätzlich zu seinem täglichen Praxisbetrieb, wohlgemerkt.
Juni 21st, 2006 at 15:46
Vielleicht habe ich es hier jetzt überlesen. Aber du kannst die Nummer 111 anrufen. Die geben dir dann die Nummer des diensthabenden Arztes an. Hoffe nur, dass es dir nicht gleich geht wie uns. Da kam dann folgende Ansage: „Der Notfalldienst ist zur Zeit nicht besetzt. Wenden Sie sich bitte an Ihren Hausarzt oder rufen Sie im Regionalspital XY an.“
Logischerweise war unser Hausarzt in den Ferien, sorry, im Urlaub.
August 1st, 2006 at 18:50
Wählt doch einfach 044 360 44 44. Dann kommt ein SOS-Notarzt vorbei, schnell, unkompliziert und v.a. kompetent. Ich hab nur die besten Erfahrungen mit SOS Aerzte gemacht.