-->

Warum wissen die Deutschen so wenig über die Schweizer?

(reload vom 17.4.06)

  • Warum sind Deutsche arrogant und ignorant?
  • Eines der Vorurteile der Schweizer gegenüber den Deutschen bezieht sich auf deren angebliche Arroganz, gepaart mit der Ignoranz der Deutschen, was die Lebenswirklichkeit in der Schweiz angeht. Die Deutschen wissen nichts oder wenig über die Schweizer, das stimmt. Doch ist das ihre Schuld?

  • Warum brauchen die Deutschen eine Gebrauchsanweisung für die Schweiz?
  • Thomas Küng sagte in der Sendung QUER am 24.03.06 auf die Frage von Patrick Rohr „Haben die Deutschen eine Gebrauchsanweisung für die Schweiz nötig? Wissen sie nicht, wie man umgeht mit den Schweizerinnen und Schweizern?“

    Ja, ganz eindeutig. Für die Deutschen sind ja die Schweizer ein Volk, dass sie irgendwie zu kennen glauben, aber sie sind für sie völlig exotisch, und wenn sie dann zu uns kommen, sind sie überrascht, dass sie die Schweizer eben doch nicht kennen. Also wir schauen regelmässig das Deutsche Fernsehen, wir wissen wie die Deutschen Politiker sich gegenseitig nieder machen, und wir völlig konsterniert dasitzen und denken, das kann doch nicht sein, das auf der einen Seite nur die Idioten sitzen, und auf der anderen Seite nur die Cleveren. Also das man irgendwie was zusammen machen muss. Also wir kennen Euch sehr gut, aber die Deutschen haben von uns eigentlich keine Ahnung, deshalb brauchen Sie eine Gebrauchsanweisung.
    (Quelle: Transkript vom Videostream)

    Thomas Küng hat Recht bei seinen Ausführungen, aber er sagt auch nicht die ganze Wahrheit. Die Schweizer können tatsächlich via Kabel oder Satellitenschüssel die Deutschen Sender ARD, ZDF sowie die zahlreichen Privatsender empfangen. Und wie ist es umgekehrt?

  • Schweizer Fernsehen nur für die Schweiz
  • Was die wenigsten Schweizer wissen: Es gibt keine Schweizer Sender im Deutschen Fernsehen, auch nicht via Satellit oder Kabel! Nur im grenznahen Bereich ist der Empfang über die Hausantenne und über Kabel möglich. Will ein Auslandsschweizer in Deutschland auch dort SF1 und SF2 über Satellit empfangen, kann er dies kostenlos bei der Schweizer Botschaft beantragen. Ausserdem muss er seine Sateliten-Schüssel auf den richtigen Sateliten ausrichten, und das ist nicht ASTRA. [Dank für den Hinweis an SU nach Osnabrück]. Es ist der klassische Trugschluss: „Wenn ich alles über Deutschland sehen kann, müssen die doch auch alles über die Schweiz empfangen“.

    Deutsche können also gar kein Schweizer Fernsehen empfangen, bis auf wenige ausgewählte Sendungen, die meistens synchronisiert oder zumindest untertitelt auf 3SAT gezeigt werden. So z. B. in der Sendung „Schweizweit“. Es gibt keine Schweizer Tagesschau in Deutschland, kein 10 vor 10, keine Arena, kein QUER mit Patrick Rohr. Wenn dieser in Deutschland unterwegs ist, wird er nur im grenznahen Lörrach auf der Strasse angesprochen, und zwar von Schweizern. Sonst kennt ihn niemand.

  • Billige Sendelizenzen für nur 7 Millionen Zuschauer
  • Patrick Rohr hat es mir nach der Sendung erläutert. Es hängt einfach mit den Lizenzkosten zusammen, die in der Schweiz für die Ausstrahlung von Spielfilmen gezahlt werden müssen. Sie sind im Vergleich zu Deutschland sehr niedrig, weil das potentielle Zielpublikum nur aus den 7 Millionen Einwohner der Schweiz besteht. Würde das Schweizer Fernsehen auch in Deutschland oder via Kabel oder Satellit zu empfangen sein, müssten wesentlich höhere Lizenzkosten bezahlt werden. Darum kommt es manchmal zu der absurden Situation, dass teure Spielfilme in der Schweiz gleichzeitig auf ORF, SAT1 und SF zu sehen sind, mit gleicher Startzeit und unterschiedlichem Ende, wegen unterschiedlich langer Werbeeinspielungen. Deutsche Zuschauer sehen nur die SAT1 Fassung, SF wird nicht ausgestrahlt in Deutschland.

    Die Ausführungen von Thomas Küng klangen ein wenig vorwurfsvoll:

    „Also wir kennen Euch sehr gut, aber die Deutschen haben von uns eigentlich keine Ahnung, (…)“

    Durch das Fernsehen, das ist richtig, kennen uns die Schweizer oder meinen uns jedenfalls zu kennen. Und weil in Deutschland kein Schweizer Fernsehens empfangen werden kann, haben die Deutschen oft keine Ahnung von der Schweiz. Es ist ihnen deswegen aber auch weiss Gott kein Vorwurf deswegen zu machen.

  • Was lernt man aus dem Fernsehen über sein Nachbarland?
  • Natürlich stellt sich die Frage: Was kann man aus dem Fernsehen über sein Nachbarland lernen? Eine ganze Menge, vor allen Dingen über den Alltag. Während Deutsche Telenovelas in der Schweiz empfangen werden können, die Schweizer also auch seit ewigen Zeiten das sozialtherapeutische Dauerexperiment der „Lindenstrasse“ verfolgen können, herrscht anders herum absolute Funkstille. Kein „Lüthi & Blanc“ für die Deutschen. Kein Einblick in den Schweizer Alltag für Deutsche. Ganz ganz selten kommen Spielfilme ins Deutsche Fernsehen, natürlich auf Hochdeutsch, die in der Schweiz gedreht wurden und ein ganz kleines Stück Lebenswirklichkeit der Schweiz widerspiegeln. Beispiel: Joachim Król in „Tod eines Keilers“. Der Film wurde erst in der Schweiz gezeigt, auf Schweizerdeutsch (Król wurde synchronisiert!), dann auf Hochdeutsch in Deutschland.

    Deutsche, die gern Zeitungen wie die Frankfurter Allgemeine, die Süddeutsche oder Die Zeit lesen, sind in der Regel ein bisschen besser informiert über die Schweiz, denn alle grossen Tageszeitungen haben Korrespondenten in der Schweiz. So berichtet Konrad Mrusek für die FAZ aus der Schweiz, und Jürg Altwegg schreibt ebenfalls regelmässig für die FAZ aus der Schweiz. Der Schweizer Publizist Roger de Weck war 1997 bis 2001 Chefredakteur der ZEIT und schreibt auch heute noch ab und an für deutsche Zeitungen. Natürlich ist der Einfluss und die erreichte Zielgruppe einer Tageszeitung nicht zu vergleichen mit dem Fernsehen.

  • Schweizer Zeitungen und Schriftsteller in Deutschland
  • Ganz abgesehen davon haben Schweizer Zeitungen wie die NZZ oder die Weltwoche auch eine ganz ordentliche Leserschaft in Deutschland! Schweizer Autoren wie Urs Widmer, Markus Werner oder Martin Suter haben sicherlich mehr Leser in Deutschland als in der Schweiz, es kann also nicht viel dran sein an dem Vorwurf, dass wir Deutsche uns nicht für den Alltag und die Lebenswirklichkeit der Schweizer interessieren würden. Wieso werden sonst solche Bücher wie „Die dunkle Seite des Mondes“ (Martin Suter) gekauft, die in Zürich spielen und gespickt sind mit Lokalkolorit und Beschreibungen der Schweizer Alltagsgesellschaft?

  • Schweizer in Deutschland verheimlichen ihre Sprache
  • Fazit: Liebe Schweizer, hört auf uns Deutschen unsere Unwissenheit bezüglich der Schweiz und ihrer wundervollen Sprachvielfalt vorzuwerfen. Wer können zum Grossteil nichts dafür, denn Eure Fernsehsender werden uns in Deutschland einfach vorenthalten.

    Nur wer sich für die Schweiz interessiert, Zeitungen liest oder Bücher von Schweizer Autoren, wird sich mühsam sein eigenes Bild der Schweiz bereits in Deutschland machen können. Dabei fehlt natürlich die Erfahrung mit dem Schweizerdeutschen, denn jeder Schweizer, der nach Deutschland kommt und dort arbeitet (und das sind immerhin 72.000 Schweizer zur Zeit!), lässt sein heimatliches Idiom daheim. Wir kennen nur Emils Schweizerdeutsch, und das wird wohl für alle Ewigkeiten so bleiben.

    

    16 Responses to “Warum wissen die Deutschen so wenig über die Schweizer?”

    1. BrennO Says:

      Ist ja alles halb so schlimm:
      http://www.20min.ch/entertainment/kino/story/Kino-zeigt-Dialekt–Film-mit-deutschen-Untertiteln-13665850

    2. Yogi-TheBear Says:

      ÜBER: Schweizer Schriftsteller in Deutschland!
      Die übelster Erfahrung zu meine Zeit in CH hab ich mit PETER BICHSEL gemacht! Der war 1981/82 gut bezahlter & ausgehaltener „Stadtschreiber von Bergen-Enkheim“ – eine AUSZEICHNUNG => http://de.wikipedia.org/wiki/Stadtschreiber_von_Bergen!

      ABER – kaum war er wieder zurück i dr Schwiiz, da gibt er DRS-Frank A Meyer ein herzzerreissendes INTERVIEW über diese Zeit! NEIN…er sein NICHT gern in Dütschland gewesen, – er sei ja im tiefsten Herzen doch SCHWEIZER. Man möge ihm verzeihen dass er dort draussen nun ein Jahr gewesen sei ! Das sei ja ein PREIS gewesen, – den er annehmen habe müssen! Aber…jetzt sei ER ja wieder zurück in seinem heissgeliebten SOLOTHURN…& da sei ALLES doch viel besser…und er liebe doch die SCHWEIZ & ihre Bürger ach so sehr…blablabla…usw!

      SORRY…PETER BICHSEL…für mich bist DU nach diesem DRS-Interview auch nur noch ein ARSCHLOCH!

    3. Patrick Says:

      eines noch, als Auslandschweizer bekommt man die Karte nicht kostenlos. Solange man in der Schweiz brav Bilag zahlt, bezahlt man einmalig 50.-. Wenn man nicht mehr in der Schweiz wohnhaft ist bezahlt man monatlich einen Betrag, frag mich nicht wie hoch…

    4. Brenno Says:

      Deutsche Fernsehsender können in der Schweiz schon seit Jahrzehnten empfangen werden. Allerdings hat es gedauert, bis dies (mehr oder weniger) flächendeckend möglich war.
      Die Bedeutung dieses Angebots wird vermutlich von vielen Schweizern stark unterschätzt. Nicht nur lernten sie dabei etliche deutsche Show-Grössen und Quizmaster kennen und schätzen, sie konnten dadurch auch – vielleicht ohne es zu merken – ihre hochsprachliche Kompetenz verbessern und, last but not least, gewöhnten sie sich nach und nach ein wenig an die Sprechweise ihrer nördlichen Nachbarn. Ich wage zu behaupten, dass die Spannungen zwischen Schweizern und den zugewanderten Deutschen grösser wären, ohne die vorgängige Angewöhnung der Schweizer durch ARD, ZDF, BW, Bayern usw.
      Für die Schweizer war dies eindeutig ein Gewinn, da sie auf diese Weise ohne grosse Anstrengung ihren Horizont erweitern konnten. Ob die Deutschen sich für SRF1, 2 und info ebenso erwärmen könnten, wage ich zu bezweifeln. Nicht nur wegen des Dialekts.

      @Yogi-TheBear
      Ich kann mich schwach an einen Artikel erinnern, den Peter Bichsel nach seiner Rückkehr aus Bergen-Enkheim veröffentlichte. So viel mir geblieben ist, waren seine Äusserungen über seine Zeit als Stadtschreiber nicht so negativ, wie Du schreibst, aber vielleicht trügt mich die Erinnerung. Was mir geblieben ist, betrifft seine Bemerkungen über den Stammtisch, den er dort zu besuchen pflegte. Es war ihm aufgefallen, dass die Teilnehmer fortwährend versuchten, sich mit der Schilderung von aussergewöhnlichen Erlebnissen und durch besserwisserische Behauptungen gegenseitig zu übertrumpfen. Ihm schien, dass an Schweizer Stammtischen der Gedanken- und Meinungsaustausch wichtiger sei, als die anderen zu dominieren. Bichsel bescheinigte den Schweizern also, besser zuhören zu können als die Deutschen. Dies mag damit zusammenhängen, dass er in seiner Oltener Stammbeiz vermutlich einen höheren Status geniesst und sich dort eher Gehör verschaffen kann, als im fernen Bergen-Enkheim.
      Nach meinen Erfahrungen unterscheiden sich Schweizer Stammtische von deutschen kaum in der von Bichsel erwähnten Beziehung. Im Übrigen würde der zweite Teil meines heutigen Kommentars besser zum Beitrag „Deutsche wollen Klarheit, Schweizer brauchen Zuhörer“ v. 31. Oktober 2012 passen. Aber besser spät als nie …

    5. pfuus Says:

      @Brenno: In der Grenzregion konnte man SF 1 vor ca. 10 Jahren noch empfangen.SF 1 gehörte zum Angebot wie ARD; ZDF und Südwest 3, besonders in jener Zeit, als um spätestens 2h Sendeschluss war.
      Der Theorie, dass das DE Fernsehen in der CH dazu beigetragen hat, die Spannungen zwischen CH und den aktuell zugewanderten DE weniger heftig ausfallen zu lassen, kann ich nicht zustimmen.
      Städte wie Basel,Bern,St.Gallen ,die progressive Weltstadt Zürich waren auch Anfang 20.Jh keine abgelegenen Bergtäler, in welche das Deutsch der Deutschen in Form von Theater,Lesungen ,oder der Deutschen selbst, selten hinein gelangte.
      Das von Yogi beschriebene Phänomen bezeichne ich als „Identitäts-Reset“, eine Art Entschuldigung dafür, dass man , obwohl verpönt ,in D eingekauft hat.Etwa:“Wenn ich draussen einkaufen gehe, dann leiste ich Entwicklungshilfe“ 😉

    6. David Says:

      Also hier in der Gegend von Freiburg konte man ganz früher mal SF1 und 2 Terrestrisch mit einer 2. Antenne auf dem Dach empfangen und seit es Kabelfernsehen gibt (~ 20 Jahre) ist dort auch schon immer SF1 mit drin.

    7. Brenno Says:

      Hier noch ein Nachtrag: Peter Bichsel ist Gründungsmitglied der Gruppe Olten, eines Schriftstellerverbandes, wohnt jedoch in Solothurn, wo sich auch seine Stammbeiz befindet. Ich habe diese beiden Dinge durcheinander gebracht.
      @pfuus
      Selbstverständlich gibt es in den grösseren Schweizer Städten schon seit langem Theater und andere kulturelle Veranstaltungen. Sie werden aber hauptsächlich von Vertretern des Bildungsbürgertums besucht. Es geht hier jedoch um etwas anderes. Ich möchte dies mit einem Erlebnis verdeutlichen, dass ich als junger Mann in Strassburg hatte. Zusammen mit einem früheren Schulkollegen hielt ich mich damals vorübergehend in der dortigen Jugendherberge auf. In unserem Schlafraum hatte auch ein junger Berliner Quartier bezogen. Er war blitzgescheit und selbstverständlich auch sehr redegewandt. Die langen blonden Haare wiesen ihn als (jungen) 68er aus, der ebenfalls vorhandene Bart liess ihn wohl älter erscheinen als er war. Kurz und gut, wir zwei biedere Eidgenossen waren tief beeindruckt. Da er uns zwischendurch auch reden liess, nahmen wir diese Gelegenheit war, indem wir uns intensiv bemühten, unsere tiefschürfenden Gedanken im besten uns zu Gebote stehenden „Hochdeutsch“ auszudrücken. Nachdem er uns eine Weile zugehört hatte, wandte er plötzlich ein: „Ihr sprecht ja Prosa“. Das war natürlich oberpeinlich …
      Ich bin erst nach vielen Jahren darauf gekommen, dass wir beide für diese „Entgleisung“ nichts konnten. Wir sind nicht deshalb auf die Prosa gekommen, weil wir uns damit wichtigmachen wollten, sondern weil wir als Schweizer die standarddeutsche Umgangssprache (sagt man so?) nicht kannten und auch nicht kennen konnten. Der Schweizer redet Dialekt und wenn es sein muss, Schweizer Hochdeutsch oder eben Schriftdeutsch. Und genau hier kommt das deutsche Fernsehen ins Spiel. Da ich ohne Fernsehen aufgewachsen bin, war für mich, soweit ich mich erinnere, die einzige Quelle für die Umgangssprache der Deutschen das Mickey-Maus-Heft (kein Kohl!).
      Für die Deutschen, die noch Dialekt sprechen oder zumindest verstehen, gibt es meines Wissens einen fliessenden Übergang zwischen diesem und der Hochsprache. Für den Schweizer gibt es hier nur eine Kluft!

    8. Schwabenstreich Says:

      Ich habe bei Schweizern noch nie den Eindruck gehabt, dass sie mittels deutschem Fernsehen ein Gespür entwickelt hätten, wie die Deutschen ticken. Sie können auch gar nicht beurteilen, ob der Deutsche sich keilende Politiker in Diskussionsforen – wie im Blogbeitrag zitiert – toleriert oder selbst den Kopf schüttelt – sprich, sie haben nicht im Gefühl, wo bei Deutschen die Schmerzgrenze liegt, von individuellen Abweichungen ganz zu schweigen. Selbst bei den Deutschlandkorrespondenten der NZZ kann man ziemlich treffsicher erraten, welcher Journalist Deutscher und welcher Schweizer ist. Auch wenn Letztere sich für ihren Job permanent in D aufhalten, schimmert ihre Outsider-Perspektive immer durch, sie bleiben irgendwie Fremde. Den Ausschlag scheint eben doch die Sozialisation zu geben. Wenn ein Schweizer versucht, mit mir über bestimmte deutsche Politiker zu sprechen, wirkt es auf mich immer entweder selbstgerecht bis anmaßend oder einfach nur unfreiwillig komisch. Besonders befremdend wirken auf Deutsche Aussagen über Europa. Ich entsinne mich, wie ein Schweizer kurz vor dem Schengen-Beitritt der Schweiz einmal gegenüber einer Gruppe Deutscher sein Bedauern über den Abbau der Grenzen geäußert hat. Er habe das immer als so schön empfunden, wenn man an der Grenze von einem anderen Land und einer anderen Kultur persönlich an der Staatsgrenze empfangen werde. Die Deutschen konnten ihre Erheiterung nicht verbergen, so sehr vermissten sie den zolltechnischen Grüßaugust, der sie immer mit so warmen Worten wie „Führen Sie Waren mit?“ oder „Brauchen Sie eine Vignette?“ willkommen hieß.

      Die nun wieder typisch deutsche Schlussfolgerung wäre: Gebrauchsanleitungen für andere Länder sind dann sinnvoll, wenn sie angeben, wie man im Zielland seine Steuererklärung ausfüllt, nicht aber, wenn der „Gast“ sich angesichts eines überbordenden Verhaltensregulariums bis zur Unkenntlichkeit verbiegen soll. Zumindest die deutsche Seite hegt solche Erwartungen nicht.

    9. CPU Says:

      Gehen die Reload-Beiträge automatisiert online, oder machst du wenigstens das copy/paste noch selbst?

    10. Karo Says:

      Selbst nach 7 Jahren in der Schweiz habe ich mich nie wohl gefühlt. Die Schweizer haben bei mir definitiv einen überwiegend faden Nachgeschmack hinterlassen.

      Was soll ich von einem Volk halten, welches auf den ersten Blick freundlich, zuvorkommend, mit guten Manieren, ordentlich, sauber und dergleichen daherkommt ? Wohl nur gutes, und so war es.

      Im Laufe der Zeit habe ich aber gemerkt, dass dies leider nur oberflächliches Getue war, und keineswegs ehrlich gemeint war in vielen Fällen. Diese Förmlichkeiten, selbst beim Kiosk-Einkauf.. nett, ja aber mehr ?

      Ich habe gemerkt, was ich hier vermisste: Einfach mal so, mit Fremden ins Gespräch zu kommen, über das Wetter, den Verkehr, den wieder verspäteten Zug sich zu unterhalten. Etwas mehr Zugewandtheit den Menschen, beim näheren Kennenlernen auch mal eine Einladung nach Hause.

      Die Schweizer sind von vorn herum wie Zucker und wenn man tiefer vorstösst, beisst man auf eine saure Zitrone ! Neue Leute kennenlernen, war sehr schwierig, man wurde hingehalten, und man blieb ja lieber unter sich, aber neee das wurde nicht direkt gesagt, es wurde lächelnd getan, als ob nix wäre, ja keinen Konflikt aufkommen lassen, den lächelt man weg, und fertig.

      Ich habe etwas mehr Herzlichkeit, etwas mehr Direktheit, etwas weniger Distanziertheit mir gewunschen, leider habe ich dies nicht gefunden, und so bin ich wieder nach Deutschland zurückgekehrt, und fühle mich hier wieder richtig wohl und gut aufgehoben. Das Experiment Schweiz hat mich gelehrt, dass Ausländer sein eine sehr schwere Sache ist, denn es braucht für die Integration immer 2 Seiten: Als Ausländer muss man gewillt sein, aber man braucht auch eine ausgestreckte Hand, die einem nimmt.

      Ich habe seither großen Respekt vor aller Art Ausländer, da ich weiss, es ist nicht so leicht, wie es sich anhört.

      Den Schweizer Dialekt habe ich anfangs gar nicht verstanden, später schon und habe auch gelernt, ihn zu verstehen. Leider benützen ihn viele Schweizer fast wie als Waffe – um eine Trennlinie zwischen IHNEN und UNS zu ziehen, was ich schade finde. Ich finde das sehr verbohrt und zum Schluss fand ich den schweizer Dialekt aus dem Grund einfach nur noch zum Kotzen.

      In Deutschland machen wir einfach nicht so einen riesen Unterschied zwischen Schwaben, Bayern, Hamburgern etc, das wird nicht so an die große Glücke gehängt.

      Ich finde es schade, dass viel mehr Wert auf die Gegensätze als auf die Gemeinsamkeiten gelegt wird, wenn sich dies ändern würde, wäre viel geschafft.

      Seit ich aber wieder hier in Deutschland bin, weiss ich die deutschen Eigenarten viel mehr zu schätzen, als zu der Zeit, als ich noch nicht in der Schweiz war. Ich weiss jetzt, ich gehöre nach Deutschland, und nicht anderswohin 🙂

    11. wanderer Says:

      Die überbordenden Verhaltensregularien sind bitter hier. Verstehe Karo in jeder Zeile, packe auch so rasch wie möglich wieder meine Koffer, nach 13 Jahren merk ich: hier möcht ich nicht alt werden. Die Senioren sind so seltsam mäuschen artig und herzig, mir gruselts. Ebenso die Kinder so eigenartig ängstlich, so unheimlich still.

      Wegen TV…ist doch vielleicht ganz gut wenn TeleZüri nicht in BRD empfangen wird. Wenn Raab das sieht…ich vermute er wird erstmal eine Zeitlang ratlos sein, staunen, vielleicht stottern: „äh…was in dieser Welt ist das für ein TV??“ Ich weiss nicht ob ihm was danach noch einfällt, ich brauchte eine Zeit bis ich mein Vokabular wieder fand.
      Diese Kochsendung z.B. in der einer ein Menü für Gäste kocht, und der Kochkasper hüpft rein…die Stimmung am Tisch… authentische Schweiz. Jedem der hier Leben möchte, empfehle ich einige Stunden TeleZüri. Dann weiss man was hier einen erwartet.

    12. Herz Says:

      Dem Beitrag von Karo muss ich (leider) beipflichten. Wenn man als Ausländer gute Kontakte knüpft, sind es in der Regel welche mit anderen Ausländern. Eine echte Freundschaft zu einem Urschweizer aufzubauen, ist kaum möglich, wenn man aus Deutschland kommt.

      Oftmals dachte ich, da hast Du ja einen netten, lockeren Schweizer gefunden … und hinterher stellte sich heraus, dass er auch nur zugewandert oder ausländischer Abstammung war.

      Zutreffend finde ich auch folgenden Satz von Karo: „Die Schweizer sind von vorn herum wie Zucker und wenn man tiefer vorstösst, beisst man auf eine saure Zitrone“ … leider wahr.

      Aber für mich ist das kein Problem. Ich arrangiere mich entsprechend, halte als Deutscher den Ball sehr flach, zahle brav meine Steuern und suche mir Freunde in offeneren Kreisen.

      Was den Dialekt angeht: Aufgrund meiner Erfahrungen muss ich zugeben, dass ich inzwischen sogar eine gewisse Aversion entwickelt habe – obwohl ich ihn im Alltagsgebrauch nutze, um nicht aufzufallen. Im TV ist jedoch Umschalten angesagt, sobald ich Mundart höre.

      Tierisch aufregen tun mich jedoch die Autofahrer hierzulande – vermutlich kann man ihnen jedoch keinen Vorwurf machen, da sie es nie gelernt haben, mit wirklichem Verkehr fertigzuwerden. Geblinkt wird nur, wenn es unbedingt notwendig ist (deswegen hatte ich gestern fast einen Unfall) und von zügigem Fahren (damit meine ich nicht übersetzte Geschwindigkeit) haben die meisten auch noch nie etwas gehört.

      Jetzt werden viele Schweizer berechtigterweise sagen. Verdrück‘ Dich doch wieder nach Deutschland, wenn es Dir hier nicht passt!

      Mache ich aber nicht, weil die Schweiz auch sehr positive Eigenschaften hat: Freizeitfaktor, das beste politische System Europas, gerechte Steuern- und Abgabenpolitik, Sicherheit und im internationalen Vergleich konsequentes Vorgehen gegen kriminelle Ausländer. Und vor allem ist die Schweiz kein EU-Mitglied.

      Also überwiegen für mich die positiven Dinge … schade nur, dass ich mich hier emotional nie so heimisch fühlen werde, um die Staatsbürgerschaft zu beantragen.

    13. Sonja Says:

      „Was die wenigsten Schweizer wissen: Es gibt keine Schweizer Sender im Deutschen Fernsehen, auch nicht via Satellit oder Kabel! Nur im grenznahen Bereich ist der Empfang über die Hausantenne und über Kabel möglich. “

      so so … also gehört die Stuttgarter Gegend nun auch schon zum grenznahen Bereich? Denn dort gibt es sehr wohl die Schweizer Sender. Erst neulich hat sich mein Vater bedankt, da dort nämlich irgendwelche Fussballspiele übertragen wurden, die es auf den deutschen Sendern nicht gab.

    14. Maxi Says:

      SRF 1 und Zwei gibt es in ganz Baden-Württemberg im Kabel. Für mich als Südbadnerin sind das auch nicht irgendwelche Nieschensender – im Gegenteil, es sind im Prinzip meine Heimatsender, denn im SWR wird weder allemanisch gschwätzt, noch beschäftigen die sich groß mit Südbaden. Der SWR deckt ja auch Rheinland-Pfalz ab, was für uns Lichtjahre entfernt scheint.
      Viele Schweizer mögen das SRF ja nicht wirklich, für mich ist es unentbehrlich. Es scheint auch nicht so ein Quotendruck zu herrschen (gut, die werden ja zur Zeit eh nicht veröffentlicht), man zeigt auch mal junge Formate wie Virus zur besten Sendezeit.
      Sollte dieser Sender irgendwann mal nicht mehr im digitalen Kabel sein, es wäre ein Grund auszuwandern. Gut bei uns im Grenzgebiet könnte ich ihn auch über DVB-T sehen. Sollte ich aber mal längere Zeitvberuflich im Norden verbringen müssen, würde ich versuchen an eine Karte für Satellit zu gelangen, um weiterhin ein Stück Heimat sehen zu können. Denn als Südbadnerin bin ich zwar keine Schweizerin, fühle mich spätestens oberhalb d

    15. Maxi Says:

      SRF 1 und Zwei gibt es in ganz Baden-Württemberg im Kabel. Für mich als Südbadnerin sind das auch nicht irgendwelche Nieschensender – im Gegenteil, es sind im Prinzip meine Heimatsender, denn im SWR wird weder allemanisch gschwätzt, noch beschäftigen die sich groß mit Südbaden. Der SWR deckt ja auch Rheinland-Pfalz ab, was für uns Lichtjahre entfernt scheint.
      Viele Schweizer mögen das SRF ja nicht wirklich, für mich ist es unentbehrlich. Es scheint auch nicht so ein Quotendruck zu herrschen (gut, die werden ja zur Zeit eh nicht veröffentlicht), man zeigt auch mal junge Formate wie Virus zur besten Sendezeit.
      Sollte dieser Sender irgendwann mal nicht mehr im digitalen Kabel sein, es wäre ein Grund auszuwandern. Gut bei uns im Grenzgebiet könnte ich ihn auch über DVB-T sehen. Sollte ich aber mal längere Zeitvberuflich im Norden verbringen müssen, würde ich versuchen an eine Karte für Satellit zu gelangen, um weiterhin ein Stück Heimat sehen zu können. Denn als Südbadnerin bin ich zwar keine Schweizerin, fühle mich spätestens oberhalb des Weisswurschtäquators aber fremd im eigenen Land.

    16. Yazie Says:

      Ich finde es schade, dass es immer noch so viel Trennendes zwischen Deutschen und Schweizern gibt. Ich selbst bin beides, mütterlicherseits deutsch, habe aber einen Schweizer als Vater.