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Was wir als Deutsche in der Schweiz vermissen (Teil 2) — Eisdielen

(reload vom 13.11.05)

  • Ein Glace und kein Eis
  • Als ich zum ersten Mal in der Schweiz Lust auf Speiseeis verspürte und in Winterthur ein Lokal betrat, in dem es dies zu kaufen gibt, begann das Verkaufsgespräch mit einem Missverständnis: „Ich hätte gern Eis“, sagte ich, und die Frau an der Theke griff in den Kübel mit Eiswürfeln, als wollte ich einen Whiskey on the rocks trinken. „Nein, sorry, ich meine natürlich ‚Glacé’“, wiederholte ich meine Bestellung, und zog dabei dezent die Glace-Handschuhe aus. Das Eis kam aus der Packung und war eine Enttäuschung.

  • Jederzeit ein frisches Eis auf die Hand
  • Deutschland ist überzogen von einem Netz von italienischen Eisdielen. Kein Dorf, keine Kleinstadt, die nicht einen original italienischen Eismann hat. In der Schweiz sind „Eisdielen“ hingegen äussert selten anzutreffen. Wir kennen eine Eisdiele in Schaffhausen, es gibt eine weitere in Dübendorf, und im Zentrum von Zürich soll es noch eine Amerikanische geben, die wir aber noch nie gefunden haben. Die Schweizer sind keine wirklichen Speise-Eis-Fans. Wenn Glace, dann abgepackt vom Feinkost-Lieferanten, vom „Patissier„, als Luxus-Mitbringsel zu einer Einladung. Sonst kennen sie nur Packungseis, z. B. von Mövenpick, das zwar auch nicht zu verachten ist, aber in seiner Frische und Qualität keinem Vergleich stand hält mit hausgemachten frischen Eissorten.

  • Die Geldmaschine beim Strassenverkauf
  • Eisdielen in Deutschland sind wahre Geldmaschinen. Es gibt keine Registrierkasse für den Strassenverkauf, die Einnahmen können in cash am Fiskus vorbei verbucht werden. Mit dem Finanzamt werden nur die Beträge für die eingesetzten und eingekauften Rohprodukte abgerechnet. Die Mitarbeiter sind meist Familienangehörige, in jedem Sommer kommen anderen mit nach Deutschland, lernen die wichtigsten Wörter „Bitte Schön, in der Waffel oder im Becher, mit Sahne, Einpacken, Danke“ und natürlich die zahlreichen frischen Eissorten. In Freiburg im Breisgau kennen wir allein 4 Eisdielen in der Innenstadt, dann noch einige weitere in den Vororten.

    Und kommen Sie bloss nicht auf die Idee, beim Schild „Strassenverkauf“ die Frage zu bringen: „Ein Stück Strasse bitte, mit Sosse“… . Das ist wie mit dem Schild „Durchgehende Küche„, da brauchen sie auch nicht nach Sattel und Zaumzeug zu suchen für die Küche, denn die ist sowieso „durchgegangen„.

    Jeder kleine Ort hat seine Eisdiele mit Strassenverkauf. Im Winter haben sie zu, da fahren die Italiener heim und bauen weiter an ihren Eigenheimen mit dem in Deutschland verdienten Münzgeld. Zuvor wird am letzten Öffnungstag das restliche Eis an die Kinder und Eisfans verschenkt.

  • Warum gibt es das nicht in der Schweiz?
  • Ist das Lebensmittelgesetz strenger? Konnten die Italiener hier zwar Pizzarien, aber keine „Gelaterien“ etablieren? Mögen die Schweizer kein Eis? Diese Eisdielen-Mode gibt es wohl nur in Deutschland. Wir vermissen sie. Beim Besuch in Waldshut oder Konstanz gilt es dann, das Versäumte nach Kräften nachzuholen. 4-5 Kugeln in der Waffel auf die Hand, und bei der Rückkehr vom Bummel durch die Fussgängerzone das Ganze gleich noch mal wiederholen, es gibt ja genügend Sorten zum Ausprobieren.

    

    14 Responses to “Was wir als Deutsche in der Schweiz vermissen (Teil 2) — Eisdielen”

    1. Yogi-TheBear Says:

      Abgesehen davon, dass „der Deutsch-Schweizer“ konsequent GLACE‘ dauerhaft falsch ausspricht – ist das EIS vom Mövenpick überhaupt

      k e i n Schweizer Eis!

      NEIN! Es kommt aus dem ungeliebten UUSLAND…nämlich von Schöller Eis uuus Dütschland – genauso wie die gute Mövenpick-Schoggi (Trumpf Aachen!), die Mövenpick-Confi, der Mövenpick-Kaffee…und so weiter…und so weiter!

      GELL! Ein herber Schlag für die währschaften EIDGENOSSEN &CH-PATRIOTEN mit ihren SENNEN-Käppli & -Kutteli – die auch noch tagsüber den Wahn von der ach sooooo guuuten aussergewöhnlichen SCHWIIZER SCHOGGI träumen!!!
      ***LOL***(Ist inzwischen ALLES CALLEBAUT Belgien – Herr Schweizer!)

      DENN: Bei uns im „Grossen Kanton“ ist nicht nur ALLES (!!!) & genauso gut – wenn nicht noch besser – halt nur ist ALLES viiiiel billiger – und das ergibt dann überproportional höhere MARGEN in CH…

      EISDIELEN? NEI…mir wännts nit teile…

    2. Yogi-TheBear Says:

      Unser „italienischen Eisdielen“ sind deshalb von Mitte/Ende Oktober bis Anfang Frühling wegen eines ganz anderen Vorteils zu:
      Die INHABER verrechnen den Umsatz von 9-10 Monate auf’s Jahr…da kommt eine ganz schöne, fette STEUER-Rückerstattung vom deutschen FINANZAMT…. und die ist von vornherein fest mit eingeplant!

      PS: Mein bester Freund ist GELATAIO aus Beluno…und der hat mir das mal erklärt!

      PPS: Eisdielen laufen nur deshalb so gut & mit wechselndem Personal, da die ganze GROSS-Familie sich in der SAISON selbst „ausnutzt“…und schafft – ohne RUHETAG!! Und wer viel schafft, der kann im nächsten Jahr dann schon eine eigne EISDIELE pachten…so läuft das SPIEL mit den sich ständig vermehrenden Läden!

    3. Smilla Says:

      Der Mangel mit frischzubereitetem Speiseeis hängt sicher damit zusammen, dass die Schweizer den Tourismus in den deutschen Grenzgebieten fördern wollen. Wenn ich mir die Schweizer in den Eiscafés in Waldshut, Bad Säckigen und UMgebung so betrachte, kann ich bestätigen, dass sie durchaus vertraut mit der kalten Materie sind.

    4. Brun(o)egg Says:

      an den Yogi Bär.

      Dioe Erfindung der Schweizer war nicht die Schokolade, sondern der Durchbruch war die Erfindung der Couvertute und deren Mischung mit Milch.
      Die echt gute Schokolade kommt aus dem Piemont. Ferrero zum Beispiel. Schwarz bitter und sackgut.
      Und in Brüssel giubts die besten Confiserien. Hat aber nichts mit callbaut zu tun.
      Begriffen!?

    5. Brun(o)egg Says:

      An den Bären Yogi
      Hab noch etwas vergessen:
      Mövenpick, die Restaurants, sind nur noch in D die Spitze des kulinarischen Erlebens. In der Schweiz schon lange nicht mehr.
      Das war mal. Sind halt immer ein bisschen vorneweg.

    6. Brun(o)egg Says:

      Ich muss nochmal, smile.

      Gibts in deutschen Eisdieln auch Hägen Dasz? Das ist es doch. Ohne Diele.

    7. Hans Says:

      „Mövenpick, die Restaurants, sind nur noch in D die Spitze des kulinarischen Erlebens.“

      Du warst schon lange nicht mehr in Deutschland, oder?

      Und was Hägen Dasz angeht: In den italienischen Eisdielen in Deutschland wird das Eis frisch zubereitet und nicht Fabrikware amerikanische-schweizerischer Großkonzerne verkauft (http://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%A4agen-Dazs)

    8. Yogi-TheBear Says:

      Nee BRUNO!
      FALSCH: Die ORIGINAL-Schwiizer Schoggi kam aus dem Lukmanier Tal – von der TESSINER SEITE! Da steht immer noch die Ruine des allerersten Schokolade-Fabrik!
      Die neueste SCHWEIZER SCHOKO-FABRIK ist ( und riecht man!) in CASLANO am Luganer See…PECH nur – die gehörte schon immer zur deutschen IMHOFF-GRUPPE!

      http://www.schokoladenmuseum.de/live/Schokoladenmuseum-Rundgang/rundgang.aspx

      (Auch in Caslano gibt’s ein kleines „gluschtiges“ Museum…mit SCHOKO-BRUNNEN!)

      ABER: Lindt&Sprüngli und wie die „sog. Schweizer Marken“ alle heissen – gehören heute der belgischen Weltfirma CALLEBAUT – und die residiert – na wo wohl…genau: in ZUG!

    9. Yogi-TheBear Says:

      …und hier ist das ALPROSE-Museum in CASLANO:

      http://www.alprose.ch/de/7

    10. Geri Urech Says:

      Nein, Wir Schweizer LIEBEN GLACE… deshalb bekommst du es auch zu jeder Zeit in allen Restarants. Musst nur die Dessert karte oder Glace Karte verlangen und du kannst unter vielen leckeren Coupes auswählen. Versuch das mal in Old Germany..

    11. Hans Says:

      «Mövenpick Ice Cream» gehört zu Nestlé und wer hat’s erfungen? Die Schweizer

    12. Reh Says:

      Ich bin entsetzt, dass die Schweizer so unverwöhnt in Sachen Eis sind!

      Und die Vorstellung von Brun(o)egg, in einer Eisdiele Häagen Dasz zu kaufen, da rollen sich mir ja die Fußnägel hoch! Zwar gibt es in Berlin usw. auch Läden oder Stände von Häagen Dasz, aber da würd ich nie ein Eis „auf die Hand“ kaufen… Für zuhaus gut, aber unterwegs gibt es nur frisch gezaubertes Eis im Waffelhörnchen!

    13. shittel Says:

      ist yogi-baer eigentlich immer so gehässig?

    14. Peter Says:

      Hallo liebe Schweizer, komme aus Südtirol und bin schon seit fast 30 Jahren italienischer professioneller Speiseeisproduzent. Meine Überlegung wäre in der Schweiz eine Eisdiele mit richtig leckerem selbstgemachtem Speiseeis aus frischen natürlichen Zutaten zu produzieren. Kann mir jemand dazu Tips geben, rechtlich, steuerlich usw. Bin für jede Antwort dankbar…