Haben Sie heute schon Ihren Kropf geleert? — Neues vom Bergvolk und einem Event der SVP
(reload vom 25.04.07)
Die Schweizer leben, jedenfalls für Deutsche Verhältnisse, ziemlich weit im Süden. In der Nähe der Alpen, weswegen manche Menschen auch von einem ehemaligen „Bergvolk“ sprechen. Menschen, die so weit im Süden leben, bekommen selten etwas ab von der wunderbaren jodhaltigen Luft an der Nord- oder Ostseeküste. Weil sie nicht genug Jod einatmen, und Jod wichtig ist zur Verhinderung eines „Kropfes“, müssen Sie Jod dringend zu sich nehmen. In Form von Tabletten, um genau zu sein. Deswegen hängt in jedem Schweizer Hauseingang der Hinweis, wo man Jodtabletten beziehen kann, falls mit einem radioaktiven Fallout zu rechnen ist.
Die Einnahme von Jodtabletten soll verhindern, dass sich ein Kropf bildet. Dennoch passiert das oft bei Menschen, die weit entfernt von jodhaltiger Luft leben. Da reicht schon Süddeutschland oder das Schwabenland, da muss man nicht erst in die Schweiz ziehen. So wie im schwäbischen Heinsheim der „Heinsheimer Kropfjoggl“
HEINSHEIMER KROPFJOGGL
„Otmar Meisinger fand diesen Namen. Er stammt aus der Zeit, als in Heinsheim unverhältnismäßig viele Kropfhälse zu sehen waren. Diese Verdickung der Schilddrüse wird auf Jodmangel zurückgeführt. Es wird die Geschichte erzählt, daß eines Tages ein Handwerksbursche mit einem glatten Hals durch Heinsheim wanderte. Die einheimischen Kinder lachten ihn aus, weil ihm der Kropf fehlte, und begleiteten ihn mit Spottgesang. Ein vorbeikommender Einwohner wies aber die Kinder zurecht, daß sie froh sein sollten, ihre Glieder beisammen zu haben.
(Quelle: www.heilbronn-neckar.de/Namen/kropfjoggl.htm)
Weil sich also leicht ein Kropf bildet, und der sich dann auch noch füllen kann, muss er regelmässig geleert werden. Und dafür gibt es zahlreiche Gelegenheiten in der Schweiz, oft von grossen Parteien wie der SVP organisiert.
„Chropfleerete“ nennt sich so ein Event, zu dem Jung und Alt strömt, um endlich los zu werden, was da im Chropf eingelagert ist und raus will. 1‘010 Chropfleerete zählten wir bei Google-CH , da kommt sicher ganz schön was zusammen. Wohin wohl der Inhalt des „Chropfs“ entsorgt wird?
So lasen wir im Tages-Anzeiger vom 16.03.07:
An einer «Chropfleerete» auf dem Zürcher Bürkliplatz hat die SVP der Bevölkerung die Möglichkeit geboten, sich zur Ausländerfrage zu äussern. Jugendliche störten den Anlass mit Nebel- und Knallpetarden.
Stichwort „Knallpetarden„. Darin steckt das Verb „péter„, was in Frankreich „pupsen“ heisst. Die hübsch häufig von Nicht-Franzosen geäusserte Bitte: „Repétez!“ (=“Wiederholen Sie bitte!) an Stelle von korrekt „Répétez“ heisst wörtlich übersetzt: „Könnten Sie diese schlechte Luft bitte nochmals fabrizieren? „. So bedeutungsunterscheident kann ein kleiner „accent aigu“ sein!
Von Aschenputtel, die bei Walt Disney „Cinderella“ heisst, wissen wir ja, wie das geht.
„Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.“
Vom Leeren dieses Kröpfchens lesen wir dort nichts. Oder haben sie schon mal das Wort „Auskotzen“ in einem Märchen gefunden? So würden wir das in Norddeutschland bezeichnen, eine zünftige „Auskotzerei“. Aber doch nicht gleich 11‘800 Mal, und dann auch noch von einer rechten Volkspartei organisiert! Es muss den Schweizern ganz schön dreckig gehen, wenn man sowas organisiert veranstaltet.
P.S.: Auskotzen bringt es bei Google-DE auf 47‘500 Fundstellen, vier mal so viel wie Chropfleerete, aber niemals in Verbindung mit einer völkischen Partei.
Februar 18th, 2011 at 21:53
Als Satire nicht schlecht. Der Zusammenhang zwischen Kropfbildung und Nuklearkatastrophe ist allerdings etwas lockerer, als hier angegeben wird.
In der Tat waren Kröpfe in Alpennähe bis vor ca. 50 oder 60 Jahren eine sehr häufige Erscheinung. Irgendeinmal ist ein Forscher draufgekommen, dass die Kropfbildung durch Jodmangel begünstigt wird, was in Schweizer Berggegenden eben der Fall ist. Er regte daher an, das Speisesalz in unserem Land von Amtes wegen mit Jod anzureichern. Damit dies – weltweit erstmals -geschehen konnte, musste er zunächst die Fachwelt und anschliessend auch noch die Politiker überzeugen, was natürlich dauerte, da der Zwanziger bei dieser Personengruppe manchmal zuletzt fällt.
Jodtabletten wurden hierzulande bereits in den Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts flächendeckend an sämtliche Haushalte abgegeben, allerdings nicht zur Vorbeugung von Kröpfen, dafür war ja schon gesorgt, sondern um im Falle einer radioaktiven Verseuchung die Anreicherung von radioaktivem Jod in den Schilddrüsen zu unterbinden (laut Beipackzettel).
Die Chropfleerete in Verbindung mit entsprechenden SVP-Veranstaltungen zu bringen, ist völlig willkürlich, da der Begriff sehr viel älter ist und von dieser Partei bloss übernommen und instrumentalisiert wurde. Das ist nicht weiter schlimm, aber man sollte es wissen.
Februar 19th, 2011 at 9:14
Deshalb sind in der Schweiz grundsätzlich die Konserven & andere Lebensmittel jodiert!
Februar 21st, 2011 at 11:20
Riehen bei Basel war bis in die 60er Jahre eine der Gemeinden mit den meisten Kröpfen in der Schweiz. Nichts Voralpen und so!
@ Yogi Bear
Welche Lebensmittel, ausser Salz, sind in in der Schweiz sonst noch jodiert? Einfach aufpassen mit solchen Behauptungen!
Februar 21st, 2011 at 22:17
Es war ein einfacher Hausarzt aus Amden Weesen, der das herausgefunden hatte.
Februar 22nd, 2011 at 11:44
Dieser Artikel löst bei mir zwiespältige Erinnerungen an Jodtabletten aus.
Als oller Artillerist bei atomaren Raketen mit relativ kurzer Schussweite wurden bei der Versorgungsbatterie für den echten Einsatz Tausende von Jodtabletten mitgeführt. War eigentlich sehr tröstlich, dann ohne einen Kropf im folgenden sowjetischen atomaren Feuer geröstet zu werden. Eine echte Fürsorge.
Februar 22nd, 2011 at 15:50
Paradox – im Land der Jodler herrscht Jodmangel!
An Brun(o)egg: hätte ich auch gedacht. Ist aber wohl nicht so.
Auch hier unterscheiden sich CH und D wieder einmal fundamental in der Zwangsjodierung. Während in D heimlich Jod ins Viehfutter kommt, wird in CH das Stimmviehfutter jodiert. Aber auch Lebensmittel für Menschen kriegen allgemein hie und da ordentlich Jod ab.
Im ktipp 4/2002 stand: Behörden verordnen Jod im Übermass. Jetzt reagieren immer mehr Menschen in der Schweiz mit Allergien. In Eiern, Käse, Milch, Fleisch, Tiefkühl-Lasagne und Brot steckt künstlich zugesetztes Jod. Die Behörden haben das durchgesetzt.
Nur, warum machen die das? „Grund dafür ist die Salz-Jodierung. Die Schweizer Regierung ordnete sie einst an, um Kropf und Schwachsinn vorzubeugen. Weil Jod-Salz billiger ist als normales Salz, würzt damit fast jeder Nahrungsmittel-Produzent und Restaurant-Koch seine Speisen.“
In D, wo die Regierenden ein übermässig grosses Interesse an der galoppierenden Verblödung der Bevölkerung haben, damit die eigene gesitige Armut nicht so auffällt war die Zwangsjodierung ein vom MAD lange geplanter Coup, um dann im Jahre 2007 einen bioterroristischen Anschlag auf den Hashimoto-erkrankten Bush durchzuführen.
http://jod-info.blog.de/2010/04/29/bush-2007-heiligendamm-vergiftet-8480065/
Gemeinsam sind CH und D, dass beide ihre Ziele in der Zwangsjodierung nicht erreicht haben. Na ja, sagen wir mal der Kropf ist fast weg, also ein Teilziel erreicht. Aber möglicherweise wollte man auch nur den Kropf wegbekommen. Zuviel Jod macht wohl bei Kindern ein Hyperaktivitäts-Aufmerksamkeits-Defizit Syndrom. Vielleicht kommt dann demnächst Ritalin in die Babynahrung.
Ansonsten kann man mit Jod ne Menge Spass haben, oder auch nicht mehr. Auch reimt sich auf Jod offenbar Tod.
Beim Rumsurfen (neudeutsch für hochqualifizierte wissenschaftliche Recherche) stiess ich auf die Jod-Kritik.de und da stand:
„… dass eine Dauerbehandlung mit Jod und Jodiden zu psychischer Depression, Nervosität, Schlaflosigkeit und sexueller Impotenz führen kann?
Insider nennen das Jodsalz deshalb auch „Eunuchensalz!“
und jetzt fällt mir die Bemerkung von „Beobachterin“ wieder ein, dass sich hier alle anpassen müssen … ergo: Hier wird mindestens genauso viel Jod gefressen wie in D und wem das nicht passt, der kann ja wieder gehen, wenn er nach so viel Jod noch gehen kann.
Ganz wichtig, um der schleichenden Entdoktorisierung zu entgehen ist die Quellenangabe :
http://www.jod-kritik.de/
und die Frage drängt sich auf, gibt es eigentlich eine solche Seite auch in CH, immerhin gab es den obigen Artikel in ktipp 4/2002. Auch heisst die Verantwortlich der Jodkritik Braunschweig-Pauli. Und den Namen Pauli gibt es auch in der CH. Wer kennt sie nicht, die Flausenmaus und den zwangsjodierten kleinen Prinzen?
Februar 23rd, 2011 at 15:52
…zum Beispiel viele der Backwaren wie Brot & Gipfeli, teilweise Teigwaren
Februar 28th, 2011 at 15:57
Jod gabs immer für unseren Wellensittich…damit er besser vögeln kann.