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Internet Banking for runaways — wie bezahlt man eine Rechnung in der Schweiz?

(reload vom 2.4.07)
Am Wochenende ist Zeit für die private Buchhaltung. Schweizer machen gern ein grosses Geheimnis daraus, bei welcher Bank sie ihr Konto haben. Daher schicken alle Debitoren vorgefertigte Rechnungen mit rosa-roten Einzahlscheinen für die Post. Denn wenn man bei der Schweizer Post am Schalter in bar bezahlt, dann kostet es keine Gebühren, bzw. der Empfänger des Geldes übernimmt die Gebühren. Dazu geht man zur Post, denn die Post ist keine Bank in der Schweiz, aber dort haben alle Banken ein Konto, über das sie Geld beziehen können. Oder so ähnlich, denn so richtig haben wir dieses System auch nach sechs Jahren noch nicht begriffen.

  • Zu Fuss zur Post gehen hält fit!
  • Wir kommen aus dem Land der Lastschriften und Einzugsermächtigungen. Wer in Deutschland lebt, lässt alles automatisch abbuchen: Die Miete, die Stromrechnung, die Telefonrechnung, die Vereinsbeiträge, die Einkäufe bei Amazon.de, den Bierdeckel in der Kneipe an der Ecke. Nicht so in der Schweiz. Dort ist zwar dieses Abbuchungsverfahren ebenfalls bekannt, was aber noch lange nicht heisst, dass es irgend jemand tatsächlich praktiziert. Auch Daueraufträge soll es geben in der Schweiz, aber fast niemand benutzt sowas. Wozu auch, der Spaziergang zur nächsten Post ist viel gesünder, und so kommt man wenigstens mal an die frische Luft und in Kontakt mit den Nachbarn, die den gleichen Weg am Monatsende unternehmen (vgl. Blogwiese).

  • E-Banking für Farbenblinde
  • In Deutschland hat jede Bank eine BLZ = Bankleitzahl. Die Kombination von Kontonummer und BLZ reicht aus, um einen Betrag zuverlässig von Bank A zu Bank B zu transferieren. Die Angabe des Empfängernamens ist hilfreich, aber keine Pflicht. Das Geld ist dann sowieso noch 1-3 Tage unterwegs, abgebucht wird es sofort, gutgeschrieben ein paar Tage später. Genau damit wird bei den Banken Geld verdient. In der Schweiz gibt es zwar auch IBAN-Nummern, aber das meiste wird nicht direkt von Bank zu Bank abgewickelt, sondern über die Post. Mit Hilfe einer komplizierten Referenznummer sollte jede Buchung eindeutig zugeordnet werden können.

    Ich wollte also am Wochenende eine Rechnung bezahlen, die ohne rosa/roten Einzahlungszettel bei mir eintrudelte. Da die Post am Wochenende geschlossen hat, versuchte ich, das Geld via „Internet-Banking“ zu überweisen. Bekannt sind mir der Betrag, eine „PostFinance-Kontonummer“ und der Kontobesitzer. Ich versuche also bei auf der Webseite meiner Bank, das Geld in das richtige Formular einzutragen und zu überweisen. Ich starte den ersten Versuch mit einem „orangenen Einzahlungsschein“:

    Orangener Einzahlungsschein

    Der verlangt eine Konto-Nummer, die gebe ich ihm. Eine Referenz-Nr, die habe ich nicht, also lass ich das Feld leer, aber einen Betrag, den weiss ich wieder. Kaum gebe ich dort die PostFinance-Kontonummer ein, fängt das Formular an zu motzen: „ungültige Eingabe„. Also versuche ich es mit dem „roten Einzahlungsschein“. Finde ich übrigens ganz klasse, dass diese beiden Zahlscheine so glasklar und eindeutig von einander getrennt sind. Rot und Rosa, besser hätte man es nicht wählen können. Warum nicht Blau und Hellblau, oder Grün und Grünlich?

    Roter Einzahlungsschein

    Hier der rote Einzahlungsschein. Sehen sie, wie rot er ist? Nein, das ist kein Rosa, das ist Rot! Hier gibt es eine „Postkonto-Nr.“ einzutragen. Klingt doch fast wie „PostFinance-Konto“. Doch auch dieses Formular findet meine Empfänger-Kontonummer nicht gültig.

  • Alles clear beim IBAN-Banking?
  • Also starte ich den dritten Versuch, diesmal mit einer „Banküberweisung“. So von Bank zu Bank, sollte doch kein Problem sein. Obwohl, wenn die Post keine Bank ist, ist dann „PostFinance“ auch keine Bank? Was ist es dann?

    Banküberweisung in der Schweiz

    Doch nun soll ich die Clearing-Nr. oder IBAN Nummer des Empfängers eingeben. Die Bankkonto-Nr. allein wird wieder als „ungültig“ abgewiesen. Mir ist gar nichts „clear“, und mein Geld werde ich heute wohl nicht mehr los. Vielleicht packe ich den Betrag einfach in einen Umschlag und schicke ihn per A-Post ans Ziel. Für heute ist das Homebanking gescheitert. Immer noch versuche ich zu begreifen, was der Unterschied zwischen den Farben Rot und Rosa bedeutet. Ausserdem ist da auf diesen Formularen einfach nirgends ein Schweizerkreuz zu sehen, nicht einmal ein ganz klitzekleines. Das löst bei mir nach 10 Jahren in der Schweiz instinktives Misstrauen aus. Diesen Dingern soll ich mein Geld anvertrauen?

    So langsam verstehe, ich warum viele Schweizer lieber diese Zahlscheine dem Postangestellten zur Erledigung in die Hand drücken.

    

    11 Responses to “Internet Banking for runaways — wie bezahlt man eine Rechnung in der Schweiz?”

    1. matti Says:

      Tja andere länderandere sitten. Habe mich auch schon gewundert wie kompliziert der umgang mit banken in frankreich ist.
      Die post-bank in der ch ist ein zwitter. Halb bank und dann doch wieder nicht.
      Mit IBAN bezahlen funktioniert bestens. Einfach den IBAN eingeben bestätigen,
      der rest wird automatisch ausgefüllt, betrag eingeben, wieder bestätigen. Et voilà. Nur nicht zuweit denken.
      Wer steht denn schon gerne am ende des monats bei der post schlange. Zumal deren öffnungszeiten sehr zu wünschen lassen.

      matti

    2. Brun(o)egg Says:

      Wer bezahlt denn heute noch über die Post? Macht ihr das wirklich?!
      Bankauftrag mit dem EZ an die Bank, direkt am Konto abgebucht. Oder LSV für gleichbleibende Beträge.Fertig.

      [Anmerkung Admin: Stell dich mal am 30-31. eines Monats bei der Post an, dann wirst du es sehen, wie viele Menschen es immer noch so handhaben]

    3. Eva Says:

      Du sprichst mir aus der Seele.

      Genauso ging es mir, als ich von Deutschland in die Schweiz gegangen bin. Hier, also in der Schweiz, bin ich gleich mal zum Onlinebanking gegangen und wurnderte mich über die orangenen und die roten Ueberweisungsträger.
      Auch war ich etwas überfordert, wie ich überweisen kann.
      Naja, und jetzt wechsele ich mich einfach mit den beiden ab:))

      Und auch wenn man was online bestellt, braucht man fast ein Postfinance-Konto.

    4. D. Engel Says:

      Also etwas vom ersten was ich nach dem Anfang der Stifti von meiner Grossmutter erhielt, war das gelbe, sagenumwobene Einzahlungsbüchlein der Post. Noch heute, 4 Jahre später, werden alle Rechnungen via gelbem Büchlein (und dem damit verbundenen Besuch bei der Post) bezahlt.

      Ich mag das gelbe Büchlein, es ist sehr übersichtlich. Ebenso mag ich den monatlichen Gang zur Post, auch wenn ich dann jeweils etwas früher von der Arbeit gehen muss, weil ich dann viele Leute antreffe, die ich sonst eher nicht sehe.

      Ich finde auch, es hat irgendwie etwas traditionelles.

    5. Gery Says:

      Und ich finde das deutsche System als überaus kompliziert… Wenn ich mal was in Deutschland bezahlen muss, ist das wie ein spiessruten lauf. Da lobe ich mir das überaus einfache schweizer system… Rechnung mit referenznummer= rosa / Ohne referenz nummer = rot. übrigens waren die nicht immer so farbig. früher waren die Grün (heute rot) und blau (heute rosa) Dass die Post die Farben wechseln musste, ist eurer tollen EU zu verdanken… Zum Bezahlen ist dringend die postchecknummer der Bank sowie die Clearing nummer nötig. Die clearing nummer ist so was ähnliches wie die BLZ. Und jede Bank hat eine Postcheckverbindung, die kann man nachfragen. Also ich finde das total einfach.. Ausser dass ich mir die allmonatliche Schlange vor dem Postschalter nicht mehr antue. dafür gibts ja eBanking…. online.

    6. MacZuerich Says:

      Gery, also was am deutschen System komplizierter sein soll als am schweizer System entzieht sich meinem Verständnis. Bei Überweisungen an Firmen oder Personen, die kein Postfinance-Konto haben, ist es sogar deutlich einfacher. In DE braucht man grundsätzlich eine Kontonummer und eine Bankleitzahl (zusätzlich muss/sollte die Adresse des Empfängers angegeben werden). Dann noch den Verwendungszweck um dem Empfänger die Zuordnung zu erleichtern.
      In der Schweiz brauche ich, bei Inhabern eines Postfinance-Kontos, die Post-Kontonummer, die Adresse und den Verwendungszweck. Bei Überweisungen an eine Bank wird es komplizierter. Da braucht man dann die Kontonummer des Empfänger, die Bank des Empfängers mit Adresse, die Postfinance-Kontonummer der Bank, die Clearing-Nummer der Bank und den Verwendungszweck.

      Mir scheint das deutsche System einfacher, weil eindeutig. Sicher sind die Referenznummern für die automatische Verarbeitung beim Empfänger eine Erleichterung, nur kann dieses Ziel, bei vorausgefüllten Überweisungsformularen, durch entsprechende Angaben genauso erreicht werden.

      Nebenbei, die ehemals blauen Formulare sind heute orange. Und was die EU mit dem Farbwechsel zu tun haben soll, kannst Du mir vermutlich sagen. Laut der Pressemitteilung der Post erfolgte der Wechsel von Grün zu Rot weil die roten Scheine besser automatisch verarbeitet werden können. Analog gilt das wohl auch für den Wechsel von Blau zu Orange.

    7. neuromat Says:

      „wenn ich mal in Deutschland was bezahlen muss, ist das wie ein spiessruten lauf. Da lobe ich mir das überaus einfache schweizer system“

      Rechnung mit referenznummer= rosa / Ohne referenz nummer = rot. übrigens waren die nicht immer so farbig. früher waren die Grün (heute rot) und blau (heute rosa)

      Zum Bezahlen ist dringend die postchecknummer der Bank sowie die Clearing nummer nötig..Und jede Bank hat eine Postcheckverbindung, die kann man nachfragen.

      also ich fülle da einfach einen Ueberweisungsschein aus – und fertig, so kompliziert ist das in Deutschland. Und was können wir daraus lernen: das Leben ist Realsatire!

    8. tobi Says:

      Das „farbige“ System der Schweiz wird mir immer ein Rätsel bleiben.

      Für einen Geldtransfer benötige ich den Code der Bank und eine Kontonummer. Fertig!

      Aber vielleicht hat das ja auch etwas mit dem Bankgeheimnis zu tun.

    9. Gery Says:

      Warum die EU an den „neuen“ Farben schuld sind? ganz einfach: weil die EU mit den alten Farben grün und blau nicht kompatibel sind. Die deutschen Zahlscheine sind ja in einer sehr ähnlichen Farbe wie die heutigen Einzahlungscheine in der Schweiz. Früher mussten alle internationalen Transaktionen immer zuerst umgebucht und neu erfasst werden, weil die Zahlscheine im EU Ausland nicht akzeptiert wurden. Soviel zum Thema „Besser verarbeitet“. Aber das steht ja in keiner Pressemitteilung. das ist Insiderwissen….

      Was bitte ist denn ein Überweisungschein?? Wie kompliziert ist das denn?? Ich habe regelmässig Probleme und Ärger wenn mir irgendwelche Angaben beim Ausfüllen eines deutschen Zahlscheins fehlen. Beim schweizer System hab ich nie solche Probleme.. da ist alles klar geregelt und vorhanden.

      Aber vermutlich ist das nur weil ich mich das so gewohnt bin. Genauso wie die Deutschen Ihr System gewohnt sind…

      übrigens, wenn du eBanking benutzt, werden die meisten Angaben automatisch eingesetzt. BC nummer eingeben und—-wusch—- steht da der Name und die Adresse der Bank. Nur noch kontonummer und empfänger eingeben und weg ist das Geld.. wo soll das kompliziert sein????

    10. Frank Says:

      Ich verzweifle komplett am Schweizer System mit den Kontonummern. Lustigerweise scheint es sich nämlich auch fünf Jahre nach Einfach der IBAN noch nicht rumgesprochen zu haben, dass sie eigentlich verpflichtend ist. 1 von 10 Zahlungsempfängern schafft es, sie anzugeben. So ganz aufgeschmissen ist man, wenn der Empfänger keine IBAN und kein BC an gibt (3/10).
      Wirklich hilfreich wären übrigens Barcodes statt Referenznummern, wenn man schon beim Onlinebanking eine ewig lange Zahl abtippen muss m(
      Das System in Deutschland ist da wirklich sehr viel eindeutiger und online-Banking kompatibler.

    11. Marc Says:

      Versucht mal eine Rechnung aus Deutschland per Postschalter zu bezahlen.
      Wenn es jemand geschafft hat, bitte um Erklärung. 🙂