Esoterik im Alltag wagen
(reload vom 15.09.06)
In unserer Lieblingsbäckerei „Fleischli“ (nein, das ist definitiv kein Metzger) in Bülach fanden wir ein sensationelles Angebot. „Mondbrot — Hergestellt aus Mehl, das bei Vollmond gemahlen wurde“
Wir kauften es, probierten es, und waren begeistert: Man schmeckt geradezu den feinen Staub des Regoliths heraus. Die Löcher im Mondbrot erinnern uns an die Mare und Krater, die Montes und Kaps.
Wir finden das gut, wenn ein simples Produkt wie Brot endlich die kosmische Bedeutung erhält, die es verdient. Esoterik erhält Einzug im Alltag. Und das nicht nur bei unserer Lieblingsbäckerei. Auch an anderer Stelle findet sich in Bülach beredtes Zeugnis. Diese Tafel steht zu Füssen einer Steinskulptur:
Es gibt in der Zahlenmystik keine Zahl, die nicht in irgendeiner Form heilig ist. Die Erklärung zur Zahl Sieben liest sich so:
7 – Als Summe von 3 + 4 Zahl der Fülle und Vollendung; die Zahl der Vereinigung des Geistigen und der Materie und die Zahl der Heilung; die Zahl der früher bekannten Planeten in unserem Sonnensystem plus Sonne und Mond, die Zahl der Schöpfungstage, die Zahl der Körperöffnungen, die Zahl der Tugenden.
(Quelle: heiligenlexikon.de)
Bei den Planeten müssen wir neidlos und erfurchtsvoll anerkennen: Esoterik hatte doch recht, es sind bekanntlich seit neustem wieder nur sieben. Bei der „Zahl der Körperöffnungen“ waren wir uns gar nicht der Tatsache bewusst, welch hochgeistiges Potential in unserem zweiten Nasenloch steckt. Das muss man sich erst einmal klar werden. Beim nächsten Abschnauben also bitte ein bisschen mehr Andacht, von den anderen Körperöffnungen wollen wir aus pietätischen Gründen lieber gar nicht anfangen.
Schon die Menschen im Mittealter erkannten diese Problematik. In Ihrer Vorstellung musste die Seele beim Tode eines Menschen durch eine Körperöffnung entweichen können. Am Portal des Freiburger Münsters findet sich eine aussergewöhnliche Darstellung der Szene, in der Judas seinen Herrn Jesus an die Römer durch einen Kuss verriet. Später hängte er sich auf. Das erzeugte in mittelalterlicher Vorstellung ein doppeltes Problem:
1. Bei verschlossener, strangulierter Kehle kann keine Seele entweichen. Und die muss ja irgenwie raus aus dem Körper.
2. Der Mund, der Jesus geküsst hatte, kann nicht zum Ausgang für eine solch schlechte Seele wie die von Judas werden.
Flugs kombinierte man den „Tod durch Erhängen“ noch mit einem „Tod durch aufgerissene Därme, beim Fall über Sträucher zugezogen“, und schon war das Problem gelöst. An die anderen sechs Körperöffnungen dachte im Mittelalter wohl niemand.
Judas am Portal des Freiburger Münsters: Rechts die Kussszene, links Judas aufgehängt mit hervorquellenden Gedärmen.
Doch zurück zur Bülacher Würfel Skulptur. Wir lesen auf der Hinweistafel:
Der Würfel Symbol der Erde
Wir haben da zwei kleine Probleme. Erstens ist die Erde ziemlich rund, und hat mit einem Würfel wenig Ähnlichkeit, und zweitens hat ein Würfel 6 Seiten, und nicht sieben. Oder sind wir da ein wenig zu pingelig? Wir lesen weiterhin:
Die 7. Dimension Wir holen sie zur Erde
Die Kosmischen Zeichen
Sie helfen Dabei
Bisher kannte ich drei Raumdimension und eine Zeitdimension, die sich als Raumzeitdimension zusammenfassen lässt. Im Judentum kennt man die „Sieben Himmel“:
Die sephardischen Juden sind stolz auf ihre ’sieben Himmel‘, große, runde Kuchen aus sieben Schichten, ein Symbol für die sieben Himmel, durch die der Herr zum Berg Sinai hinabstieg, und ebenso für die sieben Omerwochen
(Quelle: payer.de)
Und zumindest vom „7. Himmel“ hat jeder schon gehört, es ist ein Damen- und Herrenmoden Geschäft in Luzern. Kannten Sie nicht? Wann waren Sie denn zuletzt in der Innerschweiz?
Wir finden das gut, wenn die 7. Dimension in Bülach mit Hilfe dieser sieben Würfel zur Erde geholt wird. Endlich mal was los in der Lifestyle Metropole des Unterlands. Die sieben Würfel stehen übrigens ziemlich zentral, an der Ecke Bahnhofstrasse / Winterthurerstrasse. Es geht dort jetzt schon mächtig die Post ab, bei der der kosmischen Energie, welche diese Steine anziehen.
Unser Hund findet, dass dieser Fleck und diese Säule eine absolut hochwertige Informationszentrale für hündische Neuigkeiten rund um die Innenstadt von Bülach darstellt.
Oktober 7th, 2009 at 7:04
So beginnt der Tag gut. Selten so gelacht!
Oktober 7th, 2009 at 8:05
Morgen Jens,
ueber wieviel Brücken musst Du gehen,
wieviel dunkle Jahre ueberstehen
und wie oft wirst Du Asche sein?
welches ist das verflixte Jahr nach der Eheschliessung?
der wievielte im Oktober ist heute?
und wieviel Mitglieder hat der Schweizerische Bundesrat?
das kann doch alles kein Zufall sein. Nicht vergessen in sieben Tagen treffen wir uns wieder zur Männergruppe Lila Südstadt, Reto hat die Grippe (H7N7 Mutation) und kann nicht kommen, so sind wir zu siebt wenn Du kommst.
Oktober 7th, 2009 at 10:11
das muss ich noch einstellen. Hier wird deutlich, wieviel Empathie Herr Steinbrück doch gezeigt hat, indem er nicht einfach irgendeinen Reiterhaufen losschicken wollte, sondern genau diesen esoterischen:
http://www.pro-journal.de/die-siebte-kavallerie-vor-yuma-die-man-auch-ausreiten-lassen-kann/
Oktober 7th, 2009 at 10:46
9 Planeten minus einen macht aber doch nicht sieben? Und sieben Körperöffnungen habe ich ja schon am Kopf – Augen mitgezählt. Also irgendwas stimmt da vorne und hinten nicht. Aber so muss das wohl sein, wenn alles jenseits der Wissenschaft in EINE Schublade gesteckt wird, auf der „Esoterik“ steht. Bleibt die Frage: „Was will uns der Künstler sagen?“ ;)))
Oktober 7th, 2009 at 14:15
S C H W E I Z – das sollten sieben Buchstaben sein
Suisse + Helvetia = 14 14/2 =7
Die 7 ist also eine echte Schweizer Zahl; denn natürlich hat die magische Zahl mit Kleinen zu tun: Die sieben Zwerge. Und dann gibt es da noch so sieben Sachen, die man packen kann oder sieben Eigenschaften: Superbia, Avaritia, Luxuria, Ira, Gula, Invidia, Acedia ….
😉
Oktober 7th, 2009 at 14:54
@Egon
Na, bei den „sieben Sachen“ würde ich mal vorsichtig sein, denn das ist ein alter Ausdruck aus dem 15./16. JH für Geschlechtsverkehr.
Du meinst eigentlich wohl „sex Sachen“? 😉
Oktober 7th, 2009 at 20:53
Jetzt muss ich doch auch wieder mal was schreiben! Weil:
Die Marroni Saison begonnen hat ( Eigenwerbung )
Ich endlich wieder mal was von Neuromat gelesen hab! Der Typ schuldet mir noch ne Wurst in Freiburg Breisgau!
Die Ergüsse vom Herr 1 Zürcher irgendwie an die Minarett Plakate erinnern. ( Musste mal gesagt werden. ) Danke Jens, dass Du nicht alles wegzensurierst, sagen soll er es dürfen.
Ich gelesen hab, dass es neu eine Zeitung für Deutsche in der Schweiz geben soll! Jens, wir warten auf Deine Kolummne.
M ( 1 ) A ( 2 ) RR ( 3 / 4 ) O ( 5 ) N ( 6 ) I ( 7 ) (Bitte alle nochmals nachzählen ) Marroni 7 Buchstben hat!
Oktober 8th, 2009 at 12:12
Ich steh auf die Neun, weil ihr alles Neunmalkluge, Kreative seid. (pos.!)Da ist uns hier wohl was abhanden gekommen mi t den nur 7 Bundesräten.
Oktober 8th, 2009 at 15:30
ja lieber Marroni
wer ein Marronigeschäft betreibt, der findet an den Wochenenden eben keine Zeit für den Freiburger Weihnachtsmarkt. Ich dachte vor allem an eine Merguez. Mal sehen, nur dieses Jahr siehts terminlich noch wüster aus. Bald gar keine Zeit mehr. Richtig entspannend hier in Helvetien.
andere Frage
wo sind denn bei den Bundesräten welche abhanden gekommen?
Oktober 8th, 2009 at 19:37
@Brun(o)egg
Lieber siebengescheit und neunmalklug als nicht ganz hundert… Man ist eben bescheiden und hat eine Abneigung gegen gegen allzu hohe Zahlen.